Heribert Weishaupt
Ein Troisdorf-Krimi
Heribert Weishaupt
Freitod
Ein Troisdorf-Krimi
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ISBN 978-3-96136-120-5
E-Book 978-3-96136-121-2
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Über den Autor So mancher geht fort, um ins Wasser zu springen, kehrt aber wieder um, weil es regnet. Unbekannter Verfasser Auch der Tod wird manchmal überrascht – durch Selbstmörder. Unbekannter Verfasser
Personen
Wie alles begann …
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Anmerkung und Dank
Heribert Weishaupt wurde 1949 in Stolberg im Kreis Aachen geboren. Über vierzig Jahre arbeitete er in der deutschen Sozialversicherung im Bereich Krankenversicherung. Mit Beginn des Ruhestandes erfüllte er sich seinen Wunsch und begann mit dem Schreiben von Kurzgeschichten und Kriminalromanen. Dies ist sein siebter Kriminalroman.
Heribert Weishaupt ist verheiratet und hat zwei Söhne und vier Enkelkinder. Seit über vierzig Jahren lebt er in Troisdorf im Rhein-Sieg-Kreis.
So mancher geht fort,
um ins Wasser zu springen,
kehrt aber wieder um,
weil es regnet.
Unbekannter Verfasser
Auch der Tod wird manchmal überrascht –
durch Selbstmörder.
Unbekannter Verfasser
Im Rhein-Sieg-Kreis …
In Troisdorf oder in einem anderen Ort …
Vielleicht in der Straße, in der Sie wohnen.
Sie konnte ihn riechen. Seinen Schweiß, seine ungewaschenen Haare, seine Bierfahne.
Das war natürlich nicht möglich. Sie wusste, er war nicht mehr da. Sie war allein im Zimmer.
Aber der Ekel war allgegenwärtig.
Dann diese Furcht, dass er wiederkommen würde. Noch betrunkener als vorher. Wieder Schläge, wieder Gewalt, wieder diese schreckliche Erniedrigung. Sie würde es nicht noch einmal ertragen können.
Die Rollladen waren heruntergelassen. Die Dunkelheit im Zimmer steigerte noch die Ungewissheit, die Angst. Nur durch den Spalt unter der Tür drang ein Hauch von Licht ins Zimmer.
Sie wollte schreien. Manchmal half das, aber sie hatte Furcht vor den unberechenbaren Folgen.
Ihr Unterleib brannte, ihr Kehlkopf schmerzte jedes Mal, wenn sie schluckte.
Zu Beginn hatte sie so getan, als ob sie mitmachte, damit nicht noch Schlimmeres passierte. Als er ihre Arme ans Bett fesselte und ihr die Luft abdrückte, um seine und ihre vermeintliche Erregung noch zu steigern, wartete sie nur darauf, dass es vorbeigehen würde. Endgültig.
Irgendwann war es vorbei. Er hatte das Zimmer verlassen und sie hörte, wie er den Fernseher einschaltete. Abartig!
Dann klingelte es und sein Freund kam.
Er bot sie an wie eine Prostituierte. Die Erniedrigung war schlimmer als die Schmerzen, die er ihr zuführte.
Hämisch sagte er: „Als Lohn für deine Dienste.“
Dann tätschelte er ihre Wange und löste ihr als Belohnung die Fessel einer Hand.
Danach war nichts mehr so, wie vorher. Sie war wie gelähmt und konnte nicht aufstehen. Sie löste die Fessel der anderen Hand, hielt den Kopf aus dem Bett und erbrach sich.
In ihrem Kopf rasten die Gedanken durcheinander. Sie hatten sich doch einmal geliebt. Wie konnte es so weit kommen? Hätte sie das vorhersehen müssen? Hatte sie die Signale einfach nicht bemerkt oder hatte sie sie ignoriert? Womöglich war sie selbst schuld? Sie versuchte zu verstehen, was geschehen war – ein unmögliches Vorhaben.
Ein Gedanke kristallisierte sich heraus: Sie musste hier heraus, einfach nur weg.
Sie erhob sich und versuchte, die Schmerzen zu ignorieren. Sie kleidete sich so schnell wie möglich an, öffnete die Tür zum Wohnzimmer, durchquerte es und rannte aus der Wohnung. Sie hörte nicht die obszönen Worte, die Mike und sein Freund hinter ihr herriefen.
Schweißnass erreichte sie ihr Auto, startete den Motor und fuhr los. Sie hatte kein Ziel, sie wollte nur weg. Wohin war ihr gleich. Sie bog rechts ab, dann links ab, dann noch einmal links ab. Sie fuhr zu schnell. Die Ampel, die Rot zeigte, übersah sie. Zum Glück waren um diese Uhrzeit kaum Fahrzeuge unterwegs. Manchmal verschwamm die Fahrbahn vor ihren tränenvollen Augen.
Sie war völlig durcheinander.
Die Energie, die sie aufgebracht hatte, als sie die Wohnung fluchtartig verließ, war verpufft. Eine maßlose Traurigkeit und Selbstzweifel machten sich breit. Inzwischen war sie davon überzeugt, dass sie selbst schuld war. Sie fühlte sich schmutzig und nutzlos.
Ihres Freundes wegen hatte sie alle Freundschaften vernachlässigt, manche sogar aufgegeben. Jetzt war sie allein, mutterseelenallein.
Sie lenkte ihren Wagen wie in Trance. Vor sich sah sie die Brücke über die Sieg. Über sich die Brücke der Autobahn. Fast in voller Fahrt holperte sie über den Bürgersteig. Auf dem Standstreifen hinter dem Bürgersteig unter der Autobahnbrücke stieg sie voll in die Bremse. Sie stieg aus. Kein Auto, keine Menschenseele war hier. Ohne den Wagen abzuschließen, verließ sie im gleichen Trancezustand, wie sie gefahren war, den Standstreifen und ging in Richtung der Brücke über die Sieg.
Es war so ein trister Samstagabend, so wie die letzten beiden vorher. Seit heute stand fest, dass noch einige weitere folgen würden.
Ronnis Freundin Susie befand sich seit mehr als zwei Wochen in einer Rehabilitationsmaßnahme. Die Scheidung von ihrem Mann, er war Gynäkologe und hatte es schamlos mit einigen Patientinnen getrieben, hatte ihr sehr zugesetzt. Ihr Arzt fand, dass für sie eine Kur angezeigt war. Nach reiflicher Überlegung hatte sie zugestimmt. Damals kannte sie Ronni noch nicht. Heute hatte sich entschieden, dass die ursprünglich für drei Wochen vorgesehene Reha-Maßnahme um weitere zwei Wochen verlängert wurde. Am Morgen hatte Susie Ronni angerufen und ihn informiert. Er war darüber nicht sehr begeistert.
Ronni lebte noch nicht offiziell mit Susie zusammen, aber was hieß das schon. Wenn er nach Dienstende sagte, ich fahre nach Hause, meinte er Susies Eigentumswohnung in Siegburg-Seligenthal. Natürlich war das Wohnen in ihrer luxuriösen, hundertvierzig Quadratmeter großen Wohnung wesentlich angenehmer als in seiner sechzig Quadratmeter großen Zweizimmer-Wohnung in Bonn.
Das war aber nicht der eigentliche Grund, weswegen er sich in Susies Wohnung so wohl fühlte. Er liebte Susie und er war glücklich, wenn er jeden Tag und jede Nacht mit ihr zusammen sein konnte.
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