Otto Hoffmann - Erzählungen aus der deutschen Geschichte

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Zweitausend Jahre germanisch-deutscher Geschichte von der Wanderung der Cimbern und Teutonen bis zum wilhelminischen Kaiserreich erzählt J. C. Anrdrä in Episoden und Anekdoten. Auf unterhaltsame Weise verknüpft er geschichtliche Ereignisse und das Wirken der handelnden Personen mit den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und den großen Erfindungen und
Errungenschaften ihrer Zeit.
Der Indogermanist Dr. Otto Hoffmann steuerte für den Anhang Nacherzählungen von zwei der schönsten deutschen Heldensagen bei, das Nibelungenlied und die Gudrun-Sage.
Mit 4 Geschichtskarten und 8 schwarz-weißen Bildtafeln.

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Jakob Carl Andrä

Erzählungen und Lebensbilder

aus der

Deutschen Geschichte

Bearbeitet von

Dr. Ernst Groth.

Leipzig, im Jahre 1900.

Mit 4 Geschichtskarten,

8 Bildertafeln und einem Anhange

Inhaltsverzeichnis

I. Alte deutsche Geschichte. I. Alte deutsche Geschichte.

1. Die alten Deutschen

2. Der Götterglaube der Deutschen.

3. Die Cimbern und Teutonen.

4. Cäsar und die Deutschen.

5. Armin, Deutschlands Befreier.

6. Die Völkerwanderung. Die Hunnen.

7. Attila, der Hunnenkönig.

8. Untergang des weströmischen Reiches.

II. Das Mittelalter.

9. Chlodwig, der Frankenkönig.

10. Theodorich der Ostgote. Die Langobarden.

11. Karl Martell. Pippin der Kleine.

12. Bonifatius, der Apostel der Deutschen.

13. Karl der Große. Seine Kriege.

14. Karl der Große als Landesvater.

15. Karls des Großen Lebensweise und Tod.

16. Deutschland unter den Karolingern.

17. Heinrich I., der Finkler.

18. Kaiser Otto der Große.

19. Kaiser Heinrich IV.

20. Kaiser Heinrich IV. und Papst Gregor VII.

21. Der erste Kreuzzug.

22. Die Zeit der Hohenstaufen.

23. Weitere Kreuzzüge. Untergang der Hohenstaufen.

24. Das Ritterwesen. Die Städte.

25. Rudolf von Habsburg.

26. Ludwig der Bayer und Friedrich der Schöne von Österreich.

27. Kaiser Sigismund und die Hussiten.

28. Brandenburg und die Hohenzollern.

29. Das Schießpulver.

30. Die Buchdruckerkunst.

III. Die neue Zeit.

31. Martin Luther.

32. Der Anfang der Reformation.

33. Der Reichstag zu Worms und die Wartburg.

34. Luther und Melanchthon.

35. Zwingli und Calvin.

36. Kaiser Karl V.

37. Der Dreißigjährige Krieg. Tilly und Wallenstein.

38. Gustav Adolf.

39. Gustav Adolf und Wallenstein.

40. Der westfälische Friede.

41. Brandenburg-Preußen seit der Reformation.

42. Friedrich Wilhelm, der Große Rurfürst.

43. Die Zeit Ludwigs XIV.

44. Des Großen Kurfürsten weitere Regierung.

45. Preußen ein Königreich.

46. Der preußische König Friedrich Wilhelm I.

47. Friedrich der Große. Seine Jugendjahre.

48. Die schlesischen Kriege. Friedrichs Staatsverwaltung.

49. Der Siebenjährige Krieg.

50. Friedrich als Fürst und Mensch.

51. Kaiser Joseph II. von Österreich.

52. Die französische Revolution. General Bonaparte.

53. Kaiser Napoleon I. und die Auflösung des Deutschen Reiches.

54. Preußens Fall.

55. Die Königin Luise.

56. Preußens Wiedergeburt.

57. Napoleons Weltherrschaft.

58. Napoleons Zug nach Rußland.

59. Der Befreiungskrieg, Preußens Erhebung.

60. Die Schlachten des Befreiungskrieges.

61. Der letzte Kampf gegen Napoleon.

62. Deutschland nach den Befreiungskriegen.

63. Die Dampfkraft.

64. Die Elektrizität und andre Erfindungen.

65. Folgen der Erfindungen.

66. Preußens Erstarkung. Innere Kämpfe.

67. Wilhelm I., der Große.

68. Kriege mit Dänemark und Österreich.

69. Otto von Bismarck.

70. Helmut von Moltke.

71. Albrecht von Roon.

72. Der französische Krieg 1870—1871.

73. Die Kämpfe um Metz.

74. Die Schlacht bei Sedan.

75. Die Belagerung von Paris. Liebesthätigkeit.

76. Straßburg und Metz. Der französische Volkskrieg.

77. Der Fall von Paris und Friede.

78. Die Wiederherstellung des Deutschen Reiches.

79. Fünfundzwanzig Friedensjahre, 1871—1896.

80. Die ersten drei deutschen Kaiser.

Anhang

Zeittafel.

Vaterländische Gedenktage.

Die römisch-deutschen Kaiser.

Die Hohenzollern.

Bildtafeln.

Das Nibelungenlied.

Gudrun.

I. Alte deutsche Geschichte.

1. Die alten Deutschen

1. Das alte Deutschland.Um die Zeit, wo Christus geboren wurde, war Deutschland noch ein sehr rauhes unwirtbares Land. Wo jetzt die Sonne warm auf üppige Fruchtgefilde scheint, wehte damals noch feuchtkalte neblige Luft über ungeheure Wälder. Denn dichter Urwald bedeckte den größten Teil des Bodens; und die gewaltigen Eichen, Buchen und Tannen, aus denen er bestand, ließen die Strahlen der Sonne nicht durchdringen und das Erdreich erwärmen und abtrocknen. Daher war das Land weit sumpfiger, rauher und unfruchtbarer, als jetzt. Edle Obstarten, Weintrauben und zarte Gartengewächse konnten nicht gedeihen. Die gewöhnliche Ackerfrucht war Hafer; auch Gerste, Roggen und Weizen wurden gebaut, und starker Flachsbau getrieben. Grasreiche Weiden nährten Rinder, Pferde und Kleinvieh in Menge; Viehbesitz war des Deutschen größter und liebster Reichtum. Im Dickicht der Wälder hausten viele wilde Tiere: Wölfe und Eber, Bären, Elentiere und riesige Auerochsen. Städte gab es nirgends im Lande; denn enges Zusammenwohnen erschien unsern Vorfahren unnatürlich. Sie lebten in Dörfern und auf einzelliegenden Höfen; Hütten aus Holz und Lehm, mit Schindeln oder Stroh gedeckt, dienten ihnen zur Wohnung (s. Tafel I).

2. Die Germanen.Die alten Deutschen oder, wie die Römer sie nannten, die Germanen waren ein herrlicher Menschenschlag. Groß und kraftvoll war ihr Körper, breit ihre Brust, ihr Auge blau, ihr Haar goldgelb und lang herabfallend. Als die kampfgeübten Römer, die alle Völker im südlichen Europa unterjocht hatten, zum erstenmal mit diesen Söhnen des Nordens zusammentrafen, wurden sie durch die stolze Haltung den kühnen, durchdringenden Blick und den brausenden Schlachtgesang dieser Feinde in Erstaunen und Schrecken gesetzt. Der Sinn der Germanen war auf Kampf und kühne Thaten gerichtet. Von Jugend auf übten sie sich im Gebrauche der Waffen, im Kampfe mit wilden Tieren. Die Felle des erlegten Wildes dienten ihnen zur Kleidung; als köstlichster Schmuck galten ihnen die Waffen. Es war ein festlicher Tag, wenn der herangewachsene Jüngling vor versammelter Gemeinde für wehrhaft erklärt und vom Vorsteher mit Schild und Lanze geschmückt wurde. Von nun an trennte er sich nicht mehr von seinen Waffen; mit ihnen zog er nicht allein zum Kampf, er erschien auch bewaffnet in der Versammlung der Gemeinde und beim Festgelage.

3. Kriegswesen.Gab es Krieg, so wurden alle wehrfähigen freien Männer aufgeboten. Ein solches Aufgebot hieß der Heerbann. Der tapferste der Helden wurde zum Anführer oder Herzog erhoben. Kriegslustige Jünglinge schlossen sich ihm an als sein Gefolge und schwuren, vereint mit ihm zu leben und zu sterben. Vor der Schlacht erhoben sie ein furchtbares Kampfgeschrei, um ihren Mut zu entflammen. Mit unglaublicher Tapferkeit wurde gekämpft: Führer und Gefolge wetteiferten in heldenmütigen Thaten. Lebendig aus der Schlacht zu weichen, wenn der Führer gefallen war, brachte Schande fürs ganze Leben. Mancher Held konnte des Kampfes gar nicht genug haben. Herrschte daheim Friede, so unternahm er mit seinem Gefolge einen Kriegszug in fremdes Gebiet und suchte dort Ruhm und Beute.

4. Lebensart und Sitte.In Friedenszeiten beschäftigte besonders die Jagd die freien Männer. Die Besorgung des Hauswesens und der Ackerwirtschaft blieb den Weibern und den Knechten überlassen. Die Männer lagen, wenn sie von ihren Zügen zurückgekehrt waren, daheim auf einer Bärenhaut neben dem Herde. Wer zu lange ruhte und den Sinn für große Thaten verlor, hieß ein Bärenhäuter. Die Zeit verkürzten sie sich gern mit Würfelspiel, dem sie mit solcher Leidenschaft ergeben waren, daß sie oft Hab und Gut verspielten. Auch im Trunk waren sie leicht unmäßig. Zwar kannten sie noch nicht den Wein; aber sich in Bier und Met, ihren Lieblingsgetränken, zu berauschen, galt nicht für Schande. Oft besangen sie bei ihren Gelagen die Thaten der alten Helden. Dann tauschten sie offenen Herzens ihre Gedanken aus, schlossen Freundschaftsbündnisse, ratschlagten über kriegerische Unternehmungen, über Angelegenheiten der Gemeinde und der Familie. Aber am andern Tage prüften sie noch einmal nüchternen Sinnes, was sie bei der Fröhlichkeit des Mahles verabredet hatten, damit kein wichtiger Entschluß ohne reifliche Überlegung gefaßt werde.

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