Helmut Degner - Graugrün und Kastanienbraun. Aufzeichnungen eines Neurotikers

Здесь есть возможность читать онлайн «Helmut Degner - Graugrün und Kastanienbraun. Aufzeichnungen eines Neurotikers» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Graugrün und Kastanienbraun. Aufzeichnungen eines Neurotikers: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Graugrün und Kastanienbraun. Aufzeichnungen eines Neurotikers»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Ein Roman als psychotherapeutische Maßnahme – geht das? «Graugrün und Kastanienbraun» ist ein facettenreicher Roman über die Lebenssituation der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Er erzählt von einem souveränen Menschen, der trotz seiner Stärke der wuchernden Vielfalt seines Lebens ausgeliefert bleibt und letztendlich droht, daran zugrunde zu gehen. Ein packender Bericht über die Kehrseite von Karriere und Leistung. Hochaktuell!-

Graugrün und Kastanienbraun. Aufzeichnungen eines Neurotikers — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Graugrün und Kastanienbraun. Aufzeichnungen eines Neurotikers», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Nachdem er die Zähne geputzt und sich rasiert und gewaschen und angezogen hatte, setzte er sich an seinen Schreibtisch. Er holte tief Luft, und als er einen Moment innerlich Anlauf genommen hatte, beugte er sich über ein blütenweißes Blatt Papier und begann zu schreiben. Ein Blatt füllte sich nach dem andern; er schrieb bis zur Mittagszeit und, ohne etwas zu essen, weiter den ganzen Nachmittag; er erwiderte nicht einmal den Gruß der Putzfrau, die kam und putzte und ging. Er aß nichts zu Abend und schrieb, ohne zu Bett zu gehen, die ganze Nacht und den nächsten Vormittag. Am Nachmittag kam die Putzfrau wieder und sah, daß er nichts gegessen hatte und nicht zu Bett gegangen war, und als er auf ihre besorgten Fragen hin nicht einmal den Kopf wandte, verständigte sie seinen Arzt. Als der Rettungswagen kam und zwei Männer in weißen Kitteln ihn unter den Armen packten, raffte er Schreibblock und Kugelschreiber an sich und schrieb während der ganzen Fahrt im Rettungswagen weiter, den Block auf den Knien.

Er saß in der Männerabteilung der städtischen Nervenklinik auf seinem Eisenbett und schrieb von morgens bis in die Nacht hinein, eine Seite nach der andern, und wenn der Pfleger alle paar Stunden zu ihm trat und ein Blatt von seinem Schoß nahm und einen Blick darauf warf, sah er, daß darauf, Zeile für Zeile, immer wieder nur der eine Satz stand: Er schrieb, daß er schrieb, daß er schrieb, daß er schrieb, daß er schrieb, daß er schrieb.

Graugrün und Kastanienbraun I

Er hatte sich verliebt; als Mann von Ende vierzig in ein Mädchen, das Mitte zwanzig war, ein zierliches, kleines Mädchen mit graugrünen Augen und schulterlangem kastanienbraunem Haar und sehr weißer Haut, das so aussah wie die Mädchen, die in seiner Phantasie, warum wußte er nicht, in Irland Flachs spinnend an tintenblauen, seerosenübersäten Teichen saßen, die Maureen oder Sheila hießen und in Sturmnächten auf halbgezähmten Ponies über endlos weite Ebenen jagten, unter einem schwarzen Himmel, an dem zwischen zerfetzten Wolken ein gelber Vollmond hing. Er war verliebt auf eine rauschhafte, atemraubende Weise, so daß er sich fühlte wie ein Primaner, oder noch schlimmer: wie eine Primanerin; ein Zustand, der ihn zugleich erschreckte und tief beglückte, der ihn quälte und den er genoß und – welch ein Stachel – seinem Alter als überaus unangemessen und lächerlich machend empfand: Entsetzt sah er sich, in gar nicht mehr so vielen Jahren, als läppischen, zahnlosen Greis, einen Priem kauend auf einer Parkbank sitzen und immer noch zierlichen, kleinen Mädchen mit graugrünen Augen und schulterlangem kastanienbraunem Haar und sehr weißer Haut nachglotzen.

Je länger er sie kannte, um so mehr wuchs in ihm ein wildes Verlangen, zärtlich mit ihr zu sein, und allmählich wurde es noch stärker als der sehr starke Wunsch, mit ihr zu schlafen, eine Erkenntnis, die ihn erschrocken in seinen Vorstellungen innehalten und sie bremsen ließ, denn in ihm stieg der Verdacht auf, was er für sie empfand, könnte mehr väterlich als männlich sein, was ihm durchaus nicht paßte. Er konnte seine Gefühle ihr gegenüber nur überaus vorsichtig andeuten, denn er wie sie hatten sehr große andere Probleme, sie vielleicht noch größere als er, und sie lebten beide unter komplizierten Umständen, die im Moment nicht mehr zuließen als eine schwebend unentschiedene Beziehung. Was ihre Gefühle für ihn betraf, so war er auf chiffrierte, schwer entzifferbare Botschaften von ihr angewiesen, doch schon das wenige, das er ihr über sich und seine Empfindungen zu sagen wagte, schien sie mit großer Angst zu erfüllen und in tiefe Ratlosigkeit zu stürzen, was er gut verstand, denn er wußte einiges über die Erfahrungen ihres bisherigen Lebens mit menschlichen Beziehungen, die nicht anders als gräßlich genannt werden konnten. Aber Verständnis machte das Ganze nicht leichter, und der schwebend unentschiedene Zustand, der sie zugleich verband und trennte, wurde immer quälender: er nagte seelisch ständig an einem Hungertuch.

Die komplizierten Umstände, unter denen sie und er lebten, brachten es mit sich, daß sie sich in einer sehr langen Zeit nur einmal gesehen hatten, und bei diesem einen Mal hatte er peinlich darauf geachtet, ihr nicht zu nahe zu kommen oder sie gar zu berühren, obwohl sein Verlangen, gerade das zu tun und ihr schulterlanges kastanienbraunes Haar zu streicheln, so überwältigend war, daß es ihn manchmal körperlich schmerzte. Sie führten, und auch das nicht sehr oft, ausgedehnte Telefonate, meist spät abends, doch schließlich komplizierten sich ihre Umstände so sehr, daß er sie auch nicht mehr anrufen konnte. Er mußte sich darauf beschränken, ihr dann und wann Blumen zu schicken und dazu ein paar Zeilen zu schreiben, was sehr schwierig war, denn er durfte damit nicht zu viel und nicht zu wenig sagen. Er hoffte, sie verstand, was zwischen den Zeilen stand, aber er fürchtete auch, sie verstand zu viel und das würde ihr noch mehr Angst machen. In einem seiner Briefe hatte er ihr geschrieben, daß er von ihr keine briefliche Antwort erwarte, denn das war etwas, wovor er Angst hatte: er könnte in seinem Postkasten morgens einen Brief von ihr finden, ihn öffnen und darin lesen, daß alles aus sei, daß sie keine Briefe und keine Blumen mehr von ihm wolle und er solle sich zum Teufel scheren mit seinen umständlichen Empfindungen und verwikkelten Gefühlen und zarten Andeutungen. Dann würde er sie nicht anrufen können, sondern er müßte ihr wieder einen vorsichtigen Brief und einen noch größeren Blumenstrauß schikken, um sie umzustimmen, was er flehentlich wünschen, ihr aber nicht so deutlich sagen dürfte, denn sonst würde sie noch mehr Angst vor ihm bekommen; und er würde dann Tag für Tag auf einen weiteren Brief von ihr warten, den er wieder erwidern müßte, weil sicher etwas darin stand, was ihn quälte und verzweifeln ließ, und er würde jeden Tag auf einen neuen Brief von ihr warten, der ihn beruhigte, und so würde das endlos weitergehen. Telefongespräche waren etwas anderes: da konnte er auf das, was sie sagte, gleich das Richtige antworten, konnte die verzweifelten Schläge, mit denen sie sich in ihrer Angst wehrte, abwehren, konnte allen Charme, den er hoffentlich besaß, und all seine Überzeugungskraft aufbieten, um wenigstens den schwebend unentschiedenen Zustand aufrechtzuerhalten.

Doch es kam kein Anruf von ihr. Er wartete Tag und Nacht darauf und legte, wenn er fortging, um eine Besorgung zu machen, den Telefonhörer ab, damit sie, wenn sie anrief, annehmen mußte, er telefoniere mit jemand anderem, und nach kurzer Zeit noch einmal anrief. Manchmal überfiel ihn die schreckliche Vermutung, es gebe eine ganz einfache Erklärung für ihr Verhalten: Sie empfand überhaupt nichts für ihn, außer Gereiztheit darüber, daß er sie nicht in Ruhe ließ und ihr immer wieder Briefe und Blumen schickte, und sie wäre froh und zutiefst erleichtert, wenn er wieder aus ihrem Leben verschwände; doch das war so unvorstellbar, daß er es sofort verwarf, und ihm fiel zum Glück auch ein, daß sie ihm doch immer wieder gesagt hatte, ihr läge sehr viel an ihrer Beziehung, sie sei sich nur noch nicht klar darüber, und er müsse ihr Zeit lassen; und einmal hatte sie sogar gesagt, wenn ihre anderen Probleme, die sie so völlig in Anspruch nahmen, einigermaßen gelöst seien, käme er mit an erster Stelle – eine Erinnerung, die ihn beseligt aufatmen ließ, denn sie hatte niemanden außer einer Freundin und ihm, und er wagte gar nicht, so weit zu gehen und sich vorzustellen, was dieses »mit an erster Stelle« also bedeuten mußte.

Als er eines Abends auf ihren Anruf wartete, kam ihm der Gedanke, Faszination, also auch Liebe auf den ersten Blick, müsse etwas mit dem zu tun haben, was die Tiefenpsychologen Projektion nannten: mit der Übertragung von Gefühlen, die man früher einmal für einen Menschen empfunden hat und die nicht ausgetragen wurden, auf einen andern Menschen, dem man in seinem späteren Leben begegnet. Er spann diesen Gedanken weiter, und als er nachts im Bett lag und nicht schlafen konnte, weil er immer noch auf ihren Anruf wartete, fiel ihm etwas ein, woran er all die Jahre, die dazwischen lagen, nicht gedacht hatte:

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Graugrün und Kastanienbraun. Aufzeichnungen eines Neurotikers»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Graugrün und Kastanienbraun. Aufzeichnungen eines Neurotikers» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Graugrün und Kastanienbraun. Aufzeichnungen eines Neurotikers»

Обсуждение, отзывы о книге «Graugrün und Kastanienbraun. Aufzeichnungen eines Neurotikers» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x