Helmut Degner - Graugrün und Kastanienbraun. Aufzeichnungen eines Neurotikers

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Ein Roman als psychotherapeutische Maßnahme – geht das? «Graugrün und Kastanienbraun» ist ein facettenreicher Roman über die Lebenssituation der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Er erzählt von einem souveränen Menschen, der trotz seiner Stärke der wuchernden Vielfalt seines Lebens ausgeliefert bleibt und letztendlich droht, daran zugrunde zu gehen. Ein packender Bericht über die Kehrseite von Karriere und Leistung. Hochaktuell!-

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Fisch, gebraten

Die Patienten der Klinik machten, wenn das Wetter schön war, sonntags immer einen Ausflug in die Umgebung der Großstadt, begleitet von einem Arzt und einer Schwester. Es war eine kleine Klinik mit nur zwanzig Betten, und die Behandlung bestand darin, daß man miteinander redete, die Patienten und Ärzte und Therapeuten in Gruppen und die Patienten untereinander, und daß einer dem andern offen Zuneigung und Haß zeigte. Für diesen Sonntag hatte Peterka vorgeschlagen, an einen Fischteich im Gebirgsvorland zu fahren, der ihm gehörte; einen Teich mit herrlich klarem Wasser, in dem man baden könne, umgeben von einer großen, an einen Tannenwald grenzenden Wiese: Sie könnten auf der Wiese in der Sonne liegen und Fußball spielen, und der Teich wimmele nur so von Karpfen und Hechten und Renken, die sie, wenn sie Angelgerät mitnahmen, fangen und zum Mittagessen auf Holzkohlerosten grillen könnten. Peterka war ein chronischer Alkoholiker, der einige Selbstmordversuche hinter sich hatte, ein Hüne mit finsterem Gesicht, der rechts ein Glasauge trug, weil er sein richtiges Auge bei einer Messerstecherei verloren hatte, und der sich in den Monaten, seit er in der Klinik war, einen martialischen Bart hatte wachsen lassen. Jeden Morgen lief er zehnmal um das Rasenrondell im Garten, mit tänzelnden Schritten, wobei er, die Arme angewinkelt, die Muskeln seiner Oberarme spielen ließ und befriedigt betrachtete. Er war Besitzer einer Fremdenpension in der Nähe des Hauptbahnhofs, von der das Gerücht umging, sie sei in Wirklichkeit ein getarntes Bordell und die Mädchen, die darin arbeiteten, müßten täglich einen beträchtlichen Obolus an Peterka abliefern. Daneben trieb er Dutzende von undurchsichtigen, komplizierten Geschäften, die ihn ständig in Trab hielten, denn er mußte viel Geld verdienen, um seine acht Kinder in den verschiedensten Teilen des Landes zu versorgen. Mehrere Wochen lang hatte er jeden Tag zum Frühstück außer vier oder fünf Wurst-und Marmeladesemmeln eine Dose Ölsardinen, portugiesische Sardinen ohne Gräten, verzehrt und das Öl getrunken, in dem sie schwammen, denn er hatte in einer Wochenzeitschrift gelesen, Ölsardinen steigerten die männliche Potenz und verlängerten das Leben, doch er mußte seine Kur abbrechen, bevor sich ein spürbarer Erfolg zeigte, denn die Sardinen und das Öl erzeugten ein unerträgliches Sodbrennen, dessen er auch durch die Einnahme riesiger Mengen säurebindender Medikamente nicht Herr wurde.

Die andern Patienten stimmten seinem Vorschlag, nachdem sie in ihren Gruppen darüber diskutiert hatten, begeistert zu, und ein Personenzug brachte sie am Sonntagmorgen in zweistündiger Fahrt zu der Kleinstadt, von der es, wie Peterka versichert hatte, nicht weit zu dem herrlichen Fischteich war. Der Weg führte vom Bahnhof durch die lang hingezogene, offenbar nur aus einer Hauptstraße bestehende Stadt, und als sie diese hinter sich hatten, wanderten sie zwischen Wiesen und Weidezäunen über eine staubige, holprige Straße, unter einem wolkenlos blauen Himmel, von dem gelb und glühendheiß die Sonne strahlte. Peterka und Simon marschierten voraus, ihnen folgten die Ärztin und die Schwester, danach kamen in Gruppen von zweien oder dreien die übrigen Patienten, und Elvira und Hedwig, zwei schizophrene Mädchen, trotteten hinterdrein, in blauen Jeans und weißen T-Shirts, auf denen in großen Lettern University of Maryland und Millcreek Ohio 69 stand, was immer das bedeuten mochte. Dazwischen stelzte in dem schwarzen Anzug, den er stets trug, Spielvogel, ein Angstneurotiker, der nie mit jemandem sprach; nach vorn und hinten weiten Abstand haltend und immer wieder den Kopf wendend und furchtsam hinter sich blickend. Simon, der sich an Peterkas Seite hielt wie ein folgsamer Hund, war auf einem Einödhof im Gebirge zu Hause. Er war manisch-depressiv und lebte seit Jahren in Anstalten und Krankenhäusern; ein Bauernbursche mit wulstigen Lippen, buschigen, zusammengewachsenen Brauen und hellblauen traurigen Augen. Alle paar Wochen betrank er sich sinnlos mit Bier und Steinhäger, und vor einigen Tagen war er von einem dieser Ausflüge um drei Uhr morgens, von einem Taxifahrer abgeliefert, taumelnd und lallend in die Klinik zurückgekehrt und hatte laut randalierend seinem Zimmerkollegen, dem Angstneurotiker Spielvogel, der ihn, aus dem Schlaf aufgeschreckt, mit aufgerissenen Augen entsetzt anstarrte, aufs Bett gepißt, bevor ihn andere Patienten überwältigen und in sein eigenes Bett bringen konnten. Simons Idol war Cassius Clay, und er hatte mit Reißnägeln an die Wand über seinem Bett und an die Tür seines Kleiderschranks Dutzende bunter Fotos geheftet, die den Boxer mit drohender Miene und angespanntem Bizeps zeigten, neben Illustriertenfotos üppiger nackter Mädchen. Peterka, der ihn zu seinem Schützling gemacht hatte, trieb ein seltsames Spiel mit ihm: Er redete Simon ein, er sei der Champion und er selbst sein Trainer, und die beiden umkreisten einander ständig hin und her hüpfend mit fingierten Schwingern und Uppercuts, wobei Simon vor Begeisterung immer wieder in ein meckerndes Lachen ausbrach; auch jetzt, als sie die staubige Straße entlangmarschierten. Der Weg zog sich endlos hin, und einige Patienten begannen bereits zu murren, doch Peterka versicherte alle paar hundert Meter, es sei nur noch ein kurzes Stück, und so fügten sie sich und schlurften unter der glühenden Sonne schwitzend und mit bleiernen Beinen weiter, denn es lockte ja der Teich mit dem wundervoll klaren Badewasser. Hin und wieder rasteten sie am Wegrand, lehnten sich an einen Weidezaun und zündeten sich Zigaretten an, und die Schwester verteilte aus Thermosflaschen kalten Tee. Nachdem sie zweieinhalb Stunden gewandert waren und an die zehn Kilometer zurückgelegt haben mußten, drohte das Murren in offene Rebellion umzuschlagen, doch Peterka gelang es, die Lage zu meistern: Er deutete auf ein kleines Gehölz vor ihnen und erklärte, dahinter liege der Teich. In der Tat schimmerte, als sie näherkamen, zwischen den Sträuchern und dürren Bäumen Wasser. Als sie sich im Gänsemarsch durch das Gehölz geschlängelt hatten, standen sie vor einem Stacheldrahtzaun mit einem Holztor. Peterka kramte umständlich in seinen Taschen nach dem Schlüssel, der zu dem am Holztor hängenden Schloß gehörte, doch er hatte ihn vergessen, und so mußten sie, einer nach dem andern, über den rostigen Stacheldrahtzaun klettern, wobei sich Elvira, das schizophrene Mädchen, ein dreieckiges Loch in ihre Jeans riß.

Sie liefen über die Wiese zu dem Teich, aber es war kein Teich, sondern ein Tümpel, ja nicht einmal das: In braunem Erdreich standen einige Pfützen dreckigen, brackigen Wassers, aus dem da und dort kleine schlammige Hügel ragten, und in dem trüben, von weißem Schaum bedeckten Wasser, aus dem Blasen aufstiegen und an der Oberfläche zerplatzten, zuckten, verzweifelt nach Luft schnappend, ein paar kümmerliche graugeschuppte Fische. Die den Teich umgebende Wiese war voller Maulwurfshügel und wild wuchernder Brennesseln und übersät mit Pferdemist, denn Peterka, der auch einen etwa hundert Kilometer entfernten Reitstall besaß, verfrachtete im Sommer immer seine Pferde per Bahn zu der Wiese, um sie grasen zu lassen; und der an die Wiese grenzende Tannenwald erwies sich als eine Ansammlung ausgetrockneter stachliger Kiefern auf einem sandigen Berg mit verstaubten Disteln und Brombeersträuchern. Die Patienten gingen schimpfend auf Peterka los, der kleinlaut erklärte, böswillige Feinde, von denen er zahlreiche besitze, müßten nachts das Wasser aus dem Teich abgelassen haben; dann verschwand er, langsam zurückweichend, gefolgt von Simon, zwischen den Kiefern.

Die Patienten breiteten Decken zwischen den Maulwurfshügeln aus, lagerten sich auf dem Pferdemist und den Brennesseln in der Sonne und blickten düster auf die Wasserpfützen, aus denen ein fauliger Gestank aufstieg und über die Wiese strich. Nach einer Weile kehrten Peterka und Simon zurück, und Peterka packte eine Angel aus, streifte seine Schuhe ab, krempelte die Hosenbeine hoch und stellte sich in eine der Lachen, die Schnur, an deren Haken er eine Fliege aufgespießt hatte, in das stinkende Wasser hängen lassend. So stand er zwei Stunden, drei Stunden regungslos und unerschütterlich, als könne er, was er sah, nicht glauben, die behaarten, blassen Beine bis zur Hälfte der Waden in der Pfütze, während die andern Patienten, die den Gestank und die Hitze nicht lange ertrugen, zu Streifzügen durch den Kiefernwald und das Gehölz aufbrachen, von ihnen zurückkehrten und sich, mangels anderer Möglichkeiten, mit knurrenden Mägen wieder auf die Decken in die Sonne legten. Als man nach drei Stunden schließlich aufzubrechen beschloß, nachdem die Ärztin Marion, ein depressives Mädchen mit graugrünen Augen und schulterlangem kastanienbraunem Haar, das jeden Tag mehrmals in Ohnmacht fiel und in der stechenden Sonne einen Kreislaufkollaps bekam, versorgt hatte, schallte von den Pfützen herüber ein triumphierender Schrei. Alle drehten sich zu Peterka um, der mit hochgehaltener Angel, an der ein widerlicher Fisch, ein spannenlanger Weißling, zappelte, aus dem Wasser watete. Man rollte die Decken zusammen, packte die Thermosflaschen ein und wanderte in dreistündigem Marsch auf der staubigen Straße zwischen den Wiesen und Weidezäunen zurück zum Bahnhof. Während der Fahrt mit dem Personenzug hielt Peterka einen mit Wasser gefüllten Plastikbeutel auf den Knien, in dem, dann und wann zuckend, der Fisch auf dem Rücken lag, und als sie in der Stadt ankamen, rührte er sich nicht mehr und war verendet.

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