Ferner könnte die Auswahlrichtlinie selbst gegen das Verbot der Altersdiskriminierung als allgemeinen Grundsatz des Unionsrechts verstoßen. Hier ergeben sich jedoch keine von 2. abweichenden Ergebnisse.
Die Auswahlrichtlinie ist demnach unwirksam. Damit liegt kein Verstoß gem. § 99 II Nr. 2 BetrVG vor.
Damit hätte B die Zustimmung zur Einstellung des Y nicht verweigern dürfen. Ein Antrag der D-GmbH auf Ersetzung der Zustimmung gem. § 99 IV BetrVG wäre erfolgreich.
[1]
MünchKomm/ Emmerich , 8. Aufl., 2019, § 311 Rz. 201. Allerdings kommt im Ausnahmefall auch die Haftung auf das positive Interesse in Betracht, insbesondere wenn dem Verletzten der Nachweis gelingt, dass der Vertrag ohne die Pflichtverletzung zustande gekommen wäre, Emmerich , ebenda, Rz. 201, 213 f.
[2]
So im Ergebnis auch Däubler/Bertzbach- Deinert , AGG, 4. Aufl., 2018, § 15 Rz. 146 ff. und bzgl. deliktischer Ansprüche MünchKomm/ Thüsing , 8. Aufl., 2019, § 15 AGG Rz. 51.
[3]
Dahingehend auch MünchKomm/ Thüsing , 8. Aufl., 2010, § 15 AGG Rz. 51.
[4]
Richtlinie 2000/78 v. 27.11.2000 zur Festlegung eines allgemeinen Rahmens für die Verwirklichung der Gleichbehandlung in Beschäftigung und Beruf, ABl. EG 2000 L-303/16.
[5]
Vgl. EuGH (Urt. v. 10.4.1984) Slg. 1984, 1921 – Harz.
[6]
Vgl. Palandt/ Ellenberger , § 31 Rz. 6.
[7]
Angelehnt an die Formulierung in EuGH (Urt. v. 9.2.1999) Slg. 1999 I, 623 (Rz. 60) – Seymour-Smith.
[8]
EuGH (Urt. v. 7.2.1991) Slg. 1991 I, 297 (Rz. 13 f.) – Nimz.
[9]
EuGH (Urt. v. 31.5.1995) Slg. 1995 I, 1275 (Rz. 25, 29 ff.) – Royal Copenhagen.
[10]
EuGH (Urt. v. 13.7.1989) Slg. 1989, 2743 (Rz. 13 f.) – Rinner-Kühn (angebliche höhere Motivation und betriebliche Verbundenheit von Vollzeitkräften).
[11]
EuGH (Urt. v. 26.6.2001) Slg. 2001 I, 4961 (Rz. 76 ff.) – Brunnhofer.
[12]
§ 15 Abs. 4 AGG ist unionsrechtskonform, BAG (Urt. v. 21.6.2012) NZA 2012, 1211.
[13]
BAG (Urt. v. 22.1.2009) NZA 2009, 945 (950).
[14]
BAG (Urt. v. 22.1.2009) NZA 2009, 945 (952).
[15]
§ 278 BGB ist im Rahmen des § 15 I 2 BGB anwendbar, MünchKomm/ Thüsing , 8. Aufl., 2018, § 15 AGG Rz. 25.
[16]
MünchKomm/ Thüsing , 8. Aufl., 2018, § 15 AGG Rz. 33; ErfK/ Schlachter , § 15 AGG Rz. 1.
[17]
Wie hier Roloff/Lampe , JuS 2007, 354, 359. A.A. wohl ErfK/ Schlachter , § 15 AGG Rz. 3: Vertrauensschaden aus vorvertraglichem Verschulden zu ersetzen.
[18]
Vgl. auch zum Alternativverhältnis von Vertrauens- und Erfüllungsinteresse Looschelders , Schuldrecht, Allgemeiner Teil, 16. Aufl., 2018, Rz. 967 ff.
[19]
Vgl. MünchHdbArb/ Reichold , Bd. 1, § 94 Rz. 1; MünchKomm/ Rixecker , 8. Aufl., 2018, Anh. § 12 Allgemeines Persönlichkeitsrecht, Rz. 8f.
[20]
Bzgl. § 823 BGB BAG (Urt. v. 21.6.2012) AP Nr. 12 zu § 15 AGG; HWK/ Rupp , 8. Aufl., 2018, § 15 Rz. 18, und bereits BAG (Urt. v. 5.3.1996) AP Nr. 226 zu Art. 3 GG (zu § 611a II BGB a. F.).
[21]
Schutzgesetzcharakter für § 7 AGG nimmt an BeckOK/Roloff § 15 Rz. 18; dagegen HWK/ Rupp , 8. Aufl., 2018, § 15 Rz. 14; MünchKomm/ Thüsing , 8. Aufl., 2018, § 15 AGG Rz. 53.
[22]
BAG (Urt. v. 21.6.2012) NZA 2012, 1211.
[23]
Dagegen wegen Spezialität des § 15 Abs. 1 AGG: BAG (Urt. v. 21.6.2012) NZA 2012, 1211.
[24]
Zweifelhaft ist hier und bei der folgenden Anspruchsgrundlage insbesondere, ob die Aufwendungen als sog. Frustrationsschaden über einen deliktischen Schadensersatzanspruch geltend gemacht werden könnten, vgl. allgemein MünchKomm/ Oetker , 8. Aufl., 2019, § 249 Rz. 47 ff.
[25]
BAG (Beschl. v. 28.4.1992) AP Nr. 98 zu § 99 BetrVG 1972.
[26]
BAG (Beschl. v. 9.7.1996) AP Nr. 9 zu § 99 BetrVG 1972 Einstellung.
[27]
Vgl. BAG (Beschl. v. 28.3.2000) AP Nr. 27 zu § 99 BetrVG 1972 Einstellung (zu § 611a BGB).
[28]
ErfK/ Kania , § 99 BetrVG Rz. 24.
[29]
Die Norm lautet: „Positive und spezifische Maßnahmen, (1) Der Gleichbehandlungsgrundsatz hindert die Mitgliedstaaten nicht daran, zur Gewährleistung der völligen Gleichstellung im Berufsleben spezifische Maßnahmen beizubehalten oder einzuführen, mit denen Benachteiligungen wegen eines in Artikel 1 genannten Diskriminierungsgrunds verhindert oder ausgeglichen werden.“
[30]
EuGH (Urt. v. 22.11.2005) Slg. 2005 I, 9981 (Rz. 75) – Mangold; EuGH (Urt. v. 19.1.2010 – Rs. C-555/07) NJW 2010, 427 (Rz. 21) – Kücükdeveci.
[31]
ABl. EG 2000 C-364/1. Zur Anwendbarkeit der Charta EuGH (Urt. v. 26.2.2013 – Rs. C-617/10) NJW 2013, 1415 (Rz. 17 ff.) – Åkerberg Fransson.
[32]
EuGH (Urt. v. 23.9.2008) Slg. I 2008, 7245 – Bartsch.
[33]
EuGH (Urt. v. 19.1.2010 – Rs. C-555/07) NJW 2010, 427 (Rz. 23 ff.) – Kücükdeveci; EuGH v. 19.4.2016 – C-441/14, NZA 2016, 537 (Rz. 22) – Dansk Industri (DI); vgl. Preis/Temming NZA 2010, 185 (186 f.).
[34]
Vgl. Art. 18 Abs. 2 der Richtlinie 2000/78. Die Bundesrepublik Deutschland hat von diesem Vorbehalt Gebrauch gemacht. Der Bearbeiter der Klausur kann unproblematisch vom Ablauf der Umsetzungsfrist ausgehen.
[35]
Tendenziell ablehnend zu Art. 157 Abs. 4 EGV Calliess/Ruffert/ Krebber , EUV, AEUV, 5. Aufl. 2016, Art. 157 AEUV Rz. 78. Vgl. auch Hanau , Frauenförderung bei Ausschreibung und Besetzung von Arbeitsplätzen im deutschen und europäischen Recht, Gedächtnisschrift Lüderitz, 2000, S. 241, 262 (zu § 611a BGB a. F.). Anders Burg , Positive Maßnahmen zwischen Unternehmerfreiheit und Gleichbehandlung, 2008, S. 44 f. m.w.Nachw. zum Streitstand.
[36]
Richtlinie vom 9.2.1976 zur Verwirklichung des Grundsatzes der Gleichbehandlung von Frauen und Männern hinsichtlich des Zugangs zur Beschäftigung, zur Berufsbildung und zum beruflichen Aufstieg sowie in Bezug auf die Arbeitsbedingungen, ABl. EG 1976 L-39/40. Die Richtlinie ist aufgehoben. Der Vorschrift entspricht nun Art. 3 der Richtlinie 2006/54 v. 26.7.2006 zur Verwirklichung des Grundsatzes der Chancengleichheit und Gleichbehandlung im Arbeitsleben von Männern und Frauen, ABl. EG 2006 L-204/23.
[37]
EuGH (Urt. v. 17.10.1995) Slg. 1995 I, 3051 (Rz. 22) – Kalanke; EuGH (Urt. v. 11.11.1997) Slg. 1997 I, 6363 (Rz. 24 ff.) – Marschall; EuGH (Urt. v. 19.3.2002) Slg. 2002 I, 2891 (Rz. 45) – Lommers.
[38]
Calliess/Ruffert/ Krebber , EUV, AEUV, 5. Aufl. 2016, Art. 157 AEUV Rz. 75, 80 ff.
2. Teil Klausurfälle› Fall 2 Oldies and Goldies› Repetitorium
Repetitorium
I. Fallgruppen der Diskriminierung
39
Normen, nach denen Diskriminierungen unzulässig sind, finden sich nicht ausschließlich im AGG. Die wichtigsten einschlägigen Normen werden im Folgenden nach Merkmalen geordnet dargestellt.
• |
Art. 157 AEUV (grundsätzlich nur bezüglich Entgelt); hat horizontale Direktwirkung, d. h. unmittelbar im Verhältnis Arbeitgeber – Arbeitnehmer anwendbar |
• |
Im Einzelnen unklar:[1] allgemeiner primärrechtlicher Gleichbehandlungsgrundsatz in allen Arbeitsbedingungen; hat horizontale Direktwirkung, d. h. unmittelbar im Verhältnis Arbeitgeber – Arbeitnehmer anwendbar (vgl. Art. 6 I EUV i. V. m. Art. 51 I, 23 der Charta der Grundrechte der Europäischen Union[2]) |
• |
RL 2006/54 zur Verwirklichung des Grundsatzes der Chancengleichheit und Gleichbehandlung im Arbeitsleben von Männern und Frauen;[3] keine horizontale Direktwirkung |
• |
Art. 3 II, III 1 GG; grundsätzlich nur im Verhältnis Staat – Bürger anwendbar |
• |
AGG |
• |
§ 3 EntgTranspG (bezüglich Entgelt) |
• |
§ 4 I TzBfG (mittelbare Diskriminierung) |
Читать дальше