Geschichte erzählen. Strategien der Narrativierung von Vergangenheit im Mittelalter

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Die Beiträge dieses Bandes gehen auf eine internationale Tagung zurück, die 2017 in Manchester stattgefunden hat. Sie untersuchen die Darstellung von Geschichte in der mittelalterlichen deutschen Literatur auf der Basis von aktuellen erzähltheoretischen Forschungsansätzen. Dabei wird ein breites Spektrum an Texten, Gattungen und Diskursen in den Blick genommen; als Angelpunkt für zahlreiche relevante Fragestellungen erweist sich die im 12. Jahrhundert entstandene ›Kaiserchronik‹. Geleitet von der Erkenntnis, dass Vergangenheit erst im Erzählen zu Geschichte wird, analysieren die Beiträge einschlägige narrative Strategien.

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Der Begriff des ‚performative reading‘ lässt sich nicht nur in Bezug auf die im zweiten Teil zu besprechende Handschrift Oxford, Bodleian Library, MS e Musaeo 160 anwenden,14 sondern auch auf die Visualisierungsstrategien der Bibelepik übertragen – so besonders bei Texten, die konkrete Aufforderungen an die imaginatio der Rezipientenschaft stellen. Der Erzähler in Der Saelden Hort ruft seine Leser häufig dazu auf, sich den biblischen Figuren in ihren Tätigkeiten anzuschließen. Manchmal ist der Kontext nur einer der moralischen imitatio , die auf der allegorischen Interpretation bestimmter Details beruht. So schlägt der Erzähler, nachdem er beschreibt, wie Johannes der Täufer in die Wüste aufbricht, ein allegorisches Äquivalent vor:

dez gang hin in die wúeste,

sælic frow, guͦter man!

du leg och sin wafen an:

den halsperg der gerehtikeit! ( Der Saelden Hort , V. 4614–4617)

Marias Reise in das Hügelland Judäa (Lc 1:39) wird ebenfalls mit der Möglichkeit verbunden, die Berge der Tugenden zu besteigen:

wiltu nun gnaden werden rich,

so soltu nach Marien

dich von den sunden vrien,

und gang uf hoher tugenden berg,

heb an, vollbring állú werk! ( Der Saelden Hort , V. 1014–1018)

Das Kind, die Krippe und das Wickeltuch werden einer ähnlichen moralisatio unterworfen, die die Historizität der Inkarnation gewissermaßen beeinträchtigt (V 1317–1325). Die vorgeschlagene imitatio Mariae ist aber nicht nur allegorisch. Der Erzähler ermutigt die Leser, Maria in einer mentalen Rekonstruktion der Heiligen Orte zu folgen: Gang mit der magt wider us , / ze Bethlehem, des brotes hus! (V. 1103–1104). Vor allem sollen sich die Leser die biblischen Episoden visuell vergegenwärtigen. Sie sollen Maria ‚sehen‘, wenn sie ihre Reise zu Elisabeth geistig wiederholen. Diese visuelle Vergegenwärtigung hat auch eine liturgische Verankerung, indem die Leser dazu ermutigt werden, zusammen mit Maria das Magnificat zu singen:

Nu sich die maget swanger!

gang mit ir dur den anger

hin uf den berg ze ir muͦmen,

so dir der gnaden bluͦmen,

smaken die din hertze enphat,

sing mit der magt magnificat,

si grúetz mit Elsabeth

und frów dich, so Johannes tet! ( Der Saelden Hort , V. 929–936)

Auch die Worte von Zacharias und Elisabeth eignen sich zur individuellen Sinngebung:

Bevindestu genaden sus,

so soltu benedictus

in súesser melodye

singen mit Zacharie.

ingnaden ouch demúeteclich

mit sant Elsbethun sprich

in demuͦtiges hertzen gir:

‘wannan ist daz komen mir,

vil lieber herre guͦtir,

daz mich mines herren muͦter

besehen hat in miner not? [ ] ( Der Saelden Hort , V. 1089–1099)

Die imaginierte Reise nach Bethlehem nimmt alle inneren Sinne in Anspruch:

Bistu nit mit den hirten komen

ze Bethelhem und hast vernomen

red und och der engel schal,

gang inden erlúhten stal,

daz vih under die krippe stoss

und sich daz wunder wunder gross [ ] ( Der Saelden Hort , V. 1529–1534)

Die Leser werden sogar angewiesen, das Kind auf dem eigenen Schoß zu wiegen: nit leg es in die krippe wider; / in ruͦwe setz mit im nider, / trút ez in diner schoss! (V. 1551–1553). Während die visuelle Wahrnehmung weiterhin von großer Wichtigkeit ist ( du solt an es ergaffen / mit dinen ogen bede [V. 1562–1563]), werden die Leser auch dazu angehalten, sich körperlich mit Jesus zu befassen ( du heb es uf und leg es nider, / dur kúss im ae llú sinú glider! [V. 1571–1572]) und bei der Kinderbetreuung mitzuhelfen, sei es beim Singen von „ninna, ninna, wægelin!“ (V. 1605) oder beim Wickeln des Kindes in seine windelin (V. 1691–1693), ehe es schließlich seiner Mutter zurückgegeben wird (V. 1702).15 Die Leser erhalten sogar die Möglichkeit, Marias Verhalten ihrem Kind gegenüber zu beeinflussen:

in dirre zartun schowe

soltu die maget bitten

daz si mit irem titen

es wa und wa besprenge. ( Der Saelden Hort , 1590–1593)16

Der Saelden Hort mag außergewöhnlich sein, wenn er die Leserschaft auf solche Weise an der Krippenszene teilhaben lässt, aber die Idee, dass biblische Ereignisse visuell wahrgenommen werden können, ist weit verbreitet. In Gottes Zukunft beteuert der Erzähler, die Passion so zu beschreiben, wie er sie gesehen habe (V. 3097–3100), und die Leser werden aufgefordert, den gemarterten Körper des Erlösers zu betrachten (V 3003–3017; 3059–3062).

Die Prophezeiung stellt eine besondere Art von anachronistischem Diskurs dar, der mit großer Wirksamkeit in biblischen Erzählungen sowie in mittelalterlichen Weltgerichtspielen eingesetzt wird. Herberichs spricht von „heterogenen Zeitinterferenzen“ im Berliner Weltgerichtsspiel und betont, wie sehr „die visionäre Rede zwischen der Form eines Augenzeugenberichts und dem Gestus einer Zukunftprognose [changiert]“.17 Eine ähnliche chronologische Instabilität ist im Benediktbeurer Weihnachtsspiel zu beobachten, indem ein Streitgespräch über die Wahrscheinlichkeit der Jungfrauengeburt als zeitlich unbestimmt dargestellt wird.18 In diesem Streitgespräch wird eine Seite vom Synagogenvorsteher mit Unterstützung seiner jüdischen Gemeinde vertreten; die andere von Augustinus, unterstützt von Jesaja, Daniel, der Sibylle von Cumae, Aaron und Bileam. Die Mitgliedschaft dieses letzteren Gremiums ist offensichtlich anachronistisch und hebt die Figuren aus ihrem jeweiligen historischen Zeitrahmen heraus. Grundsätzlich ist nicht eindeutig zu klären, ob die Disputanten über ein vermeintlich vergangenes Ereignis streiten oder eines, das erst noch eintreten wird. Zahlreiche Aussagen werden direkt aus Prophezeiungen des Alten Testaments übernommen; aber Augustinus spricht auch mehrfach von der Geburt Christi als zukünftiges Ereignis.19 Erst gegen Ende des Streits geht er in die Vergangenheit über und hält die Zuhörer dazu an, das neugeborene Kind zu betrachten.20

In einer stark visuell angelegten Textstelle im Marienleben Priester Wernhers werden die Propheten mit einer dem geistlichen Spiel ähnelnden überzeitlichen Körperlichkeit ausgestattet: Mitten in der Verkündigungsszene eröffnet der Erzähler die Perspektive auf Maria als Himmelskönigin und beschreibt, wie die Propheten ihre Textrollen ( briefe ) in Händen halten, sich um sie scharen und auf sie verweisen:

wi si alle zuo dringent,

die lange briefe si [ bringent ]

di si selbe tihten;

nv ist chomen zvo der slihten

daz si hie bevore schriben;

nv sint si beliben

an englischer schare

vnde vingerzaigent dare. ( Marienleben , Bearbeitung A, Z. 2257–2264)

Gideon hält sein Vlies als Zeugnis ihrer Jungfräulichkeit in die Höhe (Z. 2255–2256), Aaron lobt sie mit seiner Gerte (Z. 2249–2250), und David freut sich, so er an ir fůzzen leit (Z. 2246). Der Zeitrahmen, in welchem die Prophezeiungen stattgefunden haben sollen, ist diffus. Im Fall Jesses kommt es zur einer völligen Verschmelzung vergangener und gegenwärtiger Aussagen: Nv giht der kvnik Jesse / der maget waiz alsam der sne [ ] (Bearbeitung A, Z. 2251–2254). Bei Jesaja dagegen scheint es eine Unterscheidung zu geben zwischen seiner ‚jetzigen‘ Freude im Himmel und seiner früheren, alttestamentlichen Prophezeiung : Nv frevt sich Esayas / daz er weilen chvundinde waz / der maget vnbesprochen (Bearbeitung A, Z. 2239–2241). Es bleibt aber unklar, ob das Nv sich auf den Zeitpunkt der Verkündigung bezieht, auf die mittelalterliche Gegenwart der Leser oder auf die Ebene der himmlischen Ewigkeit.

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