Julius Schlotterbeck steht vor einer fast unmöglichen Aufgabe: Bis Ferienende muss er, der unbeliebte und unsichere Vampir, drei Freunde finden. Notgedrungen begibt er sich in das Übel und stolpert dabei in ein Duell mit dem großen Zauberer Donatus, tritt sein erstes Ram-Bot-Tsu-Turnier an und schmuggelt sich in das gefährliche Institut Schockzahn. Zunächst nur begleitet von seiner treuen Fledermaus Flap, findet Julius bald Unterstützung von ganz unerwarteter Stelle.
Eine herrlich komische Gruselwelt mit einem alles anderen als perfekten Helden
Ein Junge ohne Biss
Wie Lady Cassandra ihre Schuld einlöst
Der große Lektor
Magisches Flaschendrehen
Tutorial für Noobs und Willenlose
ForkKnight
Ein feuriger Tanz
Golemian Rhapsody
Eine schmerzhafte Belohnung
Der Spiegelwanderer
Willkommen in Oberleichenstein
Einen Zombie zum Bezahlen bitte!
Die Hexe Unke Hallimasch
Im Drachenhort
Der Kater und seine Hexe
Sturmhammer
Das Zuubaijashi
Die zweite Runde
Die große Stunde des Flapinators
Sturmhammer gegen Dunkelstern
Flapinas erster Kuss
Der Plan geht auf
Die Siegerehrung
Auf nach Krematoria
Der Weg nach Schockzahn
Operation Nachtschnuppe
Lilly Creep
Angriff der Wulferniten
Direktor Krüger
Endlich zu Hause
Die große Monsterparty
Epilog
Julius hatte Ärger. Richtigen Ärger.
Die großen Sommermondferien standen an und eigentlich hätte er gut gelaunt sein können. Aber ausgerechnet am letzten Tag vor den Ferien musste er noch beim Schulleiter antanzen. Während alle anderen voller Vorfreude aus der Gesamtschule Zitterbold schlenderten, schlürften und schwebten, saß Julius mürrisch in Lord Dracos Vorzimmer und wischte gedankenverloren über sein Handy.
»Was hassst du denn wieder angestellt, Juliusss?«, zischte Frau Natterlein hinter ihrem PC-Monitor hervor. Frau Natterlein war die Schulsekretärin und für eine Schlangendämonin recht korpulent. Julius mochte sie. Er fand es toll, wie sie ihre Schlangenschuppenkleider jeden Tag in anderen Farben funkeln ließ.
»Ach Frau Natterlein, ich glaube, das Übliche«, seufzte Julius und stierte hinaus in die wunderschöne Vollmondnacht.
»Du solltessst dir mal überlegen, ob du esss nicht tatsssächlich mal wie die anderen Vampire machssst und Blut drinkssst«, zischelte die Sekretärin aufmunternd.
»Boooah, echt jetzt? Fangen Sie jetzt auch damit an?« Julius war sauer. »Also erstensss habe ich nur einen Fangzahn und zweitensss schmeckt mir Blut einfach nicht«, äffte er die Sekretärin nach. Er kniff wütend die Augen zusammen, spielte mit der Zungenspitze an seinem einen Fangzahn und wünschte sich, er könnte sich wie diese Desparius-Hexen einfach an einen anderen Ort von Immernacht, weit weg von Gruselheim, teleportieren.
Bei dem Gedanken überkam Julius ein Anflug von Schwermut. Er war nie aus dem kleinen Ort Gruselheim herausgekommen und kannte die vielen Städte und Landstriche von Immernacht nur aus dem ScaryNet. Natürlich wusste er über die Besonderheiten ihrer Welt Bescheid. Immernacht-Kunde bei Herrn Lutz war eines der wenigen Fächer, in dem er tatsächlich gute Noten hatte. Er wusste, dass Immernacht irgendwo magisch abgeschirmt in dem Bereich lag, den die Menschen »Deutschland« nannten, und von ewiger Dunkelheit erfüllt war. Oder dass hier übernatürliche und magische Wesen wie Vampire, Hexen, Werwölfe und anderen Spukgestalten mehr oder weniger friedlich zusammenlebten. Julius fragte sich manchmal, ob den Menschen bewusst war, dass ihre Welt so nah an Immernacht lag.
Und wo war sein Platz in dieser magischen Welt als jugendlicher Vampir mit gerade mal 165 Jahren, der völlig Vampir-untypisch kein Blut mochte? Julius lebte mit seiner Mama Ludmilla und seinem Haustier Flap alleine in einer gemütlichen Dreieinhalb-Zimmer-Gruft am Rand von Gruselheim. Sein Vater hatte es nicht verstanden, dass sein Sohn kein Blut trinken wollte. Julius’ Vater liebte Blut und trank leider oft zu viel davon. Und so kam es, dass er eines Tages betrunken auf dem Gruselheimer Wochenmarkt herumgealbert hatte. Dort war er in einen abgesperrten Knoblauchstand gekracht und hatte sich, PENG, mit einem Knall aufgelöst. Denn Knoblauch war zwar für Zombies, Spinnenhexen und Rattenmenschen eine Delikatesse, für Vampire in so einer großen Dosis aber tödlich. Seither hatte Julius sich geschworen, dass er, selbst wenn sein verdammter Fangzahn vielleicht doch mal nachwachsen sollte, nie Blut trinken würde.
Blut gab es in Gruselheim entweder als Importprodukt für reiche Vampire, von anderen Einwohnern abgesaugt (mal mehr oder weniger freiwillig) oder als Blutkonserve in den Supermärkten. Um in den ersten Jahren an der Zitterbolder Grundschule nicht aufzufallen, hatte er anstatt Blut immer Tomatensaft getrunken. Aber Julius’ Mutter hatte sich Sorgen gemacht. Tomatensaft bot auf Dauer nicht die notwendigen Nährstoffe. Beim Schnoogeln im ScaryNet war Mama Ludmilla dann eines Tages auf Vamp-X gestoßen, einen speziellen Energydrink für Vampire. Dieser bot neben synthetisch hergestelltem Hämoglobin alle anderen notwendigen Zusatzstoffe und konnte jeder Nahrung einfach zugefügt werden. Da Vamp-X auch magische Zutaten enthielt, schmeckte es immer so, wie es sich derjenige wünschte, der es zu sich nahm.
Den konservativen Vampiren war Vamp-X natürlich ein Dorn im Auge und so wurden Vampire, die diesen Blutersatz tranken, oft Ziele von Anfeindungen, Mobbing und Ausgrenzung. Julius und seine Mutter Ludmilla waren Ausgrenzung aber schon gewohnt und arrangierten sich damit. Nur Freunde hatte Julius so gut wie keine.
»Du kannssst jetzt rein!«, riss ihn Frau Natterleins Gezischel aus seinen Gedanken.
Julius seufzte auf, steckte sein Handy weg und drückte gegen die große schwere Eichentür, die sich quietschend öffnete.
In dem schummrigen Büro des Schulleiters kannte sich Julius bereits bestens aus, da er mit einer gewissen Regelmäßigkeit bei Lord Draco aufkreuzen durfte.
»Was geht ab?«, nickte er Bones, dem Knochenschädel zu, der direkt neben der Tür hing.
»Aaaah, der kleine Möchtegern-Vampir mal wieder. Warum stellst du dir deinen Schlafsarg nicht gleich zu uns ins Büro?«, lästerte der Knochenschädel mit den rot glühenden Augen.
»Bones, Ruhe!«, dröhnte eine tiefe Stimme.
Lord Draco drehte sich in seinem großen Stuhl herum, sodass das Mondlicht auf sein leichenblasses Gesicht fiel. Er war einer der ältesten Bewohner von Gruselheim und gleichzeitig das Oberhaupt der Vampirgemeinde in der Stadt. Er wurde ebenso respektiert wie gefürchtet und selbst die durchgeknallten Zombies tuschelten nur ehrfurchtsvoll von dem obersten Lord der Vampire.
»Ihre Wanddeko ist ganz schön vorlaut«, meinte Julius und fläzte sich lässig auf den Stuhl vor Lord Dracos Eichentisch.
»Julius Schlotterbeck! Zumindest in diesem Punkt mögen sich unsere Ansichten gleichen«, knurrte der alte Vampir und machte eine drehende Handbewegung. Schon stierte der maulende Knochenschädel die Wand an und verstummte. »Es wurde mir zugetragen, du hättest in der Mensa erneut ein aufsässiges Verhalten an die Nacht gelegt. Man erzählte mir, dass die Blutbar zertrümmert wurde und die Vampirschüler dieser ehrwürdigen Einrichtung kein Mahl in der großen Pause zu sich nehmen konnten. Julius, dieses Verhalten werde ich hier an unserer Schule nicht länger tolerieren. Es ist schon eine Schande, dass du als Vampir lieber dieses unsägliche künstliche Gebräu trinkst anstatt Blut, aber musst du es auch an anderen Vampiren auslassen?«
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