Viktor Krebs
Hochstaplerin des Jahrhunderts
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Inhaltsverzeichnis
Titel Viktor Krebs Hochstaplerin des Jahrhunderts Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Impressum neobooks
Dana – Esther! Es reicht, auf dem Klavier zu klimpern! Laufe schnell zu Lady Rosalie und Tausche die Nelken um: sie hat uns gelbe geschickt!
Das Mädchen schloss unzufrieden das Instrument, zum Abschied die dunkle Polierung streichelnd. - Und wozu so hasten? – murmelte sie zwischen die Zähne, auf den knarrenden Stufen hüpfend. – Zum dritten Mal, und immer noch hasten.
Ihre Worte wurden gehört, deshalb lohnte es sich dem nicht zu wundern, dass ihr ein Schuh aus Ochsenleder nachgeworfen wurde. - Dana! Schneller, sage ich dir!
Mit der Odessitin Klaudia war es gefährlich zu streiten, danach konnte man bis zum Tode in blauen Flecken herumgehen. Zudem war es nicht in Danas Charakter ohne Grund Streit zu suchen, desto mehr an so einem Tag. Am Zimmer des Vaters vorbeigehend, bemerkte Dana kurz, dass er Besuch hat, derselbe widerliche kleine Greis, der sie, im Treppenhaus begegnend, schmerzhaft zwickte. Die Tochter erblickt, drohte ihr Cohn mit dem Finger und stieß die Tür mit dem Fuß zu. Aus dem Zimmer hörte man gedämpfte krähende Laute.
Dana, eine komische Fratze gemacht, kopierte ziemlich zutreffend den Gast.
- Sehr geehrter Herr Cohn, ich habe Ihnen paar schlechte Pantoffeln gebracht…
Sie wollte fortsetzen, aber da erschien oben der Kopf ihrer älteren Schwester in Haarwicklern und Reißpudern, die sofort zu schreien begann:
- Dana, du Aß! Du bist immer noch hier? Ich reiße dir gleich die Zöpfe raus! Laufe schnell wohin man dich geschickt hat! Ich muss mich schon anziehen. Und es ist noch Nichts fertig.
Dana, ließ wieder ihr lockiges Köpfchen hängen, stieg hinunter. - Natürlich, selbst herumgetrödelt, Gluckhennen, und Dana ist Schuld, dass sie noch nicht fertig sind…
* * *
Nicht dass sie zu Lady Rosalie nicht gehen wollte. Eher umgekehrt, in der Vorhochzeitshast war das ihr allerheißester Wunsch. Diese Dame, deren Vergangenheit ziemlich rätselhaft war, galt für Dana als Vorbild in Allem. Unklar, warum so eine wunderbar erzogene, intelligente Lady die Hauptstadt des Russischen Imperiums verlassen und sich mit so einer alltäglichen Beschäftigung fürs Leben verdienen musste. Ihr einsames Leben rief allerhand Gerüchte hervor. Man redete insbesondere, dass sie, angeblich, eine titulierte Person war und irgendwelche Tat begangen hat, die sie in den Augen der Gesellschaft blamiert hat. Doch die Anderen sagten, dass die extravaganten Gewohnheiten der Lady Rosalie die Gesellschaft so sehr erschütterten, dass die Gesellschaft ihre Anwesenheit nicht mehr dulden konnte.
Wie es eben nicht sei, aber Lady Rosalie war jetzt die populärste Modistin in Warschau und Dank ihrem tadellosen Geschmack hatte sie zahlreiche Kundinnen unter den Damen der hohen Gesellschaft.
Aus irgendwelchen Gründen leistete Lady Rosalie für Dana allerhand Schutz und nahm in ihrem Schicksal mehr Teil, als alle Verwandten, insgesamt. Nämlich, Dank ihrer weichen, aber hartnäckigen Leitung, bekam Dana eine Ausbildung, welche ihrem Niveau aus nicht geringer war, welches die jungen Leute in Instituten und Pensionaten bekamen. Das Mädchen sprach fließend vier Sprachen, kannte sich in der Poesie aus, las Werke der klassischen Literatur. Aber ihr Steckenpferd war Musizieren, in dem sich Dana irgendwie in einer neuen Realität fühlte. Das Spielen des Mädchens war nicht nur technisch tadellos, sondern auch auffallend hinreißend für ihr Alter. Eines Tages sagte Lady Rosalie dem Herrn Cohn, dass seine Tochter eine große musikalische Zukunft erwartet. Worauf der Herr Cohn mit ihm charakteristischer Gleichgültigkeit antwortete:
- Lady, wir sind arme Leute. Das Einzige, was das Mädchen braucht, so zu heiraten, damit das Vermögen des Vaters sich vergrößert, und er ohne Sorgen sein alter erlebt.
Weiter gab es keine Gespräche über Danas große Bestimmung
* * *
Herr Cohn holte mit ihm charakteristischer Fassungsgabe klirrende Münzen aus allem, woraus man nur kann. Seine Haupteinnahmen waren verdächtige Machenschaften. Aber Cohn sorgte auch dafür, dass auch seine Töchter irgendwelchen Profit einbringen. Keine Erben seines Vermögens habend, hat sich Cohn scheint es, ein Ziel gestellt, sein Leben so zu leben, um danach die versäumten Möglichkeiten nicht zu bereuen.
- Mädchen dann Mädchen, - empfing er kaltblütig die von der Ehefrau überbrachte Nachricht über die zweite unangenehme Überraschung, - Und aus Mädchen gibt es Nutzen.
So geschah es auch, Die Älteste, Barbara, lang und etwas herzlos, wurde dreimal verheiratet. Jeder folgende Ehemann war noch reicher, älter und hässlicher als der vorige. Aber das hat entweder den Vater, noch Barbara in Verlegenheit gebracht. Nur am ersten Mal vergoss sie bittere Tränen vor der Trauung. Nach dem der erste Mann durch geschickte Manipulationen des Vaters vollständig in Ruin getrieben war und Barbara ins Elternhaus zurückkam, hat sie klar den Sinn der Existenz begriffen. Danach heiratete Barbara mit beneidender Ruhe, Verbündete und Helferin des unternehmerischen Vaters in Sache des Betrugs der Ehemänner werdend.
- Liebe, - sagte sie belehrend der jüngsten Schwester, - ist ein Ding, welches die Männer erfunden haben, um kostenlos eine Frau zu haben.
Barbara selbst suchte Trost in den Armen zahlreichen Liebhaber. Einer von ihnen hat ihr ein Handwerk beigebracht, welches dem eigenen Familiengesetz nicht widersprach, und es irgendwie logisch erweitert hat. Diese Beschäftigung wurde später Dank der Ironie des Schicksals zum Familienberuf.
* * *
Hinausgelaufen und sich bemühend den dünnen Griechen aus dem Bäckereiladen, der sie, wie immer, unverschämt anschaute, nicht zu beachten, lief Dana über die Straße. Dort wohnte die Modistin Frau Rosalie, bei der das Brautgewand für Barbara bestellt wurde.
- Lady Rosalie, Lady Rosalie! Klaudia sagt, Sie haben ihr die falschen Nelken geschickt, sind die weißen also fertig?
Lady Rosalie, das Mädchen mit müden Augen angeschaut, fragte unpassend:
- Hast die Hausaugaben gemacht?
- Was für Hausaufgaben noch? Lady, was sagen Sie da? Barbara heiratet, und Sie, Hausaufgaben…
- Na, mal angenommen, - sagte gelassen die Weißnäherin, graziös die Nadelarbeit abgelegt, - Barbara heiratet zum dritten Mal, und das sind ihre eigene Schwierigkeiten. Du musst dein eigenes Leben meistern, und nicht deine Aufmerksamkeit auf dich Umgebenden zu verschwenden, wenn es sogar auch deine Schwestern sind. Also?
Dana seufzte verstellt. Verstellt, weil der Unterricht bei Lady Rosalie viel angenehmer war, als in Gesellschaft der Stiefmutter in der Küche zu sitzen.
- Wiederhole all das, worum du mich batst in Französisch und Deutsch. Dann bekommt deine Schwester ihre weißen Nelken, - bat Lady Rosalie beharrlich, abwartend auf das Mädchen schauend.
Dana verdrehte gehörig die Augen und sprudelte schnell die Aufgabe heraus, nicht riskierend diese Sache länger hinauszuziehen. – denn man könnte was abbekommen.
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