ibidemVerlag, Stuttgart
Inhalt
Vorwort
1. Politische Kultur in Deutschland
Demokratische Kultur nach der Diktatur
Rückgriff auf Weimar
Skeptische Generation
Paradigmenwechsel: APO und 68er
Sozial-liberal
Geistig-moralische Wende
Deutsche Einheit
Rot-Grün
Die Ära Merkel
2. Vorher
Noch Krieg
Er wäre so gerne den Hitlerjungen gefolgt
Der junge Mann ist tot
Mottenkugeln in der Kaserne
Abgeholt
Budapest
Der Krieg ist verloren
Alle tot
Panzersperren
Nachkriegszeit
Du Straße fegen
Es waren Polen
Das gibt’s nur einmal
Da sitzt Du nun, Du Herrenmensch!
Neues Deutschland
Ordnung kehrte ein
Der Vater
Ihr Völker der Welt
Kriminalpolizei
Uniformträger
Guten Abend, drüben in Deutschland
Ich bete an die Macht der Liebe
Pieck ist doof
Frieden
Frisch, fromm, fröhlich, frei
Minister in der Lüneburger Heide
Berliner Schülerparlament
Junge Presse Berlin
Der SS-Staat
Die Fichte ist unser Weihnachtsbaum
Karl Marx und AKI
Gottseidank im Westen
3. Dahlem
Nach Dahlem
Werkstudentenzeit
Er war betrunken
Bück' dir doch nicht
Das Wirtschaftswunder
Dahlem: Das deutsche Oxford
Freie Universität (FU)
An der FU
Feierliche Immatrikulation
Darf ich Sie einladen?
Schwarz, nicht rot
Das Geld der Kommilitonen
Fackelzug für den Professor
Revolutionäre FU
Dutschke in der U-Bahn und im Seminar
Die „Keimzelle“
Morgen werden Scheiben bei Springer klirren
Wenn Ihr das nicht kapiert, liegt das an Eurer bürgerlichen Herkunft
Wie die Nazis?
Vollversammlung an der FU
Rote Fahne aus Bettzeug
Kein ausreichendes revolutionäres Bewusstsein beim Berufskollegen
Einschusslöcher
Benno Ohnesorg
Arbeitskreis
Was hat der Struve wieder gesagt?
Ich hab' sogar promoviert
Hätte ich Bundeskanzler werden wollen, wäre ich nicht zur FDP gegangen
Wo sind die Revolutionäre?
Keine grundlegende Gesellschaftsanalyse
Universitätsleben
Der 10er Bus
Und was machen Sie nachts?
Ernst Deutsch darf nuscheln
Alles, nur nicht Wöhe
VWL und Erbsensuppe
Chi-Quadrat und Summe der natürlichen Zahlen
Da gibt’s nichts zum Lachen
Prüfungen
Der Professor hat keinen Sekt da
Rigorosum als Kaffeekränzchen
Rundherum
Ein internationales Ass
Fischbuletten, Zigaretten und CDU-Unterlagen
Landeskind des Freistaates
Fahren Sie bloß keinen Renault
Gesine Schwan und das OSI
RIAS-Jammerchor
Abgebürstet
An der FU kann man offensichtlich sogar studieren
Die sind alle geschult
Der Republikanische Club
Kurras
4. Münster
Wiedertäufer im Käfig
Sie sind mir in meinem Seminar willkommen!
Der alte Teppich
Die Herren von der Universität
5. Hamburg
Brüder und Schwestern aus dem anderen Deutschland
Beaujolais
Spiejel hin und Spiejel her
Ruhe an der Elbe
Heimlich altväterlich
Neue Ostpolitik
Fontane am Dammtor
6. Nachher
Vermarktung der 68er
Westerwelle und die 68er
Auschwitz
Leistung, Gleichheit und Freiheit
Drittelparität
Studium Generale passé
Marsch durch die Institutionen
VIP-Demokratie
Etwas komplizierter
Political Correctness und 68er
Die Antinazis
Ändert sich die Welt?
Don't touch the colours
Pandemie
Dahlem als Epizentrum im Westen
Evaluation und Abwicklung
Dahlem-Dorf und Currywurst
In Memoriam
Otto Stammer
Horst Bosetzky
Mein Freund Horst Bosetzky – also der Krimiautor „-ky“ – hatte kurz vor seinem Tode vorgeschlagen, dass wir gemeinsam ein Buch mit dem Titel „Damals in Dahlem“ publizieren sollten. Das Projekt war vielversprechend. Beide hatten wir in der wilden Zeit um das Jahr 1968 an der Freien Universität Berlin in Dahlem studiert. Beide hatten wir bei unserem verehrten Doktorvater Otto Stammer zugleich promoviert.
Leider habe ich dieses Buch nun allein schreiben müssen.
Damals in Dahlem ging es bürgerlich und revolutionär zugleich zu. Das Bürgerliche hatte uns dort hingeführt. Wir waren als Kriegs- und Nachkriegskinder stolz drauf, es auf die Universität geschafft zu haben. Auch das dort vorgefundene Revolutionäre verlockte uns. Welch eine Gaudi war es, Repräsentanten des politischen Systems als Spottfiguren studentischer Ansammlungen zu erleben! Welche Einblicke in die Psychologie akademischen Gehabes gewährte es, mit „Go“- oder „Sit-Ins“ in altehrwürdige Institutionen einzubrechen und Koryphäen zu albernem Gebaren zu provozieren.
Aber bei allem Lustempfinden:
Die Moral und die Lebensumstände verlangten und erforderten, dass ordentlich studiert wurde. Wir absolvierten Vor- und Zwischenprüfungen, besuchten Vorlesungen, Übungen und Seminare, erwarben Diplom-, Promotions- und Habilitationsurkunden. Die Universität war schließlich zum Studieren da. Und in den Ohren klangen die Worte der Eltern: „Ihr sollt es mal besser haben als wir!“ wie die Mahnung: „Strengt Euch an! Wir bezahlen schließlich alles!“
Für uns Söhne „kleiner“ Beamter aus den Arbeiterbezirken Neukölln und Spandau in Berlin war es ein erheblicher sozialer Aufstieg, an der Freien Universität im vornehmen Dahlem immatrikuliert zu werden. Wir beide waren in den Krieg hinein geboren worden, hatten dessen Sieger kennen gelernt, in Ruinen gespielt, die Spaltung unserer Heimatstadt und unseres Landes erlebt, den Mauerbau und deren Abriss verfolgt, den aufkommenden Wohlstand genossen und waren schließlich überzeugt, dass unser „Westen“ – in dem wir nun lebten – gut, der „Osten“ aber böse war. Nach dem besiegten Nationalsozialismus erschien der Kommunismus als das bekämpfenswerte totalitäre Regime der Zeit.
An der Universität lernten wir, dass hinter dem Kommunismus seriöse Gesellschaftsanalyse steckte. Wir trafen sogar mit Kommilitonen zusammen, die Defizite des „Wohlstands-Westens“ entdeckten – „entlarvten“, wie diese Kommilitonen formulierten. Als Studenten entwickelten wir das Gefühl, dass sich auch im „Westen“ vieles – vielleicht sogar alles – ändern und verbessern ließe.
Die Welt schien gestaltbar zu sein. Da wollten wir Beamtensöhne nicht nur begreifen, was die Welt zusammenhält; wir wollten diese Welt auch aus den Angeln heben können. Also studierten wir, was das Zeug hielt, damit das gelingen könnte.
Hinterher geschah viel: Ein amerikanischer Präsident wurde ermordet, der Westen entwickelte Züge einer Klassengesellschaft, Muslime versetzten den USA einen Hieb, der Ost-West-Gegensatz löste sich auf und Deutschland wurde mit Berlin als Hauptstadt wiedervereint, Europa versuchte, Weltmacht zu werden. Kriege brachen allenthalben aus. Es setzte eine globale Völkerwanderung von Süd nach Nord und von Ost nach West ein. Schließlich beendeten Klimawandel und Pandemie die Träume von der Machbarkeit der Welt.
„68“ war zuvor vermarktet worden. Es wurde idealisiert, es wurde verfälscht. Als selbstverständlich aber wurde ein für alle Mal erachtet, dass Regeln Inhalte brauchen, um anerkannt zu werden.
Die Zeit damals in Dahlen war eine historische Episode, in der es schien, als hätten die Menschen es in der Hand, die Welt nach ihrem Gusto zu gestalten. Doch mittlerweile wissen wir: Unser Einfluss auf den Lauf der Welt ist gering.
Ich danke meiner lieben Elke für die mannigfache Hilfe beim Erstellen dieses Buches, für Hinweise und Ratschläge. Meiner Enkeltochter Luna Dittberner danke ich für manchen Tipp beim Umgang mit dem Computer.
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