1 ...6 7 8 10 11 12 ...18 Als er das Brot aufgegessen hatte, verwandelte sich der Fuchs. Auf einmal saß vor dem Mädchen eine Frau mit feuerrotem Haar. Sie erzählte ihr, dass sie von einer bösen Hexe verwünscht worden war und nur ein Akt wahrer Nächstenliebe sie erlösen konnte. Um sich bei dem Mädchen zu bedanken, riet sie ihr Folgendes: „Komm heute Nacht wieder in den Wald und ich werde dir einen Wunsch erfüllen.“
Auf dem Nachhauseweg dachte das Mädchen darüber nach, was es sich wünschen könnte. Kleider aus feinstem Samt, Schmuck oder ein feines Festmahl. Dann musste es an seine Eltern denken, die ihm schon so viel gegeben hatten, obwohl sie selbst nichts hatten. Es würde sich etwas wünschen, was ihnen allen zugutekommen würde.
Zu Hause erzählte es ihren Eltern nichts von dem, was sie erlebt hatte. So konnte es sie überraschen und sie wären nicht enttäuscht, falls das Kind doch mit leeren Händen zurückkommen würde.
Als es Abend wurde und ihre Eltern schlafen gegangen waren, schlich sich das Mädchen aus dem Haus. Die Frau mit dem feuerroten Haar wartete bereits vor dem Wald auf sie. Sie führte das Mädchen einen fremden Weg entlang. Es war so dunkel und kalt, dass das Mädchen Angst bekam. Es wollte schon nach Hause laufen, da sagte die Frau: „Habe keine Angst. Deine Güte und dein Mut werden belohnt werden.“ Die Frau sprach in einem solch beruhigenden Ton, dass das Mädchen all seine Angst verlor.
Sie kamen zu einer Lichtung, die durch das Mondlicht erleuchtet wurde. Die Frau zeigte hoch in den Nachthimmel. Ein großer Stern, der viel heller als alle anderen Sterne schien, sah auf sie hinab. „Sprich deinen Wunsch zu diesem Stern und er wird ihn dir erfüllen“, sagte die Frau.
Das Mädchen gehorchte ihr. Es sah hoch zum Stern und sprach: „Lieber Stern, bitte gib mir so viel Geld, dass meine Eltern und ich uns nie wieder Sorgen machen müssen.“ Nachdem das Mädchen seinen Wunsch geäußert hatte, fiel ein Sack vom Himmel, der sich von alleine öffnete und sich komplett mit Goldmünzen füllte. Nachdem der Wunsch erfüllt war, verschwand der Stern vom Himmel. Überraschenderweise stellte das Mädchen fest, dass der Sack federleicht war, als sie ihn hochhob.
Die Frau führte es wieder von der Lichtung und warnte es: „Du darfst dich erst wieder umdrehen, wenn du aus dem Wald bist. Sonst wird der Sack mit den Münzen verschwinden.“
„Das werde ich“, antwortete das Mädchen und machte sich auf den Rückweg. Zunächst kam es auch gut voran. Es ging, ohne nur einen Gedanken ans Umdrehen zu verlieren, den Weg zurück. Als es aber die halbe Strecke hinter sich gebracht hatte, blieb es plötzlich stehen. Eine wunderschöne Melodie war auf einmal zu hören, die von ebenso schönem Gesang begleitet wurde.
„Dreh dich um, Bauerstochter. Wir können dir so viel mehr geben. Die schönsten Kleider, den teuersten Schmuck und alles andere, was dein Herz begehrt“, sangen die Stimmen.
Für einen Moment überlegte das Mädchen. Doch die Worte der Frau kamen ihr wieder in den Sinn. Wenn es sich jetzt seiner Neugier hingab, würde es alles verlieren. Ohne noch einmal stehen zu bleiben, lief das Mädchen weiter. Erst als es aus dem Wald heraus war, blieb es wieder stehen.
Die Nacht war vorbei. Alle Sterne waren vom Himmel verschwunden und die Sonne ging bereits auf. Der Sack mit den vielen Goldmünzen war immer noch da.
Bevor es sich auf den Heimweg machte, drehte es sich um und schaute den Wald noch einmal an. Die großen dunklen Bäume wippten friedlichen in der morgendlichen Brise. Kein Gesang. Nur das Zwitschern der frühen Vögel. Es war alles wie an einem ganz normalen Morgen.
Als das Mädchen zu Hause ankam, warteten ihre Eltern bereits. Sie hatten sich große Sorgen gemacht, da sie nur ein leeres Bett vorgefunden hatten.
Das Mädchen erzählten seinen Eltern von alledem, was es erlebt hatte. Natürlich freuten sie sich über das viele Geld, aber am meisten freuten sie sich darüber, dass ihre Tochter heil zurückgekehrt war. Die drei lebten noch lange glücklich bis an ihr Lebensende.
Lina Sommerfeld, 1996 geboren, studiert zurzeit in Saarbrücken. Sie schreibt schon seit der Grundschule eigene Geschichten.
*
Es war einmal ein armes Mädchen, das lebte mit seiner Mutter im Wald. Sie wohnten in einer schiefen Hütte, die aus einem einzigen Kämmerlein bestand. Darin befanden sich ein schmales Bett, zwei klapprige Stühle an einem Tisch sowie ein kleines Schränkchen und ein vom Ruß geschwärzter Ofen. Zu essen gab es das wenige, was der Wald ihnen schenkte. Und auch wenn das Leben allein im Wald beschwerlich war, das Mädchen liebte den Wald und das friedliche Leben darin.
Nun begab es sich in einer eiskalten Winternacht, dass es an der Türe der Hütte klopfte und eine heißere Stimme rief: „Lasst mich herein, ich erfriere.“
Mutter und Tochter schreckten aus dem Schlaf auf. Da klopfte es erneut. „Lasst mich herein, ich erfriere.“
„Was, wenn’s ein Unhold ist?“, flüsterte die Mutter mit schreckgeweiteten Augen. Ihre Worte schwebten unheilvoll in der Kammer.
Da klopfte es zum dritten Mal. „Lasst mich herein, ich erfriere.“
„Was, wenn jemand unsere Hilfe braucht?“ Schnell huschte das Mädchen aus dem Bette und öffnete die Türe.
Draußen im Schnee stand zitternd ein altes Mütterchen mit einem Korb voll Reisig auf dem krummen Rücken. „Bitte, lass mich herein. Ich habe mich im Wald verirrt und es ist so bitterkalt.“
„Komm nur herein, gute Frau. Hier sollst du dich wärmen und die Nacht verbringen. Leg dich ins warme Bett und wärme deine Knochen auf.“
Die Alte tat, wie ihr geheißen. Das Mädchen selbst schlief auf einem der Stühle. Am nächsten Morgen schürte es früh den Ofen, damit es die Alte recht warm habe. Während des Frühstücks ließ es die Alte auf seinem Stuhl sitzen, während es selbst auf dem Boden saß.
Das Mädchen bot an, das Mütterchen in die Stadt zu bringen, und so machten sich die beiden auf den Weg. Dieser war lang und beschwerlich. Doch das Mädchen beschwerte sich nicht und trug sogar den Korb der Alten auf seinem Rücken. Die Sonne war weit vorangeschritten, als die beiden die Stadt erreichten.
„Mein liebes Mädchen, dein Herz ist am rechten Fleck. Zur Belohnung schenke ich dir diesen Haselnusszweig.“ Die Alte reichte dem Mädchen einen knorrigen Zweig, an dem drei prächtige Haselnüsse hingen.
„Wenn du eine Nuss vom Zweige brichst, sprich einen Wunsch und er wird sich erfüllen.“ Mit diesen Worten machte die Alte sich davon und das Mädchen beeilte sich, zu seiner Mutter zurückzukehren. Haselnüsse waren der Mutter das Liebste und so schenkte es seiner Mutter den Zweig und sprach auch die Worte der Alten dazu.
Die Mutter hatte ihre Freude an den Nüssen. Und auch wenn sie nicht an die Worte der Alten glaubte, wollte sie doch einen Wunsch sprechen für jede Haselnuss, die sie vom Zweige brach. Da sie ihre Tochter über alles liebte und sich schon lange einen Mann für diese wünschte, sprach sie bei der ersten Nuss: „Statt des alten roten Kleides soll meine Tochter in teuerstem Samt gekleidet sein.“
Bei der zweiten sprach sie: „Das braune Haar meiner Tochter soll sich in reines Gold verwandeln, das ihr wie ihr echtes Haar das Gesicht einrahmt.“
Und bei der letzten Nuss sprach sie: „Meine Tochter hat wunderschöne blaue Augen, die glitzern wie Saphire. Ich wünsche mir, dass echte Saphire ihren Platz einnehmen, die jeden bezaubern, der sie erblickt.“
Kaum dass die Mutter ihre Wünsche gesprochen hatte, war das Mädchen in teuerem Samt gekleidet, sein Haar hatte sich in Gold und seine Augen in zwei funkelnde blaue Saphire verwandelt. Das Mädchen erschrak: „Mutter, was hast du getan?“
„Kind, es wird Zeit, dass du einen Mann findest. Geh nur in die Stadt hinein, so wird sich ein Mann für dich finden lassen.“
Читать дальше