Carsten Wolff
Der Augenleser
Erzählung in zwei Teilen
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Carsten Wolff Der Augenleser Erzählung in zwei Teilen Dieses ebook wurde erstellt bei
Widmung Widmung Mit Dank an Anjelika, Daria, Conrad-Sebastian, Joachim Resch
Vorrede des Ich-Erzählers Vorrede des Ich-Erzählers Hamburg: Helmut-Schmidt-Airport. Ich sitze in der Ankunftshalle des Flughafens… So beginnt die Erzählung. Wie sie enden wird, weiß ich zu diesem Zeitpunkt, wo ich diese Zeilen aufschreibe, noch nicht. Ich denke, als Zeuge ungewöhnlicher sowie unverständlicher Begebenheiten habe ich die Pflicht, wahrheitsgemäß und unparteiisch darüber zu berichten. Diese Wahrnehmungen in mir beschreiben nur einen kleinen Bereich etlicher anderer. So bin ich nicht nur Zeuge, sondern auch Handelnder oder Protagonist, und in dieser Tätigkeit beeinflusse ich auch den Fortgang, vielleicht sogar den Ausgang der Erzählung. Insofern bin keinesfalls unparteiisch. Ich kann es nicht einmal sein. In diesen etwa letzten zwei Jahren wurden ständig Grenzen überschritten, die einerseits mich das Wunderbare, den Schrecken wie auch den Wahnsinn lehrten, womit in diesem permanenten Konflikt auch die Grenzen definiert werden. Die Schmerzen, die ich darin erleiden muss, ließen mir keine Ruhe schweigen zu können. Überhaupt überlasse ich es Ihrer Beurteilung, inwieweit Sie meine Handlungen als vernünftig oder unvernünftig einschätzen. Bedenken Sie jedoch: Bevor Sie mich beurteilen, vielleicht verurteilen, wie Sie selbst mit diesen Situationen umgehen würden? Ich weiß, es ist eine sehr hypothetische Fragestellung. Ich jedenfalls kann Ihnen nur sagen, dass ich, wie es niedergeschrieben steht, so und nicht anders handeln konnte. Ich war ein Gefangener meiner Handlungen. Inwieweit Sie, als Leser, diese Geschehnisse für glaubwürdig erachten, bleibt letztlich Ihrer Beurteilung überlassen, und Sie bleiben damit allein. Jetzt habe ich Sie bereits sehr mit meinen Gedanken beansprucht und will nunmehr endlich von meinem Schicksal zu erzählen beginnen. Caspar * »Du bist ein Kind«, sagte der König, »und das sind Dinge, die du nicht verstehen könntest. Der Krieg ist niemandes Schuld, er kommt von selber wie Sturm und Blitz, und wir alle, die ihn kämpfen müssen, wir sind nicht seine Anstifter, wir sind nur seine Opfer.« Hermann Hesse, die Märchen
I. Teil Carsten Wolff Der Augenleser Erzählung in zwei Teilen Dieses ebook wurde erstellt bei
Rückkehr
Individuen
Eine Wüstenfahrt
Eine schicksalhafte Telefonnummer
Ein Skiausflug
Nastasia I
Zu Hause – Ein Traum 1
Der Kollege Martin I
Mein Arzt Marcus
Ein Traum 2
Krzy und Martin II – Sein Brief
Ludwigslust - Gang durch den Garten und (Vor)Ahnung
Nastasia II
Intermezzo
Hypnose – Vorbereitung mit Sitzung
Reflexion
Ein unbekannter Gast – Viktor Kovalev
Am Airport - Die Drohung
Der Hack und RaptorHiho
Jan (Berg) von Auenstein
Gedanken und Reisevorbereitung
Holger Meier
Über den Ich-Protagonisten Caspar
II. Teil
Nastasias Brief
Flug nach Sankt Petersburg
Der Nastasia-Code
Tagtraummärchen
Villa Helmfried
Unerwarteter Besuch
Das Medaillon
David
Herbst in der Villa
Finale
Nachtrag
Impressum neobooks
Mit Dank an Anjelika, Daria, Conrad-Sebastian, Joachim Resch
Vorrede des Ich-Erzählers
Hamburg: Helmut-Schmidt-Airport.
Ich sitze in der Ankunftshalle des Flughafens…
So beginnt die Erzählung. Wie sie enden wird, weiß ich zu diesem Zeitpunkt, wo ich diese Zeilen aufschreibe, noch nicht. Ich denke, als Zeuge ungewöhnlicher sowie unverständlicher Begebenheiten habe ich die Pflicht, wahrheitsgemäß und unparteiisch darüber zu berichten. Diese Wahrnehmungen in mir beschreiben nur einen kleinen Bereich etlicher anderer. So bin ich nicht nur Zeuge, sondern auch Handelnder oder Protagonist, und in dieser Tätigkeit beeinflusse ich auch den Fortgang, vielleicht sogar den Ausgang der Erzählung. Insofern bin keinesfalls unparteiisch. Ich kann es nicht einmal sein.
In diesen etwa letzten zwei Jahren wurden ständig Grenzen überschritten, die einerseits mich das Wunderbare, den Schrecken wie auch den Wahnsinn lehrten, womit in diesem permanenten Konflikt auch die Grenzen definiert werden.
Die Schmerzen, die ich darin erleiden muss, ließen mir keine Ruhe schweigen zu können. Überhaupt überlasse ich es Ihrer Beurteilung, inwieweit Sie meine Handlungen als vernünftig oder unvernünftig einschätzen. Bedenken Sie jedoch: Bevor Sie mich beurteilen, vielleicht verurteilen, wie Sie selbst mit diesen Situationen umgehen würden? Ich weiß, es ist eine sehr hypothetische Fragestellung. Ich jedenfalls kann Ihnen nur sagen, dass ich, wie es niedergeschrieben steht, so und nicht anders handeln konnte. Ich war ein Gefangener meiner Handlungen.
Inwieweit Sie, als Leser, diese Geschehnisse für glaubwürdig erachten, bleibt letztlich Ihrer Beurteilung überlassen, und Sie bleiben damit allein.
Jetzt habe ich Sie bereits sehr mit meinen Gedanken beansprucht und will nunmehr endlich von meinem Schicksal zu erzählen beginnen.
Caspar *
»Du bist ein Kind«, sagte der König, »und das sind Dinge, die du nicht verstehen könntest. Der Krieg ist niemandes Schuld, er kommt von selber wie Sturm und Blitz, und wir alle, die ihn kämpfen müssen, wir sind nicht seine Anstifter, wir sind nur seine Opfer.«
Hermann Hesse, die Märchen
Hamburg: Helmut-Schmidt-Airport.
Ich sitze in der Ankunftshalle des Flughafens. Meine Lebensgefährtin wird bald aus Afghanistan zurückkehren. Die rote Rose halte ich fest umschlossen in der linken Hand. Ein schlichter Willkommensgruß mitsamt den tausend Küssen, die über sie bereits bald niederregnen werden. Ich warte. Ich bin sehr früh hierhin gekommen.
Häufig, jedenfalls geht es mir so, komme ich meistens viel zu früh, manchmal leider zu spät. Ja, die Zeit. Ein komisches Ding. Nicht greifbar und doch immer ein stiller Begleiter. Gibt es überhaupt die Zeit? Oder gibt es sie eigentlich nur auf Uhren? Im Augenblick weiß ich es nicht. Ihr Flugzeug ist auf der Informationstafel angekündigt. Lediglich als eine Zeile unter etlichen Zeilen. Nichts Festes, nur eine Zeile oder auch Ankündigung, die ständig vor meinen Augen auf und ab springt. Im Augenblick befinden sich darüber etliche weitere Reihen. Laufend verändern sich diese Reihen. Sie rücken einträchtig nach oben, manchmal werden sie auch wieder nach unten verschoben. Betrachtungsweise, so denke ich…….
Ankunftspunkt im Airport. Ständig öffnen sich zwei Schiebetüren, die sich links von mir befinden, und geben den Blick auf die Halle und auf die ankommenden Passagiere frei. Wobei nur ein kleiner Teil der Halle dahinter zu erkennen ist. Der Rest bleibt im Verborgenen, außer ich würde vor den Türen hin und her laufen, um auch den letzten Winkel erfassen zu können. Ich sehe Ankommende, wie sie entweder am Transportband unruhig stehen und dort ihr Gepäck erwarten, währenddessen die einzelnen Stücke langsam aber regelmäßig ihre Schleifen ziehen. Die Umstehenden bilden eine feste Kette um das Band herum. Ständig drängelt sich jemand in diese Kette hinein. Manchmal taucht nur eine Hand auf, um sich bereits im nächsten Moment das erwartete Gepäckstück zu schnappen und wegzuziehen. Andere wiederum verhalten sich sehr ruhig, lassen von niemand Unruhe an sich herantragen, werfen zwischendurch ab und zu einen kurzen Blick auf das Band, um sich wiederum einer anderen Beschäftigung wie Handywischen, Telefonieren oder auch einem Nachbarn, vielleicht einer Zufallsbekanntschaft aus dem Flugzeug, zu widmen, bis, ja, bis dann auch das erwartete eigene Gepäckstück langsam vorbeizieht.
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