Fritz Krebs - Blind am Rande des Abgrundes

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Die mit historischen Daten unterlegten Erinnerungen des Autors führen den Leser durch einen bewegten Abschnitt deutscher Geschichte. Nach einer behüteten Kindheit in den politisch unruhigen Jahren vor Hitlers Machtergreifung erlebte der Schüler Fritz Krebs die systematische Vorbereitung der damaligen Jugend auf die Aufgaben und Pflichten des Soldaten. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges militarisierte sich das Leben der Menschen in Deutschland total. Immer mehr Männer mussten in den Menschen verschlingenden Krieg ziehen. Schließlich kam auch für die männliche Jugend seines Jahrganges der Tag, an dem sich ihr die Kasernentore öffneten. Damit tat sich vor diesen Jungen ein Abgrund auf. Als Schulklasse feierten sie noch einen lautstarken Abschied voneinander, bevor sie auseinander gingen und jeder an einen anderen Ort des vom Krieg heimgesuchten Europa verschlagen wurde. Der Autor selbst erlebte das Kriegsgeschehen zuerst an der Ostfront und später auch noch an der deutschen Westgrenze. Er wurde verwundet, geriet in Gefangenschaft, in der er fünf Jahre ausharren, oftmals hungern und über lange Zeit eine harte Arbeit verrichten musste, ehe er seine Heimatstadt wieder sah.

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Mein Klassenlehrer in den ersten vier Schuljahren war ein junger Lehrer mit Namen Karl Demut. Ich habe ihn nur mit Knickerbockerhosen bekleidet in Erinnerung. Er hatte einen eigenartig federnden Gang, als befände er sich ständig auf einer ausgedehnten Wanderung. Er stammte aus dem Thüringer Glasbläserort Lauscha. Für die damaligen Verhältnisse war er sicher der Typ des progressiven Pädagogen.

Ich mochte ihn wegen seiner offenkundigen Gerechtigkeit und vor allem deshalb, weil er sehr phantasievoll unterrichtete. Wir hatten bei ihm Deutsch, Zeichnen, Rechnen und Werken. In unserer Klasse gab es anfangs Probleme mit dem fehlerfreien Lesen, die dieser findige Pädagoge auf eine heute merkwürdig anmutende Weise zu beheben verstand. Eines Tages stellte er einen Sandkasten ins Klassenzimmer und baute darin Zinnsoldaten auf. Es waren darunter auch stattlich anzuschauende Reiterfiguren und wir trauten unseren Augen nicht, dass die Schule uns mit des damaligen deutschen Jungen liebstem Spielzeug beglücken sollte. Es gab seinerzeit kaum einen unter uns, der nicht in irgendeiner Weise mit militärischem Spielzeug umging. Mancher besaß selbst eine kleine Armee von „Bleisoldaten“, die durch Einschmelzen alter Bleirohre und mittels überkommener Gussformen hergestellt wurden. Die Armee unseres Lehrers zog aber nicht für das Vaterland, sondern im pädagogischen Dienst in den Krieg. Herr Demut sagte uns zu, dass derjenige, der einen Text vorgegebener Länge fehlerfrei lesen würde, mit einer Reiterfigur belohnt werden solle. Fortan übten wir das Lesen mit einer Inbrunst wie ich sie nie wieder unter Schülern erlebte. Es war eine regelrechte Leseschlacht entbrannt und täglich meldeten sich mehrere Schüler zum Lesen vor der Klasse. Immer jedoch, wenn wir schon dachten es habe einer das Ziel erreicht, kam der obligatorische Versprecher. So zog die Armee des Herrn Demut nach einigen Wochen ohne Verluste wieder in ihre Quartiere. Wir aber hatten im Lesen enorme Fortschritte gemacht. Bemerkenswert an dieser Geschichte ist noch, dass keine einzige Figur gestohlen wurde. Es sei auch gesagt, dass dieser Lehrer alles andere als ein Militarist war. Er aber kannte seine Umwelt und die von ihr geprägten Kinder.

Die große Schülerzahl erforderte an unserer Schule die Einhaltung einer strengen Pausendisziplin. Wir mussten dazu auf dem Schulhof getrennt nach Geschlecht in je einem großen Kreis um einen aufsichtsführenden Lehrer herumspazieren. Das fiel besonders den unteren Klassen schwer denn dieses Verfahren der Pausengestaltung verstieß gegen den natürlichen Bewegungsdrang von Kindern. So verging keine Pause, ohne dass mehrere Delinquenten im Kreis neben dem Lehrer stehen mussten ,um darauf zu warten bis sie am Schluss die Butterbrotpapiere auflesen durften, die jedes Mal wenn die Klingel das Pausenende verkündete auf dem Schulhof herumlagen. Natürlich hatte diese Methode ihre Vorteile für die Sauberhaltung des Schulobjektes. Man durfte nur nicht zu den Schülern gehören, denen öfter das Temperament durchging weil man dann dauernd mit Papierauflesen dran war.

Im Werkunterricht lernten wir bei Herrn Demut, wie man aus anscheinend unnützen Dingen das schönste Spielzeug basteln konnte. Anstatt uns aufzutragen, Material für den Unterricht zu kaufen, was unseren Eltern ohnehin nicht möglich gewesen wäre, schickte er uns zu Schuhmachern, in Fotogeschäfte und Konsumlager oder in Mutters Küche. Dort lernten wir alsbald, Pappkartons aller Art, Filmspulen, Blechdosen und anderes Verpackungsmaterial für den jeweiligen Unterrichtszweck ausfindig zu machen. Als Klebstoff diente uns ein Kleister, den wir aus Wasser und Mehl zusammenrührten. Mir machte das Verwandeln dieser Dinge in Häuser, Wagen, Eisenbahnen, Brücken, Fahrstühle, Türme, Burgen und dergleichen einen solchen Spaß, dass ich zeitweise meine Freizeit nur noch mit der Umwandlung profanen Abfalls in Produkte meiner Phantasie verbrachte. Besonders in den nasskalten Tagen vor Einbruch des Winters wurde dies zu einer Beschäftigung, bei der ich die Zeit vergessen konnte. Dabei entstanden manchmal in Erwartung des baldigen Schneefalls auch Landschaften im Winterkleid, in denen man den Schnee durch erstarrten dicken Mehlkleister darstellte. So schön das alles auch sein mochte, wenn eines Tages die ersten echten weißen Flocken vom Himmel herabschwebten, dann war es mit der Stubenhockerei vorbei. Jubelnd pflegten an solchen Tagen die Kinder unserer Straße die glitzernden weißen Sterne zu begrüßen. Sie wussten, nun konnten bald die Schlitten herausgeholt werden. Es begann die Zeit, wo wir in Scharen vom nahen Steinberg oder vom Weißen Berg herabrodelten. Damit kam aber auch die Zeit der kribbelnden Zehen und des großen Appetits auf Fett Bemmen. Bis es dunkel in den Straßen wurde, hatte sich jedes Mal genügend Schnee an unseren Wollstrümpfen verklumpt oder war in die Schnürschuhe gestiebt, dass es schließlich höchste Zeit wurde, den elterlichen Wohnungen entgegen zu zuckeln. Dort brachten wir vor der geöffneten Bratröhre des Küchenherdes manchmal mit tränenden Augen wieder Leben in die Glieder von Händen und Füßen. Wenn Mutter dann das selbstgemachte Griebenfett aus dem Schrank holte, um uns damit unser Brot zu bestreichen, dann kuschelten wir uns wohlig in der kleinen Wohnküche zusammen, die seinerzeit zu fast allen Haushaltungen in unserer Straße gehörte. In einem Monat Heimatkunde hätten wir nicht besser lernen können, was der Begriff „Heimat“ beinhaltet, als in diesen Stunden. Es ist mit den Kindern so wie mit den Katzen: Sie müssen das Schnurren lernen, wenn sie heimisch werden sollen.

War erst einmal der erste Schnee gefallen, dann dauerte es gewöhnlich nicht lange bis zum Weihnachtsfest. Die Schule bereitete uns auf ihre Weise darauf vor, indem sie im nahen Gasthof Rasephas regelmäßig eine Weihnachtsfeier ausgestaltete. Alle Klassen beteiligten sich entsprechend ihrer Kenntnisse und Befähigung daran, indem sie kleine Theaterstücke einübten. Die entsprechenden Vorbereitungen liefen über viele Wochen hinweg und wurden teilweise mit dem Unterricht verbunden. In der zweiten Klasse übten wir das Lesestück „Abenteuer im Walde“ als Bühnenstück ein, wobei alle Schüler mitwirkten. Unser Klassenlehrer hatte entsprechende Dialoge verfasst. Im Werkunterricht bastelten wir die Kulissen. Sie bestanden aus Pappbäumen, von denen jeder einen Holzstiel bekam, damit man den Baum anfassen und festhalten konnte. Ich gehörte zu den Statisten, die den wackelnden Wald auf der Bühne vorzustellen hatten und für die unwissenden Zuschauer im Chor erklären mussten: „Wir sind die Bäume“. Ich war zufrieden, keine Hauptrolle übernehmen zu müssen, wie etwa der Darsteller eines wichtigtuerischen Hirschhornkäfers oder die einiger anderer Waldbewohner, die unter einem großen Fliegenpilz in Regenschirmformat ihre Dialoge zu sprechen hatten. Die Elternschaft applaudierte am Schluss voller Rührung und ich hastete von der Bühne, die mir damals nicht die Welt bedeutete. So traten nach und nach alle Klassen mit irgendwelchen Darbietungen vor der zahlreich versammelten Elternschaft auf. Ich war jedenfalls froh, dass ich wieder unter den Zuschauern Platz nehmen durfte. Wenngleich mir selbst der öffentliche Auftritt als Schauspieler nicht lag, so war ich doch von den Vorführungen der älteren Schüler so sehr beeindruckt, dass ich noch auf dem Heimweg wie aufgezogen herumzappelte. Dabei ging ein Erinnerungsstück an meinen Auerbacher Großvater zu Bruch, das meine Eltern als Requisite für den Auftritt des Hirschhornkäfers zur Verfügung gestellt hatten. Es war eine sehr schöne Tabakspfeife mit einem buntbemalten Porzellankopf.

4. Dienst

Das Jahr 1933 sollte in unserem Land alles anders werden lassen als es bislang gewesen war. Erwachsene mochten das vorausahnen oder auch nicht. Für Kinder, deren Welt sich ununterbrochen erweitert und damit auch immer neu und anders wird, war das damalige politische Geschehen jedenfalls nicht durchschaubar. Es scheint mir deshalb angebracht, von hier ab meinen Bericht gelegentlich durch Informationen zu ergänzen, wie sie die damals Erwachsenen der „Altenburger Landeszeitung“ oder einem anderen regionalen Tageblatt entnehmen konnten. Wie alle Kinder meines Alters, fand ich noch keinen Gefallen am Zeitunglesen. Das bedeutete jedoch nicht, dass wir die Ereignisse auf der großen Weltbühne nicht wahrnahmen und auf unsere Weise reflektierten. Wir waren alsbald sogar zu Mitwirkenden gemacht, ehe wir überhaupt verstanden hatten welche Tragödie in den nächsten Jahren aufgeführt werden sollte. Für mich begann das an einem sehr warmen Frühlingstag, als ich aus Neugier einen folgenreichen Entschluss fasste. An diesem Tage hatte ich mit einigen Spielgefährten lustlos an einer Stelle des Bahndammes herumgesessen, die uns zu bestimmten Zeiten als Palaverplatz diente. An diesem Stück Damm waren alte Holzschwellen senkrecht in den Boden gerammt, um ein Abrutschen des Hanges zu verhindern. Wenn wir darauf hockten und die Beine baumeln ließen, dann kamen wir manchmal auf die seltsamsten Einfälle. An diesem Tage hatten wir wohl schon eine geraume Zeit so herumgehangen, als sich uns eine Gruppe von Jungen näherte, unter denen auch einer aus unserer Straße war. Werner Quilitzsch löste sich aus dem Trupp. Er wohnte unweit von unserem Palaverplatz und kam nun zu uns heran, um uns ins Staunen zu versetzen. Das gelang ihm allein schon durch sein Äußeres. Er trug, wie auch die anderen uns aber nicht bekannten Jungen, ein weißes Hemd. Seine kurze schwarze Hose war mit einem Sportgürtel zusammengeschnürt, dessen Schnalle eine Fahne mit dem Hakenkreuz vorstellte. Solcherart Gebrauchsgegenstände wurden einige Zeit später in Deutschland verpönt und als „nationaler Kitsch“ bezeichnet. In dieser Phase des politischen Wandels war aber noch mancherlei erlaubt und möglich. Wortlos und ein wenig herausfordernd postierte sich Werner vor uns auf den Gehweg. In seiner zusammengezurrten Hose sah der ohnehin schon schlanke Kerl noch erheblich dünner aus als gewöhnlich. Natürlich konnten wir uns nicht verkneifen zu fragen, woher er denn käme. Was wir erfuhren, machte neugierig. Quilitzsch war in das Deutsche Jungvolk eingetreten und hatte gerade an einer sogenannten „Fahrt“ teilgenommen. Was es damit auf sich hatte, erklärte er uns nun, nach Jungenart froh darüber, sich mit seinen Neuigkeiten interessant machen zu können. Dabei verwendete er Begriffe, die uns nicht geläufig waren, wie zum Beispiel: Lagerfeuer, Geländespiel, Heimabend usw. Der nächste von diesen Heimabenden fände am kommenden Mittwoch statt, sagte er. Es würden dort spannende Geschichten vorgelesen und auch Lieder gesungen. Die Sache mit den Liedern hätte er sich von mir aus sparen können. Da reichte mir schon der Musikunterricht in der Schule. Die Aussicht auf eine Abenteuergeschichte war aber verlockend genug, um bei mir den Wunsch nach einem Probebesuch eines dieser Heimabende zu wecken. Ein anderer Junge, Heinz Geißler, zeigte ebenfalls Interesse. Werner Quilitzsch erbot sich, uns am kommenden Mittwoch abzuholen. Eine solche Absprache hatte für mich damals natürlich noch so lange keine Wirksamkeit, bis nicht die Erlaubnis meines Vaters dazu eingeholt war. Wie sich herausstellen sollte, war sie aber leichter zu erhalten als ich es erfahrungsgemäß hätte erwarten müssen. Ich kann heute nur Vermutungen darüber anstellen, was meinen Vater dazu bewogen haben mag, mir seine Einwilligung zu diesem Vorhaben zu geben. Vielleicht wollte er mich nur von der Straße weghaben, auf der ich oft genug herumlungerte. Möglicherweise gehörte er damals zu den Leuten, die meinten, Hitler werde im Lande nun doch vielleicht besser als seine Vorgänger die Arbeitslosigkeit bekämpfen und für mehr Sicherheit im Alltag der Menschen sorgen. Unbestritten ist jedenfalls, dass ich selbst einen der schwerwiegendsten Entschlüsse in meinem Leben an diesem schönen Frühlingstage des Jahres 1933 gefasst habe. Das geschah im Alter von acht und ein halb Jahren.

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