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Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland
Erzählungen, Märchen und Gedichte zur Advents- und Weihnachtszeit
Band 7
Martina Meier (Hrsg.)
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Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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© 2020 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR
Mühlstraße 10, 88085 Langenargen
Alle Rechte vorbehalten. Taschenbuchausgabe erschienen 2014.
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.
Titelbild: © Heike Georgi
Lektorat: Redaktions- und Literaturbüro MTM
ISBN: 978-3-86196-407-0 - Taschenbuch
ISBN: 978-3-96074-324-8 - E-Book
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Hüpfer, Lena und Herr Wurstbrot
Der Apfelbaum, der ein Weihnachtsbaum sein wollte
Ziemlich super Freunde
Der verlorene Klöppel
Das kleine Tannenbäumchen5
Beinahe ganz gewöhnliche Weihnachten
Tina und der Flug mit dem Schlitten
Tigerles süße Weihnachten
Weihnachtswichteln
Einst im Russland zur Zeit des Zarenreiches …
Das Licht
Weihnachtszeit, Kostbarkeit
Das Versprechen der Weihnachtskatze
Der verlorene Brief
Weihnachtszeit
Weihnachten
Weihnachten für Kater Lode
In der Weihnachtsküche
Wenn der Dezember naht
Eine Weihnachtsfeier
Weihnachtsball
Theo Tannes sehnlichster Wunsch
Bei Ochs und Esel
O Tannenbaum, o Tannenbaum ...
Katze Mini und Maus Trude
Weihnachten daheim
Von Einbrechern und Rentieren
Snowys schönstes Weihnachtsfest
Die Weihnachtszauberformel
Ein neuer Küchenchef für den Weihnachtsmann
Mia und die Helfer des Weihnachtsmanns
Im Weihnachtswald
Milas Weihnachtswunsch
Wer glaubt denn noch an den Weihnachtsmann?
Happy Christmas? – Not for everyone!
Schneemann im Regen
Weihnachtsmaus Friedl
Brunos Weihnachten
Wo geht es denn nach Bethlehem?
Der Tanz mit den Sternen
Wenn Kindertränen Wunder schaffen
Melinda wartet auf das Christkind
Lieschens Weihnachtsnacht
Der Bär des Lebens
Die Wunschliste
Basti, der Weihnachtshund
Die Puppe
Die Weihnachtswunschpuppe
Edi wünscht sich einen Hund
Die zwei Engel
Mach mit!
Unser Buchtipp
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Hüpfer, Lena und Herr Wurstbrot
„Mir ist soooo kalt“, maulte Hüpfer und zog Lena kräftig am Ärmel.
„Dann mache einfach das, was du am besten kannst.“ Lena grinste ihren Bruder an und begann, wild umherzuspringen. „Siehst du, mir ist schon ganz warm“, rief sie.
Felix, den ja nicht umsonst alle Welt Hüpfer nannte, zeigte nun seinerseits, was er drauf hatte. Sprungdrehungen, die konnte keiner so gut wie er. Und wenn er besonders viel Schwung nahm, schaffte er es sogar, sich einmal komplett herumzudrehen. Doch heute schien sein Spezialsprung nicht klappen zu wollen. Egal, wie oft er auch springend herumwirbelte, die Superdrehung wollte einfach nicht gelingen. „Das liegt an der dicken Jacke“, murrte er und zog sie kurzerhand aus.
„Die Jacke bleibt an“, erwiderte Lena sofort streng, „außerdem war dir eben doch noch so furchtbar kalt!“
„Jetzt nicht mehr!“, schrie Hüpfer und vollführte seine Drehsprünge. Einer nach dem anderen glückte. Hüpfer war so in seinem Element, dass er nicht bemerkte, wie er in immer schneller werdendem Tempo auf einen knienden Mann zusteuerte.
„Hüpffeeer! Stopp!“, brüllte Lena.
Jedoch zu spät. Es knallte und schepperte. Ein Plastikbecher kullerte über den Asphalt, während einzelne Euromünzen um Hüpfer und den alten Mann kreisten, die mehr aufeinander als nebeneinander lagen. „Oh nein! Es tut mir ja so leid. Entschuldigen Sie bitte, aber mein kleiner Bruder …“ Lena kam in Windeseile herbei und half dem Mann, sich wieder aufzurichten.
„Danke, mein Kind“, krächzte er behäbig, streckte sich und hob nun auch Hüpfer zurück auf die Beine. „Du bist ja ein hervorragender Sprungmeister“, lächelte er. Hüpfer nickte und kniff die Lippen fest zusammen. Ihm war zum Weinen zumute, denn er schämte sich plötzlich sehr, dass er nicht besser aufgepasst hatte. „Aber, aber“, rief der Alte, „wer wird denn da ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter ziehen?“
Lena knuffte unterdessen Hüpfer auffordernd in die Seite. „Es tut mir leid, dass ich Sie umgesprungen habe“, flüsterte der kleine Unfallverursacher verlegen und erntete ein anerkennendes Nicken seiner großen Schwester.
„Kein Problem“, lachte der Mann, „und weißt du, was?“ Er beugte sich weit vor, ehe er sprach: „Ich konnte als Bub die eineinhalbfache Sprungdrehung!“
„Echt??“ Hüpfers Augen weiteten sich, schnell war die Traurigkeit vergessen.
„Sicher! Damals war ich der Meister der Sprünge.“
„Und heute?“ Der Alte lachte erneut. Jedoch weniger fröhlich als zuvor. „Heute bin ich ein armer, alter Mann.“
„Sitzen Sie darum auf der Straße?“, fragte Lena.
„Ja, mein Kind, darum sitze ich hier.“ Ein tiefes Seufzen folgte.
„Aber da vorne steht doch eine Bank!“ Hüpfer streckte den Arm aus und wies auf die Sitzgelegenheit hinter ihnen. „Warum setzen Sie sich nicht dort hin? Das ist doch viel bequemer.“
Der Alte fing auch jetzt an zu lachen. Ein noch traurigeres Geräusch. „Ich sitze nicht nur so auf der Straße. Ich bettle um Geld. Und das tut man nun einmal vom Boden aus“, erklärte er knapp.
„Das verstehe ich nicht!“ Lena sah ihren Bruder lange an. „Mir geht es genauso“, stimmte sie zu, „wenn man schon betteln muss, warum darf man dann nicht wenigstens auf einer Bank sitzen?!“
„Ja, das ist voll unfair!“, schrie Hüpfer und sprang wütend in die Höhe.
„Naja, ein Gesetz gibt es dafür nicht“, sagte der Mann, „demnach ist es auch nicht unfair. Leider ist es aber so, dass die Menschen den Leuten auf dem Boden Geld in ihre Büchsen werfen und nicht denen, die auf einer Bank sitzen.“
„Ich würde das anders machen“, entgegnete Lena.
„Ich auch, Lena, ich auch!“ Hüpfer, der gerade dabei war, die Euromünzen aufzusammeln, wurde plötzlich nachdenklich. „Warum betteln Sie überhaupt? Also wenn Mama und Papa Geld brauchen, dann gehen die mit so einer Karte zum Geldautomaten. Vielleicht wissen Sie das ja noch nicht, aber da ist ganz viel Geld drin, das reicht bestimmt auch für Sie!“ Der Mann strich dem Jungen über das strubblige Blondhaar.
„Weißt du, mein Kind, die Sache mit der Karte ist nicht für jedermann geeignet. Um so eine Karte zu bekommen, brauche ich zum Beispiel auch eine Wohnung“, erklärte er.
„Sie haben keine Wohnung?“ Lena war fassungslos. „Es ist Winter!“
„Und Heiligabend“, fügte Hüpfer hinzu.
„Genau! Und an so einem Tag solltet ihr rasch nach Hause gehen und euch auf das große Fest vorbereiten“, wiegelte der Alte schnell ab und reichte den beiden Kindern zum Abschied die Hand. Doch Hüpfer verschränkte die Arme vor der Brust. „Magst du mir nicht die Hand geben, Kleiner?“ Hüpfer sprang einmal auf den Boden auf. „Das heißt Nein“, folgerte der Mann.
„Woher wissen Sie das?“
„Na, ich sagte doch bereits, dass ich der Meister der Sprünge war. Die Fachsprache beherrsche ich immer noch“, zwinkerte er grinsend.
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