Helmut Degner - Graugrün und Kastanienbraun. Aufzeichnungen eines Neurotikers

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Ein Roman als psychotherapeutische Maßnahme – geht das? «Graugrün und Kastanienbraun» ist ein facettenreicher Roman über die Lebenssituation der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Er erzählt von einem souveränen Menschen, der trotz seiner Stärke der wuchernden Vielfalt seines Lebens ausgeliefert bleibt und letztendlich droht, daran zugrunde zu gehen. Ein packender Bericht über die Kehrseite von Karriere und Leistung. Hochaktuell!-

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Zu ihrem letzten Geburtstag hatte er ihr einen Blumenstrauß geschickt, fast so groß wie sie selbst; keine roten Rosen – davor hatte er sich gehütet –, sondern ein buntes Wirrwarr von Astern, Nelken, Lilien, Hyazinthen und Feldblumen, das dem Durcheinander seiner Gefühle entsprach. Daß Liebe dabei war, hoffte und fürchtete er mit gleicher Inbrunst: Er empfand ihr gegenüber neben oder verwoben mit seinen überaus männlichen Wünschen einen qualvollen Drang, zärtlich mit ihr zu sein, ein fast körperlich schmerzendes Verlangen, sie in seinen Händen zu bergen wie einen kleinen Vogel, sie zu streicheln und nichts als das. Daß er es bis jetzt nicht getan hatte, lag teils daran, daß ihm dieses Gefühl so wertvoll war und er es deshalb hütete wie einen Schatz, den zu heben zugleich bedeuten konnte, ihn zu zerstören; zum anderen erfüllte ihn eine erklärliche Scheu, sich vor ihr und aller Welt grauenhaft lächerlich zu machen, die er vor allem vor dem Spiegel empfand, wenn er darin einen älteren Herrn mit Bauch und kleiner Glatze sah: Sie mochte eine Cleopatra sein, aber er war kein Cäsar.

Was diesen schwebend unentschiedenen Zustand noch unerträglicher machte, war, daß er die Gefährdetheit seiner Position ständig auf entsetzliche Weise vor Augen hatte: Er hegte mörderischen Haß gegenüber jungen Männern mit braungebrannten Armen und Beinen in weißen Tennisdresses oder hinter den Lenkrädern von Sportcoupés, denn er bemerkte sehr wohl, wie sie sie begehrlich anschauten und wie sie ihren Blicken, um ihm nicht wehzutun, mit rührender Rücksicht auswich.

Solche Empfindungen und Gedanken erfüllten ihn unaufhörlich – auch als er jetzt, in seiner Phantasie, wie an jedem Sonntag, mit ihr und der noch Kleineren das Gartenlokal betrat, um die beiden mit Kaffee und Torte und Eis und Schlagsahne zu bewirten. Sie fanden einen Tisch für sich allein, und nachdem er bei dem Kellner seine umfängliche Bestellung aufgegeben hatte, war der Tisch bald voller Teller, Tassen und Schüsseln. Fürsorglich schenkte er beiden Damen Kaffee ein. Während diese sich über die aufgetragenen Süßigkeiten hermachten, hielt er sich wie immer wegen seines Bauchs zurück und sah sich in dem Lokal um. Da waren wie an jedem Sonntagnachmittag die älteren Damen, die flüsternd die Köpfe zusammensteckten und freundlich zu ihnen herüberschauten, da waren die stumm aneinander vorbeisehenden Ehepaare, bei denen die Männer hin und wieder einen Blick auf das neben ihm sitzende Märchenmädchen riskierten – und da war auch schon er: der junge Mann, braun und blond, der sie unentwegt anstarrte, ja der die unerhörte Kühnheit besaß, in völliger Ignoranz seiner Anwesenheit den Stuhl so zu rücken, daß er sie noch besser ins Auge fassen konnte, ein Laffe, ein Fatzke, ein unglaublicher Widerling, den er …

Er war nahe daran, aufzuspringen, hinüberzustürzen, den frech glotzenden Jüngling hochzureißen, ihn ins Gesicht zu schlagen – da spürte er, wie sich in den kleinen Finger seiner auf dem Tisch liegenden Hand ein noch kleinerer kleiner Finger hakte, darum schlang, und dann schob sich eine kleine Hand über die seine und drückte sie zärtlich, und als er sich zu ihr wandte und sie ungläubig anschaute, sah er, daß sie hinüberblickte zu dem Laffen, dem jungen, dem Fatzke, dem Widerling, und dann streckte sie aus dem geliebten großen Mund die umwerfend entzückende kleine Zunge hervor und zeigte sie dem jungen Kerl da drüben, der erbleichte und sich hinter seinen Tisch duckte, als wolle er sich verstecken.

Eine rote Woge schoß in ihm hoch, durchflutete ihn bis in die Zehenspitzen und Haarwurzeln, und ihm wurde einen Moment schwindlig. Taumelnd sprang er auf, warf einen Fünfzigmarkschein auf den Tisch, packte zuerst die eine und dann die andere Kleine, klemmte die eine unter den rechten und die andere unter den linken Arm und rannte unter den fassungslosen Blicken der älteren Damen und der Ehepaare und des herbeieilenden Kellners aus dem Gartenlokal und die Parkallee hinunter.

Schreiben

Er war Schriftsteller, ein Mann mittleren Alters, der vom Schreiben lebte, dem das Schreiben ein auskömmliches Einkommen sicherte, denn seine Geschichten erschienen in den Feuilletons der großen Tageszeitungen, und die Belegexemplare seiner Romane und Erzählungsbände füllten fast schon ein ganzes Regal seines Bücherschranks. Was er schrieb, hatte einen von den Rezensenten vielgerühmten human touch , und so wurde es nicht nur von Lehrerinnen und Buchhändlern gern gelesen, sondern auch von Abteilungsleitern großer Kaufhäuser, von Psychotherapeuten und Zahnärztinnen, ja sogar von andern Schriftstellern.

Seit vielen Jahren schrieb er sich so durchs Leben, seine eigene Existenz und die seiner Mitmenschen in Romane und Erzählungen und Aphorismen umsetzend und dabei stets gelassen über den Dingen stehend, doch seit einiger Zeit nahm er an sich etwas wahr, was ihn zunehmend zugleich beunruhigte und faszinierte. Wenn er etwas tat oder dachte, trat er aus sich heraus neben sich und beschrieb, sich selbst wie durch eine sehr scharfe Brille zusehend und beobachtend, in seinem Kopf, was er tat oder dachte. Er ging morgens frisch rasiert und pfeifend die Treppe hinunter, um sich im Zigarettengeschäft nebenan die Tageszeitung zu holen, und dachte: Er ging morgens frisch rasiert und pfeifend die Treppe hinunter, um sich im Zigarettengeschäft nebenan die Tageszeitung zu holen. Strich er dem Mädchen, das er liebte, über das schulterlange kastanienbraune Haar und sah in ihren graugrünen Katzenaugen ein leises Glimmen, dann dachte er: Er liebte sie, und wenn er über ihr schulterlanges kastanienbraunes Haar strich, sah er in ihren graugrünen Katzenaugen ein leises Glimmen.

Mehrere Wochen fühlte er sich diesem Zustand, für den er einen Namen – literarische Schizophrenie – fand und der ihn teils amüsierte und teils quälte, hilflos ausgeliefert; dann durchblitzte ihn, als er eines Morgens beim Frühstück sein weichgekochtes Ei aufklopfte – er dachte dabei: Er klopfte sein weichgekochtes Ei auf – eine Idee. Er war ein Mensch, der schrieb, und deshalb mußte er, um von dieser seltsamen Doppelexistenz Befreiung zu finden, aus der Not eine Tugend machen und sich zu ihr bekennen. Er würde alles, was er tat und dachte, vom morgendlichen Sockenanziehen bis zum abendlichen Ausknipsen der Nachttischlampe, aufschreiben, um sich, so schreibend und sich dazu bekennend, davon zu distanzieren; er mußte den gordischen Knoten mit dem Damoklesschwert zerschlagen – ein Bonmot, das er sich sogleich notierte. Während er das Ei auslöffelte, wuchs in ihm ein grandioser Plan, der die Bemühungen seines Kollegen James Joyce als harmlose Kinderei erscheinen ließ. Er würde, mit akribischer Genauigkeit, ein unbestechlicher Chronist seiner selbst, schreiben, wie er sich rasierte und rauchte, wie er las und dachte und schrieb, wie und was er aß und trank, wie er das Gegessene und Getrunkene wieder von sich gab, von Minute zu Minute, von Stunde zu Stunde, von Tag zu Tag bis an sein Lebensende: Er würde schreibend leben und lebend schreiben. Als er sich Orangenmarmelade aufs Brot strich, nahm sein Plan phantastische Dimensionen an. Er würde einen Verlag finden, der das von ihm täglich Gelebte und Geschriebene jeden Tag druckte, laufende Bulletins seines menschlichen und schriftstellerischen Seins, und so würde er einem Heer von Menschen viele Jahre Arbeit und Brot geben – Lektoren und Setzern und Druckern, Papierfabrikanten, Stenotypistinnen, Verlagsdirektoren, Lastwagenfahrern und Kantinenpächtern –, und Millionen würden es Tag für Tag lesen, würden lesend leben und lebend lesen. Literaturkritiker würden über das, was er schrieb, schreiben, würden es ein tief unter die Haut gehendes document humaine nennen und eine monumentale erschütternde Epopöe menschlicher Entfremdung; sie würden hingerissen sein, denn es würde ihr eigenes tiefstes inneres Bedürfnis stillen: jeden Tag derartige Wendungen zu erfinden und sich damit Milionen Menschen zu präsentieren. Als er mit einem Schluck Kaffee den letzten Bissen Marmeladebrot hinunterspülte, überlief ihn ein Schauder: Er würde, so schreibend, den eigenen Tod bewältigen, würde, den Kugelschreiber in der Hand, schreibend hinüber schreiten ins dunkle Nebelreich und dort weiterschreiben, vielleicht auf einer Wolkenbank, hinein in eine Ewigkeit, die nun nichts Bedrohliches mehr hatte. Ganz erfüllt von diesem überwältigenden Ausblick stand er auf, ging ins Badezimmer und trat ans Waschbecken. Er nahm die Zahnbürste, drückte ein Stück Zahncreme darauf und begann, die Zähne zu putzen, wobei er dachte: Er nahm die Zahnbürste, drückte ein Stück Zahncreme darauf und begann, die Zähne zu putzen. Er blickte in den Spiegel über dem Waschbecken und dachte: Als er in den Spiegel blickte, sah er darin einen Mann mittleren Alters, der vom Schreiben lebte, dem das Schreiben ein auskömmliches Einkommen sicherte …

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