Max Kommerell - Der Lampenschirm aus den drei Taschentüchern
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Das Abstellen eines Motors, kräftige Tritte und die sich öffnende Tür enthoben ihn der Antwort. »Wahrhaftig, wir leben in einer großen Zeit!« rief der Baron von Glöckner-Goldeck aus, indem er ihm seine beiden gedrungenen Arme entgegenstreckte. Erweicht durch die Blicke der Hausfrau, war Dasa bereit, jeder Behauptung Einlaß zu gewähren. Aber die große Zeit pochte jetzt zu jäh an das Tor seines Herzens, und er sagte zunächst guten Tag. Der Baron ließ sich nicht darausbringen. »Eben habe ich mit den Stadtverordneten eine private Vorführung des Films ›Trance am Orinoko‹ besucht. Ich, ein Bankier und doch wohl entschiedener Großstadtmensch, erlege ein paar Groschen, und sogleich bin ich Karaibe, oder was weiß ich, und nehme teil an den Orgien eines Naturvolkes. Grandios! Die Extreme der Menschheit küssen sich in mir. Ich meine nicht in mir persönlich, in jedem von uns. Wie? Wollte schon lange darüber mit Ihnen sprechen, Dasa! Gestern war übrigens Sitzung. Weitere Zuschüsse für die Neuinszenierung der Nibelungen sind bewilligt – doch wohl auch nach Ihrer Auffassung die gewaltigste Effulguration des mythischen Bewußtseins in der Gegenwart. Wie? Ich ließ mir von unserem vortrefflichen Intendanten Kuhlhorst die Maschinenräume zeigen, lag selber angeschnallt auf den gläsernen Wannen, in denen die Rheintöchter herumgeführt werden. Die Fischschwänze sind elastisch und können mit Zehendruck reguliert werden. Alles ganz wirklich, damit der Mensch diesen Mythos über sich hereinbrechen sieht. Jeder kann etwas dazu tun. Ja, mein Guter, wir leben in einer großen Zeit!« Er nickte seiner Frau mit willenskräftiger Innigkeit zu und tätschelte ihre Wangen. Sie öffnete die Tür in das Speisezimmer, das bis zu halber Höhe mit grünem Rupfen bespannt war. Hier war alles rein. Kommoden und Eckschränkchen sehr zarter Form mit gekrümmten Flächen; ein paar kolorierte Stiche aus der Revolutionszeit. Mit dem Seufzer beschäftigter Tüchtigkeit ließ sich der Hausherr nieder, und seine Schildkrötensuppe löffelnd, mußte Dasa ab und zu nach dem Schädel hinübersehen, der jene Reihe von vorher so würdig fortsetzte. Tadelloses Gebiß, blitzendes, wasserhelles Auge, unermüdliche Kiefer! Sie jedoch aß matt; Dasa merkte, daß ihr erst beim Hereintragen der Weingläser und der Kristallflasche freier zumut wurde. Bis dahin kaute sie an ihrer Lippe – die einzig unvollkommene Gebärde, die man an ihr entdeckte. In der zu besprechenden Frage war Dasa dem Vorstand des Klubs so gefügig, daß dieser stürmisch das vollkommenste Einverständnis feststellte. Gern hätte sich Dasa erhoben, aber ein Hummer kam auf den Tisch, so gewaltig, daß auch die Herrin sich Mut antrinken mußte. Als sie das schlanke Glas an ihren Mund setzte, fuhr der Baron, der soeben erfolgreich eine Schere bearbeitete, mit der Frage heraus: »Aufrichtig, Doktor, wie denken Sie über die Höllenstrafen?« Dasa, der über die gepflegtesten Tischsitten verfügte, ließ jetzt die Gabel aus der Hand auf den Teller fallen. Sonst hätte er wohl tausend Jahre leben können, ohne daß ihm dies unterlaufen wäre. Er wurde hochrot. Wie wird ihr zumute sein? Doch nein, sie schenkte ihm Wein zu, und sie anblickend, überzeugte er sich, daß infolge ihrer Sicherheit und Güte das, was man Situation nennt, weiter bestand und daß er von ihr gebeten war, auf die Frage des Hausherrn zu antworten. Er gehorchte. »Ich habe, wenn Sie verzeihen, noch nie viel darüber nachgedacht. Aber in welcher Richtung wünschen Sie, daß ich darüber nachgedacht haben möge?« Er wußte wohl, immer würde ihm, wenn er je das Wort Höllenstrafe läse oder vernähme, die aufgerichtete Gabel mit einem Stück weißem, in Mayonnaise getauchtem Krebsfleisch und der so kau- als redselige Rachen des Hausherrn erscheinen, wobei dieser Rachen dann wieder an den aufgesperrten Höllenrachen der Mysterienspiele erinnern würde, in welchem mancher arme Sünder verschwindet.
Der Baron erklärte sich näher. »Wir sind uns natürlich einig, daß es dergleichen nicht gibt. Aber wir haben inzwischen die Aufklärung überwunden und sind über den Fortschritt fortgeschritten. Der Gedanke der Hölle ist nicht wahr, aber wirksam. Und wir Männer des männlichsten Zeitalters beurteilen einen Gedanken nach seiner Wirksamkeit. Ich frage Sie also noch einmal genauer: Was, meinen Sie, steckt hinter den Höllenstrafen?« »Eine Erfahrung!« versetzte Dasa wenig freundlich. »Ich verstehe!« sagte der von Glöckner-Goldeck, denn er verstand nicht. »Paradox, aber geistreich, und eigentlich genau das, worauf ich hinaus will. Sie meinen eine Einsicht in die menschliche Natur. Scheint Ihnen da nicht die christliche Hölle, wenn man sie mit den Höllenvorstellungen des Orients vergleicht, einer Verbesserung zu bedürfen?« Obwohl Dasa ungern Vorstellungen verbesserte, antwortete er leider mit »Vielleicht«. Er neigte sehr zur Wahrhaftigkeit, doch widerfuhr ihm beim Sprechen das Eigene, daß ihm das Wort durch den Gesprächspartner vorgemessen wurde. Jetzt flüsterte er sich zu: es ist ja noch jemand da, und gewann sich folgendes ab: »Über die Mauer der christlichen Klöster blickend, glaube ich zu verstehen, daß alles Werden jenseits des Todes abgelehnt werden soll. Hölle und Himmel zeugen beide von der Unwiderruflichkeit des Lebens hier, zumal des die Summe ziehenden letzten Augenblicks. Das ist hart, aber was vermag der Schauende gegen die Härte der Schau?« Der Baron wiegte sein Haupt: »Eine nachdenkliche, feinsinnige Bemerkung. Ich verstehe die Ironie Ihrer Aussage.« Dasa war froh, mißverstanden zu sein, und ließ den Hausherrn fortfahren. »Irre ich nicht, so gleicht die östliche Vorstellung mehr unserem Fegefeuer, und eben darum arbeitet sie den Erziehungsgedanken so trefflich heraus. Das Volk freilich ist dumpf und bedarf des Terrors, dafür ist die christliche Hölle gut. Dem Gebildeten ist ein abgestuftes und befristetes Strafsystem angemessen.« Er räusperte sich. Zum Verständnis dieses Räusperns gehört, daß der Baron nicht eifriger in Versammlungen redete, als er Auto fuhr, welche Leidenschaft auf seine Gesprächsform einwirkte. Wenn er stark sprach, sah er starr geradeaus, in Atempausen schob sich der Unterkiefer etwas vor, und man glaubte die Hände um ein unsichtbares Steuer bewegt. Vor allem war sein Räuspern am Ende einer Phrase einem Warnsignal ähnlich: Sein Gegenüber möge ja nicht diesen Einhalt zu eigener Rede mißbrauchen in unbefugtem Querfahren.
»Orientalisieren wir also (fuhr der Baron zuversichtlich fort) die Hölle, damit der Staatsgedanke mehr hervortritt. Wille und Zucht sind die Leitbegriffe, die wir der Menge zuliebe in Bilder umsetzen. Nicht ein Zuchthaus mit lebenslänglichen Strafen (Sie erraten unschwer, daß ich darunter die christliche Hölle verstehe), sondern eins, aus dem man wieder herauskommt: eine ins Jenseits verpflanzte Besserungsanstalt mit freilich harten Bußen. Denn ohne einen ihm eingebrannten Denkzettel bessert sich ein schlechter Charakter nicht. Ich stelle anheim, daß die einzelnen Bußen dem Vergehen in anschaulicher Weise angemessen seien nach dem neuesten Stand der Charakterforschung.« (Mit einem Blick auf Dasa und neuem drohendem Räuspern:) »Gestatten Sie, daß ich Ihren Einwand vorwegnehme. Sie werden sagen, daß der ganz Ungebildete für diese Hölle noch nicht fortschrittlich genug denkt. Gut, lassen wir ihn so lange wie möglich im Köhlerglauben seines Höllenterrors.« Und mit einer Miene, die nicht geringer war als die eines Polizeipräsidenten, fügte er hinzu: »Und wir wissen mehr als die alten Kardinäle und Kirchenväter, weil wir nicht die Menschheit, sondern die Familie verklagen. Wie wäre es (er versuchte seine Stimme zu dämpfen, wodurch eine Art artikuliertes Schnarchen entstand), wenn unsere neuen Höllenrichter bei solchen Verbrechen, die erweislich auf Anlage zurückgehen, Vater und Großvater – ja auch die Mütter«, sagte er auf einen unsicheren Blick seiner Gattin hin, und patschte ihr zufrieden auf den schönen Arm – »aus den voreilig eingenommenen himmlischen Logen herunterzerren würden? Die Vorfahren hätten dann für den Delinquenten einen großen Teil seiner Höllenstrafe abzusitzen.« Schweigen. Er sah sich triumphierend um, schwenkte die Korbflasche und goß Spumante ein, sich die Stirn wischend. »Ich sprach wohl etwas lange, aber Sie glauben nicht, verehrter Dasa, wie sehr mich Ihre Einwände gefördert haben. – Warum sagst du denn gar nichts, Liebling? Du bist wohl zu sehr mit der Süßspeise beschäftigt, um dich unserer Hölle anzunehmen?« In der Tat hatte die Angeredete, von dem Sermon über Höllenstrafen nicht völlig gebannt, den kleinen goldenen Löffel mehrmals mit Mokkakreme beladen und wischte sich, lieblich erschrocken, mit der Serviette eine Spur vom Munde ab. Ihr Lachen unterschied sich von dem Geräusch, mit dem er seine Bemerkung begleitete, etwa so, wie sich von einer Rätsche, die Bauernbuben im Kornfeld schwingen, die Terz eines Glokkenschlags unterscheidet, der über dasselbe Kornfeld hinwandert. Dann wurde sie ernst und sagte: »Ich verstehe die Hölle nicht. Eine noch so verwischte Spur von Seele lesen wir in jedem menschlichen Auge. Sie ist das Angebind Gottes vom ersten Atemzug. Wie sollte er nicht Wege wissen, nach dem letzten Atemzug eine erstickte Bereitschaft für sein Licht zu beleben – anders als durch Schreck und Marter.« Der Baron sagte lächelnd zu Dasa: »Ihr entging, daß wir von der Hölle nur als einem Als ob sprachen!« Ihm aber löste ihr offener Sinn die Zunge: »Ich kann Ihnen zu dem, was Sie eben aussprachen, gnädige Frau, nur ein Wort meines Weisen anführen, dessen Gedanken ich seit Jahren in mir bewege. Es heißt so: Das Licht hat kein Brecheisen, es leuchtet nur, alldurchdringend, und kehrt nirgends um, als wo ihm der Eintritt verwehrt wird.« – »Prächtiges Wort, wahrhaft klassisch in seiner Einfachheit!« keuchte der Baron noch eben, dann fuhr er auf ein Klingelzeichen an den Apparat, und während er in virtuosem Tempo Zahlen und Zeichen hervorwirbelte, die dem spannenden Jargon der Hochfinanz angehörten, wurden folgende Worte zwischen den beiden gewechselt, halblaut, mit Rücksicht auf das Telephongespräch. Sie: »So meint Ihr Weiser, daß ein Geschöpf wirklich Gott von sich aussperren kann und also stärker ist als er?« Er ausweichend: »Er wußte alles, er war der Löwe Gottes, der von Gott gezähmte, in dessen Mähne seine Hand spielt, wenn sie feiert.« Sie konnte den ungemilderten Ernst seiner Miene nicht enträtseln. Nur verstand sie, daß sie kein Leid persönlicher Art ausdrückte, sondern einen hohen geistigen Schmerz. Er fuhr fort: »Manchmal verstehe ich, warum man von Heiligen oder Helden überliefert, sie seien in die Hölle gestiegen. Es sind diejenigen, die Gott fanden, und dennoch hinabsahen in das Grauen der Natur. Denen selbst der Stein nicht zu sehr Stein war, als daß sie ihn nicht nach seiner Geschichte gefragt hätten, und die die Ohnmacht der Seele kannten, die sich in erlittener Verdüsterung Stufe um Stufe unter den Stein hinabstößt, knirschender Schmerz des Widerspruchs, dessen nur fähig ist, was auch fähig wäre bei Gott zu sein.« Und als sie sich enttäuscht abwandte mit den Worten: »Ich kann nicht glauben, daß sich eine Seele Gott versagen kann«, erwiderte er: »Nur die Stärksten und Liebendsten dürfen überhaupt den Gedanken einer Hölle zu denken wagen. Wir andern haben dafür keine Minute, da uns Kräfte fordern, die noch der Erhebung fähig sind.« Ein herrlicher Blick dankte ihm. Beide Gespräche, das mit Zahlen fechtende und das Herz und Welt versöhnende, waren zu Ende. Der Hausherr starrte vor sich hin und schien über fast astronomischen Größen zu brüten; da sagte sie noch ganz unvermittelt: »Ich schrieb neulich einer verheirateten Kusine, die viel zu leiden hat, ein unbedingter Einsatz rentiere sich immer. Glauben Sie nicht auch?« Der Hausherr fuhr auf, starrte sie an wie ein Wunder und fragte: »Was sagst du von Einsatz und rentieren?« »Ach, Artur, ich meinte nicht solches; ich hatte nur Lydia und den Landeshauptmann im Sinn.« Sogleich vergrub er wieder sein Haupt in die wuchtigen Fäuste. Und Dasa flüsterte von neuem: »Was mich bei solchen Gesprächen, selbst mit zarten und nachdenklichen Menschen, hemmt, ist dies, daß ich einen Betriff nicht besitze, den hier jedermann besitzt, den Begriff der Person. Ich glaube nämlich, daß er eine vorübergehende, freilich von uns leidenschaftlich festgehaltene Täuschung des Lebens ist. Darum ist der Tod ein so großer Schmerz. Gegründet scheint mir dieser Begriff durch gewisse Worte des Christus, der damit die Welt verwandelte und die Menschen um unendliches Leid und Glück bereicherte, zumal um den schmerzlichen Reim der Liebe: ich und du.« Den Hausherrn durchfuhr es, als ob sein Gast zu seiner Frau du gesagt hätte. Geistesgegenwärtig verblieb er in seiner grüblerischen Stellung und lauerte. »Meinen Sie wirklich?« »Erschreckt es Sie?« »Nein, aber ich fasse es nur halb. Ich will es überdenken.« Dagegen hatte der Baron nichts, nachdem er durch das beiderseits fortgeführte Sie beruhigt war. Aber statt im Schatten seiner Zahlen weiter zu dichten, sagte er mit Laune: »Ganz unter uns, Dasa – Sie glauben doch nicht wirklich an so etwas wie Hölle?« In Dasa stieg der Verdruß über eine so hornhäutige Seele auf, und er sann auf eine abweisende Antwort, die wohl seinem Besuch ein unfreundliches Ende bereitet hätte. Wieder begegnete er ihrem Auge, das, blauer als je, nichts als Güte war. Und ihm sprang eine Antwort über die Lippen, fertig, ehe er sie gedacht hatte: »Allerdings, ich glaube an die Hölle der ungetanen Taten.« Diese Antwort war überraschend genug, um das Gespräch, das der empfindliche Gast nicht mehr ertrug, ohne Schroffheit abzuschneiden. Nach einiger Verlegenheit holte der Gastgeber zu einem Antrag aus. Als Herausgeber des Kluborgans »Der mütterliche Osten« erinnere er daran, daß man jetzt die Nummer vorbereite, die Dasas Aufsatz über die mythische Erzählung »Gott und die Geige« enthalte. Der Verfasser habe angeordnet, daß der Wortlaut der Erzählung, die er handschriftlich besitze, in der Guayana-Sprache beigefügt werde; und die Nachbildung sei bereits in seinen, des Herausgebers, Händen. Ohne sich auf das Anrecht eines solchen im mindesten zu berufen, sondern aus Freundschaft und Liebe zur Sache bitte er nun Dasa, ihm dies eigenartige Kulturdokument zu übersetzen, und zwar (wozu der gemütliche Moment förmlich einlade) jetzt und hier. Dasas Einwand, daß er das kostbare Manuskript nicht bei sich trage, war sogleich behoben, der Baron holte mit triumphierendem Lächeln die Reproduktion aus seiner Aktenmappe. Was half es, daß Dasa sich anbot, die Übersetzung am anderen Morgen dem Sekretär des Barons in die Maschine zu diktieren? Die bekannten blauen Sterne vergrößerten sich, die edle Gestalt neigte sich bittend. Denn obwohl sich die Hausherrin ein empfindsames Beobachten abgewöhnt hatte, war sie doch vom Mißverhältnis des letzten Gesprächs betroffen. »Und du, Hedwig, läßt uns dazu den Mokka ins Zirbelzimmer bringen!« Während der Hausherr eine ihm von Dasa geschriebene Briefkarte hervorzog, gewann dieser Zeit, den ihm neuen ansprechenden Raum aufzufassen. Nicht die Hörner, sondern die Häute der Waldbewohner waren hier verwandt, ohne daß man etwas dagegen haben konnte, höchstens den Mangel an Gebirge, das eigentlich als Horizont in solche Räume hereinschimmern müßte. Die Wand bestand aus Zirbelholzbohlen mit einer Maserung aus Kreisen, die eine zittrige Hand ineinander gezogen zu haben schien. Wenig unterschied sich das Braun der Täfelung vom Braun des Hirschleders, aus dem sowohl ein großes Sofa wie die Stühle bestanden, deren Lehnen mit weißen Beinknöpfen gesäumt waren. Ein heller Tonofen in der Ecke hatte einen kuppelförmigen Aufbau. Auf dem Schreibtisch, ebenfalls aus Zirbelholz, stand ein Bild des Hausherrn in seiner Ausbildungszeit: rauchend saß er unter umhergeworfenen Büchern, mit einem gutmütigen Ausdruck der Hilflosigkeit, die menschlicher wirkte als seine jetzige unbeirrbare Selbstbejahung. Daneben ein Strauß von Zittergras. Ein größerer von Blutbuchenlaub stand in einem Zinnkrug auf dem Tische – und eine Reihe solcher Zinnkrüge auf Eckbrettchen. Alles schien ihm das Wesen der Besitzerin auszusprechen: Landvornehmheit, doch ohne Land; und Luxus, der sich verbirgt. Sie mochte geboren sein, einem großen Anwesen vorzuwandeln, vielleicht gar, es wirklich zu leiten. Doch waren solche Eigenschaften ihr nicht bewußt und vollends nicht zu einem Können und Üben entwickelt, so daß sie bloß als Huld in ihrem Wesen lagen.
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