Helmut Degner - Graugrün und Kastanienbraun. Aufzeichnungen eines Neurotikers

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Ein Roman als psychotherapeutische Maßnahme – geht das? «Graugrün und Kastanienbraun» ist ein facettenreicher Roman über die Lebenssituation der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Er erzählt von einem souveränen Menschen, der trotz seiner Stärke der wuchernden Vielfalt seines Lebens ausgeliefert bleibt und letztendlich droht, daran zugrunde zu gehen. Ein packender Bericht über die Kehrseite von Karriere und Leistung. Hochaktuell!-

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Ein Snob

Wenn ein Snob, wie er einmal gelesen hatte, ein Mann war, der ein Mädchen in der Eisenbahn nicht ansprach, weil es ein Buch las, dessen Autor er nicht mochte, dann war er ein Snob. Irgendwie gefiel ihm dieser Gedanke, und er begann mit ihm zu spielen: Auf ferne Weise fühlte er sich dadurch verwandt mit Oscar Wilde und Beau Brummel, mit Männern funkelnden Geistes und unwiderstehlichen Charmes und ätzenden Witzes; mit Männern, die in fernen Zeiten in lilafarbenen Giletwesten, graue Zylinder auf dem Kopf und langstielige Meerschaumpfeifen schmauchend, in goldschnörkelverzierten Chaisen verächtlich lächelnder Miene zwischen dem Elend dieser Welt hindurchgerollt waren; und es erfüllte ihn mit Befriedigung, als ihm etwas aus seiner Vergangenheit einfiel, das auf schmeichelnde Weise zu bestätigen schien, daß er sich mit Recht einen Snob nennen durfte.

Er hatte in der österreichischen Kleinstadt, in der er damals, mit Anfang zwanzig, lebte – nach vielen Monaten in einem Krankenhaus und in einem Lungensanatorium – Lokalberichte für eine Zeitung der Landeshauptstadt geschrieben, für Zeilenhonorar, Berichte über Landwirtschaftsausstellungen, Stadtratsitzungen, Mordprozesse im Gericht der Kreisstadt und Kritiken über Aufführungen des Stadttheaters – letzteres, wie ihm heute bewußt wurde, mit Anfang zwanzig gestützt auf eine unerhörte Anmaßung, doch die Erinnerung brachte ihn schon wieder auf etwas, das seine Meinung, er sei ein Snob, zu untermauern schien: Er hatte einen Mimen dieses Theaters, dem einmal während einer Vorstellung der Räuber das Gebiß herausgefallen war, so daß er seinen Monolog als alter Moor, in einem Kellerverlies hockend, schmatzend und mit eingesunkenen Wangen weitersprechen mußte, und der im Sitzungssaal des Rathauses allein einen Abend mit Szenen aus dem Faust gegeben hatte, bei dem er, hin und her springend, einmal von der einen und einmal von der andern Seite her, abwechselnd den Faust, den Mephisto und, mit fistelnder Stimme, das Gretchen rezitierte – er hatte einmal, mit Anfang zwanzig, diesen in allen Theaterehren ergrauten Komödianten, der Paridam von der Mayden oder so ähnlich hieß und der zweimal im Monat in der städtischen Sauna seine Socken zu waschen pflegte, in heillose Verwirrung mit der Frage gestürzt, was er lieber sein möchte: ein lebender Paridam von der Mayden oder ein toter Gustaf Gründgens.

In den Straßen und auf den Plätzen der Stadt begegnete er damals immer öfter einem Mädchen; einem Mädchen, das kastanienbraunes Haar und graugrüne Augen hatte und dessen ungemein seelenvoll erscheinender leicht verschleierter Blick, wenn er ihn auffing, ihm durch und durch ging. Umständliche Ermittlungen anstellend bekam er heraus, daß sie Gerda hieß und vier oder fünf Jahre älter als er und Lehrerin war. Als er festgestellt hatte, wo sie wohnte, schrieb er ihr, schon damals geneigt, solche Dinge auf möglichst komplizierte Weise anzugehen, einen langen Brief, dessen Worte er sehr genau wählte; einen Brief, in dem er, denn sie war doch Lehrerin, mit feinsinnigen Anspielungen auf Dichtkunst und Philosophie, verziert mit mancherlei Zitaten aus klassischer und moderner Poesie und Prosa, schließlich und endlich den Wunsch zum Ausdruck brachte, sie kennenzulernen; auf welche Weise, ließ er offen. Wochen vergingen, doch es kam keine Antwort, und er sah sie auch nicht mehr, was in ihm die zunehmend beunruhigende Frage aufsteigen ließ, ob sie vielleicht Turnlehrerin oder Handarbeitslehrerin war und so mit seinen geistvollen Elogen gar nichts anzufangen wußte, doch dann stellte sich heraus, daß der Grund ihres Schweigens ein ganz simpler war: Er hatte den Zeitpunkt seines Briefs schlecht gewählt; es war zu Beginn der Sommerferien, und sie war über die Ferien zu ihrer Familie gefahren.

Die Ferien gingen zu Ende, und einige Tage danach stockte sein Atem, als er in mittäglicher Gluthitze über den Hauptplatz der Stadt ging: Sie kam ihm auf dem Bürgersteig entgegen, in einem roten und grünen Dirndlkleid mit einer weißen Schürze. In einer alle Gedanken auslöschenden Hast – sie kam immer näher – überlegte er bestürzt, was er nun tun sollte, doch es war sie, die dieses Problem mit erstaunlicher Unumwundenheit löste, denn als sie einen Meter vor ihm war, blieb sie stehen und sagte, ihn mit ihren graugrünen verschleierten Augen seelenvoll ansehend: »Da sind Sie ja.« Sie führten ein kurzes Gespräch, bei dem ihm jedoch zu seiner tiefen Verärgerung keinerlei Zitate aus Poesie und Prosa einfielen und dem er sich, obwohl er es doch so sehnlich herbeigewünscht hatte, deshalb möglichst schnell zu entziehen trachtete, und schließlich war auch wieder sie es, die vorschlug, sich am Abend in einer kleinen Konditorei in einer abgelegenen Straße der Stadt zu treffen; warum in der abgelegenen Straße, sollte er später erfahren. Benebelt und berauscht ging er nach Hause, verbrachte irgendwie den Nachmittag und begab sich am Abend, noch mehr benebelt und berauscht, in die kleine Konditorei. Sie saß bereits an einem der Marmortische, vor sich einen riesigen Eisbecher mit Früchten, und als er neben ihr Platz genommen hatte, entspann sich, nach dem Austausch konventioneller Belanglosigkeiten, ein langes Gespräch über Dichtkunst und Philosophie und klassische und moderne Poesie und Prosa. Zunehmend erlag er einer atemraubenden Verzauberung, denn sie hatte eine ihn tief verwirrende Art, den seelenvollen Blick ihrer graugrünen Augen, wenn sie von Rilke oder Hölderlin sprach, in den seinen zu versenken und den immer qualvolleren Wunsch in ihm zu nähren, mit zarter Hand ihr kastanienbraunes Haar zu streicheln. Nach zweistündigem Gespräch – hätte er nicht einen Mokka getrunken und sie einen Eisbecher gegessen, so hätte man es einen zartsinnigen literarischen Tee nennen können – beschlossen sie, sich an einem Tag der nächsten Woche wieder zu treffen; wieder in der kleinen abgelegenen Konditorei; und sie bestand darauf – er fragte sich, warum –, allein nach Hause zu geben.

Sein Wunsch mit ihr zu schlafen, war nicht sehr stark – das Ganze schien, was wohl an der Thematik ihrer Unterhaltung und am seltsam saugenden Blick ihrer langbewimperten Augen lag – auf einer höheren und sehr ätherischen Ebene stattzufinden, und so machte es ihm nicht viel aus, daß sie auch ihre weiteren Treffen, immer einmal in der Woche, in die abgelegene Konditorei verlegte, wo ganz bestimmt, obwohl sie bald nebeneinander auf einem weinroten Plüschsofa saßen, keinerlei Möglichkeit zu einer erotischen Ausweitung ihrer Beziehung bestand, und sie beharrte auch stets darauf, allein heimzugehen, so daß nicht einmal ein Kuß unter ihrer Haustür möglich war. Aus dem, was sie sprachen – bald waren es, neben ihren literarischen Exkursionen, auch ganz alltägliche Dinge, was ihn erleichterte, denn er merkte, daß sie von Poesie und Prosa viel mehr wußte als er, und ihm ging allmählich der Stoff aus – entnahm er, daß sie in allem, was sie tat oder nicht tat, ungemein abhängig war vom Urteil einiger ihrer Kolleginnen: älterer, von einem Nimbus konservierter Jungfräulichkeit umgebener Lehrerinnen, bebrillt und mit glattem grauem oder weißem und meist im Nakken zu einem Dutt zusammengestecktem Haar. Diese in strenge dunkelfarbige Schneiderkostüme gekleideten Damen, durch den lebenslangen ständigen Umgang mit Kindern in einer aus Naivität und Rechthaberei gemischten Haltung erstarrt, übten in der kleinen Stadt das Amt erbarmungsloser Sittenwächterinnen aus, und ihm wurde immer klarer, daß Gerda es sich nicht leisten konnte, sich mit ihm zu zeigen: mit ihm, einer durch und durch windigen Existenz, einem jungen Schnösel, der zwischen den rechtschaffenen Geschäftsleuten und Beamten und Handwerkern und Lehrerinnen der kleinen Stadt ohne rechten Schulabschluß offensichtlich keiner geregelten Tätigkeit nachging, ja, der sich gar immer wieder durch die Äußerung radikal linker politischer und sozialer Ansichten nicht schämte, auch in dieser Hinsicht beunruhigenden Verdacht zu erregen, das noch dazu mit empörend frecher und anscheinend bewußt herausfordernder Störrischkeit; und es hatte sich herumgesprochen, daß er sogar im Abonnement die Zeitschrift konkret bezog. Deshalb also, erkannte er, die heimlichen Treffen in der abgelegenen Konditorei und ihre konstante Weigerung, sich auf dem Heimweg von ihm begleiten zu lassen. Doch auch die Treffen in der abgelegenen Konditorei waren nach einigen Wochen nicht mehr möglich, denn eines Abends betrat – er merkte, wie sie zusammenzuckte – eine der bebrillten und bedutteten Lehrerkolleginnen das Lokal, setzte sich ihnen gegenüber an einen der kleinen Marmortische und blickte, in einer Illustrierten blätternd, immer wieder mit mißbilligender Miene durch ihre Brille zu ihnen herüber, was Gerda veranlaßte, ihn zum nächsten Rendezvous zu einer Bank im nur spärlich beleuchteten Stadtpark zu bestellen. Als er sich an dem vereinbarten Abend an der Bank einfand, regnete es jedoch in Strömen, und sie schlug ihm vor, mit ihrer manchmal zutage tretenden und so gar nicht zu ihr passenden Resolutheit, in einer halben Stunde in ihre Wohnung zu kommen, zu der sie sich also auf getrennten Wegen begaben.

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