Jürgen Ruszkowski
Aus der Geschichte der Deutschen Seemannsmission
Seemannsbetreuung in Deutschland – Band 75 in der maritimen gelben Reihe bei Jürgen Ruszkowski
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Inhaltsverzeichnis
Titel Jürgen Ruszkowski Aus der Geschichte der Deutschen Seemannsmission Seemannsbetreuung in Deutschland – Band 75 in der maritimen gelben Reihe bei Jürgen Ruszkowski Dieses ebook wurde erstellt bei
Vorwort des Herausgebers
»Christliche Seefahrt« im Mittelalter und in nachreformatorischer Zeit
Aus der Anfangs-Geschichte der Deutschen Seemannsmission – made in uk – History
Die deutsch-lutherische Seemannsmission
Johann Hinrich Wichern und die Seeleute
Johann Hinrich Wichern, Anreger und Leitfigur einer deutschen Seemannsmission
Geschichte der Deutschen Seemannsmission in Hamburg R.V.
Seemannsheim der Seemannsmission Hamburg am Wolfgangsweg
Seemannsmissionar Karl Titze in Valparaiso – Chile
Seemannsmission in Stettin
Aus Jahresberichten Hamburg 1925 – 1929
Neues Seemannsheim am Krayenkamp in Hamburg
Daten und Personen – Seemannsmission Hamburg
1970/90er Jahre im Seemannsheim Hamburg
Seeleute erleben die Seemannsmission
Zahlen und Fakten zur Seefahrt
Carl Osterwald schreibt zum Gedenken: 125 Jahre Deutsche Seemannsmission
Weitere Informationen
Die maritime gelbe Buchreihe
Impressum neobooks
Von 1970 bis 1997 leitete ich das größte Seemannsheim in Deutschland am Krayenkamp am Fuße der Hamburger Michaeliskirche, ein Hotel für Fahrensleute mit zeitweilig bis zu 140 Betten. In dieser Arbeit lernte ich Tausende Seeleute aus aller Welt kennen.
Im Februar 1992 kam mir der Gedanke, meine Erlebnisse bei der Begegnung mit den Seeleuten und deren Berichte aus ihrem Leben in einem Buch zusammenzutragen, dem ersten Band meiner maritimen gelben Reihe „Zeitzeugen des Alltags“: Seemannsschicksale.
Insgesamt brachte ich bisher über 3.800 Exemplare davon an maritim interessierte Leser und erhielt etliche Zuschriften als Reaktionen zu meinem Buch.
Reaktionen auf den ersten Band und die Nachfrage nach dem Buch ermutigten mich, in weiteren Bänden noch mehr Menschen vorzustellen, die einige Wochen, Jahre oder ihr ganzes Leben der Seefahrt verschrieben haben. Inzwischen erhielt ich unzählige positive Kommentare und Rezensionen, etwa: Ich bin immer wieder begeistert von der „Gelben Buchreihe“. Die Bände reißen einen einfach mit und vermitteln einem das Gefühl, mitten in den Besatzungen der Schiffe zu sein. Inzwischen habe ich ca. 20 Bände erworben und freue mich immer wieder, wenn ein neues Buch erscheint. oder: Sämtliche von Jürgen Ruszkowski aus Hamburg herausgegebene Bücher sind absolute Highlights der Seefahrts-Literatur. Dieser Band macht da keine Ausnahme. Sehr interessante und abwechselungsreiche Themen aus verschiedenen Zeitepochen, die mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt haben! Man kann nur staunen, was der Mann in seinem Ruhestand schon veröffentlich hat. Alle Achtung!
Nachdem ich einige Dutzend Bände mit Lebensportraits und Erlebnisberichte von Seeleuten und einen Band mit meinen Erinnerungen an meine 27 Jahre im Seemannsheim veröffentlicht habe, soll mit diesem Band 75 jetzt eine Materialsammlung zur Geschichte der Deutschen Seemannsmission folgen.
Für die Wiederaufnahme der Auslandsarbeit der Deutschen Seemannsmission nach dem 2. Weltkrieg bedeutende Namen, wie Pastor Harald Kieseritzky, Senatsdirektor Dr. Heinrich Maas, sucht man in diesem Buch vergeblich. Es wird auf die 1959 erschienene Dokumentation von Seemannspastor W. Thun „ Werden und Wachsen der Deutschen Evangelischen Seemannsmission“ und die 1991 im Luther-Verlag in Bielefeld erschienene „ Geschichte der Deutschen Seemannsmission“ von Dr. Reinhard Freese verwiesen.
Dieser Band konzentriert sich auf die frühe Geschichte der Seemannsmission mit speziellem Blick auf die Arbeit in Hamburg.
Hamburg, im September 2014 Jürgen Ruszkowski
»Christliche Seefahrt« im Mittelalter und in nachreformatorischer Zeit
Text von Friedrich Lensch (Seemannspastor 1924—1930 in Hamburg)
Die Deutsche Seemannsmission in Hamburg wurde am 15. Juni 1891 gegründet. Doch ist ihr Anliegen und Ziel — die Fürsorge für Leib und Seele der Seeleute — nur die Fortführung von Bemühungen, die so alt sind wie die »Christliche Seefahrt« selber und reicht bis in frühere Zeiten zurück.
Wer einmal von See her die ragenden Türme einer Hansestadt am Horizont hat auftauchen sehen, etwa Stralsund oder Rostock, oder wer sich mit der Herrlichkeit und dem Wunder der riesigen gotischen Backsteinkirchen beschäftigt, erfährt, dass diese in allen Hansestädten von Lübeck bis nach Riga, Reval, Wisby die gleichen Namen tragen, nämlich die der Aposteljünger St. Peter, St. Andreas, St. Jacob, die die Schutzheiligen, Nothelfer und Fürbitter der Seeleute waren; dazu später St. Nicolaus und überall St. Marien, der Meerstern oder Stella Maris. Denn die Schipper und Schippsmannen, die Koplüde und Schippsherren der Hanse waren es, die nicht nur Handel und Gewerbe, sondern auch das Christentum in den damals noch heidnischen Ostraum hineintrugen und christliche Kultur und Zivilisation, christliche und soziale Grundbegriffe von Ordnung, Recht und Brüderlichkeit mit sich brachten: Die »christliche« Seefahrt als Mission des Christentums. Staunend und bewundernd stehen wir heute noch vor den gewaltigen Bauwerken, beschämt von der gewaltigen geistigen gemeinschaftsbildenden Kraft, die sie hervorgebracht und mit dem Leben ihrer frommen Bürger erfüllt hat. Solange ein Schiff auf der Fahrt war, war es eben mit Gut und Ladung und Leib und Seele der Schiffsmannschaft Auf Gefahr (daher das Wort in der heutigen Bedeutung). Man denke nur an den Schiffsfriedhof der Jammerbucht im Skagerak. Diese Notgemeinschaft schloss Kaufmann, Reeder, Besatzung und deren Angehörige an Land eng zusammen und trieb nicht nur zum Gebet, zur Fürbitte, sondern auch zu verantwortlichem Einstehen des einen für den anderen.
Das Wort »Hanse« bedeutet ja nach der Meinung der vergleichenden Sprachwissenschaft nichts anderes als: »Bruderschaft, geschlossene Gesellschaft« und gibt damit den typischen Eindruck auf In- und Ausland wieder.
Schon das alte Hamburger Stadt- und Schiffsrecht, aus dem auch die abgebildete Miniatur stammt, stellt alle gerechten Ansprüche des Schiffsvolkes sicher. Bei Schiffbruch oder Verkauf geht ihre Entlohnung allen anderen Ansprüchen vor. Sogar eine gewisse Sicherung gegen Arbeitslosigkeit ist vorgesehen: »so en Mann sin Schipp verkofft, so schall he seinen Schippmannen geven tho 14 Nacht Wekenlohn«. Menschenleben geht vor Schiff und Ladung. »So men ein Schipp tobrikkt, schal de Schipherre allererst bergen de lude.« In einer späteren Fassung heißt es: »Würde jemand krank auf dem Schiffe, der Schiffer ist schuldig, denselben aus dem Schiff bringen zu lassen, in eine Herberge zu legen, und ihm Licht zu leihen, da er des Nachts bey sehen mag, auch ihm durch einen Schutzmann oder einen anderen lassen warten, auch mit Speise und Trank zu versehen, wie er‘s im Schiff hat.«
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