Gunter Preuß
Rufe in die Wüste
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Inhaltsverzeichnis
Titel Gunter Preuß Rufe in die Wüste Dieses ebook wurde erstellt bei
Vorwort des Autors
1. Postulate zur Kritik (1973)
2. Ich (1976)
3. Muzelkopp (1977)
4. Rigorose Frage nach unserer Identität (1982)
5. Vergessen und Erinnern (1983)
6. Da ich ein Suchender bin, darf ich ein Irrender sein (1983)
7. An Unmögliches glauben (1985)
8. Alles Lebendige muss sich verändern (1986)
9. Hänsel und Gretel und die Morgenlandfahrer (1986)
10. Und es muss blaue Hunde geben (1986)
11. Dankesrede zur Verleihung des Alex-Wedding-Preises der Akademie der Künste (1986)
12. „Warum?“ als Zauberformel (1986)
13. Der weite Weg von der Wirklichkeit zur Wahrheit (1986)
14. Ein Haus als Zuhause (1987)
15. Wege, die wir gehen, dürfen nicht das Ziel verstellen (1987)
16. Laudatio für Wolf Spillner (1987)
17. Auf Wanderschaft mit vielen Menschen (1987)
18. Provozieren zum Selbstbekenntnis (1988)
19. Als Kind (1988)
20. Kurzinformation zu einem merkwürdigen Haus (1988)
21. Weltbilder in des Deutschen Wohnzimmer (1988)
22. Der Baum, auf dem die Affen sich lausen können (1988)
23. Nachwort zur Anthologie „Nicht allein im Rosental“ (1989)
24. Zum ersten Mal zur IKiBu – Im Gepäck die Wende (1989)
25. Außer Betrieb (1989)
26. An die Literatur-Greise, (1990)
27. Die Leichen in die Keller (1990)
28. Rufe in die Wüste (1990)
29. Mein schönstes Ferienerlebnis oder lebenslänglich DDR (1990)
30. Was ist Dramatik? - Gedanken in einem Seminar (1990)
31. Dem letzten Wanderer (1990)
32. Leipzig – eine Postkartenschönheit (1990)
33. Kunst - gerecht? (1991)
34. Wirklichkeit mit Wahrheit heilen (1991)
35. Brief über die gefallene Grenze (1992)
36. So stell‘ ich mir Theater vor (1992)
37. Das Bild vor dem Spiegel (1993)
38. Anders als ich und doch nichts anderes als ich (1993)
39. Die Vernunft der Ellenbogen (1994)
40. Nicht für alles Negative, was einem im Leben passiert, einen Schuldigen suchen... (1994)
41. Die besten Jahre (1994)
42. Quo vadis, Jugend? (1995)
43. O Deutschland, deine Literaten... (1995)
44. Alles klar – wenn die Sprache verarmt (1995)
45. Artist ohne Seilschaft (1996)
46. Aber der hat ja nur lange Unterhosen an...! (1998)
47. Im Osten nichts Neues (2000)
48. Am Rande (2001)
49. Das Überleben sichern: Miteinander reden (2001)
50. Die Tränen bekommst du geschenkt, das Lachen musst du erlernen (2001)
51. Der gefesselte Prometheus oder Danke, Kanzler (2001)
52. Perpetuum mobile (2001)
53. Darum sollt ihr vollkommen sein (2001)
54. Staatsschauspieler (2002)
55. Schuldig um jeden Preis (2002)
56. Von Menschen und Büchern (2002)
57. Wie soll ein Blütenbaum schön sein ohne uns (2002)
58. Langer Abschied (2002)
59. Im Leben ertrinken (2002)
60. Zeit ohne Wunder (2003)
61. Wer das Leben nicht verlieren will, muss sich die Kunst erhalten (2003)
62. Spätlese (2003)
63. Denkzettel (2004)
64. Unterm Rad des Fortschritts
65. Wie war das doch? (2006)
66. Anton G. – nicht nur eine Krankengeschichte (2006)
67. Mit Fantasie reich beschenkt (2006)
68. Zwischen Wirklichkeit und Wahrheit (2006)
69. Ausritte eines Don Quichotte in der sächsischen Provinz
70. Holden Caulfield – ein Ritter von der traurigen Gestalt (2007)
71. Ich han min Lehen noch lange nicht (2007)
72. Freud und Leid oder wie die Katze sich in den Schwanz beißt (2007)
73. Schelme sind wir allemal (2008)
74. Abgesang (2008)
75. Gott und die Welt (2008)
76. Es war einmal - Student und Lehrer am „Becher“-Institut (2009)
Publikationen (Auswahl)
Impressum neobooks
Fragt mich nicht
denn heute bin ich
der und morgen der
doch immer derselbe
Wie soll ich wissen
was mich bewegt
wenn ich nicht stehen kann
über mir und den Dingen
In der eigenen Haut
bin ich ein Fremder
gehe ein und aus
ohne dass mir warm wird
Kann nicht finden
was ich zu suchen auszog
als Kind schon
aus einem Spiel heraus
das mich nicht loslässt
G. P.
Nun willst du dir auch noch ein Vorwort nachsagen lassen. Als ob das Leben nicht schon genug Müll über unsereinen ausgeschüttet hätte. Aber nein, du sollst dich nicht beklagen: Zum Ersten will´s ohnehin keiner hören, zum Zweiten hast du noch immer den Willen, deinen Teil zu tragen, ohne kniefällig zu werden. Nun, da du die Zeit endlich hast, wird sie dir knapp, du zwingst dich zur Kürze und erfreust damit die Leute. Jetzt wollen sie es dir heimzahlen mit ihrem Sermon über Gott und die Welt und vor allem über sich selbst, der ihnen doch immer am nächsten steht und von einmaligem Interesse ist. Du schleichst dich davon, sie merken es nicht, denn ob du oder ein anderer, im Grunde redet doch jeder nur mit sich selbst. Hast du das in den hier vorliegenden Aufsätzen und Interviews auch so gehalten? Gebündelt willst du sie nun der Nachwelt anvertrauen. Sie möchte doch so freundlich sein, dem handlich verpackten Klugschiss eine Registriernummer zu geben und in einer Ecke eines Archivs bis in alle Ewigkeit, zu der es wohl nicht mehr lange hin ist, überdauern zu lassen.
Deine Beiträge zur Zeit - die Menschen haben sich die Zeit ja darum ausgedacht, um in den Tag hineinleben und wieder herausfinden zu können - bringen vielleicht doch ein wenig Licht und Schatten ins Bild. Wenn es denn der eine oder andere sich von der Welt zu machen gedenkt. Du hast nur Bruchstücke zusammentragen können, die sich nur selten zu einem Bild zusammenfügen lassen wollten. Und dann nur für Augenblicke, um sogleich wieder auseinander zu fallen, dass du sie wiederum mühsam zusammenklauben musstest, um erneut zu versuchen, sie ins Bild zu bringen. Nun, du bist heute nicht mehr der, der du gestern warst. Und gestern warst du wohl nur dem entfernt ähnlich, den du vorgestern dir selbst und dem verehrten Publikum vorgestellt hast. Dennoch bist du immer noch derselbe - ... die Schminke, die ist billig, und Haut, sie passt sich an... , wenn du auch heute manches anders siehst und denkst als gestern. Lachhaft, was du dir im Laufe deines Lebens für Kostüme und Masken übergestreift hast. Die Übereinstimmung von Wirklichkeit und Wahrheit erlebst du schließlich nur einmal, in der Kindheit nämlich, in einer Zeit also, wo du beides nicht denkst, aber lebst. Da bist du voll Verlangen aufs große Karussell gestiegen, hast ein paar Runden im Kreis mitgedreht und in bittersüßen Augenblicken durchfühlt, was das Leben dir zu bieten hat. Das ist in seiner Weisheit, die aus der Unschuld erwächst, unwiederholbar. Denn bald beginnst du dir Gedanken zu machen und wirst erwachsen, was auch heißt, dass du dir selbst entwächst in eine Form hinein, die dir nur noch wenig Spielraum lässt. Wohlgefühlt hast du dich darin nie so recht. Darum wohl hast du dir auch eine der Künste gewählt, um hier und da den erdrückenden Rahmen zu sprengen und auszubrechen. Um dich auf dem Jahrmarkt zwischen seinen Buden und Karussells herumzutreiben, wo du dir selbst und den anderen am nächsten kommst. Und vielleicht ist es dir ja gelungen, das eine und andere Kind aufs blaue Schaukelpferd zu setzen oder gar ins Riesenrad, was ja auch ein Karussell ist, eben ein vertikales. Den Kindern sollte gegeben werden, was auch du bekommen hast: das wunderbare Gefühl da zu sein. Dazu braucht es kein Wissen, keinen Besitz, keine Wünsche und keine Gesetze. Es ist das Geschenk eines unbekannten Wohltäters, das dann bald in Vergessenheit gerät und vielleicht zwei-, dreimal wieder in der Seele auftaucht für ein kurzes Erschauern.
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