Carsten Wolff
Weiß, Rot und Dunkel
Die Geschichte einer Unzertrennlichkeit
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Carsten Wolff Weiß, Rot und Dunkel Die Geschichte einer Unzertrennlichkeit Dieses ebook wurde erstellt bei
Widmung Widmung „Das ist aber meine Lehre: wer einst fliegen lernen will, der muss erst stehn und gehn und laufen und klettern und tanzen lernen – man erfliegt das Fliegen nicht. Nur noch die Vögel sind über ihm. Und wenn der Mensch noch fliegen lernte, wehe! Wohinauf – würde seine Raublust fliegen!“ Aus Zarathustra von Friedrich Nietzsche Für Anjelika, Daria, Conrad-Sebastian und Joachim Resch
Einleitung Einleitung Wenn es dunkel wird, fangen die Gedanken an verrückt zu spielen. Wilde Fantasien beschleichen mich, krabbeln wie Raupen langsam in mir hoch und fressen sich durch meine weiche Gehirnmasse, die sich immer wieder krampfartig unter den bohrenden Einwirkungen zusammenzieht und Ereignisse wie Blitze in mein Bewusstsein schleudert. Ich habe Angst! Ich bekomme Panik! Die Kehle schnürt sich zu, sodass ich schlagartig keine Luft mehr bekomme. Der Raum um mich ist zu klein geworden. Ich laufe auf die Straße hinunter, versuche, tief Luft zu holen und ruhig durchzuatmen. Dazu klammere ich mich mit beiden Händen an die Hauswand. Mein Herz rast! Augenblicklich sacke ich zusammen und … Schweißgebadet erwache ich und ertaste meine Umgebung. Wo bin ich? Ich liege auf der Couch, mein Kopf ist in den Nacken gefallen, die Beine halte ich angewinkelt. Die Hände, die zuvor das Buch gehalten haben, nehmen jetzt eine andere Stellung ein. Während der linke Arm nahezu ausgestreckt auf der Couch ruht, ist der rechte von den Oberschenkeln gerutscht und hängt jetzt ohne Spannung rechts neben der Couch. Das Buch, in dem ich gerade noch gelesen habe, liegt aufgeklappt auf meinem Bauch und gleitet jetzt, als ich es mit der rechten wieder zu greifen versuche, polternd und mit einem dumpfen Schlag zu Boden. Ich zucke zusammen. Sofort bin ich hellwach. Erst jetzt spüre ich das wilde Schwirren im Kopf. Eigentlich ist es eher mit einem heftigen Treiben von Bienen zu vergleichen, die sich um den Stockeingang bemühen, drängend hinein oder hinaus wollen und dabei die Lautstärke wie ein großes Orchester auslösen und jede meiner Gehirnzellen schmerzvoll vibrieren lässt. Ich hebe das Buch vom Boden auf, wobei mein Blick auf die letzten Zeilen fällt: Wenn es dunkel wird, fangen die Gedanken an verrückt zu spielen. Wilde Fantasien beschleichen meinen Kopf, krabbeln wie Raupen langsam in mir hoch und fressen sich …
Szene 1 (Von der U-Bahn-Stimme und einer neu gewonnenen Freundin)
Szene 2 (Wie aus Janine Klara wird und ...)
Szene 3 (Wie wir Helmuts Schlüssel suchen und auf zwei Bomben stoßen …)
Szene 4 (Wie Paul und ich uns kennenlernen….. und nach Sylt fahren)
Szene 5 (Mein Freund Helmut: Wie aus Drei wieder Zwei wird und…)
Szene 6 (Paul und Klara: Wie aus Klara Janine P wird und …)
Szene 7 (Pauls Erinnerungen)
Szene 8 (Paul stirbt, Klara taucht wieder auf und …)
Szene 9 (Pauls Vermächtnis und sein langer Schatten)
Szene 10 (Klaras Krankheit)
Szene 11 (Wie wir uns wiedersehen ...)
Nachgesang (Über Schuhe und die Liebe ...)
Eine Nachbetrachtung
Impressum neobooks
„Das ist aber meine Lehre: wer einst fliegen lernen will, der muss erst stehn und gehn und laufen und klettern und tanzen lernen – man erfliegt das Fliegen nicht.
Nur noch die Vögel sind über ihm. Und wenn der Mensch noch fliegen lernte, wehe! Wohinauf – würde seine Raublust fliegen!“
Aus Zarathustra von Friedrich Nietzsche
Für Anjelika, Daria, Conrad-Sebastian und Joachim Resch
Wenn es dunkel wird, fangen die Gedanken an verrückt zu spielen. Wilde Fantasien beschleichen mich, krabbeln wie Raupen langsam in mir hoch und fressen sich durch meine weiche Gehirnmasse, die sich immer wieder krampfartig unter den bohrenden Einwirkungen zusammenzieht und Ereignisse wie Blitze in mein Bewusstsein schleudert. Ich habe Angst! Ich bekomme Panik! Die Kehle schnürt sich zu, sodass ich schlagartig keine Luft mehr bekomme. Der Raum um mich ist zu klein geworden. Ich laufe auf die Straße hinunter, versuche, tief Luft zu holen und ruhig durchzuatmen. Dazu klammere ich mich mit beiden Händen an die Hauswand. Mein Herz rast! Augenblicklich sacke ich zusammen und …
Schweißgebadet erwache ich und ertaste meine Umgebung. Wo bin ich? Ich liege auf der Couch, mein Kopf ist in den Nacken gefallen, die Beine halte ich angewinkelt. Die Hände, die zuvor das Buch gehalten haben, nehmen jetzt eine andere Stellung ein. Während der linke Arm nahezu ausgestreckt auf der Couch ruht, ist der rechte von den Oberschenkeln gerutscht und hängt jetzt ohne Spannung rechts neben der Couch. Das Buch, in dem ich gerade noch gelesen habe, liegt aufgeklappt auf meinem Bauch und gleitet jetzt, als ich es mit der rechten wieder zu greifen versuche, polternd und mit einem dumpfen Schlag zu Boden. Ich zucke zusammen. Sofort bin ich hellwach. Erst jetzt spüre ich das wilde Schwirren im Kopf. Eigentlich ist es eher mit einem heftigen Treiben von Bienen zu vergleichen, die sich um den Stockeingang bemühen, drängend hinein oder hinaus wollen und dabei die Lautstärke wie ein großes Orchester auslösen und jede meiner Gehirnzellen schmerzvoll vibrieren lässt.
Ich hebe das Buch vom Boden auf, wobei mein Blick auf die letzten Zeilen fällt:
Wenn es dunkel wird, fangen die Gedanken an verrückt zu spielen. Wilde Fantasien beschleichen meinen Kopf, krabbeln wie Raupen langsam in mir hoch und fressen sich …
Szene 1 (Von der U-Bahn-Stimme und einer neu gewonnenen Freundin)
Mein Blick fällt auf die Uhr. Es ist schon spät, bereits über Mitternacht hinaus. Ich will nicht schlafen. Ich kann nicht schlafen. Und so entschließe ich mich zu einem nächtlichen Spaziergang. Ziellos laufe ich in der Innenstadt umher. Die Straßen sind wie leergefegt, so wie ich mich augenblicklich fühle: ziellos und leer!
Von irgendwo dringt leise Musik bis auf die Straße zu mir herüber. Ich blicke in die Richtung und entdecke ein Paar, das sich im Rhythmus zur Musik bewegt. Ich bleibe stehen und beobachte die beiden. Durch einen leichten Vorhang verschleiert nehme ich deren Körperumrisse als Schatten auf der Gardine wahr, wie sich die ganze Schwere ihrer Körper zu einem dunklen Hauch aus Stoff aufgelöst und der Schatten den Takt zur Musik aufgenommen hat und schwerelos zu schweben scheint. Deutlich beobachte ich die Umschlingung der beiden Körper, wie sie beide Figuren eins werden lässt. Allein der Anblick transportiert zu mir den Druck und auch die Wärme, so als befände ich mich gegenwärtig zwischen ihnen. Was für ein angenehmes Gefühl mich augenblicklich durchströmt, sich fest eingeklemmt zwischen den tanzenden, warmen Leibern zu wissen, den Rhythmus und den feuchten, heißen Atem zu inhalieren, inmitten der Herzschläge zu schwingen, das Tuch zwischen ihnen zu sein, das ihre sich begehrenden Körper noch trennt, welches gleichzeitig den Strom der vor Erregung austretenden Schweißperlen aufnimmt und damit die Körper noch näher zueinander bringt, wie miteinander verklebt. Ja, ich bin der Klebstoff ihrer Träume, der Kopf zu Kopf, Busen zu Busen, Arm zu Arm, Becken zu Becken und Bein zu Bein zusammenhält, das Männliche und Weibliche verleimt und für einen bewegenden Augenblick einer Melodie zu einem Akkord der Gefühle verschmelzen lässt.
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