Geschichte erzählen. Strategien der Narrativierung von Vergangenheit im Mittelalter

Здесь есть возможность читать онлайн «Geschichte erzählen. Strategien der Narrativierung von Vergangenheit im Mittelalter» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на английском языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Geschichte erzählen. Strategien der Narrativierung von Vergangenheit im Mittelalter: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Geschichte erzählen. Strategien der Narrativierung von Vergangenheit im Mittelalter»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Die Beiträge dieses Bandes gehen auf eine internationale Tagung zurück, die 2017 in Manchester stattgefunden hat. Sie untersuchen die Darstellung von Geschichte in der mittelalterlichen deutschen Literatur auf der Basis von aktuellen erzähltheoretischen Forschungsansätzen. Dabei wird ein breites Spektrum an Texten, Gattungen und Diskursen in den Blick genommen; als Angelpunkt für zahlreiche relevante Fragestellungen erweist sich die im 12. Jahrhundert entstandene ›Kaiserchronik‹. Geleitet von der Erkenntnis, dass Vergangenheit erst im Erzählen zu Geschichte wird, analysieren die Beiträge einschlägige narrative Strategien.

Geschichte erzählen. Strategien der Narrativierung von Vergangenheit im Mittelalter — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Geschichte erzählen. Strategien der Narrativierung von Vergangenheit im Mittelalter», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Vnd hieß dem volck thun bekant

Hoffenliche mere

Das ein erloſere

Schier ko [ mm ] en ſolde

Der vns erloſen wolde (N, Bl. 106ra/b, V. 1147–1152)7

Die Prophetenreihe inszeniert somit, wie zahlreiche andere vormoderne Geschichtserzählungen,8 die Finalität der Welt-Geschichte als gesichertes und verkündetes Wissen. Doch wird dieser Aspekt hier in besonderer Weise akzentuiert, denn auch die auf sie folgende Erzählung über Menschwerdung und Passion weist beständig auf dieses verkündete Wissen zurück: Reht als die p [ rop ] hetten / Hant in den decreten / Der heilig [ en ] ſchrifft vor geſaget (N 118vb, V. 2833–2835) geschieht die Empfängnis und gerade so, wie her [ re ] Ysaÿas / Hie vor i [ nn ] ſiner ſchrifft laß (N 120rb, V. 3189f.), beten die Stall-Tiere den Heiland an. Gemäß den alttestamentlichen Vorhersagen von Balaam, Yesaia, Michêas und Jeremias vollziehen sich die Anbetung der Könige und Hirten und die Verfolgung durch Herodes; entsprechend Hoseas Prophetie erfolgt die Rückkehr aus Ägypten, entsprechend Davids Voraussage die Befragung im Tempel. Die Propheten des Neuen Testaments setzen diese Logik fort: Simeon kündet vom kommenden Leid Marias, der tote Johannes vermeldet die baldige Ankunft des Erlösers in der Hölle,9 die Kinder Jerusalems preisen Christus bereits als Heiland und weisen dabei zugleich zurück auf Zacharias, der dies auch schon wusste (N 131vb, V. 4678–4682) und mit gleicher Sicherheit weisen Prophetien auf das Jüngste Gericht voraus. Weltgeschichte wird in der Erlösung als Aktualisierung des immer schon Geplanten, Verkündeten, Gewussten und Erwarteten erzählt.10 Entsprechend lautet etwa der Kommentar anlässlich der Verkündigung:

Rehte als die p [ rop ] hetten

Hant in den decreten

Der heilig [ en ] ſchrifft vor geſaget

Dieß iſt daz kint daz iſt die maget

Von dem uch iſt kunt getha [ nn ]

Ob irs verno [ mm ] en wollent ha [ nn ] (N 118vb, V. 2836–2838)

Das Zugesicherte, Erwartbare wird in diesem Erzählen ausgestellt und gerade dies erscheint damit als das Wunder, auf das der Prolog verweist.11 Die Wunderketten, die andere Leben-Jesu-Erzählungen oder Marienleben immer wieder einflechten, sind demgegenüber hier auffällig reduziert, und dies gilt nicht nur für die astronomischen und meteorologischen Wunder bei Christi Geburt und Tod, sondern sogar für die von ihm selbst gewirkten Wunder. Immer wieder bricht der Erzähler die Geschichtserzählung ab ( Was ſolte langer rede mer, N 117rb, V. 2484)12 und betont diese Brevitas noch, indem er sich ausdrücklich dafür entschuldigt, dass er dieß keyſerlich kint [ ] / Alſo kurtzlich alſo bar/ Zu geburtt [ ] geschriben habe (N 122 rb, V. 3417–3423).13 Es bleibt im Folgenden bei dieser Darstellungsform – in rascher Folge werden kleinere Einzelepisoden hintereinander gefügt. Lediglich den Herodes-Episoden sowie den neutestamentlichen Prophetien (des Zacharias, Johannes, Simeon, Jesus), den Cantica ( Benedictus, Magnificat, Nunc dimittis, Sanctus ) und der Bergpredigt wird etwas mehr Erzählzeit überlassen. Selbst Marias Klagen unter dem Kreuz sind abgebrochen:

Alhie die rede blibe

Doch weſte iz wol Her [ re ] ſymeon

Da er geſprachen hat hie von

[…]

Hie wart die rede zu der dat (N 135rb-va, V. 5238–5250)

Dieses kurzliche der Erzählung, das das Geschehen immer wieder als Aktualisierung des Prophezeiten ausweist, inszeniert einen spezifischen Ereignischarakter in demjenigen Teil des Textes, der gerade das erzählen soll, was doch im Prolog selbst als größtes Wunder neben der Schöpfung selbst angekündigt ist.14 In anderen Kindheitserzählungen, etwa in der von Bruno Quast untersuchten Kindheit Jesu , ist die wunderbare Geburt als inkommensurables und letztlich undarstellbares Ereignis inszeniert, das lediglich als Leerstelle, durch das Fehlen jeder Spur am jungfräulichen Körper, bezeugt werden kann,15 und das entsprechend vom ganzen Wunderreihen umstellt ist.16 In der Erlösung hingegen erscheint sie reduziert und zum erwartbaren Geschehen nivelliert, auf das es lediglich noch zu verweisen gilt: Dieß iſt daz kint daz iſt die maget .17

Quasts Untersuchung zur jungfräulichen Geburt in der Kindheit Jesu geht von einem Ereignis-Konzept aus, für das „eine Gegenwärtigkeit und eine Einzigartigkeit des Auftretens in Anschlag gebracht werden muss“, hinter der das Erzählen zurückbleibt.18 Abgegrenzt wird es einerseits gegenüber einem „funktional-analytische[n] Verständnis“, entsprechend dem etwa Karlheinz Stierle „das Ereignis als zwingende Voraussetzung für jedwedes Erzählen“ konzeptualisiert hat und das so Grundlage für einen narratologischen Ereignisbegriff ist,19 andererseits gegenüber einem Konzept medial konstituierter Ereignishaftigkeit.20 Für die Kindheit Jesu setzt Quast ein emphatisches, radikales Konzept von Ereignis an: das „als Bekundung erfahrene Einbrechen eines ganz Anderen, eines dissimile , der Augenblick, in dem die horizontale Zeit von einer vertikalen getroffen wird.“21 Dieses an Positionen des Poststrukturalismus orientierte Konzept von Ereignis ist unter anderem „am theologischen Modell der messianischen Ankunft orientiert“, am Augenblickhaften, am Kairos der Parusie (nicht am Kronos).22 Hierbei ist das Ereignis weder durch Sprache noch durch andere Medien zu erreichen, da das Sprechen von ihm notwendig „zu spät kommt“ und sich das Moment der „Singularität in der Generalität“ und Konventionalität sprachlicher Zeichen verliert.23 – In der Erlösung hingegen kündigen die Propheten-Boten die Ankunft (und Wiederkehr) immer schon an und entwerfen damit das Ereignis als Zu-kunft, die ihre Exzeptionalität gerade aus einem zeitkritischen Moment, aus einer Fristsetzung gewinnt. Als der Erzähler mit der Verkündigung an Zacharias die Geschichte der Menschwerdung tatsächlich zu erzählen beginnt, erörtert er in einem Exkurs, dass diese Zeitspanne von genau 5199 Jahren ganz und gar keine beliebige Fristsetzung sei. Ausgangspunkt ist dabei die Frage, warum denn Christus die Menschen nicht bereits deutlich früher ( lange ê ) erlöst habe, zumal doch Eva, Noa, Abel, Adam, Hiob, Jacob, Isaak, Abraham, David, Salomon, Moses, Aaron, Symeon, Ysâias, Johannes, Zacharias und manig ander Edelma [ nn ] immer wieder um Erlösung gebeten hätten. Die Begründung ist gleichsam psychologischer Natur:

Es was alles vmb das

Das die lute deſte baß

Zu Got ſetzten jre begire

Wann es iſt wißelich daz wir

Die dinge wir mit lichtigkeit hant

Daz nit gar schone empfahent

Mit ſo gantzer wirdigkeit

Als obe ein ma [ nn ] mit arbeit

Daz ding erwunnen muſt hann

Durch das die friſt wart gethan (N 116ra/b, V. 2329–2338)

Der Begriff der Arbeit (als Not in waſſer unde fuer [N 116rb, V. 2340] ebenso wie als Mühe auf dem Feld umschrieben) wird erneut aufgegriffen und mit dem beständigen Flehen der Propheten, die so nicht nur als Boten, sondern auch als Bittende ausgewiesen sind, äquivalent gesetzt. Der Bericht über drängendes Begehren, die versprochene Erlösung doch noch in der Lebenszeit des jeweils bittenden Propheten zu senden, führt zur Umkehrung der Frage und es wird ergründet, warum es angesichts dieser Steigerungs-Logik nicht noch viel länger gedauert habe. Auch dies wird von der menschlichen Seele und ihren Anfeindungen her begründet: Das wir von der vberdroß / Iht wurden hoffn [ un ] g bloß (N 116va, V. 2385f.) . Hoffnungslose Verzweiflung als (dann unumkehrbare) Wiederholung des Sündenfalls ( So wern wir aber da [ nn ] verlorn / Were got noch eins durch vns geborn , ebd., V. 2387f.) wird durch die sorgfältige Wahl genau dieser Wartezeit also ebenso vermieden wie die Geringschätzung der Gabe, deren Exzeptionalität gerade durch das Moment der Erwartung konstituiert ist.24 Die Erlösung inszeniert das Ereignis der Menschwerdung damit zunächst weniger als ‚Einbrechen eines ganz Anderen‘, sondern als Ankunft des Ersehnten, dem im Zeitverlauf ein fester, nämlich genau der richtige Moment bereits zugewiesen worden ist. Dies schließt jedoch nicht notwendig aus, dass auch eine emphatische Dimension des Ereignishaften thematisiert wird. Vielmehr entwirft das Erzählen hier, so meine ich, unterschiedliche Ereigniskonzepte, die in den drei Hauptabschnitten des Textes – allegorischem Streitgespräch, Prophetenreihe und Geschichtserzählung – nebeneinander gestellt werden können, ohne eindeutig relationiert sein zu sein müssen.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Geschichte erzählen. Strategien der Narrativierung von Vergangenheit im Mittelalter»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Geschichte erzählen. Strategien der Narrativierung von Vergangenheit im Mittelalter» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Geschichte erzählen. Strategien der Narrativierung von Vergangenheit im Mittelalter»

Обсуждение, отзывы о книге «Geschichte erzählen. Strategien der Narrativierung von Vergangenheit im Mittelalter» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x