Helmut Degner - Graugrün und Kastanienbraun. Aufzeichnungen eines Neurotikers

Здесь есть возможность читать онлайн «Helmut Degner - Graugrün und Kastanienbraun. Aufzeichnungen eines Neurotikers» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Graugrün und Kastanienbraun. Aufzeichnungen eines Neurotikers: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Graugrün und Kastanienbraun. Aufzeichnungen eines Neurotikers»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Ein Roman als psychotherapeutische Maßnahme – geht das? «Graugrün und Kastanienbraun» ist ein facettenreicher Roman über die Lebenssituation der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Er erzählt von einem souveränen Menschen, der trotz seiner Stärke der wuchernden Vielfalt seines Lebens ausgeliefert bleibt und letztendlich droht, daran zugrunde zu gehen. Ein packender Bericht über die Kehrseite von Karriere und Leistung. Hochaktuell!-

Graugrün und Kastanienbraun. Aufzeichnungen eines Neurotikers — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Graugrün und Kastanienbraun. Aufzeichnungen eines Neurotikers», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Er hatte gemerkt, daß er immer öfter mit dem Rücken zur Wand und dem Gesicht zum Zimmer und zur Welt lag – vorher hatte er, wenn er das tat, unerträgliches Sodbrennen und Magenschmerzen gekriegt, und dann – nicht früher – waren die ersten Anrufe gekommen, Anrufe von Menschen, mit denen er in der psychotherapeutischen Klinik zusammen gewesen war, in der er fast eineinhalb Jahre verbracht hatte. Zuerst hatte er gedacht, um Gottes willen, ich kann das nicht, was wollen diese Menschen von mir, was habe ich mit ihnen zu reden, und wenn er mit ihnen sprach, weil er nicht einfach den Hörer auflegen konnte, hatte er Herzklopfen und Magenschmerzen und Sodbrennen bekommen, doch dann hatte er begonnen, von sich aus Menschen anzurufen, alles Menschen, die er aus der Klinik kannte und mit denen er über seine Probleme reden konnte, weil sie ja davon wußten und selbst ähnliche hatten, was die Vermutung in ihm aufsteigen ließ, man könne nur Umgang mit Menschen haben, deren Leben so gewesen war, daß sie psychotherapeutische Kliniken und Sitzungen bei Psychotherapeuten und Therapiegruppen mit andern Menschen brauchten, um damit fertig zu werden. Was da vor sich ging, hatte er gemerkt, wenn er seine Telefonrechnungen bekam. Im ersten Monat nach der Klinik hatten acht Gespräche darauf gestanden, denn er hatte nur telefoniert, um Taxis zu bestellen, mit denen er zweimal in der Woche zu seinem Psychotherapeuten fuhr – mit Taxis deshalb, weil er aus Gründen, die mit seiner Krankheit zusammenhingen oder mit dem, was er als seine Krankheit ansah, nicht mit der Straßenbahn fahren und seine Wohnung nur zu den notwendigsten Besorgungen in der nächsten Umgebung verlassen konnte –, und im dritten Monat waren es siebenunddreißig Gespräche gewesen und im fünften neunundsechzig.

Die Menschen, mit denen er telefonierte, hatten ihn besucht, und aus den Gesprächen, die er mit ihnen hatte, zuerst stockend und schwitzend und unter Anfällen von Übelkeit, waren Beziehungen geworden, die ihn hoffen ließen, diese Menschen könnten seine Freunde werden; die ersten wirklichen, war ihm zu seinem Schrecken bewußt geworden, die er in seinem Leben haben würde: George, ein bei Film und Fernsehen viel beschäftigter Regisseur; Carla, eine Frau, die einige Jahre älter war als er; Christine, eine verheiratete junge Frau, mit der er nur telefonieren konnte, weil sie in einer andern Stadt lebte; Iris, ein Mädchen, das er aber vorläufig privat nicht mehr sehen durfte, weil es in die gleiche Therapiegruppe wie er gekommen war; und Marion, ein Mädchen mit graugrünen Augen und schulterlangem kastanienbraunem Haar. Als er mit ihnen sprach und ihnen zuhörte, erkannte er immer mehr, daß das, was sie von ihrem Leben erzählten und was er erlebte, Geschichten waren; Geschichten, die er nur aufzuschreiben brauchte, wie er sie gehört hatte, und er begann das zu tun, mit Herzklopfen und Magenschmerzen und Sodbrennen, wie unter einem unerklärlichen Zwang; zuerst in Abständen von einigen Tagen, dann jeden Tag, und an einem Tag hatte er von elf Uhr vormittags bis elf Uhr abends geschrieben und sich dann hingelegt, doch nach einer halben Stunde mußte er aufstehen, weil ihm wieder eine Geschichte durch den Kopf ging, die er aufschreiben mußte, denn er mußte das sofort tun und sie zu Ende schreiben, weil die Geschichte sonst immer weiter in ihm umging und ihn nicht zur Ruhe kommen ließ, und er schrieb bis zwei Uhr morgens und konnte danach die ganze Nacht nicht schlafen, denn in ihm spann sich schon zusammen, was er am nächsten Tag schreiben würde; und sein Zigarettenkonsum wurde immer größer. Er hatte immer gedacht, was er erlebte und hörte, von menschlichen Problemen und Schicksalen und Verwicklungen, gebe es nur in Theaterstücken und Romanen, in Romanen von Fontane und Günter Grass und in Stücken von Tennessee Williams und Strindberg und Arthur Miller, doch nun baute sich das, was er bisher nur im Theater und im Fernsehen gesehen und in Romanen gelesen hatte, um ihn selbst herum in seinem eigenen Leben auf, und viel Ionesco und Beckett war auch dabei. Ihn überkam Angst, daß dieser Zwang, alles aufschreiben zu müssen, völlig von ihm Besitz ergreifen könnte; aber so konnte man nicht leben; man konnte nicht von morgens bis abends und halbe Nächte lang Geschichten schreiben, und in ihm wuchs die Furcht, die Geschichten und sein Leben könnten sich vermischen zu einem unentwirrbaren Geflecht, so daß er nicht mehr würde unterscheiden können, was Leben und was eine Geschichte war, und vielleicht war es so, daß alles, was er in seinem Leben erlebt und von andern Leben gehört hatte, wie durch einen Filter durch ihn hindurchgegangen war und nun aus ihm hervorsprudelte in einer letzten Aufbäumung seines Geistes, und eines Tages würde es versiegen, und er würde leer sein und nicht mehr schreiben und nicht mehr leben können und in Wahnsinn fallen oder sterben. Er mochte kein Balzac sein und sein restliches Leben schreibend an seinem Schreibtisch verbringen, und manchmal sehnte er sich zurück nach den Stunden auf der Couch, das Gesicht zur Wand und der Welt den Rücken zugekehrt, aber er ertrug es jetzt nicht mehr, sich bei Tag hinzulegen, und für die Wohnung würde er sich eine Putzfrau nehmen müssen, denn er kam nicht mehr dazu, sie sauberzumachen.

Etwas anderes war, daß man vom Schreiben von Geschichten nicht leben konnte: die Süddeutsche , der er zwei seiner Geschichten schickte, hatte sie ihm nach einer Woche zurückgesandt, mit einem Vordruck, in dem stand, man sei nicht in der Lage, die Ablehnung zu begründen und die eingeschickten Geschichten zu beurteilen, und bedaure, sie in dieser unpersönlichen Form zurückgeben zu müssen. Er war ziemlich enttäuscht gewesen, doch er nahm an, daß die Geschichten in der Redaktion, in der er niemanden kannte, gar nicht gelesen worden waren, vor allem, weil das Ganze nur eine Woche gedauert hatte, und er wußte aus seinen früheren Erfahrungen, daß Redakteure nicht so schnell dazu kamen, eingesandte Geschichten zu lesen; oder es hatte sie nur ein Volontär gelesen, der natürlich das, was er da zu Papier gebracht hatte, überhaupt nicht einschätzen konnte. Er konnte sich aber auch nicht vorstellen, wieder Bücher zu übersetzen, denn er hatte das Gefühl, das war etwas, das dazu beigetragen hatte, ihn dahin zu bringen, wohin er in seinem Leben gekommen war: in die Haut eines andern Schriftstellers zu schlüpfen, manchmal für viele Monate, und in seiner eigenen Sprache nur wiederzugeben, was jener erlebt und in seiner Sprache geschrieben hatte, denn es hatte mit ihm selbst und seinem Leben nichts zu tun, und manchmal war es schlecht und interessierte ihn überhaupt nicht, doch er mußte sich monatelang damit herumschlagen, jeden Tag von morgens bis abends, ohne zu seinem eigenen Leben zu kommen und nun dazu, darüber zu schreiben.

Das war ein Problem, für das er keine Lösung sah und das ihn schon in der Klinik beunruhigt hatte: Auf seinem Bankkonto lag noch eine nicht mehr sehr hohe Summe erspartes Geld, und er wußte nicht, wann er durch Übersetzen oder durch das, was er jetzt selbst schrieb, neues Geld dazuverdienen würde, um weiter leben zu können; das Ganze wuchs sich zu einem furchtbaren Wettlauf zwischen seiner Therapie und dem aus, was er seine Krankheit nannte, und eines Tages würde das Geld zu Ende sein, und er würde seine Therapie nicht mehr bezahlen können und nicht seine Wohnung und seine Krankenkasse und seine Zigaretten und die Rechnung für das Telefon, das ihn mit einigen andern Menschen verband, und die Rechnung für das Licht, das er zum Schreiben brauchte. Manchmal sah er sich: nachts auf einem Eisenbett im städtischen Männerasyl zwischen Wermutbrüdern und Pennern, neben sich einen Plastikkoffer mit Unterwäsche und Seife und Zahnbürste und mit den Manuskripten der Geschichten, die er über sein Leben und das Leben anderer Menschen zu schreiben begonnen hatte; und tagsüber in der Großmarkthalle, Obstkisten schleppend. Auf schreckliche Weise Nahrung hatte diese Vorstellung bekommen, als er noch in der Klinik war. Die Angst vor dem Männerasyl war damals schon in ihm gewesen, und an einem Sonntag hatten er und die andern Patienten den Tierpark besucht. Er hatte den Namen der Straße gewußt, in der sich das Männerasyl befand, doch er hatte keine Ahnung gehabt, wo diese Straße war und war noch nie dort gewesen, und dann hatte der Fahrer des Autobusses, mit dem sie zum Tierpark fuhren, vor einer Haltestelle über den Lautsprecher den Namen dieser Straße ausgerufen. Ein eisiger Schreck hatte ihn durchzuckt, und er hatte den Kopf gesenkt und starr zu Boden geblickt, damit er das Haus nicht sah. Die Straße war sehr lang, und dann hob er plötzlich, wie unter einem Zwang, den Kopf und schaute aus dem Fenster, und da fiel sein Blick auf ein großes Ziegelhaus, auf dem Städtisches Männerasyl stand und vor dem ein paar alte unrasierte Männer in abgewetzten Anzügen herumlungerten. Daß so etwas geschehen konnte, hatte eine unheimliche Vermutung verstärkt, die schon lange in ihm war: daß doch eine höhere Macht, die immer unbegreifbar bleiben würde, das Leben der Menschen lenkte, und das seine auf ganz besonders entsetzliche Weise, und er hatte während des ganzen Nachmittags im Zoo, zwischen Gazellen und Schimpansen und Pinguinen, an nichts anderes denken können.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Graugrün und Kastanienbraun. Aufzeichnungen eines Neurotikers»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Graugrün und Kastanienbraun. Aufzeichnungen eines Neurotikers» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Graugrün und Kastanienbraun. Aufzeichnungen eines Neurotikers»

Обсуждение, отзывы о книге «Graugrün und Kastanienbraun. Aufzeichnungen eines Neurotikers» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x