Ein guter Tipp: Fotografieren Sie Ihren Garten so oft wie möglich und betrachten Sie die Bilder zu anderen Jahreszeiten. So legen Sie ein wertvolles Archiv Ihres Gartens an. Es zeigt Ihnen, was wo gepflanzt wurde, und hilft bei der Gestaltung für das nächste Jahr. Sie werden staunen, wie sehr Ihr Gedächtnis Sie austrickst – im Guten wie im Schlechten.
Bevor man seinen Garten bepflanzt oder besät, muss man warten, bis das Leben in ihn zurückkehrt. Nach einem langen, dunklen Winter sehnen wir uns alle nach dem Frühjahr und freuen uns über jedes noch so kleine Anzeichen: die ersten Schneeglöckchen, Kätzchen und Narzissen oder die Primeln unter einer Hecke. Aber die wichtigsten Frühlingsboten sind Bienen und andere bestäubende Insekten. Zweierlei passiert im Frühjahr: Die Nächte werden kürzer und die Luft – und damit auch der Boden – erwärmt sich. Schon im Hochwinter werden die Tage wieder merklich länger. Die meisten Frühjahrsblüher aber kommen erst so richtig in die Gänge, wenn es wärmer wird – nicht zuletzt, weil sich bei Kälte kaum Bestäuber blicken lassen.
Früher gingen die Bauern ins Feld, ließen ihre Hosen herunter und setzten sich nackt auf den Boden, um ihn zu prüfen. Im Schrebergarten würde heute so mancher darüber die Stirn runzeln, doch war der Temperaturtest nicht unklug. Denn mit der Aussaat sollte man erst beginnen, wenn sich die Erde nicht mehr kalt anfühlt. Vergessen Sie das Datum – Pflanzen schauen nicht auf den Kalender.
Im März schlägt die Stunde der Zwiebelblumen, die im Herbst zuvor in die Erde kamen. Stellen Sie sich darauf ein, genießen Sie das Schauspiel, aber versuchen Sie nicht, es zu erzwingen. Pflanzen oder Samen, die im Frühjahr später in die Erde kommen, wenn der Boden und die Nächte schon wärmer und die Tage länger sind, holen ihren Rückstand in der Regel auf und wachsen kräftig heran.
Frühlingsblüher pflanzt man am besten in Gruppen. So liefern sie eine eindrucksvolle Show ab.
Nichts ist im Garten aufregender und macht mehr Mut als die länger werdenden Tage im April und Mai. Achten Sie gut auf die Zunahme des Lichts und die Art und Weise, wie die Sonne in den Garten scheint, damit Sie fürs nächste Jahr planen können.
Frühlingsblüher pflanzt man am besten in Gruppen. So liefern sie eine eindrucksvolle Show ab. Wenn sie blühen, ist ein Großteil des Gartens nämlich noch kahl. Dünn verstreut kommen sie nicht gegen diese winterliche Leere an. Aber eine geballte, dicht stehende Phalanx aus Zwiebelblumen, Nieswurz, Primeln, Lungenkraut und anderen Frühstartern setzt unübersehbar Zeichen.
Wo Platz Mangelware ist, lassen sich Töpfe mit Zwiebelblumen gruppieren, um gemeinsam den Frühling einzuläuten. Schon Ende Januar oder im Februar machen Iris-reticulata- Sorten mit leuchtenden Farben auf sich aufmerksam, und auch Schneeglöckchen sowie Narzissen der Sorte ‘Tête à Tête’ kann man – im Topf kultiviert – dazu bringen, etwas früher die Bühne des Frühlings zu betreten.
Wer jetzt nicht im Garten werkelt, vergeudet kostbare Zeit. Sicher, die Frühjahrsblumen wurden schon im Herbst gepflanzt. Aber mit ein paar Wochen Arbeit im Frühjahr prägen Sie einen ganzen Sommer.
Im zeitigen Frühjahr lässt sich so gut wie alles pflanzen – von Schneeglöckchen bis zu Hecken. Ab in die Erde damit bis Ende April, und es wird wachsen und gedeihen.
Im Gemüsegarten gibt es zwar eine Menge zu tun, aber wenig zu ernten. Nicht umsonst nannte man die Wochen zwischen Mitte April und Mitte Juni früher die »magere Zeit«. Die Winterernte ging zu Ende, die Sommerernte war noch weit. Die Lücke zu überbrücken erforderte sorgfältige Planung und Zwischensaaten, etwa mit Rauke und Radieschen. Sie reiften in kühler Witterung rasch und füllten die Beete, die anschließend das Spätsommergemüse in Beschlag nahm.
Der Sommer besteht in den meisten Gärten unserer Breiten aus zwei Teil-Jahreszeiten. Da ist zum einen die kurze, aber deutlich abgegrenzte Periode, die Ende Mai beginnt und höchstens sechs Wochen bis Anfang Juli dauert. Im Juni sind die Tage am längsten, das Licht am hellsten und das sommergrüne Laub etwa von Akelei und Eichen üppig, aber noch frisch. Rosen zeigen sich von ihrer schönsten Seite, großblütige Clematis rocken den Garten, und Pflanzen wie Iris, Fingerhut, Zierlauch und Lupinen sind die Stars der Saison. Man hat das Gefühl, dass der Garten nun zur Hochform aufläuft, aber auch, dass da noch mehr kommen könnte.
Junitage können zwar heiß, die Nächte aber überraschend kalt sein. Diese großen Temperaturunterschiede setzen empfindlichen Gewächsen zu. Pflanzen aus Äquatornähe – Tomaten, Kürbisse, Dahlien oder Blumenrohr – reagieren ungehalten darauf und können ihr Wachstum drosseln, was sie wiederum anfällig für Schädlinge macht.
Arten der nördlichen Halbkugel dagegen stellen sich auf die langen Tage ein. Wenn die Nächte kürzer – und wärmer – werden, setzen sie Samen an, in der Regel mit Beginn der zweiten Teil-Jahreszeit, die bis weit in den September anhält.
Mein Edelsteingarten im Hochsommer
Der August ist eine schwierige Zeit, heißt es unter Gärtnern oft. Aber wo ich lebe, ist das nicht der Fall. Mein Edelsteingarten schwingt sich im August und September trotz kürzer werdender Tage zur Hochform auf, denn die Nächte sind warm. Dahlien, Bananen, Zinnien, Tithonien, Sonnenblumen, Tabak und Kosmeen blühen hemmungslos. Die abnehmende Lichtmenge lässt in Kombination mit der Wärme die üppigen Farben – etwa Pflaumenblau, Karamell, Violett und Rubinrot – satt leuchten.
Am 23. September, der Herbst-Tagundnachtgleiche, beginnt sich das Jahr allmählich zurückzuziehen. Tag und Nacht halten sich kurzzeitig die Waage, dann schlägt das Pendel in Richtung Dunkelheit aus, und das Jahr ist verloren. Der Herbst kann eine schöne Zeit sein – farbenreich und leicht wie Rauch, voller Blüten und Früchte. Trotzdem ist er stets auch traurig verhangen. Das Fest ist vorbei, das Licht über der Nordhalbkugel verblasst.
In Herefordshire schmeckt der Herbst nach Frucht und Alkohol. Der Duft nach Cider hängt in der Luft, wenn in den vielen Tausend Hainen die reifenden Äpfel schwer an den Ästen hängen. Etliche dieser Obstgärten bestehen noch immer aus den mächtigen Hochstämmen, unter denen Schafe grasen. Sie beherrschen auch meinen eigenen Garten, in dem insgesamt über 50 Apfelsorten wachsen. Wir ernten sie zwar und lagern sie sorgsam ein, doch der Boden ist trotzdem übersät von Fallobst, an denen sich die Hunde überfressen – mit äußerst unangenehmen Folgen für die Verdauung.
Nicht die kühle Abendluft und nicht der peitschende Herbstregen tragen den Pflanzen und Vögeln und Menschen die Kunde vom nahenden Winter zu, sondern die geringfügige Veränderung der Tageslänge. Wir können Wintersämlinge noch so verwöhnen, Mulch streuen, sie mit Pflanzglocken, Vlies und Windschutz vor Unbill bewahren, doch ist all das müßig ohne genug Licht.
Während Schwalben nach Süden flüchten und der Mensch mit der Jahreszeit hadert, gehen Pflanzen das Ganze praktischer an. Rosen, Eschen, Äpfel und Konsorten rüsten sich, angeregt von den kürzer werdenden Tagen, für den Winter. Würde man sie mit künstlichem Licht versorgen, würden sie, selbst wenn die Temperaturen exakt denen in der Natur draußen entsprächen, frostempfindlicher werden als ihre Pendants, die nur Sonnenlicht abbekommen.
Wenngleich Licht, Farbe sowie die Energie von Mensch und Pflanze nachlassen, gilt es im Herbst doch möglichst viele Vorkehrungen für das nächste Jahr zu treffen. Eine Tür schließt sich, eine andere – kleiner und ferner – öffnet sich. Es geht nicht darum, den Garten zu Bett zu bringen, sondern ihn behutsam aufs Aufstehen vorzubereiten. Das nächste Jahr will geplant werden, Pflanzen müssen gepflanzt, umgesiedelt und bestellt werden. Je mehr Sie zwischen jetzt und Weihnachten den Boden auf das Frühjahr vorbereiten, desto besser ist es für Sie und den Garten. Natürlich steht und fällt alles mit dem Wetter. Aber das Gute an dieser Jahreszeit ist, dass man reichlich Zeit hat, bis zum nächsten Frühjahr alles zu erledigen.
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