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Geschichte der deutschen Literatur
Band 1. Humanismus und Barock
Band 2. Aufklärung
Band 3. Goethezeit
Band 4. Vormärz und Realismus
Band 5. Moderne
Gottfried Willems
Geschichte der
deutschen Literatur
Band 3
Goethezeit
BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN · 2013
Gottfried Willems ist Inhaber des Lehrstuhls für Neuere und
Neueste deutsche Literatur an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
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© 2013 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Weimar Wien
Ursulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau-verlag.comAlle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig.
Einbandgestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart
Satz: synpannier. Gestaltung & Wissenschaftskommunikation, Bielefeld
Druck und Bindung: AALEXX Buchproduktion GmbH, Großburgwedel
Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier
Printed in Germany
UTB-Band-Nr. 3734 | ISBN 978-3-8252-3734-9
Cover
Impressum
1 Einleitung
2 Probleme der Klassik-Doktrin
2.1 Germanistik und Klassik-Mythos
2.2 Das Epochenschema der germanistischen Tradition
2.3 Geschichtlich-gesellschaftliche Rahmen-bedingungen der literarischen Entwicklung
2.4 Revision des Epochenschemas
2.4.1 Sturm und Drang und Aufklärung
2.4.2 Das „klassische Jahrzehnt“
2.4.3 Jenaer Frühromantik und Weimarer Klassik
3 Literarische Einzelgänger
3.1 Generationen und literarische Bewegungen
3.2 Die literarischen Einzelgänger
3.2.1 Friedrich Gottlieb Klopstock
3.2.2 Karl Philipp Moritz
3.2.3 Jean Paul
3.2.4 Friedrich Hölderlin
3.2.5 Heinrich von Kleist
4 Goethe und das literarische Leben seiner Zeit
4.1 Goethe und seine Zeit
4.1.1 Goethe als Einzelgänger
4.1.2 Goethe als Mittelpunkt des literarischen Lebens
4.2 Goethe und die literarischen Bewegungen
4.2.1 Goethe und die Dichter des Sturm und Drang
4.2.2 Goethe und die Dichter der Spätaufklärung
4.2.3 Goethe und Schiller
4.2.3.1 Schillers Weg zu Goethe
4.2.3.2 Weimarer Klassik
4.2.4 Goethe und die Frühromantiker
4.3 Genie-Kult und „Kunstreligion“
4.4 Goethe und die literarischen Einzelgänger
4.4.1 Goethe und Jean Paul
4.4.2 Goethe, Schiller und Hölderlin
4.5 Heine und Goethe
5 Die Literatur der Goethezeit und die Gefahren der Moderne
5.1 Moderne, Aufklärung und Gegenaufklärung
5.2 Die Gefahren der Moderne
5.3 Blicke in den Abgrund
5.3.1 Goethes „Werther“
5.3.2 Schillers „Räuber“
5.3.3 Hölderlins „Hyperion“
5.3.4 Jean Pauls „Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab“
5.3.5 Novalis’ „Die Lehrlinge zu Sais“ und „Die Christenheit oder Europa“
5.3.6 Kleists Briefe aus Paris
5.3.7 „Nachtwachen von Bonaventura“
6 Goethes „Faust“
6.1 Entstehung, Handlung und Aufbau des „Faust“
6.2 „Faust“ als Spiegel der Goethezeit
6.3 Mephisto und die Gefahren der Moderne
6.4 Der Mensch in der Moderne
Anhang
Siglen
Literaturhinweise
Personenverzeichnis
Rückumschlag
Klassik, Romantik, Goethezeit
Seitdem es in Deutschland ein Interesse an der Geschichte der deutschen Literatur gibt, ist die Zeit von 1770 bis 1830 meist als ein einziger, mehr oder weniger fest umrissener epochaler Zusammenhang gesehen worden, als eine Epoche überdies, die für die deutsche Kultur von besonderer Bedeutung wäre. Denn die Jahre, in denen Goethe und Schiller, Klopstock, Herder und Lenz, Novalis und Tieck, Hölderlin und Kleist, E. T. A. Hoffmann und Eichendorff schrieben, galten und gelten vielfach noch immer als die große Glanz- und Blütezeit der deutschen Literatur, als eine Periode, in der mehr Autoren von Rang hervorgetreten und mehr große Kunstwerke entstanden wären als in den Jahrhunderten zuvor und danach – mit einem Wort: sie galten als der klassische Höhepunkt ihrer Geschichte, und so hat man sich mit ihrer Literatur seit jeher besonders intensiv beschäftigt und alles dafür getan, um sie in Erinnerung zu halten.
Die Jahreszahlen 1770 und 1830 sind also als Epochengrenzen bestens eingeführt, aber warum gerade diese beiden Daten? Nicht nur daß sie zu der Einteilung in Jahrhunderte quer liegen, derer sich die Geschichtsschreibung ansonsten so gerne bedient – sie stimmen auch mit keiner der Jahreszahlen überein, an denen in anderen Bereichen der Kultur die epochalen Einschnitte und Umbrüche der geschichtlich-gesellschaftlichen Entwicklung festgemacht werden, wie sie übrigens auch in der Geschichte anderer europäischer Literaturen keine Rolle spielen. Das letzte große politische Drama, der Siebenjährige Krieg (1756–1763), liegt 1770 bereits sieben Jahre zurück, und das nächste, die Französische Revolution (1788–1794), wird noch achtzehn Jahre auf sich warten lassen. Und das Jahr 1830 ist fast gleich weit von den epochemachenden Umbruchsphasen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, von der Zeit der sogenannten Befreiungskriege und des Wiener Kongresses (1813–1815) und von der Revolution von 1848 entfernt. Warum also gerade 1770 und 1830?
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Dafür scheint es nur einen einzigen Grund zu geben, einen Grund, der niemandem gefallen kann, der sich mit der Maxime „Männer machen Geschichte“ schwertut – und die moderne Geschichtsschreibung ist nicht müde geworden zu zeigen, wie problematisch sie sei – sie bezeichnen die Jahre, in denen Goethe als Autor aktiv war. Schon für die Zeitgenossen war Goethe die alles überragende Gestalt des literarischen Lebens, und erst recht für die Nachgeborenen. So hat man bereits in Goethes letzten Lebensjahren begonnen, von der Zeit seit seinem ersten Auftreten als der „Goetheschen Kunstperiode“ zu sprechen, eine Formulierung, die sich bei keinem geringeren als Heinrich Heine findet, und in einer Arbeit, die als ein erster Versuch zu einer umfassenden Darstellung der Epoche gelten kann, in seiner „Romantischen Schule“ von 1836 (HS 5, 360). Das Konzept der „Goethezeit“ lag also schon in den zwanziger, dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts in der Luft. Daß sich die Literaturgeschichtsschreibung bei ihren ersten Versuchen, die Konturen der Epoche herauszuarbeiten, weithin an den entsprechenden Kapiteln von Goethes Autobiographie „Dichtung und Wahrheit“ orientierte, tat ein übriges, um die Fokussierung auf Goethe und die Eckdaten seines Schriftstellerlebens weiter zu befestigen.
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