Klaus Dörner - Bürger und Irre

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Wie geht die bürgerliche Gesellschaft mit denen um, die, gemessen an ihrem Begriff der Vernunft, unvernünftig sind? Klaus Dörner zeigt die Tatsache und die Gründe, warum die bürgerlichen Gesellschaften in England, Frankreich und Deutschland erst im Zusammenhang mit der industriell-kapitalistischen Revolution ihre psychisch Kranken als «die Irren» wahrnahmen: eine reich dokumentierte Geschichte der Psychiatire-Geschichtsschreibung, mit kritischem Überblick der klassischen Werke und ihrer Tendenz. «Bürger und Irre» war seit seinem ersten Erscheinen 1969 bahnbrechend bei der Entstehung der Psychiatriebewegung in der Bundesrepublik und in Italien. Die zahlreichen Einzeluntersuchungen, die in der Folge entstanden, die Übersetzungen in alle europäischen Sprachen zeigen, dass die Wirkung dieses Werkes ungebrochen ist. «Solange psychisch Kranke bestenfalls nur den halben Pflegesatz im Vergleich zu körperlich Kranken zugesprochen bekommen, dauert die ungleiche Auseinandersetzung zwischen 'Bürgern' und 'armen Irren' an.» Klaus Dörner

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1758 erschien Batties theoretischer Ansatz A Treatise on Madness , der erste, der auf umfangreicher eigener Erfahrung basiert und entsprechend auf alle theoretische Fundierung der Tradition verzichtet, dabei den Gegenstand vollständig behandelt und zugleich von selten wieder erreichter Kürze ist (99 Seiten). Auch er sieht sich, in der Einleitung, in einem pragmatischen Zusammenhang: die Bürger von London dachten an die Zukunft und an die Irren aller Nationen, als sie die Gründung von St. Luke’s von der Planung an als Gelegenheit und Aufforderung dafür ansahen, daß mehr Mediziner sich mit den Problemen der Irren und ihrer Behandlung vertraut machen sollten. Für diese und andere Studenten habe er seine Gedanken niedergeschrieben. Damit war das erste psychiatrische Lehrbuch entstanden und der Kanon der formalen Bestandteile und Einrichtungen, die die Psychiatrie als Einheit von Forschung, Lehre und Praxis ausmachen, fast vollständig.

Auch der Inhalt dieses Buches ist modellhaft, schon weil Battie Vorstellungen in ein Konzept zusammenbringt, die erst nach mehr oder weniger langer Zeit als Alternativen auseinanderfallen und zum Teil noch heute dem Prinzipienstreit der Psychiatrie Nahrung geben. In einer Art von negativdialektischem Pragmatismus differenziert er zwischen dem, was wir wissen, und dem, was wir nicht wissen, zwischen »positive« und »negative science«, hält aber beides für die Erkenntnis der »practical Truth« für gleich wichtig. 54Die Erklärung der Empfindung (»natural sensation«) bestimmt zunächst anatomisch ihren Sitz in Nerven und Gehirn, in keiner anderen Materie. Er unterscheidet von den (äußeren und inneren) Objekten bzw. Reizen als entferntere Ursachen die essentielle und innere Ursache, die wir nicht kennen, die aber in der Konstitution der Nervensubstanz selbst liegen muß. Das letzte Glied, dessen Wirkung von den Objekten her wir kennen, ist der Druck (»pressure«) auf die Nervensubstanz. Denn die Objekte können schon deshalb nicht die nächste Ursache darstellen, weil die Irren auch ohne die entsprechenden Objekte wahrnehmen können. Von diesem Ernstnehmen der Wahrnehmungen der Irren kommt Battie zu seiner Definition des Irreseins, der »madness«: »Deluded imagination, which is not only an indisputable but an essential charakter of Madness [...] precisely discriminates this from all other animal disorders: or that man and that man alone is properly mad, who is fully and unalterably persuaded of the existence or of the appearance of any thing, which either does not exist or does not actually appear to him, and who behaves according to such erroneous persuasion. [...] Madness, or false perception, being then a praeternatural state or disorder of Sensation.« 55Hier liegt ein Unterschied zu Locke: »madness« ist nicht mehr nur eine reine Verstandesstörung, eine falsche Ideenassoziation, sondern es kann die Empfindung selbst gestört sein, »disordered«, »false«, »deluded«, – sowohl die äußere wie die innere, »sensation« wie »imagination«. Es wird der Irre nicht mehr – aufgeklärt-absolutistisch – nach dem Modell vernünftiger Irrtumswiderlegung bzw. Unvernunft ausgrenzenden Zwangs gesehen, sondern die Störung wird als tiefgreifender und als realer, als neue eigenständige Realität anerkannt – gerade in ihrer Fiktivität. Indem hier die Empfindung selbst als krank erfaßt wird, wird die Störung in einen weiteren Rahmen gespannt, in dem ihr »Inneres« auf der einen Seite in der konkreten Körperlichkeit der Nervenmaterie verankert wird, während ihm auf der anderen Seite gerade dadurch ein Raum des selbständig Psychischen garantiert wird. Diese Konstellation wird es nach einigen Jahrzehnten erlauben, Wahnvorstellung, Halluzination und Paranoia psychologisch zu analysieren, wie Leibbrand und Wettley richtig sehen 56, während zunächst noch Lockes »Verstandesstörung« das Modell blieb. Die Formel der »deluded imagination« zeigt darüber hinaus, daß Battie zwar auch von der romantischen Bewegung ergriffen ist. Aber gegen die enthusiastische Benutzung der »imagination« zur Aufhebung aller Grenzen des Gesunden und Kranken, wie Samuel Johnson sie durchspielt 57, gewährt dasselbe Konzept der »madness« auch Distanz, insofern es sie – anatomisch lokalisiert – zugleich der materiellen Natur und ihren Gesetzen reserviert.

Eine weitere Kritik Batties richtet sich dagegen, in den Erscheinungen des Lebens eine rationale Vorplanung heilsamer Zwecke, d. h. die Herrschaft einer waltenden Vernunft zu sehen. Willis habe zu diesem Zweck die metaphorischen Begriffe »nature« und »anima« eingeführt. Stahl habe sie fälschlich mythologisiert, »deifyed«. Sie sind aber lediglich nützliche Worte, um die Darstellung medizinischer Tatsachen abzukürzen, und der junge Anfänger muß aufpassen, sie nicht mit einer wirklichen »intellectual agency« der »animal oeconomy«, »vital action« zu verwechseln, was so absurd wäre wie die »Faculties of the Ancients«. 58D. h. die erste Konzeption der »madness« ist verbunden mit der Annahme einer autonomen, sich selbst regulierenden Ökonomie, ohne planende Vernunft »von oben«.

Von »madness«, als qualitativ Neuem, sind zwei quantitativ-mechanische Empfindungsstörungen zu trennen: Angst, als zu große Erregung aufgrund eines realen, aber zu lange wirkenden Reizes einerseits und ihr Umschlag in zu geringe Erregung aufgrund eines realen Anlasses, die »insensibility«, bis hin zur Idiotie, andererseits. Wenn für Battie zu viel Angst »madness« einleitet und »insensibility« (oder Idiotie) ihren Ausgang darstellt, dann wird hier »madness« erstmals als historischer Verlauf konzipiert, in dem die qualitativ-irrationale Störung des Irreseins als mittleres, sich verselbständigendes Stadium eines rational faßbaren, quantitativ-mechanischen Prozesses begriffen wird. Auch hieraus entwickeln sich später – je nach der Akzentuierung des quantitativen oder des qualitativen Aspekts – konkurrierende Alternativen. 59

Ätiologisch unterscheidet Battie 1. »original madness«, die nur durch »internal disorder« der Nervensubstanz bedingt ist, und 2. »consequential madness«, bei der die Störung »ab extra« erfolgt und über einen mittelschweren Druck (»pressure«) laufen muß, um jenes mittlere Stadium des Irreseins produzieren zu können. Die möglichen mechanischen und psychisch-moralischen (entfernteren) Ursachen stellt Battie in einem auch für die Zukunft recht vollständigen Katalog zusammen: Unfallverletzungen, Schädel-Exostosen, Hirnhautveränderungen, Gehirnerschütterung, Sonnenstich, Muskelspasmen (Fieber, Epilepsie, Geburtsvorgänge, Leidenschaften wie Freude und Zorn), Gifte, auch Alkohol und Opium, Geschlechtskrankheiten, langdauernde Konzentration des Geistes auf ein Objekt, Bewegungsmangel, Faulheit und Völlerei. 60– Mit der »original madness« hat Battie nicht nur das heutige Problem der Endogenität vorweggenommen, sondern auch die in Halle von G. E. Stahl philosophisch deduzierte »idiopathische Verrücktheit« negativ-klinisch definiert: »madness« ist eher original, wenn weniger Ursachen erkennbar sind, das Nervensystem schon erblich geschädigt ist und die Krankheit spontan, »without any assignable cause«, kommt und geht, weshalb diese Form weniger durch medizinische Wissenschaft, wohl aber oft von selbst heilbar ist. Hingegen ist »consequential madness« durch Ausschalten der sie bedingenden Ursachen zu heilen – doch nur bei schnellem Eingriff, da sonst durch Habitualisierung der mechanischen oder moralischen kausalen Gegebenheiten die Störung – im Sinne einer zweiten Natur – so unangreifbar wird wie der Naturdeterminismus der »original madness«. 61Durch diese Betonung der Macht der Gewohnheitsbildung tritt ein wesentlicher Teil der Unvernunft des Irreseins – wie gleichzeitig auch die Hysterie – hinsichtlich möglicher ärztlicher Praxis in den Bereich moralphilosophischen Denkens.

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