Nixi spürte ein mächtiges Ziehen an ihrer Flosse. Der Fischer versuchte, die Angelschnur einzuholen.
Just in dem Augenblick kam Elvira, die Wald-Elfe angeflattert. „Ach, du liebe Zeit!“, rief sie entsetzt aus. „Wie kann ich helfen?“
Nixi hüpfte jammend hin und her.
„Wir brauchen Dentos, damit er die Schnur absäbelt kurz vor der falschen Fliege, sonst ist sie verloren!“, jammerte Trollo.
Elvira überlegte. „Hör mal, Jona, du bist doch sehr kräftig. Häng dich zu Nixi, damit sie nicht hochgezogen werden kann. Mit dir an der Angel hat der Fischer eine Weile zu tun und einstweilen suche ich weiter nach Dentos.“
Aber Dentos blieb unauffindbar. Der Hecht hatte die Angelschnur oberhalb der gefakten Mücke ins Maul genommen und ließ sich darauf schaukeln. Geschickt hielt er sich vom Angelhaken fern. Jetzt wurde der Druck auf Nixi etwas leichter. Sie atmete kurz auf, während sie nur wenige Zentimeter unter dem Wasser versuchte, das Gesicht des Anglers zu sehen. Es war eine alte Frau mit weißem Haar. Ihr Gesicht strahlte Verzweiflung aus. Vielleicht würde sie sie wieder zurückwerfen ins Wasser, wenn sie ihr ihre Wünsche erfüllt hatte.
Plötzlich ein Ruck und – schwupps – wurde Nixi an Land geschleudert. Was war geschehen? Jona hatte den kleinen Saibling entdeckt und das Maul geöffnet. Dadurch gab er die Schnur frei.
Trollo schrie vor Entsetzen auf. „Das ist jetzt gar nicht gut gelaufen!“, stotterte er. Jona jagte den Saibling und kümmerte sich nicht mehr darum, was er angerichtet hatte.
„Oh, du bist aber ein schönes Wesen!“, murmelte die Alte entzückt. „Eigentlich wollte ich einen Fisch fangen, keine Nixe. Was mache ich jetzt mit dir?“ Sie kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
Nixi verdrehte die Augen und stotterte. „Du kannst mich zurück ins Wasser werfen, nachdem ich dir drei Wünsche erfüllt habe! Sprich also, was kann ich für dich tun?“
Die Alte seufzte tief und rieb sich die müden Augen. Sie wunderte sich zwar, dass eine Nixe zu ihr sprach, aber nachdem sie nur einen Wunsch hatte, äußerte sie diesen sogleich. „Ich wünsche mir, dass Georg, unser Sohn, wieder gesund wird. Mehr brauche ich nicht!“
Nixi blickte verwundert in das traurige Gesicht der alten Frau. „Oh, na ja, darauf bin ich eigentlich nicht vorbereitet. Die Menschen wollen alle immer viel Geld und Häuser und Autos.“
Mittlerweile war auch Trollo aus der Tiefe aufgetaucht und hatte kurz unter der Wasseroberfläche seinen Beobachtungsposten bezogen.
Elvira flatterte näher. „Keine Spur von Dentos!“, schimpfte sie.
„Kann ich einen Wunsch erfüllen, der nicht auf materieller Basis begründet ist?“, fragte Nixi ihre beiden Freunde.
„Hm, das weiß ich nicht. Aber ich werde sofort Gloria, die Seenfaunin, fragen. Bin gleich wieder da!“, meldete sich Elvira und flatterte davon.
„Siehst du, nicht einmal du kannst uns helfen, also werde ich dich wieder zurück ins Wasser werfen.“ Die Alte erhob sich umständlich von dem Baumstrunk, auf dem sie saß, und hob Nixi in die Höhe, um sie dann auf der glatten Seeoberfläche langsam ins Wasser zu tauchen.
„Menschen gibt es! Das ist mir noch nie passiert, dass mich jemand sofort wieder ins Wasser gegeben hat!“
Trollo folgte Nixi und beide warteten sie gespannt auf Elvira.
„Ich habe Gloria von der alten Frau berichtet, sie sagt, dass der Fall bereits erledigt ist! Was immer das auch heißen soll. Und sie hat gesagt, dass Dentos sich auf Schlimmes gefasst machen kann, wenn sie ihn erwischt!“
Die Alte war für ein paar Minuten eingenickt. Wieder munter, rollte sie die Angelschnur ein. Nur wenn es nicht anders ging, weil sie nichts mehr zu essen zu Hause hatten, begab sie sich mit ihrer Angel zum See. Im Grunde genommen taten ihr die Fische immer leid.
Als sie sich auf den Heimweg begab, musste sie über den Traum, den sie gerade gehabt hatte, schmunzeln. Sie betrat die kleine Hütte und schaute nach ihrem Sohn.
„Mutter, ich werde wieder gesund. Es geht mir viel besser und ich habe kein Fieber mehr. Der Säbelzahnfisch hat wohl ordentlich an meinem Bein gesägt, aber die Schwellung geht zurück und die Wunde sieht nicht mehr so schlimm aus!“
Georgs Mutter lächelte. War es doch kein Traum gewesen?
Hannelore Futschek wurde am 19. Juni 1951 in Wien geboren. Nach Matura und Studium in Wien heiratete sie 1975. Mit ihrer Familie zog sie 1984 ins Weinviertel. Sie übte mehrere Berufe aus, unter anderem als Bankangestellte, Bestatterin und Angestellte im Arbeitsmarktservice Niederösterreich, wo sie sich vor allem für die Karriere von Frauen und die Gleichbehandlung einsetzte. Seit ihrer Pensionierung schreibt sie Kurzgeschichten, in denen sie meist selbst Erlebtes schildert. Das Spektrum hat sie in den letzten Jahren um Romane erweitert, die auch Liebesgeschichten, Biografien und Krimis zum Thema haben. Bis dato wurden in sieben Anthologien ihre Kurzgeschichten veröffentlicht. Auch die Acrylmalerei zählt zu ihren Hobbys.
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