1 ...8 9 10 12 13 14 ...43 "Was?" rief er, noch immer etwas verwirrt. "Leyla hat was getan?"
Derek starrte Ben in einer Mischung aus eigener Verwirrung und Schmerz an, bevor er wieder tieftraurig wurde und nickte. "Sie ist fremdgegangen!" Dann folgte ein weiterer Tränenschauer.
*
Verdammt!
Das war das erste Wort, das Ben hierzu einfiel, denn aufgrund seiner pessimistischen Lebenseinstellung hätte er wirklich mit Vielem gerechnet, aber ganz sicher nicht damit.
Für ihn waren Leila und Derek ein Musterpaar. Die beiden passten einfach gut zueinander und jedes Mal, wenn er sie zusammen gesehen hatte, war da immer auch deutlich das Vorhandensein von gegenseitiger Liebe zu sehen und spüren gewesen.
Allerdings war ihre Situation durchaus mit der von Ben und Sophia vor ihrer Scheidung zu vergleichen: Beide waren beruflich sehr erfolgreich. Derek als Architekt, Leyla in der Immobilienbranche. Auch sie hatten keine Kinder, zumindest noch nicht, da sie sich dies für später aufheben wollten.
Leyla war eine absolut schillernde Person. Sie war bildschön und sehr attraktiv, trug stets die neueste und auch exklusivste Mode und war somit auf jeder Gesellschaft ein echter Eye-Catcher. Doch sie war auch sehr intelligent und hatte ein großes Selbstbewusstsein, sodass sie keine Probleme hatte, auf andere zuzugehen und sie in Gespräche zu verwickeln, in denen sie stets im Mittelpunkt stand. Doch war sie dennoch eine herzensgute, sehr empfindsame Frau, die Sophia, speziell während der Trennungsphase von Ben, eine sehr gute Freundin geworden war.
Derek hingegen war eher das Gegenteil seiner Frau. Durch seine ruhige, besonnene und unspektakuläre Art, wirkte er auf die meisten Menschen eher unscheinbar, wenngleich auch er sehr intelligent war. Da er sich aber lieber im Hintergrund aufhielt und ein stiller Beobachter blieb, trat er kaum in Erscheinung, sodass sich viele Partygäste sehr gut an Leyla, kaum aber an Derek erinnern konnten.
Für Ben jedoch waren sie stets zwei Gegensätze gewesen, die sich unheimlich anzogen und sehr gut ergänzten.
Allerdings musste Riley sich eingestehen, dass es lange her war, dass er die beiden auf einer Party oder auch überhaupt zusammen gesehen hatte, da er selbst sich nach der Trennung von Sophia von derartigen Events, die er sowieso nie wirklich gemocht hatte, ferngehalten, sowie auch überhaupt aus dem alltäglichen Leben zurückgezogen hatte und seither eher das Leben eines Einsiedlers führte.
Er musste also feststellen, dass er eigentlich gar keine Ahnung hatte, wie die Beziehung zwischen Derek und Leyla aktuell aussah, jedoch auch, dass er das eigentlich auch gar nicht wissen wollte.
Bens Welt war schon trist genug, da konnte er auf negative Nachrichten aus seinem Umfeld durchaus verzichten. Er wusste, er konnte nur schwer damit umgehen, hatte nie gelernt, darüber zu reden und war bei so etwas ganz sicher für niemanden eine Hilfe.
Ja, es tat ihm wirklich leid, was Derek widerfahren war, doch verspürte er nicht die geringste Lust, weiter damit konfrontiert zu werden. Viel lieber wäre es ihm gewesen, wenn Foreman wieder gegangen wäre und er sich mit seiner serbischen Seele erneut hätte Allison widmen können.
Doch war ihm nur zu klar, dass der Herrgott hier kein Einsehen mit ihm haben würde.
*
"Das ist aber jetzt blöd, was?" Es war das nächste, das ihm gerade einfiel. Nein, stimmte nicht. Tatsächlich fiel ihm überhaupt nichts ein, was er hätte sagen können. Die Worte mussten einem Bereich seines Gehirns entsprungen sein, der wohl kaum noch optimal funktionieren konnte und über den er keine vollkommene Kontrolle mehr hatte.
"Was?" War dann auch die ziemlich überraschte, ja beinahe fast schon entgeisterte Reaktion Foremans.
"Ich meine…!" Ben wusste, dass er Mist gebaut hatte. "…ähm…das tut mir…!" Er versuchte mitfühlend und betroffen zu blicken, hatte aber keine Ahnung, ob ihm das gelang. "...tut mir… echt ...leid!"
Derek sah ihn mit großen Augen an, aus denen Verständnislosigkeit sprach. "Verdammt Ben…!" begann er. "Machst du dich etwa lustig über mich?"
"Was?" Jetzt war Riley sichtlich geschockt . Wohl eher ertappt! stelle er fest. "Nein!" sagte er und schüttelte entschieden den Kopf. "Niemals!" Nein, das tust du wirklich nicht. Dir fällt es nur schwer, Mitgefühl zu heucheln.
"Das will ich hoffen!" erwiderte Foreman mit verzweifeltem Blick. "Denn das ist es nicht. Ganz und gar nicht!" Er starrte Ben bei seinen Worten an. "Das ist eine ganz schlimme und furchtbare Sache!"
Ben spürte Hitze in sich aufsteigen, weil ihm die ganze Situation allmählich ziemlich unangenehm wurde. "Natürlich!" sagte er mit einem Nicken. "Und du hast mein ganzes Mitgefühl!" log er. "Komm, setz dich…!" Er wies auf einen der beiden Ledersessel. "…und beruhige dich erst einmal!" Er wartete, bis Derek seiner Aufforderung nachkam. "Gut!" Ben schien zufrieden. "Und jetzt geh nicht weg, ich hole uns erst noch etwas zu trinken!" Ohne auf eine Reaktion zu warten, ging er schnell in die Küche.
*
Während die Tür hinter ihm zu schwang, ging er zum Kühlschrank, doch bevor er ihn öffnete, legte er beide Hände darauf und blies mit weit geöffneten Augen die Luft in seine Wangen. "Oh Mann!" stieß er gereizt hervor. "So ein Mist!" raunte er und blickte an die Zimmerdecke. "Muss das wirklich sein?" Fast schien es, als würde er auf Antwort warten. "Gibt es dafür echt keinen anderen, als mich?" Sein Blick wurde beinahe weinerlich, dann grinste er zynisch mit verzogenen Mundwinkeln, während er den Kopf schüttelte, die Kühlschranktür öffnete und zwei Bier herausholte. "Du bist echt noch mieser drauf, als ich! Weißt du das?" Er blickte nochmals zur Zimmerdecke und schloss den Kühlschrank wieder. "Armer Derek!" Ben schüttelte erneut den Kopf und ging zurück ins Wohnzimmer.
*
Foreman saß noch immer auf dem Sessel. Sein Oberkörper war vornübergebeugt, seine Ellbogen auf die Knie, der Kopf auf seine Hände gestützt blickte er zu Boden.
Als Ben ihn so sah, war ihm klar, dass er heute ganz sicher keinen Erfolg mehr in Allison haben würde.
Er blickte sichtlich frustriert, dann trat er vor Derek. "Hier!" sagte er und als Forman zu ihm aufschaute, setzte er wieder ein mitleidiges Gesicht auf. "Ein Bier wird dir guttun!"
Tatsächlich nahm Derek es an sich, öffnete es auch sofort, setzte an und trank einen kräftigen Schluck, noch bevor Riley sich zurück auf das Sofa setzen konnte. Dann starrte er blicklos auf die Flasche in seinen Händen.
"Also gut!" meinte Ben schließlich und öffnete seine Flasche. "Dann erzähl mal!" Er atmete einmal tief durch und trank selbst einen kleinen Schluck. "Was ist passiert? Hast du sie dabei erwischt?" Oh Mann, arme Sau!
Doch Foreman schüttelte den Kopf. "Nein, habe ich nicht!" Er hob seinen Blick und als er sah, dass Riley auf eine weitere Erklärung wartete, fügte er hinzu: "Ein Freund von mir aus dem Fitnessstudio…!"
Fitnessstudio? So ein Blödsinn! dachte Ben.
"…hat Leyla letzte Woche zufällig gesehen, als er zu Mittag aß. Sie war nicht allein, doch hat er angenommen, dass sie einfach mit einem Arbeitskollegen zusammen die Mittagspause verbringen würde. Mit zunehmender Dauer aber stellte er eine überraschende Vertrautheit zwischen den beiden fest und als sie schließlich das Lokal verließen…!" Derek hielt inne und musste gegen einen weiteren Tränenschauer ankämpfen. "…haben sie sich geküsst!" Er starrte Riley schluchzend an.
"Was?" Ben riss die Augen auf. "Und darauf vertraust du?" Vielleicht gibt es hier ja doch noch eine schnelle Lösung. "Auf Hörensagen? Mann, Derek, das ist doch Bullshit! Dein sogenannter Freund ist wahrscheinlich selber scharf auf Leyla und bei ihr abgeblitzt. Jetzt will er sie in Misskredit bringen!" Also steh auf, geh nachhause, versöhnt euch und habt geilen Sex!
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