Sorgen Sie für Privatsphäre. Sie können in Ihrem eigenen Garten nicht entspannen, wenn Sie sich beobachtet fühlen. Richten Sie sich ein Plätzchen ein, das uneinsehbar ist, in das sie sich also zurückziehen und im übertragenen Sinne die Tür hinter sich schließen können – selbst wenn dort nur Raum für einen einzigen Sitzplatz ist. Sie fühlen sich gleich mehr zu Hause und Herr Ihres eigenen Reichs.
Dieser Weg im Schreibgarten war früher der Boden eines Nebengebäudes.
Je kleiner der Garten, desto mehr sollte man ihn füllen, etwa indem man breite Rabatten anlegt und die Wege schmal lässt. Ein gängiger Fehler ist es, am Rand eines Kleingartens einen dünnen Rabattenstreifen zu ziehen und so alles nur noch schäbiger und eingeklemmter wirken zu lassen.
Die meisten kleinen Anlagen lassen sich sogar noch gliedern. Ein langer, dünner Garten kann mindestens einmal von einer Mauer, Hecke oder einem Zaun mit schmalem Weg oder Tor unterteilt werden. So sieht er gleich größer aus, wirkt vielschichtiger und bekommt kleine, einladende Räume. Genauso gut aber kann diese Regel mit spektakulärem Erfolg gebrochen werden.
Der wesentliche Bezugspunkt eines Gartens ist immer der menschliche Körper. 1,8 m sind eine gute Höhe für eine unterteilende Hecke. Die eigene Reichweite, etwa 1,2 m, nimmt man als Maß für eine niedrige Hecke. Ein Schritt, 90 cm, ist gerade richtig für einen schmalen Weg und eineinhalb Schritte oder 1,5 m sind die optimale Breite für einen Weg, auf dem man zu zweit nebeneinander gehen möchte.
Beobachten Sie die Sonne so oft wie möglich beim Auf- und Untergehen. Formen Sie den Garten danach, indem Sie Lücken in Hecken lassen und Äste zurückschneiden. Lassen Sie die Sonne hinein.
Bringen Sie Ordnung in vertikale Linien. Blicke schweifen stets zum Rand. Halten Sie diesen Rand – Eingänge, Ausgänge, Säume, Öffnungen – gerade und sauber, dann wird das von ihm eingefasste Widerspenstige betont, verändert und verziehen.
Setzen Sie auf Ihre Stärken. Wir alle würden gern das tun, worin wir nicht gut sind, um unseren Horizont zu erweitern und unser Selbstwertgefühl zu heben. Aber es gibt vermutlich einen guten Grund, warum wir und unser Garten in etwas nicht erfolgreich sind. Beschränken Sie sich daher auf das Einfache. Tun Sie, was Sie tun, mit Leichtigkeit – und tun Sie es gut.
Kaum ein Garten ist so groß, dass er auch nur die Hälfte der Pflanzen fasst, die wir gerne kultivieren würden. Meist müssen wir unsere botanischen und stilistischen Ambitionen drosseln, weil der Platz fehlt. Machen Sie aus der Not eine Tugend. Planen Sie Ihren Garten gut, sodass alles darin eine Bedeutung hat.
Kaum ein Garten ist so groß, dass er
auch nur die Hälfte der Pflanzen fasst,
die wir gerne kultivieren würden. Meist
müssen wir unsere Ambitionen drosseln.
Mir gefällt, dass man selbst den kleinsten Garten mit den Ambitionen seines Besitzers füllen kann. Er mag fehlerhaft, ungepflegt oder kurios sein, aber er ist vor allem individuell. Wenn ich mit dem Flugzeug über Vorstädte fliege oder mit dem Zug durch Orte fahre, sehe ich nicht endlose Reihen immer gleicher Straßen, sondern Tausende Gärten, die sich Seite an Seite erstrecken und alle herrlich unterschiedlich sind. Falls das bedeutet, dass man Unordnung und »schlechtes« Gärtnern hinnehmen muss, dann nehme ich es gerne hin.
Ein »guter« Garten sollte vor allem seinen genius loci haben. Nur wenn er zutiefst »da« ist, erwacht er zum Leben und hat eine eigene Persönlichkeit, seine eigene Atmosphäre und einen realen, fühlbaren Ortscharakter, den er nirgendwo sonst so entwickeln könnte.
Oft preist jemand einen Garten, indem er ihn mit einer berühmteren, prachtvolleren Anlage vergleicht. Das geht für mich an der Sache vorbei. Die besten, genussvollsten Gärten sind häufig Schrebergärten, diese bunt durcheinandergewürfelten, dicht an dicht liegenden Parzellen, die mitunter nur für eine Saison gepachtet und doch beansprucht, gepflegt und geliebt werden – eben weil sie so individuell sind.
Der Garten im Winter vom Hausdach aus
Gärten sind vor allem Orte im Fluss. Die Veränderungen selbst spielen die Hauptrolle, nicht die Zustände zwischen Ereignissen. Manches ist unvermeidlich und unkontrollierbar, dafür sorgen schon die Jahreszeiten, das Wetter und das Wachstum. Aber als Gärtner will ich Teil dieses Flusses sein, statt ihn zu stoppen und einen Status quo festzuhalten wie jemand, der versucht, Papierfetzen im Wind auszulegen.
Ich will, dass mein Garten flüchtig bleibt, tanzt und sich stets meiner Kontrolle entzieht, statt zu erstarren. Wie jeder gute Gärtner weiß, ist allerdings nichts so schwer, wie den Eindruck zu erwecken, als würde nichts getan werden, und dabei das Wesen und den Geist dessen zu bewahren, was man von seinem Garten erwartet.
Man muss dem Garten die Chance geben, sich zu verändern, aber damit rechnen, dass das nicht in die geplante oder gewünschte Richtung geht. Wenn man es richtig macht, wird der Garten mehr als nur Ausdruck der eigenen beschränkten Mittel und Wege.
Man ist oft versucht zu tun, was man glaubt, tun zu müssen, oder das umzusetzen, von dem man denkt, dass es anderen gefällt. Aber ein Garten muss von Herzen kommen, andernfalls erreicht er nie den Kopf. In erster Linie muss er Ihnen selbst gefallen, sonst besteht die Gefahr, dass er niemandem gefällt.
Manche nehmen eine Pflanzenliste als Grundlage und vervollkommnen sie mit botanischem Eifer. Aber Einzelpflanzen ergeben ebenso wenig eine Rabatte oder einen Garten wie einzelne Farben ein Gemälde. Es kommt darauf an, was man damit macht und wie sie in Beziehung zueinander stehen. Sicher, man wählt eine Palette aus, die wiederum von den Pflanzen vorgegeben wird, von denen man weiß, dass sie an einem bestimmten Ort gedeihen. Aber das ist erst der Anfang eines fast endlosen Gestaltungsprozesses.
Mit anderen Worten: Auch nachdem Sie das Areal umgegraben, die Pflanzen ausgewählt, zusammengetragen und ihren Standort bestimmt, Löcher für sie gegraben und sie gesetzt haben, ist noch nichts fertig. Es hat gerade erst angefangen.
Es gibt zwei Arten von Gartenwegen. Die erste ist ein rein zweckmäßiger Pfad, der einen auf einer trockenen, festen Oberfläche rasch von A nach B bringt. Solche Wege verlaufen ausnahmslos entlang von Ideallinien und sollten daher einfach und gerade sein. Falls das nicht möglich ist, verhindert man ein Abweichen vom Weg durch Hindernisse.
Die zweite Art von Wegen ist dazu da, einen so durch den Garten zu führen, dass man ihn optimal genießt. Dabei kann es sich um eine Route handeln, die durch eine Rabatte mäandert, eine sehr breite Piste, auf der man sich unterhalten und dahinschlendern kann, oder ein schmaler Pfad, der den Schritt beschleunigt. Der Belag kann aus Backsteinen bestehen, etwa in einem Garten mit Landhausflair, aus Rindenmulch, wenn es sich um eine tierfreundliche Ecke handelt, oder aus Steinplatten, wie es sich z. B. in einem formal-geometrischen Garten anbietet. Oberfläche und Gestaltung wirken sich stark auf die Art der Nutzung aus und auf den Eindruck, den die Umgebung auf den Betrachter hat. Seien Sie sich aller Optionen und Wirkungen bewusst, um eine optimale Auswahl zu treffen.
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