Klaus Dörner - Bürger und Irre

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Wie geht die bürgerliche Gesellschaft mit denen um, die, gemessen an ihrem Begriff der Vernunft, unvernünftig sind? Klaus Dörner zeigt die Tatsache und die Gründe, warum die bürgerlichen Gesellschaften in England, Frankreich und Deutschland erst im Zusammenhang mit der industriell-kapitalistischen Revolution ihre psychisch Kranken als «die Irren» wahrnahmen: eine reich dokumentierte Geschichte der Psychiatire-Geschichtsschreibung, mit kritischem Überblick der klassischen Werke und ihrer Tendenz. «Bürger und Irre» war seit seinem ersten Erscheinen 1969 bahnbrechend bei der Entstehung der Psychiatriebewegung in der Bundesrepublik und in Italien. Die zahlreichen Einzeluntersuchungen, die in der Folge entstanden, die Übersetzungen in alle europäischen Sprachen zeigen, dass die Wirkung dieses Werkes ungebrochen ist. «Solange psychisch Kranke bestenfalls nur den halben Pflegesatz im Vergleich zu körperlich Kranken zugesprochen bekommen, dauert die ungleiche Auseinandersetzung zwischen 'Bürgern' und 'armen Irren' an.» Klaus Dörner

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Unter dessen Einfluß geschieht es auch, daß Battie die spätere, die Irren insgesamt vergesellschaftende Bewegung des »moral management« einführt. Sein lapidarer Satz »management did much more than medicine« besagt für den als Psychiatrie sich verselbständigenden Bereich der Medizin, daß man die herkömmliche Anwendung zahlloser Medikamente als unsinnig abtut und daß diese neue Spezialität sich auch in der Richtung einer »moral science« entwickelt. Für die durch das Medium des St. Luke’s oder ähnlicher Einrichtungen in die bürgerliche Gesellschaft eintretenden Irren bedeutet dieser Satz, daß an die Stelle ihrer bisherigen Ausgegrenztheit, ihrer naturwüchsigen »Freiheit« und ihres Ausgesetztseins privater Willkür und Ausbeutung, beliebiger Gewaltanwendung und allgemeiner Regel- und Rechtlosigkeit nun eine dem Anspruch nach zwar philanthrope, aber ebenso universelle moralische Ordnung aller Daseinsbereiche tritt, solange diese Krankheit »inexplicable by general science and the common law of Nature« ist. Diese Einschränkung zeigt, daß hier »moral management« nur ersatzweise für den eingestandenen Mangel der Naturbeherrschung eintritt, während spätere Zeiten diese »negative science«, die Widerständigkeit der Natur aus ihrem Erkenntniskalkül streichen und »moral management« selbst als spezifisches Mittel bestimmen werden. Die andere Differenz des »moral management« gegenüber der rationalistischen Ausgrenzung liegt darin, daß »madness« jetzt nicht mehr als Irrtum am Maßstab einer objektiven Wahrheit verstanden und durch Korrektur des Irrtums zu heilen ist. Vielmehr gilt »madness« nun als Abweichung (»deviation«) der Empfindungen bzw. des Verhaltens vom rechten Mittelmaß der »animal oeconomy«. Heilung ist Reduktion der Extreme auf diese Mitte der »practical truth«. Die Regeln dieses »management« sind etwa folgende: völlige Loslösung aus den sozialen Beziehungen (Wohnung, Familie), wobei selbst gegenüber den Reichen die wissenschaftliche Autorität sich über die soziale hinwegsetzt, indem solchen Patienten ihre gewohnten Bediensteten zu nehmen sind; Fernhalten der Nerven von allen reizenden Objekten; Ordnung der ungeregelten Strebungen; Zerstreuung der fixierten Imagination; Beschäftigung muß zwischen Lust und Unlust indifferent sein; im Rahmen dieses Regimes versucht man, die erkennbaren Ursachen zu eliminieren, wobei die Leidenschaften durch Narkotika oder durch Erregung der entgegengesetzten Passion (Furcht gegen Zorn, Sorge gegen Freude) aufs Mittelmaß zu temperieren sind; bei Völlerei und Müßiggang ist dem Arzt auch Zwang – z.B. schmerzerzeugende Medikamente – erlaubt, um die Patienten zu einem maßvollen und arbeitsamen Lebenswandel zu konditionieren. 62

Sich erstmals »vulgarly« den Dingen zuwendend, versucht Battie nicht nur, die Irren und ihre Unvernunft dem Streit philosophischer Schulen zu entreißen 63, er polemisiert vielmehr vor allem gegen seinen mächtigen Konkurrenten und Repräsentanten der traditionellen Auffassung des Irreseins, den Arzt des Bedlam, John Monro, und gegen die Privatbesitzer von Irren-Unterkünften. Deren Schweigen, der »defect of communication«, sei schuld am fehlenden Wissen über die Irren, das nur durch Diskussion der ärztlichen Erfahrungen entstehen könne. Batties buchstäbliche Veröffentlichung seiner Erfahrungen ist also ein frontaler Angriff gegen solche private und schweigende Ausbeutung sowohl der Irren selbst wie des Wissens über sie. 64

Am Ende zieht Battie ein humanitär-emphatisches Fazit aus seinen Erfahrungen: »We have therefore, as Men, the pleasure to find that Madness is, contrary to the opinion of some unthinking persons, as manageable as many other distempers, which are equally dreadful and obstinate, und yet are not looked upon as incurable: and that such unhappy objects ought by no means to be abandoned, much less shut up in loathsome prisons as criminals or nuisances to the society.« 65Die Einführung des »management« als Methode macht für Battie die unheilvolle Unterscheidung zwischen Heilbaren und Unheilbaren, die das enge medizinische Denken fordert, gegenstandslos: der Psychiater ist für alle da. Vor allem den Anfänger warnt Battie jedoch vor therapeutischem Aktivismus, mit dem man eine Heilung auch verhindern kann, da man nie genau weiß, ob die Nerven mehr durch die »madness« oder durch die Therapie strapaziert werden: sie müssen ihre »natural firmness« »at liberty« wiederfinden. Im übrigen muß der Arzt das Unglück seiner Mit-Geschöpfe stets zu mildern bestrebt sein, auch wenn es nur für einen Augenblick ist. 66

Monro hat diese Polemik sehr wohl verstanden, und nichts verdeutlicht die epochale Bedeutung Batties mehr als der Umstand, daß Monro umgehend auf diese Herausforderung antwortete, wodurch die 200jährige Tradition der Bedlam-Ärzte, in Sachen der Irren zu schweigen, beendet war. Noch im selben Jahr, 1758, erschienen Monros Remarks on Dr. Battie’s Treatise on Madness . 67Sie suchen als unsinnig nachzuweisen, daß »madness« überhaupt zum Gegenstand ärztlicher Diskussion gemacht wird: »Madness is a distemper of such a nature, that very little of real use can be said concerning it; the immediate causes will for ever disappoint our search, and the care of that disorder depends on management as much as medicine. My own inclination would never have led me to appear in print, but it was thought necessary for me, in my situation, to say something in answer to the undeserved censures which Dr. Battie has thrown upon my predecessors.« 68

Doch zeigt sich hier die Dialektik der konservativen Haltung: unterwirft sie sich der sprachlichen Äußerung, steht sie – auch gegen den eigenen Willen – unter den Gesetzen des Räsonnements. Allein um Battie kritisieren zu können, muß er gegen dessen »deluded imagination« eine eigene Definition entwerfen: »madness« ist bei ihm »vitiated judgement« – gemäß der rationalistischen Tradition. Nun ist zwar zu sagen, daß Batties umfassendere Formel sich für die Psychopathologie des ganzen 19. Jahrhunderts als fruchtbarer erwiesen hat, doch ist ebenso zuzugeben, daß Monro hier der neuen Bewegung eine Warntafel an den Anfang ihres Weges stellt. Denn während die Bestimmung einer Störung des »judgment« einen restriktiven Gebrauch des Begriffs »madness« nahelegt, impliziert »madness« als Störung der »imagination« die Gefahr, die Grenzen dieses Begriffs aus den Augen zu verlieren und ihn auf alle von einer beliebigen Norm her abnormen Verhaltensweisen in einer Gesellschaft anzuwenden. So wenig Battie dieser Gefahr erlegen sein mag, so oft ist das bei vielen seiner Nachfolger geschehen, die der praktischen Vergesellschaftung des Irreseins eine theoretische folgen ließen, wodurch aus der Psychiatrie ein Instrument zur Bewahrung moralischer Ordnung und gesellschaftlicher Integration wurde. Immerhin kritisiert Monro schon bei Battie diese expansive Tendenz mit Recht: »It is certain that the imagination may be deluded where there is not the least suspicion of madness, as by drunkenness, or by hypochondriacal and hysterical affections.« 69

Der Streit Battie-Monro bewegte die Öffentlichkeit. Einerseits wurden die beiden Bücher in The Critical Review ausführlich analysiert, und T. G. Smollett schrieb in seinem Roman Sir Launcelot Greaves ganze Passagen aus ihnen ab. 70Andererseits war das Interesse am Mad Business sowohl der medizinischen als auch der parlamentarischen Öffentlichkeit durch diese Diskussion so weit geweckt, daß das College of Physicians sich jetzt nicht mehr – wie noch 1754 – weigerte, an einem Gesetz über die Kontrolle der privaten Mad Houses mitzuarbeiten, und daß das Parlament 1763 eine Kommission zu diesem Zweck einsetzte, der Fox und William Pitt angehörten. Vor dieser Kommission wurden als Spezialisten Battie und Monro gehört. Beide waren sich darin einig, daß eine gesetzlich geregelte Kontrolle solcher Privatunternehmungen erforderlich sei. Zwei Gesetzentwürfe scheiterten 1772 und 1773 am Widerstand des Oberhauses. Erst 1774 kam das erste »Act of Parliament for regulating Madhouses« durch. Die widerstrebenden Interessen werden in dem beschränkten Wirkungskreis des Gesetzes deutlich: es beabsichtigte lediglich, Rechte und Wohlfahrt der bemittelten, selbstzahlenden Irren in den privaten Häusern zu sichern, nahm die »armen Irren« aus – sowohl diejenigen, die in den »workhouses«, »poor-houses« usw. untergebracht waren, als auch die armen Insassen privater Einrichtungen, die dort von ihren Gemeinden bezahlt wurden. Vom College of Physicians zu ernennende fünf »Commissionars« hatten von nun an Lizenzen an Personen zu erteilen, die mehr als einen Irren in einem Hause aufnehmen wollten, und hatten einmal im Jahr die Madhouses zu inspizieren – doch nur bei Tage. Alle Aufnahmen mußten von den Unternehmern gemeldet werden, in London binnen 3 Tagen, in der Provinz in 14 Tagen, ausgenommen die »armen Irren«; dasselbe galt für die Anordnung, daß Personen nur aufgrund eines durch einen Arzt ausgestellten Attestes aufgenommen werden durften. Die Ausführung dieses unvollkommenen Gesetzes war entsprechend lückenhaft; über manche Häuser erschien nie ein Bericht. Wenn auch die »poor lunatics« – wie die »labouring poors« – als existent wahrgenommen wurden, dauerte es doch noch ein halbes Jahrhundert, bis sie gesetzlich eines gewissen Schutzes für würdig erachtet wurden. 71

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