1 ...6 7 8 10 11 12 ...43 Doch Dereks Büro war noch immer leer, wirkte aber, im Gegensatz zu vorhin, seltsam aufgeräumt.
Die Nachfrage in der Zentrale brachte die Erkenntnis, dass Foreman früher, als erwartet, zurückgekehrt war, kurze Zeit später jedoch einen Anruf erhalten hatte, nach dem er ziemlich eilig das Büro mit dem Hinweis, erst morgen zurückzukehren, verlassen hatte.
Daraufhin bekam Ben Atemnot, doch war ihm klar, dass er heute kein Blut mehr würde verspritzen sehen.
Mürrisch machte er sich an seine Arbeit und überlegte dabei, wie er sein geschundenes Ego am Abend wieder aufpolieren konnte.
*
Ben verließ die Firma um kurz nach 18 Uhr und machte sich auf den Heimweg.
Zwischendurch hielt er beim Bäcker an und holte sich für den Abend ein lecker belegtes Sandwich mit Hühnchen und süß-scharfer Currysauce. Außerdem lieh er sich aus seiner Stamm-Videothek einen Porno aus, da ihm klargeworden war, dass der beste Weg, sein Ego wieder aufzupolieren, der war, seine Stange zu polieren. Er würde dabei aber an Allison denken und ihr ihre verlogene Freundlichkeit damit heimzahlen.
Zuhause wechselte Ben seine Bürokleidung gegen eine schwarze Jogging-Hose und ein graues T-Shirt. Dann fütterte er Leroy, der ihn schon mächtig bedrängte.
Schließlich nahm er ein Bier aus dem Kühlschrank, setzte sich auf die Couch und sah die Post durch.
Alles nur Werbekram, stellte er fest, spürte Müdigkeit in sich aufkommen, lehnte sich zurück und trank einen Schluck Bier. Dann schloss er bei einem tiefen Atemzug die Augen und als er sie wieder öffnete, konnte er die Stille in der Wohnung beinahe körperlich spüren.
Das war zu Zeiten, als Sophia noch hier mit ihm zusammenlebte, anders gewesen. Da waren sehr oft Freunde oder Verwandte von ihr zu Besuch gekommen. Ben selber hatte keine Freunde, na ja außer eben Derek vielleicht. Seine Eltern und seine beiden Geschwister lebten in Texas. Schon immer war der Kontakt zu ihnen nur sporadisch erfolgt, doch seit fünf Jahren gab es überhaupt keinen mehr. Anfangs hatte Ben das beschäftigt, doch letztlich hatte er akzeptiert, dass die Tatsache, dass man quasi das gleiche Blut in sich trug, eben kein Garant für ein enges Zusammenleben war.
Durch Sophias Freunde und Verwandte war es hier jedoch nie langweilig geworden und Ben mochte es oft genug sogar, wenn Leute anwesend waren. So hatte Sophia Beschäftigung und Gesprächspartner und nervte ihn damit nicht. Und wenn ihm die Gesellschaft anderer doch zu viel wurde, konnte er sich problemlos in eines der sieben Zimmer verziehen und dort fernsehen, Videospiele zocken oder auch ein Buch lesen.
Sophia schien das zu akzeptieren und ließ ihn gewähren.
Das war eine wahrhaft wunderschöne Zeit gewesen! erinnerte er sich.
Sie hatten sich die Wohnung vor nunmehr zwölf Jahren gekauft, zwei Jahre, nachdem sie geheiratet hatten.
Da Geld für sie nie ein Problem gewesen war - er Architekt, sie eine ziemlich erfolgreiche Anwältin - und sie damals ernsthaft mit dem Gedanken an Nachwuchs gespielt hatten, gingen sie auf Wohnungssuche.
Als ihnen der Makler dieses Objekt zeigte, verliebten sich beide sofort darin. Es war eine traumhaft schöne, sehr große Wohnung mit großen Fensterfronten und hochwertiger Bausubstanz. Zwei Tage später hatten sie den Kaufvertrag unterschrieben.
Später war klar, dass die sieben Zimmer und zwei Bäder viel zu groß für sie waren, denn ihren Kinderwunsch hatten sie in gegenseitigem Einvernehmen wieder aufgegeben.
Sophia wollte sich zunächst noch einige Zeit auf ihre Karriere als Anwältin konzentrieren und Ben war ziemlich sicher, dass er gar keinen guten Vater abgegeben hätte, da er Kinder eigentlich nicht mochte.
Irgendwie entfernten sie sich danach immer mehr voneinander - bis Sophia das erkannte, doch da war es wohl schon zu spät gewesen, um noch gegensteuern zu können. Das heißt, eigentlich wäre es durchaus noch möglich gewesen, wenn Ben sich nur ein wenig mehr Mühe gegeben und es genauso sehr gewollt hätte, wie Sophia. Doch er hatte zu diesem Zeitpunkt sein Leben bereits so arrangiert, dass Sophia nur noch eine untergeordnete Rolle spielte. Für ihn war ihre Ehe kaum mehr noch als eine bessere Wohngemeinschaft. Und die Aussicht, all dies aufgeben zu müssen, um ihr wieder näherzukommen, erschien ihm damals nicht unbedingt lohnenswert.
Also bemühte er sich nicht, hätte am liebsten alles so gelassen, wie es war und ging ihren Bemühungen um mehr gemeinsame Zeit und Gesprächen einfach aus dem Weg.
Natürlich verstand Sophia das nicht und stellte ihn zur Rede, worauf er mit Verärgerung und Ablehnung reagierte, versprach, es besser zu machen, jedoch nur, um es beim nächsten Mal noch viel schlechter zu tun.
Bis Sophia dann die Reißleine zog, in ihrer Ehe keine Chance mehr sah und schließlich die Scheidung einreichte.
Ben wusste noch genau, dass er absolut gar nichts fühlte, als sie ihm ihre Entscheidung mitteilte, außer vielleicht Erleichterung.
Der Schmerz - wuchtig, hart und eiskalt - und die Tränen - schluchzend, bitterlich und reichlich - kamen erst im Nachhinein. Doch als ihn die Erkenntnis, dass er hier den größten Fehler seines Lebens gemacht hatte, endlich erreichte (was immerhin über ein Jahr dauerte), war es für eine zweite Chance längst zu spät, denn Sophia stand wieder in einer neuen Beziehung.
Also blieb ihm nur die Selbstkasteiung, die irgendwann in Frust umschlug. Sophia hatte doch gewusst, wie er tickte! Wieso nur musste sie versuchen, ihn zu ändern, anstatt ihn so zu nehmen, wie er nun mal war?
Da er hierauf keine Antwort fand (eben, weil er schlicht die falsche Frage stellte), arrangierte er sich mit seinem neuen, einsamen Leben und bildete sich ein, dass er tatsächlich niemanden an seiner Seite brauchte, was ihm auch nicht schwerfiel, denn er brachte Niemandem mehr genug Vertrauen entgegen, um ihn auch nur annähernd nah genug an sich heranzulassen, dass er den wahren Ben Riley offenbaren musste.
Dass aber sah Ben selbst nicht und so lebte er in seiner eigenen Welt voller Selbstmitleid, Zynismus und Frust.
Mittlerweile wurde es draußen dunkel und Ben bekam Hunger, also aß er das mitgebrachte Sandwich und holte sich anschließend noch ein Bier.
Dann schaltete er den Fernseher ein, zappte einige Zeit durch die Programme, bevor er aufstand und den Porno in den DVD-Player einlegte.
Wie üblich bei solchen Machwerken, gab es keine Eileitung, sondern es ging gleich ordentlich zur Sache.
Ben starrte auf den Fernseher und während er in der linken Hand die halbvolle Bierflasche hielt, glitt seine rechte Hand wie automatisch in seine Hose. Dabei stellte er sich vor, dass die junge, durchaus hübsche und attraktive Schauspielerin, Allison war und er der bullige Klempner-Stier mit eindeutig osteuropäischen Wurzeln, der ihr gerade eindringlich die Vorzüge (s)eines zwanzig Zentimeter Steckschlüssels aus stahlhartem Chrome-Vanadium vor Augen (ein)führte.
Das brachte sein eigenes Rohr in aufrechte Position, sodass es bereit zum Polieren war.
Genau in diesem Moment klingelte es an der Tür!
Was?
Bens Türklingel war dem mächtigen Glockenschlag des Londoner Big Ben nachempfunden und so ziemlich das letzte Überbleibsel von Sophia, die ihn seinerzeit ausgesucht hatte.
Jetzt rauschten die Töne durch Rileys Gehirn und er glaubte schon, das Glockengeläut würde andeuten, dass er bereits zum Höhepunkt kam, obwohl er als serbischer Hengst Allison doch gerade erst so richtig zum Schreien brachte.
Verdammt!
Ein vorzeitiger Orgasmus war wirklich das Letzte, das er jetzt gebrauchen konnte. Was nur sollte Allison denn von ihm denken, wenn er es ihr nicht ordentlich besorgen konnte? Er wollte es ihr doch heimzahlen! Das hier war jetzt aber nur noch peinlich!
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