Heinz Müller
JAHRGANG 1928
ERINNERUNGEN
Von damals bis heute
Kinder- und Jugendjahre
Vom Fronthelfer zur Antifa-Jugend
Ein Menschenschicksal / Alois
Eine Trilogie
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2017
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.deabrufbar.
Copyright (2017) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte beim Autor
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
www.engelsdorfer-verlag.de
Geschichten werden zur Geschichte
Für die, die nach mir kommen.
Für meine Enkel und Urenkel
Geschichte ist nicht nur Vergangenheit und darin ruhende Ereignisse, Sachverhalte und Schicksale von Menschen. Sie ist vor allem die Interpretation dieser Ereignisse und wird geprägt vom Standpunkt des Betrachters, von seinen Zielen und seinem Wollen
Heinz Müller – Jahrgang 1928 – im Dezember 2016
Cover
Titel Heinz Müller JAHRGANG 1928 ERINNERUNGEN Von damals bis heute Kinder- und Jugendjahre Vom Fronthelfer zur Antifa-Jugend Ein Menschenschicksal / Alois Eine Trilogie Engelsdorfer Verlag Leipzig 2017
Impressum Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Copyright (2017) Engelsdorfer Verlag Leipzig Alle Rechte beim Autor Hergestellt in Leipzig, Germany (EU) www.engelsdorfer-verlag.de
Widmung Geschichten werden zur Geschichte Für die, die nach mir kommen. Für meine Enkel und Urenkel Geschichte ist nicht nur Vergangenheit und darin ruhende Ereignisse, Sachverhalte und Schicksale von Menschen. Sie ist vor allem die Interpretation dieser Ereignisse und wird geprägt vom Standpunkt des Betrachters, von seinen Zielen und seinem Wollen Heinz Müller – Jahrgang 1928 – im Dezember 2016
Kinder- und Jugendjahre Kinder- und Jugendjahre eine Lebensetappe und Zeit, in der jeder Mensch emotional und rational für sein ganzes weiteres Leben geprägt wird
Der Vater
Die Geschichten von Hans
Weihnachten
Hans der Geschichtenerzähler
Mit der Mutter kehrt die Sonne ins Haus zurück
Das Kleeblatt und die Spatzenbrühe
Ein Beschwerdebrief an die Regierung
Das Taschengeld und der Trick, frische Eier zu erkennen
Eine traurige Jagd und der erste Hund
Putz – der Findling
Felix – der Hauskater
Der Krieg kommt näher
Vom Fronthelfer zur Antifa-Jugend
Die Beerdigung des Freundes
Wassili
Gründung der Antifa-Jugend
Ein Menschenschicksal – Alois
Der geheimnisvolle Brief
Geheimdienstarbeit
Tote Briefkästen, ein Mittel zur Nachrichtenübermittlung
Das Geheimnis der alten Waldkapelle
Ein neuer Treff in West Berlin, neue Aufträge und die Vorbereitung in eine Dienststelle des Geheimdienstes einzudringen
Die „Flucht“ in die BRD
Die Heimkehr
Die Rache des Mister Smith
Epilog
Zitat
Über den Autor
eine Lebensetappe und Zeit, in der jeder Mensch emotional und rational für sein ganzes weiteres Leben geprägt wird
Robert zog es raus aus seinem Dorf in Schlesien hinaus in die Welt, um Neues kennenzulernen. Er war sehr wissbegierig und in der Schule, in der alle Kinder des Dorfes und alle Altersstufen in einer Klasse vom Kriegsinvaliden Lehrer Hempel unterrichtet wurden, war er oft dessen Vertreter.
Lehrer Hempel war gleichzeitig Imker und besonders im Sommer oft mit den Bienen beschäftigt. Robert musste dann für Ruhe und Ordnung in der Klasse sorgen und den Kleineren helfen, schreiben und rechnen zu lernen.
Der Vater von Robert, seine Mutter und alle 6 Geschwister waren bei dem „Herrn Hauptmann“ beschäftigt. Das war der Gutsbesitzer, der sich nur mit Herr Hauptmann ansprechen ließ. Während der Ernte oder zu anderen Arbeitsspitzenzeiten in der Landwirtschaft gab der Herr Hauptmann Order, dann musste der Kriegsinvalide Lehrer Hempel den Schulkindern freigeben, damit sie in der Landwirtschaft mithelfen konnten.
Robert wollte den Beruf eines Schmiedes erlernen, von dem war er fasziniert. Das ging aber nicht, denn bereits mit 13 Jahren wurde er per Handschlag zwischen seinem Vater und dem Herrn Hauptmann letzterem versprochen. Das hieß, nach Abschluss der Schule mit 14 Jahren, im Gut als Kutscher zu arbeiten. Ein Kutscher war schon eine herausragende Stelle.
Als ersten Jahreslohn bekam er vom Herrn Hauptmann ein Hemd, einen Kutscheranzug und ein paar Schaftstiefel. Auf den Feldern brauchte er nicht zu arbeiten, dafür musste er sich um die Pferde und den Kutschwagen kümmern. Alles musste stets geputzt und einsatzbereit sein. Auch nachts, denn oft ging es noch am späten Abend zu Gelagen in die Nachbarschaft. Im Morgengrauen musste dann der Herr Hauptmann wieder nach Hause kutschiert werden. Eine oft mühselige Fahrt mit vielen Unterbrechungen, weil der Herr stark angetrunken war. Die anschließend erforderliche Reinigung des Wagens war nicht die angenehmste Arbeit, aber die Kutsche musste blank geputzt sofort wieder zur Verfügung stehen. Robert war also ein besserer Lakai.
Das alles gefiel ihm aber nicht und er beschloss, sich nach Ablauf des durch seinen Vater gegebenen Versprechens – also zu seinem 18. Geburtsgag – eine andere Arbeitsstelle zu suchen.
Zu MARIÄ LICHTMESS – am 2. Februar – war es dann soweit. Das war der Tag, an dem sich die Dienstboten in der Landwirtschaft eine neue Arbeitsstelle suchen konnten. Im Februar gab es in der Landwirtschaft nicht mehr soviel zu tun und die Knechte und Mägde konnten gehen.
In der Zeitung hatte er gemeinsam mit einem Freund gelesen, dass in Oberschlesien im Bergbau Arbeitskräfte gesucht wurden. Gemeinsam beschlossen sie, dorthin zu ziehen, um zu arbeiten. Im Steinkohlebergwerk in Kattowitz wurde er zunächst unter Tage zum Schlepper und später zum Hauer ausgebildet.
Als Schlepper musste er die Kohlebrocken, die der Hauer zuvor abgeschlagen hatte, in Loren schaufeln und auf Gleisen zu einem Aufzug fahren. Von hier wurden die Kohleloren nach oben gezogen. Geleert kamen sie zurück in den Schacht.
In den 20er Jahren bekam er von polnischen Bergarbeitern, mit denen er sich gut verstand, die Empfehlung, Oberschlesien zu verlassen, da es zu Aufständen kommen würde, bei denen sein Leben als Deutscher nicht mehr sicher wäre. Er folgte dem Rat und zog nach Ziebingen in Brandenburg, um hier in einem Braunkohlebergwerk als Hauer zu arbeiten. Hier lernte er seine spätere Frau Dorothea – die Dorchen gerufen wurde – kennen. Sie war auch Landarbeiterin, aber nicht beim Herrn Hauptmann sondern bei „Herrschafts“, wie es im Brandenburgischen hieß, angestellt. Bald heirateten beide und ihr erster Sohn Hans wurde geboren.
Und hier beginnt die eigentliche Geschichte.
Kurz nach seiner Geburt zog die junge Familie aus Ziebingen nach Zschornegosda in der Niederlausitz. Ein Ort mit sorbischem Ursprung – wie der Name schon verrät – der später in Schwarzheide eingedeutscht wurde. Hier lebten sie vorerst im Wandelhof. Das war ein Ortsteil mit langgestreckten Reihenhäusern, in denen die ankommenden Bergarbeiter mit ihren Familien eine erste Unterkunft fanden. Es war ein Kommen und Gehen, eben ein ständiger Wandel und Wechsel in diesen Häusern. Fast alle, die hierher zogen, arbeiteten bei der BUBIAG (Braunkohlen und Brikett Industrie Aktiengesellschaft), die versuchte, tüchtige Arbeiter in ihren Betrieben zu halten.
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