Helmut Degner - Graugrün und Kastanienbraun. Aufzeichnungen eines Neurotikers
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Er war, mit neunzehn Jahren, von der Schulbank weg, mit einer offenen Tuberkulose in das Krankenhaus einer Stadt unweit der kleinen Stadt an der österreichisch-deutschen Grenze eingeliefert worden, in der er damals lebte, und lag, zusammen mit sieben oder acht anderen Patienten, in einer offenen, loggiaartigen Liegehalle Tag und Nacht im Freien. Die Vormittage und Nachmittage waren endlos lang, und man vertrieb sich die Zeit mit Lesen, Kartenspielen und Radiohören, aber dennoch herrschte eine fast nicht zu ertragende Langeweile. So war es eine willkommene Abwechslung, daß an einem Fenster der Augenabteilung im gegenüberliegenden Krankenhaustrakt immer wieder ein Mädchen mit einem Baby auf dem Arm erschien und, offenbar ebenfalls gelangweilt, herüberschaute. Das Mädchen trug immer einen roten Morgenrock, und es war klein und hatte graugrüne Augen und schulterlanges kastanienbraunes Haar und sehr weiße Haut. Schon damals stets bereit, solchen Verlockungen widerstandslos zu erliegen, winkte er ihr, und nachdem sie die ersten Male nicht reagiert hatte, winkte sie schließlich zurück, was für ihn damals, mit neunzehn Jahren, schon ein großes Abenteuer war. So ging das tagelang; alle paar Stunden trat das Mädchen mit dem Baby auf dem Arm ans Fenster, und sie winkten einander zu; er mit stockendem Atem und einem mulmigen Gefühl im Bauch und unter den spöttischen Bemerkungen der andern Patienten, die in den Betten neben ihm lagen. Am Sonntag wurde in der Krankenhauskirche vormittags immer ein katholischer Gottesdienst abgehalten, und obwohl er evangelisch war, ging er am nächsten Sonntag hin, denn er hatte gehört, daß das Mädchen in dem roten Morgenrock oft daran teilnahm. Die Kirche war so voll, daß er im Mittelgang zwischen den Gebetbänken stehen mußte, und einige Meter links von ihm, auf einer Empore neben dem Altar, stand zwischen andern Patienten das Mädchen. Ihre Blicke gingen hin und her, unter dröhnenden Orgelklängen und der leiernden Stimme des Geistlichen und Glöckchengebimmel, und jedes Mal, wenn der Blick ihrer graugrünen Augen ihn traf, spürte er einen beängstigenden und doch unendlich wohligen Stich im Herzen. Als der Gottesdienst zu Ende war, verließen sie die Kirche, er durch die hintere Tür und sie durch die vordere, doch als er sich draußen auf dem Gang in dem Gewühl nach ihr umsah, war sie schon verschwunden. Eine Stunde später tauchte sie mit dem Baby an ihrem Fenster auf und winkte ihm, diesmal als erste, was seinen Atem stocken ließ wie nie zuvor. Mehrere Tage vergingen wieder so mit gegenseitigem Zuwinken; dann mußte er Mitte der Woche an einem Vormittag ins Krankenhausbüro, um etwas zu erledigen, und als er im gegenüberliegenden Trakt die Treppe hinaufstieg, sah er plötzlich über sich einen roten Morgenrock: Die Treppe herunter kam ihm das Mädchen entgegen. Eine Stufe über ihm, so daß ihr Kopf in gleicher Höhe mit dem seinen war, blieb sie stehen, und er blieb auch stehen, sie in ihrem roten Morgenrock und er in seinem blaugestreiften Pyjama, und er blickte in ihre Augen, die ganz nah vor ihm waren, und ihm war, als versinke er in einem graugrünen Meer. Sie sagte nichts, und er konnte nichts sagen, denn sein Atem stockte so sehr, daß er zu ersticken glaubte, und dann legte das Mädchen ihre Arme um seinen Hals und drückte ihre Lippen auf seinen Mund und schob ihre Zunge zwischen seine Zähne und ließ sie dazwischen spielen und grub ihre Zähne in seine Lippen, so fest und wild, daß er fast aufschrie vor Schmerz und fast weinte, weil der Schmerz so süß und so brennend war, daß er außer ihm nichts mehr spürte und sich ganz fallen ließ in dieses Brennen und diese Süße, und dann ließ ihn das Mädchen los und rannte die mit grünmarmoriertem Linoleum belegte Treppe hinauf und verschwand oben um die Ecke. Schwindlig und benommen blieb er eine Weile auf der Treppe stehen und ging dann, ohne das Krankenhausbüro aufzusuchen, zurück in seine Abteilung. Er hatte damals schon eine Beziehung zu einer mehrere Jahre älteren Frau hinter sich und oft mit ihr geschlafen, doch es schien ihm, als sei dies der erste Kuß seines Lebens gewesen, und obwohl er ihn nicht einmal erwidert hatte, war und blieb es der süßeste und aufwühlendste und schönste Kuß, den er je in seinem Leben bekommen hatte.
Er sah das Mädchen nicht wieder; es wurde, wie er hörte, am gleichen Tag aus dem Krankenhaus entlassen, und er wußte nicht ihren Namen und ihre Adresse und konnte ihr nicht schreiben, und irgendwie wollte er das auch gar nicht.
Durch einen unwahrscheinlichen Zufall erfuhr er später, daß das Baby des Mädchens von einem amerikanischen Besatzungssoldaten war und daß sie mit ihm in der Augenabteilung gelegen hatte, weil sie von dem Soldaten nicht nur das Baby bekommen hatte, sondern auch einen Tripper, den sie bei der Geburt auf die Augen des Kindes übertrug.
Der Trip
Kupferrot tropfte von einem giftgelben Himmel und mischte sich mit ihm und Graugrün und Kobaltblau und Kastanienbraun zu einem regenbogenfarbenen Meer, dessen Wogen, von weißer schaumiger Gischt gesäumt, aus einem Nichts in ein uferloses Nichts brandeten, eine um die andere, lautlos und monoton. Er blickte auf seine Armbanduhr. Zwei Stunden mußten vergangen sein, doch er sah, es war nur drei Minuten her, seit er das letzte Mal auf die Uhr geschaut hatte; die Zeit dehnte und dehnte sich, die Dosis war viel zu hoch gewesen. Dann begannen die Zeiger auf dem Zifferblatt zu springen, auf neun, auf halb vier, auf viertel sieben, und er schob rasch den Ärmel seines Pullovers darüber. Die Farben erkalteten: Ein eisblauer Blitz zuckte über eine weiße Ebene, auf der sich riesige Steinklötze zu einem Schachbrettmuster zusammenschoben und ordneten, das sich in grauer Endlosigkeit verlor, über welche die Weltesche Yggdrasill weit ausladend ihre Zweige breitete. Er schloß die Augen, und das Schachbrett blieb unter seinen Lidern haften; die schwarzen und weißen Felder ragten eine Weile schmerzend in ihn hinein und verblaßten dann langsam. Als er die Augen öffnete, sah er sich wieder in seinem Zimmer, vor sich den Tisch, rechts den Bücherschrank, über sich die Lampe. Er wandte den Kopf nach links und sah: Aus dem Intarsienornament der Schreibtischtür löste sich, braun und gelb gestreift, ein ungeheurer Käfer, kroch mit grausiger Langsamkeit, ein schwarzbehaartes Bein nach dem andern streckend und wieder einziehend, ein schuppengepanzertes Vorzeittier, über den Teppich quer durchs Zimmer und verschwand, die Fühlerspiralen tastend vorgereckt, auf der gegenüberliegenden Seite in der Tapetenwand: der Käfer aus Kafkas »Verwandlung«, dachte er fröstelnd. Eine eisige Klammer bohrte sich von oben her in seinen Rücken, begann aufzuglühen, und feurige Schauer breiteten sich von ihr über seine Haut aus, über die Arme, die Schenkel, die Beine, die Kopfhaut, die kribbelnd zusammenschrumpfte. Die Zunge brannte in seinem Mund, schaumiger Speichel füllte ihn; er schluckte und schluckte, doch der Speichel sprudelte in solchen Mengen und so schnell unter seiner Zunge hervor, daß ihn Angst überkam, er werde daran erstikken, und er begann Luft aufzustoßen, literweise Luft, so daß sein ganzer Oberkörper erbebte. Er beugte sich vor und richtete einen Monolog senkrecht in den Raum vor sich: Palimpsest, Porphyr, Pschyrembel, Portugal, Polyanna; alles Worte, die mit P begannen und seine Wangen blähten und aus seinen Lippen platzten wie Blasen. Die Blasen wurden kleiner und kleiner, bis er verstummte. Es war wieder still im Zimmer; eine schwarze eisige Stille breitete sich um ihn in dem Raum aus, der plötzlich zu erkalten schien, eine unerträgliche Stille, die ihn einschloß wie ein Betonbunker, und er dachte: allein, allein, allein; das Wort hallte, zugleich sein eigenes Echo, in seinem Kopf wider wie in einer Eishöhle, die sich immer weiter ausdehnte. Vom Dach der Höhle herab schwebte ein Gesicht auf ihn zu, und als es näherkam, erkannte er das Gesicht seiner Mutter: das glatte weiße Haar, die Hornbrille mit den runden Gläsern, die eingesunkenen Wangen, von Hunderten kleiner Falten durchzogen, der schmallippige blasse Mund. Das Gesicht schaute ihn durch die glitzernde Brille hindurch ausdruckslos an und schwebte an ihm vorbei. Er wandte den Kopf, doch es war schon verschwunden. Verwundert spürte er, daß über sein Gesicht Tränen rannen, die Wangen hinunter, über den Hals in den Hemdkragen hinein; sein Gesicht war naß von Tränen, doch er empfand nichts dabei, keinen Schmerz, keine Trauer, auch keine Einsamkeit mehr: Ihm war nur kalt, und ihm wurde bewußt, daß er am ganzen Körper vor Kälte bebte. Mit zitternden Händen zündete er sich eine Zigarette an. Er blickte sich im Zimmer um und sah vor sich den Tisch, rechts den Bücherschrank und über sich die Lampe wie durch eine gläserne Wand, und die Gegenstände um ihn hatten irisierende Ränder, als ob kleine weißrote Flammen auf ihnen flackerten wie winzige Elmsfeuer. Als er die Zigarette zu Ende geraucht hatte, legte er den Kopf auf den Tisch und schlief ein, und als er aufwachte, schien die Sonne zum Fenster herein.
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