Eike Geisel - Die Gleichschaltung der Erinnerung

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Beiträge zum Antisemitismus der Linken, über das Verhältnis der Deutschen zu den Juden, Spurensuche nach jüdischem Leben in Berlin, über Hannah Arendt und die Menschenrechte.
"Aus Geisel spricht eine ebenso kluge wie scharfzüngige Wut, und zwischen Ironie und Zynismus schafft sich eine große Ernsthaftigkeit Platz. Jüngere Leser haben mit dem Buch eine Zeitkapsel in der Hand, die Einblick in frühere deutsche Debatten gibt. Man entdeckt immer wieder Einsichten von geradezu unheimlicher Aktualität." (Tobias Prüwer, Jüdische Allgemeine)
"Wie Geschichtspolitik gemacht wird, kann man in der wie ge-wöhnlich schonungslosen Sprache und klaren Argumentation des Autors nachvollziehen. Besonders für jüngere Generationen ist hier ein Schatz enthalten, aus dem zu erfahren ist, wie Deutschland wurde, was es ist." (Tobias Prüwer, Kreuzer logbuch, Leipzig)

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»Durch die Gaskammern von Auschwitz, eingerichtet wie Baderäume mit Brausen, nur ohne Wasserabfluß am Boden, sind ungefähr 4 Millionen Juden gegangen. Hatte das Gas seine Wirkung getan, so wurden Klappen im Boden geöffnet, die Leichen vielen in Loren und rollten ins Krematorium. (ibidem)«

»Hatte das Gas seine Wirkung getan« – noch in der Berichterstattung über das Morden bedient sich die kapitulierende Sprache der nazistischen Sprachregelung. Aber es handelt sich nicht bloß um eine Verdinglichung, in welcher eine von Menschen begangene Handlung als Tätigkeit eines Dinges erscheint (dies ist nur der extreme Ausdruck dem Faschismus vorausgegangener objektiver Momente, die in der Warenproduktion wurzeln und subjektiver Formen, die sich bis weit zurück in die Anfänge protestantischer Doppelmoral verfolgen lassen, etwa bei Luther – also zur Trennung von Personal und Praxis), sondern man muß auch das Moment von Wahrheit zur Kenntnis nehmen, das in dieser Sprache widergespiegelt wird: Ohne diesen kostspieligen Maschinenpark wäre das alles gar nicht möglich gewesen. Die Gaskammern, einmal etabliert, machten die Zufuhr von menschlichem Rohstoff zur Herstellung von Leichen zu einer absoluten Notwendigkeit. Dieser Logik folgt, wie wir wissen, die gesamte Kriegsindustrie seit dem zweiten Weltkrieg.

Vergleicht man die heutige Lokalzeitung mit den Ausgaben von damals – ein Viertel Jahr nach dem Sieg der Alliierten – so fällt zu allererst ins Auge die erschreckende Ähnlichkeit in Aufmachung und Inhalt. Als wäre die Nummer von vorgestern, lese ich (auf S. 4 von Nr. 15, 25.9.45) folgende Artikelüberschriften: Umgangsverbot aufgehoben / Energieversorgung im Rheinland / Riesen­defi­zit im Berliner Haushaltsplan / Rektor in Marburg er­nannt / Respektloses Verhalten strafbar / Vieh schwarz­ge­schlachtet / Dr. Eckener wird Verleger / Strafen für Ver­kehrssünder / Monotonie des Grauens, Fortsetzung von Seite 1 / Sport vom Sonntag usw. Eine beliebige Seite, mit vielleicht einem kleinen Unterschied: in den Familienanzeigen, welche fast die Hälfte der Seite einnehmen: Geboren / Vermählt / Gestorben / G e f a l l e n. Eine beliebige Anzeige herausgegriffen:

»WILHELM MOHRMANN, Soldat. In den schweren Kämpfen für sein Vaterland starb den Heldentod unser heißgeliebter, guter, hoffnungsvoller ältester Sohn, Bruder, Großsohn, Neffe und Vetter im blühenden Alter von 18 Jahren. In tiefer Trauer etc. pp«

Solche Überschriften und solche Anzeigen noch im September 1945.

»Heute vormittag traf Josef Kramer in eigener Sache als Zeuge auf. Er wurde auf die Bibel vereidigt und erklärte, in seinem Gewissen daran gebunden zu sein … ›Wollen sie als Zeugen unter Eid aussagen?‹ fragte der Richter. Alle Angeklagten erklärten: ›Ja!‹. Kramer rief ein lautes ›Jawoll!‹ (Nr. 19, 9.10. 45)«

Jetzt, wo der Führer und Himmler tot sind, braucht der kleine Mann wieder seinen Herrgott, denn »ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und Jedermann untertan« (Luther). Kramer gibt zu Protokoll, daß er deshalb die Vernichtung in den Gaskammern in Auschwitz bestritten habe, weil er »ehrenwörtlich« verpflichtet gewesen sei, darüber zu schweigen. Erst als er im Gefängnis von Celle gehört habe, »Hitler und Himmler seien nicht mehr vorhanden«, fühlte er sich von seiner Schweigepflicht entbunden. »Ob das richtig war und ob derjenige, der ursprünglich alles angeordnet hat, es verantworten kann, weiß ich nicht« (ibidem). Sollten die sich bei Gott verantworten, er hat seiner Christenpflicht genügt. Marx schreibt an irgendeiner Stelle über die moderne Religiosität, daß an die Stelle der Knechtschaft aus Devotion, die Knechtschaft aus Überzeugung getreten sei.

»Auch über das Lager Neuengamme, das in der Luftlinie nur dreißig Kilometer von Lüneburg entfernt liegt, ist uns ein umfassender Bericht zugänglich gemacht worden. Bekanntlich war es dieses Lager, das bisher wenig in der Öffentlichkeit genannt wurde, aus dem die Häftlingstransporte nach Belsen und Sandbostel gingen. Häftlinge aus Neuengamme haben vor anderthalb Jahren Deckungsgräben in Lüneburg ausgehoben. Ihre Zebra-Uniformen wurden damals viel erörtert. (Nr. 19, 9.10.45)

›Muselmänner‹ – Dieser Ausdruck ist in allen deutschen Konzentrationslagern verbreitet gewesen. Er ist entstanden durch einen Zufall. Irgend jemand nannte einen stark abgemagerten Kameraden in Erinnerung an Bilder von Arabern, einen Muselmann. Damit begann dieser Begriff, der sogar in die Amtssprache der Lager überging, seinen Lauf. Er bezeichnete später präzise nicht mehr voll arbeitsfähige, abgezehrte, abgehetzte Menschen. Es gab besondere Arbeitskommandos für Muselmänner. Muselmann konnte auch ein Hohnwort sein. Jedenfalls, war jemand erst einmal zum Muselmann geworden im Lager, so war in den meisten Fällen das Tor zur Freiheit ewig gesperrt. Für den Muselmann gab es nur noch den Ausweg ›durch den Schornstein‹ (ibidem).«

Abgezehrt waren sie, bis auf ganz wenige Ausnahmen, alle, und das Tor, über dem der preußische Wahlspruch stand »Suum cuique«, oder »Arbeit macht frei«, wurde erst durch den Sieg der Alliierten zum Tor einer doch für immer beschädigten Freiheit. Die Beobachtungen Bettelheims im KZ Buchenwald geben genauer Auskunft über den Abrichtungserfolg totalitärer Herrschaft, wobei mit dem der Kolonialromantik entlehnten Begriff »Muselmann« jener psycho-physische Habitus der Häftlinge be­zeichnet wird, der als oberstes Ziel des KZ-Experiments gilt: die wandelnde Leiche oder die allseitig reduzierte Persönlichkeit. Sie sollten nur noch existieren, ehe man ihnen die Existenz nahm. So waren sich die Nazis sicher, keine Menschen mehr umzubringen. In vielen Fällen vollendete sich dieser aufgezwungene Verfall ganz automatisch, mechanisch – außerhalb jedes Zusammenhanges verloschen sie einfach, ihr Tod nur Verenden.

Bettelheims präzise Beobachtung dieses Zerfallsprozesses unter Bedingungen des Lagerterrors gewinnt eine erschreckende Aktualität, wenn man die reale Kontinuität seiner habituellen Typologien fortwährend im Alltag erfährt. Von der Ausnahmesituation ist der Muselmann aufgestiegen zum Durchschnittsexemplar. Gerade der Wegfall der grausamen Bedingungen, z.B. Hunger, beweist (obwohl u.a. durch ihn diese Zerstörung bewirkt wurde), daß es den Nazis auf mehr ankam, als die Menschen leiden zu lassen unter kreatürlichen Bedürfnissen, nämlich auf die Verwandlung von Individuen in willenlose Objekte anonymer Herrschaft. Das terroristisch erzwungene Einverständnis mit der Ohnmacht wie mit der Macht findet in der universellen Kälte einer Welt, die das in Kauf genommen hat und weiter nimmt, ihre zeitgemäße und wohlgenährte Entsprechung. Ihr Ideal: der schein­tote Überlebensexperte, der sich »durch nichts aus der Ruhe bringen läßt«, die Fliege im »Netz der sozialen Sicherung« (Helmut Schmidt). Aber nicht, daß damit bloß abstrakt die Fortexistenz »muselmannischen« Verhaltens behauptet wäre. Der moderne Autismus liefert dafür eine ganze Reihe von konkreten Beispielen – am deutlichsten an den Habitus des Muselmann gemahnen die Verhaltensweisen von drop-outs, den wie die Häftlinge in zweifachen Sinn Aufgegebenen; oder die Protagonisten lebensreformerischer Varianten der »Verweigerung«, Freaks, Flippis usw., die nahezu alle Symptome, vom apathischen Gang bis zum blinden Gesicht, aufweisen, die auch Bettelheim beschreibt. Aber wichtiger ist der Beitrag des KZ-Experiments zu einer allgemeineren anthropologischen Bestimmung der nachfaschistischen Gesellschaft, die in der oben bezeichneten smarten scheintoten Mittelstandsmonade Gestalt angenommen hat: war das unter menschlichen Bestimmungen gefaßte Dasein immer ein Protest gegen seine bloß natürlichen Bestimmungen, mithin (und vor allem!) gegen den Tod gewesen, so macht die Nachkriegsgeschichte aus dem ersten Entsetzen des Denkens in der Geschichte eine letzte triviale Wahrheit: Leben heißt stückweise sterben.

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