„Gute Nacht.“, flüstere ich und zieh sie noch dichter heran.
Plötzlich beuge ich mich vor; küsse ihren Mund. Gerade öffnet sie die Augen, da ziehe ich sie mit einem Ruck ganz ran. Nun gibt es kein Halten mehr. Wie gierige Tiere fressen wir aneinander. Im Rausch gehen meine Hände auf Entdeckungsreise, fassen das feste Fleisch, gleiten über BH und String, über ihren Hals; packe sie an den Hüften; wir verschmelzen, sind verloren, im Strudel des Universums.
Plötzliches Scheppern. Glas geht zu Bruch, wir reißen die Augen auf, bekommen wieder Erde unter die Füße.
„Ich muss zu den Gästen.“ Lächeln, flüchtiger Kuss.
Ohnmächtig, mit blassem Gesicht und pochender Hose, bleib ich zurück und schleiche ins Zimmer; mein neues Zuhause. Seufzend lasse ich mich aufs Bett fallen, zerre mir die müden Klamotten vom Körper, schmeiße sie in die Ecke, strecke mich aus und schlaf sofort ein. Zwei Stunden später, ich bin neblig tief weggetreten und fange an zu träumen, da öffnet sich die Tür; leise werden Highheels abgestreift; fallen zur Seite. Langsam wird mein schläfriger Geist wach, während der Körper mit den Fingern trommelt.
Ich knipse die Nachttischlampe an; nichts soll mir entgehen. Sie blickt mich mit dunklen Augen an, knöpft sich ihre Bluse auf, steigt aus dem Rock, lässt String und BH zu Boden gleiten und schwebt heran. Unerträglich die Spannung.
Zwei Kannibalen fallen übereinander her, fressen sich die Haut von den Knochen, keinen Fetzen Fleisch auslassend. Sie packt meinen Schwanz, schiebt gierig sein Hemd rauf und runter; winden uns im Fieberwahn; ich greife runter; ihre Feige ist fest, leicht geöffnet, patschenass; packe ihre Beine, drehe sie auf den Rücken; vor Hitze, Wahn und Lust zitternd, schlecke ich ihre saftige Frucht aus, fahre an den festen Lippen entlang, lasse meinen Schwanz mit der nassen Blüte spielen, ständiger Ohnmacht nahe. Schnurren und Stöhnen. Langsam schiebe ich ihr meinen glühenden Stab rein; dann bis zum Anschlag; sie schreit auf; durchpflüge wie im Rausch ihren Körper, als wenn die letzte Saat der Menschheit aufgehen muss.
„Vorsicht! Vorsicht! Nicht zu schnell!“, ermahne ich mich, verlangsame das Tempo und fühle das Pulsieren des Universums; wir nehmen wieder Fahrt auf. Ihr Fleisch, der ganze Körper brennt, ist eng und saftig; ich rutsche von ihr runter, küsse die Innenschenkel, dann ihre Knospe, umschmeichle sie mit Zunge und Lippen, als würden wir tanzen; ich will den Drachen steigen lassen.
Wimmern, stöhnen, erstickte Schreie pressen sich aus dem tobenden Körper. Sie fliegt immer höher; berührt die Sonne; dann gleißendes Licht; Feuer; Explosionen. Sie schnaubt, bäumt sich auf; schweres Zittern; mein Mund auf Ihrem; ersticktes Wimmern.
Küssend verschlinge ich ihren Mund, spalte ihr Becken mit meinem brennenden Unterleib. Erstickte Schreie zerplatzen in meinem Mund. Gegenseitiges Beatmen. Dann erstürmt mein Schwanz ihren Planeten, lässt den schwebenden Körper erzittern und erbeben. Unten mein Schlüssel in ihrem Schloss. Oben winden sich Zungen um jeden Millimeter, einander gegenseitig auspeitschend. Wir verschmelzen, stoßend, bebend, die Lippen vom Gesicht des anderen nagend, erhöhen Aphrodite und Dionysos den Takt des göttlichen Metronoms.
Wie ein verrücktgewordenes Tier pumpe ich die Steinzeit aus mir raus; unsere Herzen pochen wie wild; Schweißperlen laufen meinen Rücken runter, verdampfen, wimmern, weinen, zetern, flehen, schreien. Ich verliere den Verstand. Dann die Explosion.
Flüssige Lava schießt mir durch die Arterien, brennt mit zuckendem Schwert einen leuchtenden Strahl in ihren vibrierenden Körper, der alles gierig verschlingt. Lava durchströmt, verbrennt sie. Zitternde Hände pressen meine Hüfte auf ihr Becken; Pflaster für ihre pochende Wunde. Körper zittern, verglühen langsam, mit ersticktem Wimmern seufzend zu Asche.
Mein Mund nagt letzte Überreste von ihrem Gesicht. Kaum merklich senkt meine Pumpe den Takt. Immer wieder fährt meine Zunge das Flussbett zwischen Zähnen und Lippen ab. Mein Schwanz pocht wild, will nicht ermatten. Ich küsse Augen, Gesicht, Nacken, den empfindlichen Bereich hinter den Ohren. Schauer laufen über unsere Körper. Glasige Augen strahlen, glitzern sich wortlos an. Küsse fallen wie müde Herbstblätter herab. Regungslos, ineinander verflochten, entfliehen wir der Zeit. Vorsichtig lasse ich sie über mich fließen. Eng umschlungen schlafen wir ein.
Draußen pfeift der Wind um die Häuser. Ich sitze auf meinem Bett, reibe mir den Schlaf aus den Augen und sehe vorsichtig aus dem Fenster. Das ist sie, die große Veränderung, meine neue Wirklichkeit.
Mitten in Hamburg erwache ich aus meinem alten Leben und sitze zwischen Managern, Pfeffersäcken, Ärzten, Architekten, Hochschulprofessoren und altwehrwürdigen Bäumen.
„Kann mir mal jemand sagen, warum ich mich mit Bäumen schneller anfreunde als mit Menschen?“
Mit der Natur werde ich von jeher schnell warm; ist sowas wie blindes Vertrauen. Mit den Menschen klappt das eher selten. Und mit dem Wachwerden ist das auch so eine Sache.
Argwöhnisch und missmutig beäuge ich die neue Welt, kenne weder Stadt noch Menschen. Bin ich mir auf dem Leim gegangen? Am Anfang bin ich immer euphorisch und wenn ich den Schaden angerichtet habe, falle ich in ein tiefes Loch.
Cecilia, eine gute Freundin, noch dazu Psychologin, kennt NLP (glaube, das heißt Neuro-Linguistisches-Programmieren) und so einiges mehr, meinte eines Abends, so zwischen der zweiten und dritten Flasche Wein, dass, wenn sie es nicht besser gewusst und mich nicht mit der Zeit verstanden hätte, ich eigentlich ein manisch depressiver Vollfreak und Nihilist sein müsste, der seine Umwelt mit permanenter Manipulation, sowie mit primadonnenhaften Launen verpestet.
(Sieh an; danke für die Blumen, dachte ich damals.)
Unzufrieden schlurfe ich ins Bad, putze meine mürrischen Zähne. Warum ist mein Leben so? Oder ist es für alle das Gleiche? Streben nicht alle nach Gemütlichkeit, ein wenig Komfort, um auszuruhen?
Warum versuchen wir unsere Arbeit, am Ende das ganze Leben erträglich zu machen? Wovon wollen wir uns eigentlich erholen, wenn das Leben nur noch komfortabel ist? Was bedeutet es, den eigenen Traum zu leben? Woher weiß ich, dass es mein Traum ist?
„Du meine Güte, was für bescheuerte Gedanken du am frühen Morgen hast.“
Ich fange an nach Kaffee zu suchen, tapse unsicher in der unbekannten Küche herum und staune über die für meinen Geschmack zu edle, riesige, zu ultra-geschmackvoll eingerichtete Wohnküche. Die „zu's“ fand ich schon immer gefährlich.
Riesig, wie der Altar von Albis Kathedrale, türmt der Café-Vollautomat sich vor mir auf und überfordert mich mit seinen dutzenden Knöpfen, Schaltern und Öffnungen. Ich schleiche um die monströse Maschine herum, suche Zündschloss, Ersatzrad, Tankstutzen, Tastatur und USB-Schnittstelle, um sie zu wecken, um irgendeine Regung zu provozieren.
So geht es mir mit allem. Ich gehe auf die Dinge zu und versuche sie zu verstehen. Wahrscheinlich haben mich meine Freunde deswegen bei Charlotte untergebracht. Ist Therapie; Frage ist nur für wen.
Charlotte ist gebildet und schön, dass ich mich wie ein Unhold aus dem Tartarus fühle, dem die Gesellschaft einen Ring durch die Nase ziehen will, um mich in körpernahen Klamotten in die Herde zu stecken.
Sie ist fleißig, zuverlässig und freundlich, dass ich unruhig werde, dem Braten nicht traue. Irgendetwas habe ich übersehen; oder ich bin unfähig Diamanten von Steinkohle zu unterscheiden. Ich selber bin mehr der Rauchfleisch, Muße und Bernstein-Typ.
„Ha, da ist er doch!“
Endlich finde ich den Schalter, mit dem ich die Wahnsinnsmaschine zünden kann.
„Du meine Güte!“ Plötzlich reinigt sich das Gerät von selbst, lässt ein Programm durchlaufen und pisst mir auf die Füße; plötzlich leuchtet eine grüne Lampe.
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