Walther von Hollander - Es wächst schon Gras darüber

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1945 – die Stunde null. Der Architekt Paul Wolffenau hat eben noch an der Front gestanden, ist knapp der Kriegsgefangenschaft entronnen und kehrt nun in die Heimat zurück. Doch sein Haus in Berlin ist zerstört und seine Frau liegt tot unter den Trümmern. Wie in einem solchen Moment, wo ein gesamtes Leben, eine gesamte Welt zerstört ist, ein neues Leben beginnen? In einer notdürftig hergerichteten Waldhütte fängt Wolffenau in mehrfacher Hinsicht an, es sich neu einzurichten. Dann lernt er die junge Frau Maria kennen, schenkt ihr das Kleid seiner toten Frau und beginnt, durch ihr Vorbild gestärkt, ins Leben zurückzukehren. Doch auch Marias Mann findet die einsame und plötzlich sehr lebendige Waldhütte … Ein spannendes, aussagekräftiges Stück Trümmerliteratur und literarisch kunstvoll verarbeitete Zeitgeschichte, das es unbedingt wiederzuentdecken gilt.-

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Zum ersten Male lächelte sie von innen her. Das sei ein neuer Gedanke, so habe sie das noch nie angesehn. Sie wolle mal ein paar Tage darüber nachdenken.

„Wünschen Sie noch ein paar neue Gedanken? Ich habe immer ein paar Dutzend auf Lager“, fragte Paul übermütig.

Sie lachte: „Nein, danke. Das genügt erst mal für mein kleines Gehirn. Richtig nachdenken strengt mich sehr an, und es ist ja auch nicht gut.“

„Sie haben wohl Angst, daß Klugheit häßlich macht“, spottete Paul.

Sie antwortete lange nicht. Aber ihr Gesicht war wieder auf die seltsame und gefährliche Art verdunkelt, die eine vollständige seelische Erschöpfung verriet. Endlich sagte sie sehr ruhig: „Es ist mir völlig egal, ob ich häßlich oder schön bin.“ Und wieder nach einer Weile: „Das glauben Sie nicht. Aber es ist so. Tatsächlich.“

„Dann wären Sie keine Frau“, sagte Paul eigentlich mehr, um etwas zu sagen, und er ärgerte sich schon im Sprechen, daß er bei dieser Frau, bei der man Phrasen doch anscheinend nicht nötig hatte, eine solche Phrase gebrauchte.

Und sie antwortete auch genau das, was er erwartet hatte, nämlich: „Da haben Sie recht, ich bin keine Frau, keine Frau mehr.“ Und unheimlich ruhig setzte sie hinzu: „Wenn Sie mir einen Gefallen tun wollen, sprechen Sie nicht mehr von mir. Das hat keinen Zweck.“ Sie sagte das so abschließend, daß Paul nicht weiter fragen konnte.

Es wurde dann ein schöner, friedlicher Nachmittag. Wie so oft an Herbsttagen nahm die Sonne in den späteren Stunden an Kraft zu. Sie standen fast die ganze Zeit an einer großen Brombeerhecke, die sich über eine alte Lichtung hinwegzog. Manchmal verschwand Maria fast ganz zwischen den bunten Brombeerranken, und er sah nur das blaue Kopftuch und das runde, zarte Gesicht, das sich langsam unter der Sonne mit einem Hauch von Rot überzog.

Sie pflückten beide eifrig, und die ziemlich große Milchkanne war endlich ganz gefüllt. Etwas erschöpft saßen sie schließlich am Rande der Hecke, die noch lange nicht abgeerntet war.

„Ich werde morgen wieder pflücken“, sagte Maria mit einem hausfraulich-sorgenden Gesicht. „Und nun finde ich den Weg auch allein.“

„Was wollen Sie denn mit den vielen Beeren, wenn Sie niemanden haben?“

„Sie brauchen doch auch Marmelade“, sagte sie selbstverständlich. „Zucker müßten Sie mir allerdings geben, oder haben Sie keinen?“

Doch, Paul hatte noch fünf Pfund Zucker, die er in Dahlem gefunden hatte und die ganze Zeit mit sich schleppte.

„Dann muß ich aber sehr fleißig pflücken“, sagte sie.

Und er antwortete: „Das wird wohl nötig sein, liebes Kind.“

Merkwürdig und anziehend, diese Mischung aus dunkler Melancholie und zarter, sich selbst vergessender Heiterkeit.

Sie sah ihn etwas schief von unten her an. „Liebes Kind“, lächelte sie, „das hört man um so lieber, je älter man wird.“

„Welches hohe Alter haben Sie denn erreicht?“ fragte Paul spöttisch.

„Sechsunddreißig“, antwortete sie, ganz ohne Eitelkeit, „genauso alt wie Sie.“

Paul sah sie überrascht an. „Woher wissen Sie das?“

Sie lachte: „Sie sind ein Dummkopf. Taxiert und geraten. So ist das mit den meisten Scharfsinnigkeiten.“

Als sie nach einem schönen Gang wieder an die Hütte kamen, bestand Maria darauf, daß sie ihm beim Abwaschen behilflich sein dürfe. Sie machte die Abwäsche sehr schnell, gewandt und lautlos. Aber zum Abendessen wollte sie nicht bleiben, obwohl Paul ihr sagte, er würde sie nachher durch den Wald zur Station bringen und ganz bestimmt heil in den Zug setzen. Sie meinte aber, es sei genug und übergenug für ein erstes Mal Zusammensein, und wahrscheinlich überhaupt genug. Denn sie sei immer genauso wie heute und ganz und gar nicht interessant, eine Frau ohne Tiefen und Untiefen, die beim näheren Kennenlernen nur verliere.

Paul brachte sie zur Station. Sie gingen am Fluß entlang. Die Sonne war schon im Untergehn, und da es schnell kalt wurde, dampfte das wärmere Wasser. Bald kam ein starker Nebel und breitete sich über den Fluß. Man hörte die Ruderschläge von Fischerbooten. Oder es waren Boote von Grenzgängern, die durch den Nebel fuhren, um ins russische Gebiet hinüber zu gelangen, das etwa fünf Kilometer flußaufwärts von hier begann. Man hörte jedenfalls gedämpfte Rufe, wie sie Menschen törichterweise ausstoßen, die denken, daß sie sich im Flüstern weniger verraten als im lauten Sprechen. Aber der Nebel trug das Flüstern sehr deutlich an das Ufer heran. Paul fragte, wo Maria denn die Grenze überschritten habe. Sie log, sie habe das Kriegsende in Hamburg erwartet. Ob sie immer in Hamburg gelebt habe? Nein, früher habe sie in Berlin gelebt. Wo? In der Reichsstraße, nahe am Reichskanzlerplatz, aber 1943, im November, sei sie ausgebombt und weggegangen.

„Schwindeln Sie eigentlich immer?“ fragte Paul, und er wunderte sich, daß er darüber verstimmt war, „oder nur, wenn es Ihnen Spaß macht?“

Sie sah ihn überrascht an. Wieso schwindele sie? Das sei alles wahr oder doch so ziemlich alles.

„Sie sind doch bis zum Schluß in Berlin geblieben“, sagte Paul streng.

Sie wehrte sich. Wie er darauf komme? Sie müsse es doch wohl besser wissen. Und schließlich überraschend: „Ja ... ich bin erst vor kurzem herübergekommen. Und nun soll ich auch noch erzählen, warum ich gekommen bin? Aber ich habe keine Lust dazu. Ich will es nicht.“

Paul entschuldigte sich, er habe sie nur ein bißchen necken wollen. Aber er sehe es nun ein, man dürfe heutzutage keine Späße machen. Jedenfalls nicht, ehe man die verletzlichen Punkte des anderen kenne. Und es gebe wohl keinen Menschen in Deutschland, der nicht sehr zart und verletzlich sei.

Sie waren schon nahe an der Station und hörten den Zug heranrollen. Sie mußten laufen und kamen gerade noch durch die Sperre, als der Zug schon hielt. Wie immer hingen Reisende auf allen Puffern und Trittbrettern. Maria versuchte erst gar nicht, sich in eines der Abteile zu drängen. Sie stellte sich auf eine winzige freie Stelle des Trittbrettes, und schon fuhr der Zug an.

„Auf Wiedersehn also“, rief Paul und, indem er neben dem Zug herging: „Sie könnten eigentlich gleich morgen wiederkommen.“ Der Zug fuhr schon schneller, und sie begann ihm wegzugleiten. „Auf morgen“, rief er sehr laut, und sie antwortete ebenso: „Gut. Ich muß mir ja auch den Zucker holen.“

Wie immer im hungrigen Deutschland, wenn von etwas Nahrhaftem die Rede war, reckten die anderen Reisenden die Hälse. Einige lachten, und ein junger Mensch schrie im Vorüberfahren: „Das wird ein süßes Rendezvous.“

Am anderen Mittag wartete Paul bis zwei Uhr mit dem Essen. Aber sie kam nicht. Er aß verstimmt allein und war über seine Verstimmung ärgerlich. Wenn sie nicht kam, war es nur gut. Was hatte er mit ihr zu schaffen? Gewiß ... sie war eine hübsche und aparte Frau, und auf die Dauer konnte er nicht als Mönch leben. Er war es einfach nicht gewohnt. Das hieß aber doch nicht, daß er sich um die erste Frau bewarb, die ihm ein seltsamer Zufall über den Weg trieb. Außerdem stieß ihn die schmerzliche Maskerade, die sie — ohne es zu wissen — mit Gerties Kleidern trieb, eher ab, als sie ihn anzog.

Nein ... das war nicht richtig. Weil sie Gerties Kleider trug, hatte er sie überhaupt nur beachtet. Aber jetzt, da er sie ein wenig kennengelernt hatte und sie so anders war als Gertie, jetzt war sie ihm gleichgültig. Oder vielmehr, es ging etwas gefährlich Kaltes, etwas Erkältendes von ihr aus. Die Erinnerung an die Tote? Nein ... das Kalte saß in ihr, in ihrem Herzen. Ja ... so mußte es sein. Sie war erstorben, tot. Toter als Gertie. Begraben unter irgendeinem entsetzlichen Schock. Tausende solcher Toten liefen in Deutschland herum, Frauen, die ihre Kinder verloren hatten oder denen sie in den Armen gestorben waren auf irgendeiner der Fluchten, die nun schon zwei Jahre dauerten und kein Ende nehmen wollten. Männer, die, aus dem Kriege kommend, alles tot und vernichtet fanden, um das sie sich gemüht, für das sie gekämpft, das sie geliebt hatten. Junge Mädchen, die von der rüden Kraft der Eroberer überwältigt worden waren und diesen unerwarteten Zusammenstoß mit den männlichen Urtrieben nicht überwinden konnten, die jahrhundertelang geschlummert hatten und nun zum Entsetzen Europas entfesselt waren. Verwöhnte, die plötzlich dem nackten Elend ausgeliefert waren, zarteste Geschöpfe, aus einem blumenhaften Dasein in die Eiseskälte des erschöpfenden Existenzkampfes verpflanzt ... Wie viele waren den Herzenstod gestorben, den Nerventod, den Gefühlstod, und atmeten nur noch wider Willen, lebten mechanisch, weil das Uhrwerk noch nicht abgelaufen war. Sicher: Maria war eine von diesen lebendigen Toten, und er, der ja selbst noch nicht genau wußte, ob er sich auf die Seite des Lebens neigen sollte oder sich dem bequemeren Nachen anvertrauen, der ihn sicher und sanft in ein läßliches Sterben, in einen kaum spürbaren Tod hineinfahren würde, er, der noch immer nicht wußte, ob das Leben den ganzen Aufwand lohnte oder ob die jungen Menschen recht hatten, die allerecken riefen, es habe alles keinen Zweck mehr, — er sollte sich nun um ein abgestorbenes Wesen bemühen?

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