Frank Hille - Drei Musketiere -Eine verlorene Jugend im Krieg, Band 5

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Nach den schweren Gefechten im Bereich der Heeresgruppe Mitte vor Moskau kommt es im beginnenden Frühjahr 1942 zu Bemühungen beider Seiten, die Initiative wieder zu gewinnen. Deutsche und Russen sind aber gleichermaßen erschöpft und in Abnutzungsgefechten verlieren die Gegner weiterhin an Kraft. Insgeheim hoffen alle auf das Einsetzen der Tauperiode, um in dieser Zeit des Stillstands Verstärkungen heranführen zu können. Dennoch kommt es zu gnadenlosen Auseinandersetzungen um das Gebiet von Rshew wo die Deutschen einem vielfach überlegenen Angreifer standhalten können aber ebenfalls furchtbare Verluste davon tragen. Die Kompanie von Fred Beyer wird zur Umschulung auf den Panzer IV aus der Front herausgezogen, Günther Weber wegen einer besonderen Tapferkeitstat auf die SS-Junkerschule in Bad Tölz kommandiert. Martin Haberkorn wächst immer mehr in seine Rolle als LI hinein, aber erlebt auf seinen Reisen die ständig schwieriger werdende Lage für die deutschen U-Boote.

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Impressum

Drei Musketiere

Eine verlorene Jugend im Krieg

Band 5

1942

Copyright: © 2016 Frank Hille

Published by: epubli GmbH, Berlin

www. epubli.de

ISBN 978

Martin Haberkorn, März 1942, Provence

Günther Weber, Anfang März 1942, Russland

Fred Beyer, März 1942, Russland

Martin Haberkorn, 4. März 1942, Brest

Fred Beyer, 5.März 1942, Russland

Martin Haberkorn, 5.März 1942, Atlantik

Fred Beyer, 6. März 1942, Russland

Günther Weber, 6. März 1942, Russland

Martin Haberkorn, 6.März 1942, Atlantik

Fred Beyer, 8. März 1942, Russland

Martin Haberkorn, 8. März 1942, Atlantik

Günther Weber, 9. März 1942, Russland

Fred Beyer, 9.März 1942, Russland

Martin Haberkorn, 10. März 1942, Atlantik

Günther Weber, 10. März 1942,Russland

Martin Haberkorn, 10. und 11. März 1942, Atlantik

Günther Weber, 11. März 1942, Russland

Wiedersehen, 1. April 1942

Günther Weber, 12. April 1942, Junkerschule Bad Tölz

Fred Beyer, 13. April 1942, Truppenübungsplatz Munster

Martin Haberkorn, 14. April 1942, Brest

Fred Beyer, 14. April 1942, Truppenübungsplatz Münster

Günther Weber, 15. April 1942, Junkerschule Bad Tölz

Fred Beyer, 21. April 1942, Russland

Martin Haberkorn, März 1942, Provence

Nach seinem Empfinden war es schon eine Ewigkeit her, dass er die eine Woche in Camaret-sur-mer gewesen war. So wie er es vorgehabt hatte konnte er sich in den Tagen ein wenig in der Gegend umsehen. Natürlich war der Winter nicht die ideale Jahreszeit die Bretagne zu erkunden, aber ob die Sonne schien oder es bitter kalt war, an der ursprünglichen rauen Schönheit der Landschaft änderte das Wetter nichts. Da sein Auftrag nur der war, die Teile nach Fertigstellung zur Flottille zu bringen, war er eigentlich ohne Aufgaben und der Tag stand frei zu seiner Verfügung. Dem Fahrer hatte er erklärt, dass er für ihn nichts zu tun hätte und er sich frei bewegen könnte, aber wenn er auch nur von einer Winzigkeit von Disziplinarverstößen Wind bekommen sollte, würde die Sache für ihn ein übles Ende nehmen.

"Keine Sorge, Herr Leutnant" hatte der Mann geantwortet "ich bin Fahrzeugschlosser und da der LKW ja in ner Scheune steht kann ich mir den mal ordentlich vorknöpfen. Irgendwie kommt der nicht richtig auf Leistung. Das will ich rauskriegen."

"Und wenn Ihnen Teile fehlen sollten?"

"Gehe ich über den Hof und rede mit den Männern im Betrieb."

"Können Sie Französisch?'

"Nö, wozu? Ich werde schon klarkommen."

"Liegt so n bisschen im Blut, alles in Schuss zu halten und Geld zu sparen? Ich meine bei den Schwaben."

"Muss ja nicht schlecht sein, oder?"

Zum Frühstück um 7 Uhr saßen der Firmenbesitzer, seine Frau, die beiden Kinder, Haberkorn und der Fahrer am Tisch. Der Sohn arbeitete im Betrieb mit, Marie, die Tochter, erledigte die Buchhaltung und das andere Geschäftliche in Absprache mit ihrem Vater. Es wurde nur wenig geredet, 8 Uhr erschienen dann die Arbeiter. Haberkorn hielt sich noch ein wenig in seiner Kammer auf, dann zog er los. Der Ort lag direkt an der Küste und er schaute lange auf die anbrandende Dünung. Diese endlose Weite des Wassers bis zum Horizont beeindruckte ihn immer wieder und er erinnerte sich an den Geographieunterricht, als er erstaunt festgestellt hatte, welche riesigen Gebiete der Erde von Wasser bedeckt waren. Zu dieser Zeit hatte er alles gelesen was mit Seefahrt zu tun hatte, und der Wagemut der Leute auf den Segelschiffen vor vielen Jahrhunderten und ihr Entdeckerdrang hatte ihn zutiefst fasziniert. Für ihn war schnell klargeworden, dass ihn die Arbeit in einem Büro schnell langweilen würde, auf dem Meer hingegen galt es Herausforderungen zu bestehen. Diese romantische Sicht hatte er bei der Kriegsmarine bald abgelegt, aber der Dienst auf dem Boot erschien ihm als die richtige Wahl. Ihm war kalt geworden und er betrat ein Kaffee. Der Espresso war kräftig, dann lief er weiter durch die Straßen und schaute in die Auslagen der Geschäfte. Die Häuser sahen heruntergekommen aus, aber die bunten Schilder über den Läden verliehen dem trüben Anblick wenigstens etwas Lockerheit. Das Leben verlief in Frankreich ohnehin in einem ganz anderen Takt als in Deutschland. Während die Dinge zu Hause in knappen Sätzen geregelt wurden sprachen die Leute hier ausgiebig und freundlich miteinander. Das brauchte zwar seine Zeit, aber das Ergebnis war nicht schlechter. Dass man hier lange Zeit bei den Essen saß war ein typisches Merkmal des Landes, in Deutschland ging es vor allem um die Nahrungsaufnahme, nicht um den Genuss. Nach einem längeren Spaziergang durch die windgeschützten Gassen des Ortes landete er in einem Restaurant.

Mit etwas Bange bestellte er Miesmuscheln. Nach einiger Zeit stand ein Teller mit den Schalentieren vor ihm, einige Scheiben Baguette gehörten zum Gericht. Er fragte die Kellnerin, wie er die Muscheln denn essen sollte. Na mit den Händen, war die Antwort. Er hörte nur etwas Spott heraus, keine Arroganz oder gar Beleidigung. Haberkorn öffnete die erste Muschel. Dann aß er. Die Muscheln waren in Weißwein und Knoblauch sowie anderem Gemüse gekocht worden und so einen Geschmack hatte er noch nie am Gaumen gehabt. Es schmeckte ganz hervorragend. Absolut zufrieden bestellte er noch einen Pastis.

"Nur damit Sie es wissen, Monsieur, hier trinkt man den Aperitif vor dem Essen" sagte die Kellnerin lächelnd.

"Ich lerne noch" antwortete Haberkorn freundlich "aber alles war phantastisch. So gut habe ich lange nicht mehr gegessen."

"Das glaube ich Ihnen. Wo dienen Sie denn?"

"Auf einem U-Boot."

"Oh, mon Dieu! Nichts Frisches. Alles aus der Dose! Sie Ärmster."

Abends zu Tisch berichtete Haberkorn von seinem Tag.

"Tja Monsieur Leutnant" sagte der Firmenchef "die Deutschen und Franzosen unterscheiden sich doch schon, meinen Sie nicht auch?"

"Dem stimme ich zu. Aber wir haben auch viele Gemeinsamkeiten."

"Und die wären?"

"Eine große Geschichte mit vielen Errungenschaften. Den Stolz auf das Erreichte. Die Hoffnung auf ein gemeinsames friedliches Zusammenleben."

"Das setzt aber voraus, dass man sich auf Augenhöhe begegnet und nicht Bürger zweiter Klasse im eigenen Land ist."

"Antoine" sagte die Frau des Mannes scharf.

"Lass mich. Der Leutnant sieht nicht so aus, als würde er gleich die Gestapo informieren wollen. Wenn wir schon über bestimmte Dinge reden, dann richtig. Nun Herr Leutnant, wie würden Sie sich fühlen, wenn Frankreich Deutschland besetzt halten würde?

"Nicht gut."

"Also? Wie sieht die Lösung aus?"

Haberkorn überlegte. Der Fahrer saß zwar mit am Tisch, aber verstand kein Wort. Er konnte ehrlich antworten.

"Vielleicht ein Völkerbund in Europa, in den die Staaten gleichberechtigt entscheiden können."

"Das ist unlogisch. Warum hat Deutschland den Krieg begonnen? Um den Kontinent zu dominieren! Das ist die Wahrheit."

Haberkorn schwieg betreten. Der Mann hatte Recht. Ihm selbst war in seiner Jugendzeit stets vermittelt worden, dass das deutsche Volk zur Führung in Europa bestimmt wäre. Er hatte jetzt keine Argumente mehr und sagte hilflos:

"Glauben Sie mir bitte, nichts wäre mir lieber als ein Ende des Krieges. Ich würde gern als Ingenieur auf einem guten Schiff fahren, und nicht dazu beitragen, feindliche zu versenken. Aber wenn wir den Krieg jetzt einstellen würden, würden die Russen Europa überfluten und ihr Regime bei uns errichten. Es gibt keinen Weg zurück. Haben Sie Dank für das Essen und gute Nacht."

Er und der Fahrer verließen das Haus. Haberkorn zündete sich eine Zigarette an. Der Fahrer ging in seine Kammer. Die Tochter des Firmenchefs kam zu Haberkorn.

"Mein Vater ist ein sehr impulsiver Mann" sagte sie "er meint es nicht so."

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