Wenn ich es tat, traten sie kurz darauf zu mir, damit alle sehen konnten, dass sie mit mir da waren. Natürlich ließen sie mich irgendwann trotzdem sitzen. Bei Männern, die nur auf das Äußere achten, passiert das zwangsläufig.
Eigentlich hätte ich mit diesen Typen direkt Schluss machen müssen. Natürlich will man, wenn man jemanden kennenlernt, der schön ist, gerne mit ihm gesehen werden. Aber wenn die- oder derjenige dann nicht interessant genug ist, distanziert man sich sehr schnell wieder. Daher ist es besser, wenn einen die Leute aufgrund der Persönlichkeit mögen und nicht wegen des Aussehens.
Ich habe einmal ein Paar kennengelernt, bei dem er unglaublich attraktiv und sie eher unscheinbar war. Irgendwie schienen die beiden nicht recht zusammenzupassen – bis die Frau anfing zu reden. Von diesem Moment an war sie die anziehendste Person im Raum.
Es war ihre Haltung, ihr Selbstbewusstsein. Die Art, wie sie das Leben sah. Sie war so intelligent und unterhaltsam, dass wir Freundinnen wurden. Ich konnte einfach nicht genug von ihr bekommen. Ein Mensch kann natürliche sehr viele Eigenschaften haben, aber wenn ich mich entscheiden müsste, wäre mir definitiv lieber, auf meinem Grabstein stünde »Sie hatte Humor« anstatt »Sie war schön«.
Dieser Schönheitswahn kann bei Menschen, die nicht perfekt aussehen, zu Unsicherheiten führen. Er kann sie unglücklich machen und verhindern, dass sie mit anderen wundervollen Eigenschaften wie Intelligenz, Humor oder Ausstrahlung punkten.
Mein Rat lautet: Sei anderen gegenüber freundlich, höre ihnen zu und zeige dich optimistisch. Reden Sie nie darüber, wie schrecklich Ihr Leben ist. Geben Sie sich selbstbewusst, zeigen Sie Respekt und Interesse gegenüber anderen und lächeln Sie, das macht Sie zu einer faszinierenden Persönlichkeit. Jeder hat Fähigkeiten, die er mit anderen Menschen teilen kann. Und sollten Sie im Moment das Gefühl haben, keinerlei Fähigkeiten zu besitzen, dann erinnern Sie sich zurück an Zeiten, in denen Ihnen irgendetwas in Ihrem Leben Selbstvertrauen gegeben hat. Arbeiten Sie an diesem Talent, teilen Sie es mit anderen und machen Sie sich dadurch interessanter. Egal, ob es sich dabei um Ihren Beruf, ein Hobby oder besondere Interessen handelt, lesen Sie mehr darüber und erwähnen Sie es in Gesprächen. Zeigen Sie Begeisterung. Allein dadurch wirken Sie interessanter und intelligenter. Sie müssen nicht in allem gut sein, eine Sache genügt. Wenn ich beispielsweise nach Rezeptvorschlägen gefragt werde, kann ich niemandem weiterhelfen, weil ich eine lausige Köchin bin. Aber deshalb fühle ich mich nicht schlechter. Kochen gehört einfach nicht zu meinen Talenten. Es interessiert mich nicht, und ich werde ganz sicher nicht mit neuen Gerichten herumexperimentieren, nur um Eindruck zu schinden. Sie sollten in etwas gut sein, das Ihnen auch Spaß macht.
Und versuchen Sie, Sinn für Humor zu zeigen. Reagieren Sie nicht allzu sensibel auf das, was die Leute sagen. Wenn Männer mit mir ausgehen wollen und ich Nein sage, bekomme ich als Reaktion oft zu hören, es ließe sich leicht auch eine Jüngere finden. Ich kann da nur lachen. Es ist mir völlig egal, ob sie sich eine Jüngere suchen. Ich habe kein Interesse und werde mich deshalb ganz bestimmt nicht aufregen. In solchen Momenten müssen wir unserer Wege gehen und mit uns selbst zufrieden sein. Nur wer Humor hat, in der Lage ist, über sich selbst zu lachen, und eine gewisse Leichtigkeit in eine Unterhaltung bringen kann, ist ein anregender Gesprächspartner. Natürlich ist es manchmal schwer, nicht über die eigenen Probleme zu reden, insbesondere wenn man gerade harte Zeiten durchmacht. Aber auch dann ist es wichtig, als faszinierende Persönlichkeit aufzutreten.
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TOLLES MODEL, GRAUENHAFTER STIL
Niemand muss stilsicher sein, eine stilsichere Freundin tut es auch
Früher habe ich mich höchstens ein- oder zweimal im Jahr, zu meinem Geburtstag oder für eine Hochzeit, so richtig herausgeputzt. Wie viel Vorbereitung ein Gang über den roten Teppich erfordert, habe ich erst mit siebenundsechzig gelernt, als ich zum ersten Mal als Elons Gast auf dem Met-Ball, einer gigantischen Mode-Gala, war. Es ist ein fantastisches Gefühl, eines dieser glamourösen Kleider zu tragen. Ich gehe aufrechter, stehe gerader, schenke jedem ein Lächeln und habe diesen besonderen, federnden Gang.
Heute weiß ich zu schätzen, was ein Glam Team leistet, wenn es einen Star für den Gang über den roten Teppich einer Preisverleihung oder Filmpremiere vorbereitet. Alle – Designer, Stylisten und Assistenten – geben ihr Bestes, um das perfekte Outfit zu kreieren. Was man beispielsweise leicht vergisst, ist, dass ein Kleid erst mit der richtigen Unterwäsche richtig fällt. Und auch die Accessoires, die von brav bis spektakulär ausfallen können, sind wichtig. Die Haare müssen bei jedem Auftritt anders sein, schließlich sollen die Leute sehen, dass man keine Mühe gescheut hat. Ob ein natürlicher Look – »kein Make-up« – angesagt ist (was immer noch mindestens eine Stunde dauert) oder ein extra glamouröser Look mit falschen Wimpern und hervorgehobenen Konturen, entscheiden die Make-up-Leute. Inzwischen weiß ich, dass für einen Auftritt auf dem roten Teppich ein ganzes Dorf nötig ist. Auch dafür verdienen die Stars unsere Anerkennung.
Wenn ich in wunderschönen Kleidern bei einer Veranstaltung erscheine, steckt in der Regel meine besten Freundin Julia Perry dahinter, die mich als meine Stylistin seit fast dreißig Jahren einkleidet.
Als ich Julia kennenlernte, war ich dreiundvierzig, hatte gerade meinen zweiten Masterabschluss in Toronto gemacht und versuchte, mir meine eigene Ernährungspraxis aufzubauen. Meine Modeltätigkeit erwies sich dabei als sehr nützlich. Eine Agentur mit Modelschule hatte mir angeboten, kostenlos eines ihrer Büros zu nutzen, wenn ich für sie modelte und abends an ihrer Schule unterrichtete. Ich gab Kurse in »Runway« (Laufstegmodeln), »Print« (Editorial-Shooting) und »Professionalism« und hatte zum ersten Mal ein Büro außerhalb meiner eigenen vier Wände. Das alles war sehr aufregend für mich. Ich fühlte mich wie ein echter Profi.
Es dauerte nur einen Monat, bis sie mich fragten, ob ich die Modelschule nicht leiten wollte. Die Frau, die das Unterrichtsprogramm bis dahin zusammengestellt hatte, war schlecht organisiert, und alle wussten, dass ich sehr zuverlässig und pünktlich war. Das war ein großer Vorteil. Ich bot an, auch Garderobe zu unterrichten. Das hatte ich bereits in Südafrika getan, ohne jedoch zu wissen, wie wenig Ahnung ich im Grunde davon hatte. Wir ließen eine Expertin kommen, und sobald sie anfing zu reden, war klar, ich hatte nicht den blassesten Schimmer. Sie sprach über die Jahreszeiten, verschiedene Farbtöne und Materialien … Ich war überwältigt.
So lernte ich Julia kennen. Was Julia von mir hielt, als sie mich zum ersten Mal sah, ist eine ganz andere Geschichte.
Fragte man sie, würde sie wahrscheinlich sagen: »Da war diese wunderschöne Frau, die an einer Modelschule unterrichtete. Ein tolles Model, aber mit einem grauenhaften Stil. Einfach nur grauenhaft.«
Heute kleide ich mich stets nach der neuesten Mode, aber das war nicht immer so. Meine Mutter nähte ihre eigenen Kleider und auch die von uns Kindern, bis ich als Teenager nähen lernte und meine Kleider selbst machte. Ich nähte Schlaghosen, Zeltkleider, sogar einen Hosenanzug konnte ich schneidern. Anfangs arbeitete ich nach fertigen Schnitten, bis meine Mutter mich in einen Kurs schickte, damit ich mir die Schnitte für die Kleider, die ich in Zeitschriften sah, selbst machen konnte. Wenn ich damals Haute Couture tragen wollte, musste ich sie mir selbst nähen.
In meinem Job als Ernährungsberaterin trug ich meist einen Hosenanzug. Ich wollte nichts eng Anliegendes. Ich musste nur in einen Anzug schlüpfen, und schon konnte ich ganz selbstsicher jeden Raum betreten. Ich fühlte mich wohl und glaubte, klug und vertrauenswürdig zu wirken.
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