Gottfried Willems - Geschichte der deutschen Literatur Band 4

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Modernisierungstendenzen in der Literatur in Vormärz und Realismus
Der vierte Band dieser auf fünf Bände angelegten deutschen Literaturgeschichte lädt dazu ein, sich in die Welt des 19. Jahrhunderts einzulesen und die Modernisierungstendenzen im Vormärz und Realismus nachzuvollziehen.
Das Spektrum der vorgestellten Autoren reicht von Karl Immermann über Karl Gutzkow und Heinrich Heine bis hin zu Georg Büchner und Gottfried Keller. Besonderes Augenmerk gilt dabei der Entwicklung der Idee einer deutschen Nationalliteratur.
Durch die Einbettung der Texte in ihren kultur- und ideengeschichtlichen Kontext und die schrittweise Analyse der Werke werden die Studierenden zu eigenständiger Lektüre angeregt und befähigt. 
Nach «Humanismus und Barock» (UTB 3653), «Aufklärung» (UTB 3654) und «Goethezeit» (UTB 3734) legt Gottfried Willems nun auch eine grundlegende und anregende Einführung in die deutsche Literatur des Vormärz und Realismus vor.

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Geschichte der deutschen Literatur

Band 1. Humanismus und Barock

Band 2. Aufklärung

Band 3. Goethezeit

Band 4. Vormärz und Realismus

Band 5. Moderne

Gottfried Willems

Geschichte der

deutschen Literatur

Band 4

Vormärz und Realismus

BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN · 2014

Gottfried Willems war Inhaber des Lehrstuhls für Neuere und

Neueste deutsche Literatur an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind

im Internet über http://dnb.ddb.deabrufbar.

Online-Angebote oder elektronische Ausgaben sind erhältlich

unter www.utb-shop.de.

© 2014 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Weimar Wien

Ursulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau-verlag.comAlle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig.

Einbandgestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart

Satz: synpannier. Gestaltung & Wissenschaftskommunikation, Bielefeld

Druck und Bindung: AALEXX Buchproduktion GmbH, Großburgwedel

Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier

Printed in the EU

UTB-Band-Nr. 3874 | ISBN 978-3-8252-3874-2

Inhaltsverzeichnis

Cover

Impressum Gottfried Willems war Inhaber des Lehrstuhls für Neuere und Neueste deutsche Literatur an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Online-Angebote oder elektronische Ausgaben sind erhältlich unter www.utb-shop.de . © 2014 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Weimar Wien Ursulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Einbandgestaltung: Atelier Reichert , Stuttgart Satz: synpannier. Gestaltung & Wissenschaftskommunikation , Bielefeld Druck und Bindung: AALEXX Buchproduktion GmbH , Großburgwedel Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier Printed in the EU UTB-Band-Nr. 3874 | ISBN 978-3-8252-3874-2

1 Einleitung

1.1 Das 19. Jahrhundert in der Literaturgeschichte

1.2 Literaturgeschichte und Kulturgeschichte

1.3 Modernisierung im 19. Jahrhundert

1.4 Literatur und Modernisierung im 19. Jahrhundert

1.5 Literatur und Politik im 19. Jahrhundert

2 Modernisierungskrisen im Vormärz

2.1 Zeit- und Krisendiagnosen in Immermanns „Epigonen“

2.2 Klassikglaube und Epigonenbewußtsein

2.3 Die Ambivalenz der Individualisierung

2.4 Die Krise der Religion

2.4.1 Modernisierung und Säkularisation

2.4.2 Religionskritik in Immermanns „Epigonen“

2.4.3 Die Vorstellung vom „Himmel auf Erden“

3 Vormärz und „Weltschmerz“

3.1 Gutzkows „Wally, die Zweiflerin“

3.2 Nihilismus und Vitalismus bei Heine

3.2.1 „Weltschmerz“ bei Heine

3.2.2 „Ideen. Das Buch Le Grand“

3.3 Nihilismus und Ästhetizismus bei Platen

3.3.1 Platen und Heine

3.3.2 „Weltschmerz“ und „strenge Formkunst“

3.4 Nihilismus, Vitalismus und Humanität bei Büchner

3.4.1 „Dantons Tod“

3.4.2 „Lenz“

3.4.3 Das Kunstgespräch im „Lenz“

3.5 „Die Nihilisten“ von Gutzkow

4 Realismus und „Weltfrömmigkeit“

4.1 Humanität und Vitalismus bei Keller

4.2 Kellers „Das verlorene Lachen“

4.2.1 Aufbau und Handlung

4.2.2 Individuum und Gesellschaft

4.3 Realismus

4.3.1 Desillusionierung

4.3.2 Humor

4.3.3 Sinnlichkeit

4.3.4 Beschreibung

4.4 „Augenfest“ und „Weltfrömmigkeit“

5 Literatur und Nationalismus

5.1 Das Bild der Nationalbewegung bei Immermann

5.1.1 „Die Epigonen“

5.1.2 „Münchhausen“

5.2 Heine als Kritiker des Nationalismus

5.3 Die Vorstellungswelt des Nationalismus

5.3.1 Adam Müller

5.3.2 Johann Gottlieb Fichte

5.3.3 Ernst Moritz Arndt

5.3.4 Friedrich Ludwig Jahn

5.3.5 Joseph Görres

5.4 Lyrik der Befreiungskriege

6 Realismus der Gründerjahre

6.1 Die Gründerjahre im Licht des „Kommunistischen Manifests“

6.2 „Pfisters Mühle“ von Raabe

6.3 Die Frage nach der Zukunft von Poesie und Humanität

Anhang

Siglen

Literaturhinweise

Personenregister

Rückumschlag

1 Einleitung

1.1 Das 19. Jahrhundert in der Literaturgeschichte

„Langes“ oder „kurzes Jahrhundert“?

Wo beginnt das Jahrhundert? Mit der französischen Revolution, mit Napoleon oder mit dem Wiener Kongreß? Mit der Demokratie, dem Militärdespotismus oder der Diplomatie? (GS 2, 69)

So fragte man bereits im 19. Jahrhundert, fragte etwa schon Karl Gutzkow, einer der umtriebigsten und bestinformierten Autoren der ersten Jahrhunderthälfte, in seinen „Zeitdiagnosen“ von 1837. Wenn der Literarhistoriker heute vom 19. Jahrhundert spricht, dann denkt er dabei im allgemeinen noch nicht an die Zeit der Französischen Revolution von 1789 oder an die Ära des „Militärdespoten“ Napoleon – die Zeit von 1799 bis 1815 – und noch nicht einmal an die Jahre im Umfeld des Wiener Kongresses von 1814/15, mit dem die Epoche der Französischen Revolution und des Revolutionskaisers Napoleon an ihr Ende kommt; dies alles wird er noch der „Goethezeit“, der Epoche von Klassik und Romantik zurechnen. Er läßt das 19. Jahrhundert in der Regel erst um 1830, mit dem Ausgang der „Goethezeit“, beginnen, um es bereits um 1890, an der Schwelle zur ästhetischen Moderne, schon wieder enden zu lassen; so hat es sich jedenfalls in der Germanistik eingebürgert.

Die Literaturgeschichte verfährt hier anders als die politische Geschichte, die das 19. Jahrhundert meist als ein „langes Jahrhundert“ behandelt und von der Französischen Revolution von 1789 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 dauern läßt. Denn die Französische Revolution hat das gesamte 19. Jahrhundert beschäftigt; an dem, was damals an politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen auf den Weg gebracht worden war, hat es sich unausgesetzt abgearbeitet, einschließlich seiner Literatur. Und diese Auseinandersetzung kam erst mit der deutschen Revolution von 1918 zu einem vorläufigen Ende, [<<7] als Deutschland nach dem Debakel des Ersten Weltkriegs der Monarchie den Garaus machte und sich die Verfassung einer Republik gab, so wie es das revolutionäre Frankreich bereits 1792 getan hatte.

In der Literaturgeschichte hat sich eine andere Einteilung durchgesetzt. Hier hat es sich als günstig erwiesen, das 19. Jahrhundert als ein „kurzes Jahrhundert“ zu behandeln und sich bei der Frage nach den epochalen Zusammenhängen mit dem Zeitraum von den dreißiger bis zu den achtziger Jahren zu begnügen. Die Literaturgeschichte ist zwar wie die gesamte Kulturgeschichte eng mit der politischen Geschichte verknüpft, doch verlaufen die Entwicklungen in den verschiedenen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens keineswegs synchron; was sich in ihnen jeweils als Epoche abzeichnet, läßt sich nur selten zur Deckung bringen, im Grunde nie. Denn wie die Menschen leben, was sie denken und tun, was sie an Haltungen und Vorstellungen entwickeln und in ihrer Literatur ausarbeiten und reflektieren, ändert sich nicht mit einem politischen Ereignis, von einem Tag zum andern; solcher Wandel braucht stets einen längeren Atem.

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