S.A. Michael
Charmante Tribune küsst man nicht
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Inhaltsverzeichnis
Titel S.A. Michael Charmante Tribune küsst man nicht Dieses ebook wurde erstellt bei
SALVE COHORS II TREVERORVM SALVE COHORS II TREVERORVM „ Ein armer Mann hat in Rom keinen so kleinen Platz zum Denken. Früh am Morgen machen Lehrer das Leben unerträglich, schon in der Nacht weckt dich die Bäcker, und das Hämmern des Kupferschmiedes zerrt den ganzen Tag an deinen Nerven. Dazwischen klimpert hier der Geldwechsler zum Spaß mit seinen Münzen auf der schmutzigen Bank, und dort zertrümmert ein Mann mit einem glänzenden Schlegel auf seinem abgewetzten Stein spanisches Gold zu Staub.“ (Martial, Epigramme 12-57) und in der Nacht beschwert sich Juvenal in seiner 3. Satire „ Hier in Rom sterben kranke Leute letztlich an Schlaflosigkeit... Wagen quietschen in den engen, gewundenen Gassen, und die Flüche der Lenker würden sogar einen tauben Mann wach halten.“
Teil I Teil I Dunkle Wolken
Kapitel I
Kapitel II
Kapitel III
Kapitel IV
Kapitel V
Kapitel VI
Kapitel VII
Kapitel VIII
Teil II
Kapitel IX
Kapitel X
Kapitel XI
Kapitel XII
Kapitel XIII
Teil III
Kapitel XIV
Kapitel XV
Kapitel XVI
Kapitel XVII
Kapitel XVIII
Kapitel XIX
Kapitel XX
Ende ?
Impressum neobooks
SALVE COHORS II TREVERORVM
„ Ein armer Mann hat in Rom keinen so kleinen Platz zum Denken. Früh am Morgen machen Lehrer das Leben unerträglich, schon in der Nacht weckt dich die Bäcker, und das Hämmern des Kupferschmiedes zerrt den ganzen Tag an deinen Nerven. Dazwischen klimpert hier der Geldwechsler zum Spaß mit seinen Münzen auf der schmutzigen Bank, und dort zertrümmert ein Mann mit einem glänzenden Schlegel auf seinem abgewetzten Stein spanisches Gold zu Staub.“
(Martial, Epigramme 12-57)
und in der Nacht beschwert sich Juvenal in seiner 3. Satire
„ Hier in Rom sterben kranke Leute letztlich an Schlaflosigkeit... Wagen quietschen in den engen, gewundenen Gassen, und die Flüche der Lenker würden sogar einen tauben Mann wach halten.“
Dunkle Wolken
Was Fulvio abgrundtief hasste, war eben dieser Teil von Rom, in der sich die Reichen tagtäglich in ihren protzigen Villen, beim maßvollen Schlemmen ihre dicken Bäuche rieben. Neidvoll schaute er auf die Elite Roms herab. Ja. Die Parzen hatten sie mit dem besseren Schicksal behaftet, und stündlich krochen eben dieselben Fortuna in den Arsch.
Hier, im kühlen Schatten der riesigen Stadthäuser, stank es nach dem Geld jener Senatoren, die sich auf dem Palatin eingenistet hatten, und Fulvio war es egal, dass der Stadtteil mit seinen beiden Hügeln, dem Palatium und dem Cermalus, die Nummer eins der schmierigen Immobileinhaie war. Wenn interessierte es schon, ob hier oben die Strohhütte des Romulus stand und ein paar Mal abgefackelt. Kein Wunder bei all dem Holz, welches beim Bau dieser angeblichen seltenen Rarität verwendet worden war. Hauptsache, die obersten Zehntausend hatten eine Kultstätte mehr, und melkten die Gläubigen wie fette Kühe auf der Weide. Ihr Pech, wenn sie es zuließen. Nur sollten sie die Klappe halten und sich nicht wie eine aufgeschrockene, blökende Schafsherde, die kurz vor der Schlachtung standen, verhalten.
Zweifler an der Theorie mit der windschiefen Hütte des Romulus gab es natürlich auch und durften in Rom nicht fehlen. Diese Schreihälse lieferten sich ständig handgreifliche Gefechte mit der propalatin Fraktion hinsichtlich des ehemaligen Wohnortes des Stadtgründers und hatten zu diesem Thema ihre eigene Meinung. So verpflanzten die prügelbegeisterten Traditionalisten seinen Wohnsitz kurzerhand in die südwestliche Ecke des Kapitol, da dieser Hügel ja nie etwas vergleichbaren vorzuweißen hatte. Sie waren davon überzeugt, und dass reichte ihnen. Der verrotteter Pfahl, der spitz aus dem Erdboden ragte, galt als Auslöser dieser engstirnigen Diskussion, und ließ diesen Hügel unter ihrer Hysterie erbeben.
Für die Massen der Touristen, welche jeden Morgen aus allen Ecken des Reiches in die Hauptstadt strömten, waren zwei dieser Kultstätten äußerst verwirren, und so ahnten sie beim ihrem Eintreffen an der Stadtmauer noch nichts von dem Streit der beiden Parteien. Erst später sträubten sie sich dagegen und schauten leicht verwirrt auf die verblichenen Seiten der mit den Sehenswürdigkeiten gespickten Ansichtstafeln. Dabei wirkten die Behausungen nun wirklich nicht aufregend und sollten die römischen Bürger an die bäuerlichen Wurzeln ihrer Herkunft erinnern.
Fulvio schnaubte bei diesem Gedanken wütend auf.
Wer hielt sich denn schon daran? Eine spartanische Lebensweise? Das er nicht lacht. Jeden Markttag brüllten die magersüchtigen Rezetatoren diese stoische Lebensweise von ihren Potesten, und berieselten die Neuzugänge des Imperiums mit den römischen Tugenden der Weltmacht, die ihre Ordnung in die Welt hinausgetragen hat. Dabei merkten sie nicht, dass sie schon von Anfang an ahnungslose Opfer der geldgeilen Vermieter waren und bis auf ihr letzte Hemd von diesen Assgeiern ausgenommen worden. Beschwerten sie sich dann auch noch über die extrem hohen Preise, gab es den erste Schlag auf die Nuss, oder sie verschwanden auf nimmer wiedersehen in den tiefverzweigten Abwasserkanäle unterhalb der Stadt. Was aus den Familien der Opfer wurde, kümmerte hier, in der Hauptstadt des Imperiums, sowieso keine Sau. Sie landeten auf der nach Urin stinkenden Strasse, oder kauften sich in einem der vielen, schäbigen Bordelle ein, wo die elfjährige Tochter von dem fetten, nach Schweiß stinkenden Zuhälter jeden Tag verprügelt wurde, nur weil sie sich weigerte mit einem seiner Kunden zu schlafen. Die Jungs dieser armen Leute liefen weg und witterten ihre Chance bei den Rekrutierungsbüros der Legionen auf dem Marsfeld. Leider ahnten die meisten Flüchtigen nichts von deren eigenwillige Aufnahmebedingenden.
Fulvio wusste das schon. Wer kein römischer Bürger, oder gar ein Sklave war, wurde in einem hohen Bogen wieder auf die Strasse befördert. Wenn dieser Delinquent Glück hatte. Pechvögel wurden nach ihrem unfreiwilligen Flug gerne auch noch verprügelt. Rom war eben die dreiköpfige Hydra, die alles gierig in sich hineinschlang und nicht einmal mehr die Knochen ausspuckte. Das Leben war halt nicht gerecht. Fulvio blickte gelangweilt in den Himmel. Er stand tief verborgen im Schatten des Apollotempels und lehnte sich an die mit graffitiverzierten Mauer, nahe der ersten griechischen Säule.
Als Kind der Subura, dem übelsten Ort der Stadt, wäre er viel lieber dort bei einem der zahlreichen illegalen Würfelspiele, oder bei den wonnig, wogenden Brüsten der heißblütigen Helena, die mit ihren kräftigen Schenkeln den Himmel auf Erden bescheren konnte. Sie gab vor, eine Griechin zu sein. Eine Hetäre aus Athen.
Fulvio wusste er aber besser. Sie war eine rassische Spanierin. Das verriet ihm ihr Akzent. Dem ehemaligen Option war die Herkunft von Helena jedoch egal. Hauptsache sie kannte ihr Handwerk und machte ihn mit ihren Sprüchen heiß. Schon bei dem Gedanken an ihr weiches Bett verzehren sich seine Lenden an ihren feuchten Schoß.
Nur noch zehn Minuten. Dann konnte ihn der reiche Schwanzlutscher einen Blasen. Auf das Geld konnte er auch verzichten. In der Stadt wimmelte es genug an Erbschleicher und hinterhältigen Ehefrauen, die schon vorzeitig an dem Ableben der Angehörigen und deren Vermögen interessiert waren. Die Krümel, die für ihn abfielen, reichten ihn auch. Irgendwie.
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