Anonym
Erzählungen aus 1001 Nacht
5. Band
Texte: © Copyright by Anonym
Umschlag: © Copyright by Gunter Pirntke
Verlag:
Das historische Buch, Dresden / Brokatbookverlag
Gunter Pirntke
Mühlsdorfer Weg 25
01257 Dresden
gunter.50@gmx.net
Inhalt
Impressum Impressum Texte: © Copyright by Anonym Umschlag: © Copyright by Gunter Pirntke Verlag: Das historische Buch, Dresden / Brokatbookverlag Gunter Pirntke Mühlsdorfer Weg 25 01257 Dresden gunter.50@gmx.net
Zweihundertneunundsechzigste bis dreihundertsiebenundsiebenzigste Nacht
Die Abenteuer des Prinzen Ahmad und der Fee Peri-Banu
Die Geschichte Hatims vom Stamme Taij
Die Geschichte Ma'ans, des Sohnes Saidahs
Die Geschichte von Ma'an, dem Sohn Saidahs, und dem Badawi
Die Geschichte der Stadt Labtait
Die Geschichte von dem Kalifen Hischam und dem arabischen Jüngling
Die Geschichte von Ibrahim bin al-Mahdi und dem Barbier-Chirurgen
Die Geschichte der Säulenstadt Iram und Abdullahs, des Sohnes Abi Kilabahs
Die Geschichte Isaaks von Mosul
Die Geschichte von dem Auskehrer und der vornehmen Dame
Die Geschichte des falschen Kalifen
Geschichte Alis, des Persers
Die Geschichte von Harun al-Raschid und der Sklavin und dem Imam Abu Jusuf
Die Geschichte des Liebhabers, der sich als Dieb ausgab
Die jammervolle Erzählung von Dscha'afar, dem Barmekiden, und dem Bohnenhändler
Die Geschichte Abu Mohammeds, des Faulpelzes
Die Geschichte von der Grossmut Jahjas bin Khalid, des Barmekiden, gegen Mansur
Geschichte von der Grossmut Jahjas bin Khalid wider den, der auf seinen Namen einen Brief gefälscht hatte
Die Geschichte des Kalifen al-Maamun und des fremden Gelehrten
Die Geschichte von Ali Schar und Sumurrud
Die Geschichte der Liebe zwischen Dschubair bin Umair und der Herrin Budur
Die Geschichte des Mannes aus Al-Yaman mit seinen sechs Sklavinnen
Die Geschichte von Harun al-Raschid und dem Mädchen und Abu Nowas
Die Geschichte von dem Mann, der die goldene Schüssel stahl, aus der der Hund gefressen hatte
Die Geschichte von dem Schelm in Alexandria und dem Wachthauptmann
Die Geschichte von Al-Malik al-Nasir und den drei Wachthauptleuten
Die Geschichte des Wachthauptmanns von Kairo
Die Geschichte des Wachthauptmanns von Bulak
Die Geschichte des Wachthauptmanns von Alt-Kairo
Die Geschichte von dem Geldwechsler und dem Dieb
Die Geschichte von dem Wachthauptmann von Kus und dem Gauner
Die Geschichte von Ibrahim bin al-Mahdi und der Schwester des Kaufmanns
Die Geschichte des Weibes, dem die Hände abgeschlagen wurden, weil sie den Armen Almosen gab
Die Geschichte von dem frommen Israeliten
Die Geschichte von Abu Hassan al-Sijadi und dem Mann aus Khorasan
Die Geschichte vom Armen und seinem Freunde in der Not
Die Geschichte des Verarmten, der durch einen Traum wieder reich wurde
Die Geschichte des Kalifen al-Mutawakkil mit seiner Geliebten Mahbubah
Die Geschichte Wardans, des Fleischers, und seines Abenteuers mit der Dame und dem Bären
Die Geschichte von der Königstochter und dem Affen
Die Geschichte vom Ebenholzpferd
Die Geschichte von Uns al-Wudschud und der Vezierstochter Al-Ward Fil-Akman oder Rose-im-Kelch
Zweihundertneunundsechzigste bis dreihundertsiebenundsiebenzigste Nacht
Die Abenteuer des Prinzen Ahmad und der Fee Peri-Banu
In alten Zeiten und längst entschwundenen Vergangenheiten lebte in Indien ein Sultan, der drei Söhne zeugte; der älteste hieß Prinz Husain, der zweite Prinz Ali, und der jüngste Prinz Ahmad; ferner hatte er eine Nichte namens Prinzessin Nur al-Nihar, die Tochter seines jüngeren Bruders, der jung gestorben war und sein einziges Kind in seines Oheims Obhut gelassen hatte. Der König widmete sich mit großer Sorgfalt ihrem Unterricht, und er legte großen Wert darauf, daß man sie lesen und schreiben lehrte, nähen und sticken, singen und gewandt alle Instrumente der Lust und Heiterkeit spielen. Und diese Prinzessin übertraf alle Mädchen ihrer Zeit in allen Landen weit an Schönheit und Lieblichkeit. Sie wurde in aller Fröhlichkeit gemeinsam mit ihren Vettern, den Prinzen, aufgezogen; sie aßen zusammen, spielten zusammen und schliefen zusammen. Der König aber hatte in seiner Seele beschlossen, wenn sie das Alter der Mannbarkeit erreicht haben würde, sie einem der benachbarten Könige zum Weibe zu geben; doch als sie die Jahre des Verstandes erreichte, merkte der König, daß seine Söhne, die drei Prinzen, sie alle leidenschaftlich liebten, und daß ein jeder von ihnen in seinem Herzen wünschte, sich um sie zu bewerben, sie zu gewinnen und zum Weibe zu nehmen. Das machte dem König schwere Sorge, und er sprach bei sich selber: ›Wenn ich die Herrin Nur al-Nihar einem ihrer Vettern zur Ehe gebe, so werden die beiden anderen unzufrieden sein und wider meine Entscheidung murren. Doch meine Seele kann es nicht ertragen, sie bekümmert und enttäuscht zu sehn. Und wenn ich sie einem Fremden vermähle, so werden meine Söhne sich grämen und in ihrer Seele trauern; ja, wer weiß, ob sie sich nicht töten oder ausziehen und in ein fernes, fremdes Land gehn? Die Sache ist schwierig und gefährlich; drum geziemt es mir, ihrem Vater, so zu handeln, daß, wenn einer von ihnen sie zum Weibe erhält, die anderen drob nicht unzufrieden sind.‹
Lange bedachte der Sultan die Sache in seiner Seele; und schließlich entwarf er einen Plan und ließ die drei Prinzen holen und sprach sie an und sagte: ›O meine Söhne, ihr tragt in meinen Augen gleiches Verdienst; und keinem von euch kann ich den Vorzug geben und ihn mit der Prinzessin Nur al-Nihar vermählen, noch auch steht es in meiner Macht, sie allen dreien zum Weibe zu geben. Doch ich habe mir einen Plan erdacht, so daß sie einem von euch gehören soll, ohne daß es seinen Brüdern Anlaß zu Ärgernis oder Neid geben kann. Dann bleibt eure brüderliche Liebe und Neigung unberührt, und keiner wird je eifersüchtig sein auf des anderen Glück. Kurz, mein Plan ist dieser: Geht und reist in ferne Länder, indem ihr euch voneinander trennt, und bringt mir heim das Wunderbarste und Erstaunlichste von allem, was ihr auf eurer Wanderschaft erblicken mögt; und wer mit der seltensten Seltenheit zu mir zurückkehrt, der soll der Prinzessin Nur al-Nihar Gatte werden. Stimmt meinem Vorschlag bei; und was ihr braucht an Geld für die Reise und für den Ankauf selten gesehener und sonderbarer Dinge, dessen nehmt aus dem königlichen Schatz, soviel ihr nötig habt.‹ Die drei Prinzen, die sich ihrem Vater stets fügten, willigten einstimmig in diesen Vorschlag, und ein jeder war zufrieden und fest überzeugt, er werde dem König die wunderbarste Gabe bringen und so die Prinzessin zum Weibe gewinnen. Da befahl der Sultan, einem jeden, ohne zu zögern oder zu rechnen, an Geld zu geben, was er verlangte, und er riet ihnen, sich unverzüglich und unverweilt zur Reise zu rüsten, um im Frieden Allahs aufzubrechen. Sie aber verkleideten sich, und zwar als wandernde Kaufleute, erstanden alles, was sie brauchten, nahmen ein jeder ihr Gefolge mit, bestiegen Rosse von reinstem Blut und ritten mitsammen zum Schloß hinaus. Mehrere Tagereisen weit zogen sie dieselbe Straße dahin, bis sie eine Stelle erreichten, wo sich der Weg in drei verschiedene Pfade teilte. Dort stiegen sie ab in einem Khan und nahmen ihr Abendmahl ein. Dann schlossen sie ein Abkommen und einen Vertrag, daß sie mit Tagesanbruch, nachdem sie so weit gemeinsam gezogen waren, getrennte Wege einschlagen sollten und jeder die eigene Straße ziehen, so daß sie in ferne und verschiedene Länderstriche kämen; und sie kamen überein, nur ein Jahr lang unterwegs zu bleiben und sich dann, wenn sie noch im Lande der Lebenden weilten, in eben dieser Karawanserei zu treffen und gemeinsam heimzukehren zum König, ihrem Vater. Und ferner bestimmten sie, wer zuerst im Khan wieder einträfe, der sollte die Ankunft des nächsten erwarten, und dann sollten die beiden bleiben, bis der dritte käme. Und als all das gebührend verabredet war, zogen sie sich zur Nachtruhe zurück, und als der Morgen kam, fielen sie einander um den Hals und nahmen Abschied; und schließlich bestiegen sie ihre Pferde und ritten, ein jeder in seiner Richtung, davon.
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