Manchmal aber hat nicht Wind, sondern ganz im Gegenteil Windstille verheerende Auswirkungen. Wenn Ihr Garten an einem Hang liegt, an dessen Fuß ein Gebäude oder eine Mauer steht, sackt kalte Luft ab, sammelt sich ganz unten und schwappt wieder nach oben – genau wie Wasser. Befindet sich der Garten am Fuß eines Hangs oder in einer natürlichen Senke, sollte man den Wind also ungehindert hindurchwehen lassen.
Winterharte Pflanzen halten kurzzeitig extreme Kälte bis -15 °C aus und überstehen Wochen und Monate bei Temperaturen um -5 °C. Nicht winterharte Pflanzen vertragen in der Regel keine Minusgrade, kommen aber mit der kühlen Witterung zurecht, die oft im April und Mai herrscht. Kälteempfindliche Pflanzen aus südlichen Gefilden erfrieren bei Temperaturen unter -5 °C.
Unser langer Herbst bereitet die Pflanzen auf den Winter und der lange Frühling auf den Sommer vor. Allerdings haben plötzliche Fröste bisweilen verheerende Folgen, vor allem im Frühjahr. Selbst was wochenlangen strengen Winterfrost überstanden hat, kann im Mai bei geringen Minustemperaturen die Hälfte des oberirdischen Wuchses einbüßen. Es klingt zwar seltsam, aber je länger und heißer der Sommer, desto besser überstehen Bäume und Sträucher die Winterkälte, weil ihr Holz voll ausreifen konnte.
Der Garten im Winter
Zu schnell einsetzendes Tauwetter killt Pflanzen ebenso zuverlässig wie plötzlich unter den Gefrierpunkt sinkende Temperaturen. Das Eis im Gewebe braucht Zeit, die Zellen wieder zu durchdringen, sonst zerplatzen sie. Das ist auch der Grund, warum sehr später Frost so schlimme Auswirkungen haben kann, wenn die frühmorgendliche Sonne schon warm ist und gefrorenes Gewebe bescheint, bevor die Lufttemperatur langsam steigt und es nach und nach auftaut.
Winterschutz hebt die Temperatur um einige Grade. Deshalb legt man über annähernd winterharte oder exponierte Sträucher, Stauden und sogar Gemüse Gartenvlies. Den Boden isoliert man mit Zeitungspapier, Stroh oder einer dicken Lage Kompost. Das bewahrt die oberflächennahen Wurzeln vor der schlimmsten Kälte, was vor allem immergrünen Gewächsen nützt. Auch Töpfe und Statuen werden eingewickelt, um Frostschäden zu vermeiden.
Pflanzen, die Kälte besonders gut wegstecken
Bäume:Esche, Buche, Birke, Schwarz-Kiefer, Ginkgo, Weißdorn, Linde, Ahorn, Fichte, Eiche, Eberesche, Thuja occidentalis , Weide
Sträucher:Alle Alba-, Gallica- und Wildrosen (im Gegensatz zu denen, die im Frühjahr blühen), Buddleia davidii , Pfaffenhütchen, Heidekräuter (nur auf sauren Böden), Kerria japonica , Pfeifenstrauch, Spiraea thunbergii , viele Schneebälle wie Gemeiner Schneeball, Wolliger Schneeball oder Bodnant-Schneeball
Stauden:Kriechender Günsel, Kugeldistel (Echinops ritro ), Iris sibirica, Geranium endressii, G. sanguineum, Lamium maculatum , Primeln, Pulmonaria saccharata
Kletterpflanzen: Clematis viticella, Hydrangea petiolaris, Lonicera periclymenum, Wisteria floribunda
Ein- und Zweijährige: Agrostemma , Kornblume, Nigella , Klatsch-Mohn, Nachtviole
Zwiebelblumen:Krokus, Iris unguicularis, Lilium regale , Traubenhyazinthe, Blaustern, Schneeglöckchen, Winterling
Die Beziehung von Vögeln zum Garten verändert sich, sobald die Blätter fallen. Plötzlich sind die Tiere sichtbarer. Sie bevölkern die Kronen als Silhouetten. Die Kontur eines kleinen Baums löst sich unvermutet auf, wenn eine Schar auffliegt, weil sie beim Beerennaschen gestört wurde. Auch klingen Vögel im Winter wesentlich harscher. Statt Werben ist nun Warnen das Gebot der Stunde. Gelegentlich verblüfft zwar ein Rotkehlchen mit seinem Gesang, ansonsten aber tönen aus meinem Novembergarten abgehackte Klänge, die eher an lauten Streit in einem angrenzenden Zimmer erinnern.
Der Winter wird von der Ankunft von Wacholder- und Rotdrosseln ebenso zuverlässig angekündigt wie der Sommer von Schwalben. Während Schwalben jedoch in ihrer quecksilberartigen Wendigkeit wie vertraute Gäste einfliegen, offenbaren Wacholderdrosseln eine eigentümliche Mischung aus Trotz und Scheu. Alles an ihnen ist barsch und abgehackt, und doch mag ich sie. Sie gehören zur Jahreszeit. Sie lieben die übrig gebliebenen Äpfel und verteidigen einen von Fallobst gesäumten Baum erbittert gegen andere Vögel. Zudem machen sie sich nützlich, denn sie vertilgen Schnecken, Schnakenlarven und Raupen.
Die Rotdrossel ist kleiner, zarter und unauffälliger. Während man die Wacholderdrossel leicht an ihrem grauen Kopf erkennt, lässt sich die Rotdrossel nur im Flug, wenn das Rot unter ihren Flügeln hervorblitzt, klar von einer Singdrossel unterscheiden. Allerdings verrät sie sich auch durch ihre Neigung, in Scharen aufzutreten.
Wir Gärtner müssen mit dem Wetter auf Du und Du stehen. Schließlich haben wir ständig damit zu tun. Wir sehen nach oben und lesen den Himmel, blicken um uns und schätzen ab, was passiert ist und wie es sich auswirkt.
Aus gärtnerischer Sicht ist Wetter weder besonders gut noch schlecht. Es ist einfach. Pflanzen passen sich an Unbilden an und erholen sich fast immer, wenn die Witterung sie beutelt. Die meisten überleben so gut wie alles, wenn sie nur am richtigen Ort wachsen.
Gärtner können nicht immer nach draußen marschieren und exakt nach Plan vorgehen, doch das ist auch gar nicht so wichtig. Seien Sie lieber flexibel. Achten Sie auf das Wetter und richten Sie sich danach, aber bleiben Sie geduldig. Es ist besser, sich ihm zu ergeben als dagegen anzukämpfen.
Regen hat vielerlei Auswirkungen auf den Garten. Frost erzählt eine Geschichte, die Wochen oder sogar Jahreszeiten lang dauert. Temperatur ist ein entscheidender Faktor, wirkt aber eher unterschwellig. Das alles muss ein Gärtner interpretieren können.
Jeder Wind schwingt eine andere Waffe, und jeder Garten hat seine Schwachstellen, die bedingt sind durch Bepflanzung, Ausrichtung und Lage.
Lernen Sie den Wind kennen. Bisweilen wird er als grimmiger Gegner, gelegentlich auch als Freund auftreten. Immer aber sollte er einem vertraut sein. Merken Sie sich, welche Folgen die verschiedenen Winde und ihre Richtungen in Ihrem Garten haben.
In meinem Garten sind Südwinde etwas Willkommenes, denn sie trocknen alles rasch. Das heißt aber auch, dass wir immer wieder umherhasten und unsere Pflanzen stützen müssen, weil die Südwinde an ihnen rütteln. Westwinde bringen Regen und manchmal Stürme, Nordwinde Schnee. Ostwinde im Frühjahr können verheerende Wirkung haben, denn sie schneiden wie eine Eisklinge durch alles hindurch – einschließlich der Wände in unserem Haus.
Lernen Sie den Wind kennen. Bisweilen wird er als grimmiger Gegner, gelegentlich auch als Freund auftreten. Immer aber sollte er einem vertraut sein.
Wind kann aus einer völlig unproblematischen Temperatur eine tödliche Kältewelle machen. Er trocknet Laub aus und stresst Pflanzen oder verformt sie sogar. Seien Sie darauf gefasst und treffen Sie nach Möglichkeit Vorkehrungen zu ihrem Schutz. Darbt ein Gewächs, prüfen Sie immer zuerst, wie sehr es Wind ausgesetzt ist – es kann unter ihm leiden, auch wenn die Pflanzen direkt daneben keinerlei Probleme mit ihm zu haben scheinen.
Gärtner kennen die feinen Unterschiede auf ihrem Grund und Boden – oder sollten sie zumindest kennen. Mikroklimata spielen in allen Gärten außer den kleinsten eine wichtige Rolle. Es gibt immer Bereiche einer ansonsten völlig gleich aussehenden Rasenfläche, die beim Betreten knirschen, weil der Frost sie im Griff hat, während der Rest weich und warm ist. Zwei völlig identische Pflanzen in nicht einmal einem Meter Entfernung zueinander gedeihen gänzlich unterschiedlich, nur weil die eine vom Wind getroffen wird, der sich durch eine Lücke in der Hecke am anderen Ende des Gartens zwängt.
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