Klaus Dörner - Bürger und Irre

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Wie geht die bürgerliche Gesellschaft mit denen um, die, gemessen an ihrem Begriff der Vernunft, unvernünftig sind? Klaus Dörner zeigt die Tatsache und die Gründe, warum die bürgerlichen Gesellschaften in England, Frankreich und Deutschland erst im Zusammenhang mit der industriell-kapitalistischen Revolution ihre psychisch Kranken als «die Irren» wahrnahmen: eine reich dokumentierte Geschichte der Psychiatire-Geschichtsschreibung, mit kritischem Überblick der klassischen Werke und ihrer Tendenz. «Bürger und Irre» war seit seinem ersten Erscheinen 1969 bahnbrechend bei der Entstehung der Psychiatriebewegung in der Bundesrepublik und in Italien. Die zahlreichen Einzeluntersuchungen, die in der Folge entstanden, die Übersetzungen in alle europäischen Sprachen zeigen, dass die Wirkung dieses Werkes ungebrochen ist. «Solange psychisch Kranke bestenfalls nur den halben Pflegesatz im Vergleich zu körperlich Kranken zugesprochen bekommen, dauert die ungleiche Auseinandersetzung zwischen 'Bürgern' und 'armen Irren' an.» Klaus Dörner

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Das gesellschaftliche Interesse an den »armen Irren« hatte sich indessen schon in einigen Hinsichten angekündigt, freilich noch kaum im medizinischen Bereich. Zu diesen vorbereitenden Vorgängen gehört es, daß 1736 durch Act of Parliament alle Gesetze »against Conjurations, Inchantments, and Witchcrafts« aufgehoben wurden, die die Grundlage waren zur Verfolgung von Irren als Besessene, Hexen oder Zauberer. 46In Erweiterung des Gesetzes von 1714 wurde 1744 von Gemeinden nicht mehr nur verlangt, ihre »pauper lunatics« zur Sicherung der Öffentlichkeit an einen festen Ort zu bringen, sondern es sollte auch Sorge für ihre Heilung getragen werden: »curing such Person during such Restraint«. 47In der wissenschaftlichen Öffentlichkeit der Ärzte setzte die Diskussion über die »armen Irren« in nennenswertem Umfang später als in der politischen Öffentlichkeit ein. 48

Neben den Gesetzgebern wurden die Kirchen frühzeitig aufmerksam. Namentlich soweit sie politisch machtlos waren, entwickelten sie eine zum Teil enthusiastische gesellschaftliche Aktivität. Das gilt vor allem für die methodistische Bewegung und ihren Führer John Wesley. Hier ist der Staat zwar die Verwirklichung der Legalität, aber nicht der Moralität, die vielmehr erst durch die Tätigkeit der Bürger oder durch die Kirchen in den Staat hineingetragen werden muß. Es gelang John Wesley zusammen mit seinen Mitarbeitern und Nachfolgern, die neuen Massen, welche die Industrielle Revolution hervorbrachte, dem Christentum nahezubringen. Mit Recht ist gesagt worden, daß Wesley mit seinen enthusiastischen und volkstümlichen Bekehrungsmethoden der Notleidenden »eine große politische und soziale Revolution in England verhindert hat«. 49Wesley begann 1738 mit seinen, den Bürger in ihrer doppelten Unmittelbarkeit erschreckenden Predigten für die »freien« Armen und in der »freien« Natur. 50Leiden und Schmerz waren die höchst realen Themen, wenn auch die Arbeiter entpolitisierend. Es waren das dieselben Gefühle, die das Bürgertum alsbald sublimiert in der Romantik zu leiden und zu genießen sich anschickte. Wesleys Interesse betraf aber nicht nur das geistliche, sondern auch das körperliche Heil. Schon 1747 verfaßte er in populärer Form Anweisungen für die Selbstbehandlung. In nichts entsprachen jedoch seine Anschauungen von der Spiritualisierung des Körperlichen zugleich mehr den medizinischen Vorstellungen seiner Zeit als im Phänomen der Elektrizität. Unmittelbar nach den ersten therapeutischen Experimenten Franklins mit einer »electric treatment machine« übernahm Wesley diese Methode – mehr als 10 Jahre, bevor sie Eingang in ein Krankenhaus fand. Nach und nach erwarb er mehrere Apparate, um die Behandlung der Armen kostenlos durchzuführen. 1760 brachte er seine Erfahrungen zu Papier unter dem bezeichnenden Titel The desideratum: or, electricity made plain and useful. By a lover of mankind, and of common sense . Es war für ihn vor allem das billigste »and rarely failing Remedy, in nervous Cases of every Kind«. 51Indem er zeigt, daß Hysterie bzw. Spleen nicht mehr das Vorrecht der guten Gesellschaft waren und sich ihre körperliche Qualität zunehmend in eine psychischmoralische umwandelte, wird deutlich, wie weitgehend es sich hier um gesellschaftliche Bedürfnisse handelt, denen sich die medizinische Wissenschaft zum Teil sekundär anpaßt. In seinem Tagebuch reflektiert Wesley 1759: »Why, then, do not all physicians consider how far bodily disorders are caused or influenced by the mind?« 52

b) William Battie

Geistliche der verschiedenen Kirchen, die nach der Revolution so streitbar die Moralisierung der erweiterten Gesellschaft wahrnahmen, die die neue romantische Literatur von der Kanzel aus propagierten und sich zugleich gegenseitig bekämpften, waren – so scheint es – nicht selten auch die Väter der nun auftretenden ersten Psychiater. Dies gilt auch für William Battie (1704–1776), der bis in die jüngste Zeit in der Psychiatriegeschichte vergessen war. Es scheint uns, daß Battie der Psychiatrie das erste »Paradigma« gegeben hat, und zwar denkbar vollständig nach den Richtungen der Institution, der Praxis und der Theorie. Aus dem, was bis dahin mit dem zwiespältigen Begriff »Mad Business« bezeichnet worden war, wurde eine wissenschaftliche Disziplin der Medizin, aus den »armen Irren« wurden Patienten. Dies ist freilich antizipierend zu verstehen: Battie und sein Krankenhaus repräsentieren lediglich – jedoch für lange Zeit exemplarisch – den Beginn des langen Weges der Irren, als eines Teils der ausgegrenzten Vernunft, in die gesellschaftliche Integration. Daß der Stand der gesellschaftlichen Entwicklung ein solches Bedürfnis sichtbar machte, wurde beschrieben. Die Person Batties konnte dem entsprechen. Nach dem Tod seines Vaters studierte er weitgehend ohne eigene Mittel Medizin, hielt schon früh anatomische Vorlesungen, gab Ausgaben von Aristoteles und Isokrates heraus und war in seiner bei Cambridge eröffneten Praxis so erfolgreich, daß er 1738 nach London übersiedeln konnte. Er wurde Fellow of the Royal College of Physicians, hielt physiologische und klinisch-medizinische Vorlesungen, publizierte Bücher in diesen Spezialitäten, erhielt verschiedene ehrenvolle Aufträge und wurde endlich 1764 Präsident des College – der erste und offenbar bisher einzige Psychiater, dem diese Ehre zuteil wurde. Wenn es wichtig ist für die Konstituierung einer neuen Wissenschaft, daß der prospektive Gründer bereits in einem anderen Fach avanciert ist und daß ein Interesse einflußreicher Personen vorhanden sein muß, so verband sich beides in Battie: er war einer der berühmtesten Ärzte Londons und besaß hohes gesellschaftliches Ansehen. Hinzu kamen seine rastlose und vielseitige Aktivität – er baute ebenso gern Häuser wie er sich in Prozesse verwickelte – und eine Reformfreudigkeit, die Anstoß erregte; so gab er sich auf dem Lande gern als sein eigener Tagelöhner und kleidete sich entsprechend. Er führte ein, daß seine Kähne Themse-aufwärts nicht mehr von Menschen, sondern von Pferden gezogen wurden, was ihm den Zorn der Reichen wie der Armen eintrug. Battie ist somit mit jenen Unternehmern späterer Jahrzehnte zu vergleichen, die die sozialen Mißstände wahrnahmen und die Reformen einleiteten, ohne darüber den eigenen Gewinn zu vergessen. Als Battie starb, besaß er 1–200 000 Pfund, zumal er ab 1754 auch ein eigenes privates Mad-House betrieben hatte.

Seine psychiatrische Tätigkeit begann damit, daß er sich 1742 zum »governor« (also in den »Aufsichtsrat«) des Bedlam Hospital wählen ließ. Hier nahm er sich – neben seinen medizinischen und sonstigen Aktivitäten – acht Jahre Zeit, um die Irren zu beobachten und um die dortigen, schon sprichwörtlichen Mißstände kennenzulernen. Gerade in dieser Zeit wurde Bedlam von den meisten romantischen Schriftstellern besucht, Hogarth umgab mehrere Sujets mit Szenen aus dem Irrenhaus, und bei den Karikaturisten wurde es modern, die großen Politiker angekettet in Irrenzellen zu zeichnen. 1750 versammelten sich – wohl auf Batties Anregung – sechs angesehene Londoner Bürger (unter ihnen zwei Kaufleute, ein Drogist, ein Apotheker und ein Arzt), um einen Spendenaufruf zu erlassen für eine neue, bessere Institution – eigens für die Irren, namentlich die »armen Irren«. Schon diese Schrift, von Battie diktiert, muß als revolutionär angesehen werden: es ist nicht nur ständig von »eure« statt von »care« die Rede, und es wird nicht nur beschrieben, daß nirgends eine Institution für die wenig bemittelten Irren existiert, zumal die Behandlung lange und teuer sei, sondern es wird auch zum erstenmal schriftlich auf die Notwendigkeit hingewiesen, daß dem Wartungspersonal für die Irren eine Spezialausbildung zuteil werden müsse; und endlich wagt man es, diese neue Einrichtung von vornherein als psychiatrische Ausbildungsstätte für Medizinstudenten zu planen: »For more Gentlemen of the faculty, making this Branch of Physick, their particular Care & Study, it may from thence reasonably be expected that the Cure of this dreadful Disease will hereafter be rendered more certain and expeditious, as well as less expensive.« 53Man versteht das Umwälzende dieser Forderung, wenn man erfährt, daß das Bedlam sich noch bis 1843 sträubte, Medizinstudenten zum klinischen Unterricht zuzulassen. Schon 1751 konnte diese neuartige Einrichtung, als St. Luke’s Hospital, eröffnet werden. Battie wurde von den Governors zum ersten Arzt bestellt und erhielt 1753 von ihnen gleichsam den ersten Lehrauftrag. Obwohl es auch hier noch Zwang (z. B. Handschellen) gab, kam es nie zu Mißbrauch und zu Skandalen, wie sie für das Bedlam charakteristisch waren. Ebensowenig wurde der Brauch der öffentlichen Irren-Schau fortgesetzt. Battie ersetzte diese Einrichtung, in der die Irren in ihrer Ausgegrenztheit der Moralisierung der Öffentlichkeit dienstbar gemacht waren, durch eine neue Institution, in der die Irren zwar in den Raum gesellschaftlicher Tätigkeit hineingezogen werden, aber – abgeschirmt von der bürgerlichen Öffentlichkeit – in einen neutralisierten Sonderbereich verwiesen werden, den der medizinischen Wissenschaft, der seinerseits – durch die Zulassung von Studenten – zu einer immanent-medizinischen Öffentlichkeit erhoben wird.

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