Helmut Degner - Graugrün und Kastanienbraun. Aufzeichnungen eines Neurotikers
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In der Klinik zog sich Peterka in die im Keller befindliche Küche zurück und ließ sich von der Köchin eine Pfanne und Öl geben. Er briet den Weißling, ihn immer wieder sorgsam mit einer Gabel im Öl wendend, kochte einen großen Topf Kartoffeln und servierte beides, nachdem er zerlassene braune Butter darauf geträufelt hatte, Simon zum Abendessen. Peterka setzte sich Simon gegenüber an den Tisch und blickte ihn erwartungsvoll an. Simon zerteilte den winzigen Fisch mit Gabel und Messer in kleine Stücke, nahm vorsichtig die Mittelgräte heraus und begann zu essen. Nach jedem Stückchen Fisch würgte er eine oder zwei heiße Kartoffeln hinunter, immer wieder versichernd, wie wundervoll der gebratene Fisch schmecke und daß er schon lange nichts so Gutes gegessen habe, und Peterka sah ihm zu, die Ellbogen auf den Tisch gestützt und den Kopf zwischen den Händen. Das Glasauge starr auf ihn gerichtet, rot im Gesicht, folgte er mit dem Blick jedes Mal Simons Hand, wenn dieser die Gabel vom Teller zum Mund führte und das Stück Fisch, das darauf lag, hineinschob, und wenn Simon erneut erklärte, wie einmalig herrlich der Fisch mit der zerlassenen Butter und den Kartoffeln schmecke, dann huschte ein zutiefst befriedigtes Grinsen über Peterkas bärtiges Gesicht. Plötzlich wandten alle die Köpfe zu Spielvogel. Aus der Ecke, in der er wie immer saß, in seinem schwarzen Anzug, den Rücken zur Wand und mit niemandem sprechend, drang ein ersticktes Schluchzen, und als die Patienten zu ihm hinüberblickten, sahen sie, daß Spielvogel auf Peterka und Simon starrte. Über sein Gesicht, das noch nie eine Regung gezeigt hatte, rannen Tränen und tropften auf den Tisch vor ihm, und das Schluchzen schüttelte seinen ganzen Körper, denn alles Glück und Elend dieser Welt, von der er sich so lange abgewandt hatte, all ihr Schmerz und all ihre Hoffnung brachen auf einmal über ihn herein, als er Peterka und Simon ansah, und er überließ sich seinem Schluchzen und seinen Tränen und wußte selbst nicht, ob er weinte oder lachte.
Fragen, Fragen …
Es begann damit, daß er an der Gardine vor seinem Wohnzimmerfenster zwei Fliegen auf irgendwie unanständig scheinende Weise aneinanderkleben sah. Als er sie näher betrachtete, wurde ihm klar, daß er keine Ahnung hatte, wie Fliegen sich fortpflanzten; ob männliche Fliegen einen Penis hatten und weibliche Fliegen eine Vagina, ob sie gern miteinander schliefen, warum auf Wohnzimmergardinen, und ob sie, wenn sie sich zusammentaten, wollüstige Gefühle hatten. Er ging in sich und kam zu der Erkenntnis, daß er überhaupt beschämend wenig wußte und daß es mit dem Wissen dieser Welt etwas Schreckliches auf sich hatte. Er hatte in seinem Leben sehr viel gelesen, wahrscheinlich mehr als viele andere Menschen, jeden Tag die Süddeutsche , die Abendzeitung und die Frankfurter Allgemeine , hinter der doch angeblich immer ein kluger Kopf steckte, jede Woche den Spiegel und den Stern , er hatte Shakespeare und Vicki Baum, Siegfried Lenz und Sigmund Freud gelesen und Tausende von Stunden ferngesehen, und er besaß eine Bibliothek von über tausend Bänden (von denen er allerdings viele nicht kannte, denn eine große Anzahl waren Bücher, die er in Zeitungen rezensiert, aber nicht gelesen hatte), und nun konfrontierten ihn zwei Fliegen mit einer so hintergründigen Problematik. Sein ehemaliger Schwiegervater, ein Landarzt mit einem weißen Vollbart, hatte ihn sogar einmal einen Intellektuellen genannt, was durchaus als Beschimpfung gemeint war, doch er wußte – als deutscher Mensch und als Mensch, der schrieb – nicht einmal, wann Johannes Mario Simmel geboren war. Er hatte selbst ziemlich viel geschrieben, doch er konnte ja nur schreiben, was er bereits wußte, und so hatte er dabei nichts hinzugelernt. Von Heidegger kannte er nur den einen Satz Das seiende Sein nichtet das nichtende Nichts; er hatte ihn sich gemerkt, weil er ihn irgendwie beeindruckend fand, doch er wußte nicht, warum er ihn beeindruckte und was dieser Heidegger, von dem er sonst nicht sehr viel wußte, doch auch ihm damit sagen wollte, obwohl es etwas ziemlich Wichtiges sein mußte. Sein kulturelles Interesse war erbärmlich: Er hatte sich seit Jahren kein Stück von Ionesco angesehen, und er hatte, während seine Frau das Straßburger Münster besichtigte, mit dem Dackel draußen im Regen gewartet, und manchmal kam ihm der Verdacht, daß das mit ein Grund gewesen war, warum seine Frau sich hatte von ihm scheiden lassen. Sein Auto war ihm immer wichtiger gewesen als der Rheinische Merkur , er hatte nie Hölderlins Hyperion oder Arno Schmidts Zettels Traum gelesen (doch ihn tröstete, daß er gehört hatte, das hätte noch nie ein Mensch von Anfang bis Ende), und ganz schlimm stand es mit seinen Geschichtskenntnissen. Der Satz Drei, drei, drei bei Issus Keilerei war ihm im Gedächtnis geblieben, aber er brachte immer die Alexanderschlacht mit Armin dem Cherusker und den Teutoburger Wald mit Karl dem Großen in Zusammenhang. Er war stolz darauf, zu wissen, daß Kolumbus 1492 Amerika entdeckt hatte; angeblich waren jedoch in letzter Zeit bei den Forschern Zweifel über die Richtigkeit dieses Datums aufgetaucht, und wenn sich herausstellte, daß es nicht stimmte, dann würde von seinem geringen Wissen noch ein Stückchen abbröckeln. Er hatte sechseinhalb Klassen von vier Gymnasien besucht, davon zwei zweimal, doch von der Schule hatte er, wenn er sich’s überlegte, äußerst wenig profitiert. Den Anfang von Cäsars Gallischem Krieg hatte er noch im Kopf Gallia est divisum in partes tres, quarum unam …, doch dann ging’s schon nicht mehr weiter, und er wußte nicht einmal, ob dieser halbe Satz so richtig war; aber sie hatten einen Lateinlehrer gehabt, unter dessen Augen sie ohne jede Hemmung Karten spielten, und als er darüber nachdachte, wurde ihm klar, daß er nicht mehr lateinisch deklinieren, geschweige denn konjugieren konnte. Es würde ihm, dachte er immerhin, aber auch nicht viel nützen, wenn er es könnte. Dennoch, stellte er fest, als er sie gezogen hatte, war es eine grauenhafte Bilanz, und er überlegte, wie er sie frisieren konnte. Er erwog, den Großen Brockhaus anzuschaffen oder eine Abendschule zu besuchen, aber ein Lexikon war keine Lösung, denn er fürchtete, er würde dann nur noch über dem Lexikon sitzen und darin blättern und zu nichts anderem mehr kommen, nicht zum Verdienen seines Lebensunterhalts und nicht zum Lesen der Abendzeitung und des Stern , und in eine Abendschule mochte er nicht gehen, weil er dann nicht mehr fernsehen könnte. Deshalb mußte er beschließen, seine Ansprüche herunterzuschrauben und, ein wenig bescheidener, so weiterzuleben.
Schreiben, leben …
Er hatte nach einer langen Zeit, die er in einem Zustand verbrachte, der schlimmer war als Totsein, wieder begonnen zu schreiben. Mit Anfang zwanzig, vor fünfundzwanzig Jahren, hatte er ein paar Geschichten geschrieben, und einige Leute, die etwas davon verstanden, hatten ihn wohlwollend einen vielversprechenden jungen Autor genannt, doch dann hatte er geheiratet und keine einzige Zeile mehr geschrieben, sondern nur Bücher anderer Schriftsteller aus einer fremden Sprache übersetzt, und ihm war jetzt, während einer psychotherapeutischen Behandlung, klar geworden, daß er seither auch nicht gelebt hatte, sondern nur übersetzt, was andere geschrieben hatten, und ferngesehen. Nun hatte er in einem Monat zehn Geschichten geschrieben; an manchen Tagen saß er von vormittags bis ein oder zwei Uhr nachts und schrieb, und manchmal wurde ihm dieses Schreiben unheimlich, und er bekam Angst davor. In den fünfundzwanzig Jahren, in denen er nichts schrieb, hatte er sich, wenn er daran dachte, daß er einmal ein vielversprechender junger Autor gewesen war, darauf hinausgeredet, er könne ja nicht schreiben, weil er nichts erlebe, doch seit er wieder begonnen hatte, sich dem Leben und den Menschen zuzuwenden, wurde er überschwemmt von einer Flut von Problemen und Verwicklungen, eigenen und fremden, von eigenen Erlebnissen und von Schicksalen anderer Menschen, die sich in seinem Kopf zu Geschichten zusammenspannen, nein, die schon Geschichten waren und die er nur aufzuschreiben brauchte, die er, wurde ihm immer klarer, aufschreiben mußte, um mit ihnen und mit sich selbst und seinem Leben fertig zu werden. Viele Monate hatte er den ganzen Tag auf der Couch gelegen, unfähig, irgend etwas zu tun und ohne Kontakt mit irgendeinem Menschen außer seinem Psychotherapeuten; er war alle zwei Stunden aufgestanden, um eine Zigarette zu rauchen oder um nachmittags seine Wohnung sauberzumachen und das Geschirr abzuspülen, was ihn, wenn er Glück hatte, eine Stunde beschäftigte, und um sich etwas zu essen zu machen, das er appetitlos hinunterschlang, denn weil er nichts tat, hatte er keinen Hunger, und dann hatte er sich wieder auf die Couch gelegt, und er hatte nachts nicht schlafen können, weil er ja bei dem vielen Liegen nicht müde wurde, und sein Bauch war dabei, weil er nur lag und aß und seine Wohnung saubermachte, immer dicker geworden. In diesen Tausenden Stunden auf der Couch, das Gesicht zur Wand und der Welt den Rücken zugekehrt, war sein ganzes Leben noch einmal an ihm vorbeigezogen, nein, er hatte, was er erlebt hatte, noch einmal erlebt, aber verbunden mit unerträglich starken Gefühlen, auch Dinge, die ihm früher gar nichts ausgemacht hatten, wenn er daran dachte oder sie in den vierzehn Jahren seiner Psychoanalyse immer wieder seinen sechs oder sieben früheren Psychotherapeuten erzählte; Gefühlen, die ihn umgeworfen hätten, wenn er nicht schon gelegen hätte, und er hatte alles, was er in seinem Kopf noch einmal erlebte, wieder seinem jetzigen Therapeuten erzählt, und schließlich war ihm bewußt geworden, daß er diese Zeit mit sich allein auf der Couch, dieses völlige Zurückgeworfensein auf sich selbst, gebraucht hatte, um sich klar zu werden über sich und das, was das Leben aus ihm gemacht hatte.
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