Gunter Preuß - Rufe in die Wüste

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In «Rufe in die Wüste» finden sich Interviews mit Gunter Preuß und Aufsätze von ihm aus dem Zeitraum von 1973 bis 2009. Darin wird die eigene Befindlichkeit immer wieder kritisch an den gesellschaftlichen Gegebenheiten gemessen. Es ist auch ein Gang durch die Zeit und zwei Gesellschaftsordnungen, wobei der sich beharrlich zu Wort meldende Schriftsteller in seinem Kunstschaffen nicht am Alltagsgeschehen vorbeikommt. Mag mancher Text auch noch so privat erscheinen, er ist ein politischer Text, weil der Autor nicht Kunst von Leben und Individuum nicht von Gesellschaft trennen will. Die persönliche Zeitreise, die einen Lebenslauf kennzeichnet, sollte auch für andere Zeitgenossen interessant sein.

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Nun ist es mit der Literatur ja so, dass sie einesteils engste Berührung mit der Zeit, mit der sie sich einlässt, verlangt, andernteils aber größtmögliche Distanz zur ihr benötigt. Hier muss die Literatur für das Leben das richtige Maß finden, um wahrhaftig und gerecht zu sein als Geschichten- und Geschichtsschreiber. Mit dieser notwendigen Distanz, die Souveränität bringt, habe ich oft meine Schwierigkeiten. Oft klebe ich zu nahe am Geschehen, bin zu betroffen, um der Sache, um Menschen und Dingen gerecht werden zu können. Aber allein an mir liegt das wohl auch nicht. In unserem gesellschaftlichen Leben ist die Literatur zu oft angesprochen, wo es gar nicht ihr Amt ist, zu reagieren. Sie muss sich mit Problemen beschäftigen, die sie klein machen und sich schnell verbrauchen lassen. Das liegt mit an unseren Medien, die nicht in ausreichendem Maß aufarbeiten, was sich täglich an Problemen aufdrängt. Die Ängstlichkeit vorm „Klassenfeind“ ist übergroß. Wir wollen uns nicht in den Topf gucken lassen und drücken dabei so fest auf den Deckel, dass uns die eigene Suppe anbrennt, die wir schließlich irgendwann auch auslöffeln müssen. Die Literatur ist kein Kulturbetrieb und der Schriftsteller ist kein Funktionär, und selbst wenn sie sich dazu machen lassen, sind sie hoffnungslos überfordert. Da muss sich schon manch anderer auch in den Mittelpunkt der Welt stellen.

Ich sehe hier zwei Probleme äußerst unterschiedlicher Wertigkeit. Angesichts der Schärfe der gegenwärtigen Klassenauseinandersetzung, der mit ganzer Härte und Konsequenz auf der Tagesordnung stehenden Frage Krieg - Frieden, der Tatsache, dass die sozialistische Gesellschaft ihre weitere Entwicklung unter außenpolitischen Bedingungen wachsender Erschwernisse vollziehen muss, scheint mir die Kritik an der von dir als Bild gebrauchte Ängstlichkeit die Gefahr zu bergen, am Kern des Problems vorbeizugehen. Zum anderen - und hierauf zielt wohl deine Äußerung - gibt es sicher Erscheinungen, die sich auf ein subjektiv begründetes, nicht ausreichendes Wahrnehmen eigener Verantwortung gründen und im Einzelnen das Entstehen eines literarischen Werkes nicht fördern. Ich gebe aber zu bedenken, ob solche Erscheinungen tatsächlich so gewichtig sind, dass sie allein die Aufgaben für Literatur und die Verantwortlichkeit des Schriftstellers in unserer Zeit bestimmen? - Ich denke nicht. Damit also erschöpft sich das Problem noch nicht. Es stellt sich die Frage nach dem Mitteilenswerten und vor allem dem Mitteilenwollen, danach, an wen du dich mit welcher Absicht und auch Hoffnung wendest, was du für dich und für andere bewirken willst?

Ich will noch einmal zum Schreibanlass zurückkommen und versuchen, diesen genauer zu benennen. Die Frage ist: Wenn ich mich in den Mittelpunkt der Welt stelle, wie sieht es dann mit meiner Weltbefindlichkeit aus? Diese Frage führt wieder zur Gefährdung. Das Schiff, das sich im Zentrum eines Sturmes befindet, wird schwerer mit diesem zu kämpfen haben, als das, welches an dessen Randzone fährt oder gar im sicheren Hafen vor Anker liegt. Sprechen wir von dem Schiff, das im Sturmzentrum um seine Existenz kämpft. Seine Besatzung muss sich etwas einfallen lassen, um die Situation zu meistern. Beim ersten Sturm sendet der Funker SOS-Signale aus. Er ist in Untergangsstimmung, fühlt sich bedroht, sieht keinen Ausweg, hofft auf Hilfe anderer. Jeder Vergleich hinkt, aber oftmals und gerade zu Beginn meines Schreibens befand ich mich in dieser Situation. Mein Schreiben war eine Art Hilferuf an die Gemeinschaft (ob er nun als solcher wahrgenommen wurde oder nicht). Bleiben wir noch beim Schiff und seiner Besatzung. Nehmen wir an, sie haben ihren ersten Sturm überstanden. Sie haben ihre Erfahrungen gemacht. Da der Kurs wieder in ein Sturmzentrum führt, sind sie bald in ähnlicher Situation der Gefährdung. Vielleicht muss der Funker wieder SOS-Signale aussenden, vielleicht aber auch gelingt es der Besatzung diesmal aus eigener Kraft, einen Weg aus dem Sturm zu finden. Und wieder kommt eine Erfahrung hinzu: die der eigenen gewachsenen Möglichkeiten. Der Funker hat darüber Buch geführt. Seine Aufzeichnungen stellt er jedem zur Verfügung in der Hoffnung, mit einigen Leuten ins Gespräch zu kommen, von ihnen zu erfahren, wie sie sich in ähnlichen Situationen verhalten haben. Wenn dieser Funker nun, dieser „private“ Logbuchführer, genau und unbestechlich von seinen Sturmängsten Erfahrenes aufschreibt, wird er über das Ereignis zum Vermittler werden zwischen seiner Erfahrung und der Gemeinschaft, an die er sich wendet.

Der Funker wird das Schiff nicht bewegen können, er ist nicht der Kapitän und nicht der Matrose, aber er wird dessen Kurs genau festhalten und immer wieder mitfahren ins Zentrum eines Sturms. Sein Amt ist es, Verbindungen herzustellen, zu den Leuten auf dem eigenen Schiff, aber auch zu denen auf fremden Schiffen, ja, sogar zu den feindlichen. Er sucht das Gespräch, nach Möglichkeiten des Zusammenlebens. Dazu muss er lieben lernen, sich selbst in den anderen, und er muss ohne Wenn und Aber den Frieden wollen.

Es ist also die Kraft der Vernunft, an die du glaubst?

Ja, aber oft fällt mir der Glaube schwer; dann ergeht es mir schlimm, dann bin ich allein, ich besitze nichts mehr und bin doch nicht frei. Wenn ich mir Vergangenheit und Gegenwart ansehe, wird der zum Bestehen notwendige Glaube an die Vernunft arg strapaziert, er verlangt mir alles ab an Optimismus und Hoffnung auf eine friedliche Menschengemeinschaft, die sich frei bewegt in ihrem Denken und Glauben. Ich schreibe ja auch gegen meine Zweifel an, damit mir der Glaube nicht verloren geht und mit ihm die Möglichkeit, menschenwürdig zu existieren. Die Vernunft ist wohl das zutiefst Menschliche, das wir uns am schwersten abringen können. Ich finde, so weit von der Tierwelt sind wir noch nicht entfernt. Instinkte und Gefühle ergreifen entgegen aller Vernunft immer wieder Besitz von uns und beherrschen uns diktatorisch. Aber seit dem Augenblick, in dem wir zum ersten Mal dachten und vernünftig handelten, tragen wir Verantwortung für diese Erde. Vernunft braucht eine Ordnung, die ihr Charakter und Maßstab gibt, eben eine Gesellschaftsordnung. Die sozialistische Ordnung hat ihre Vernunft, die Summe der Erkenntnis aus Jahrhunderte währender Unterdrückung und Klassenkämpfe, Gesetz werden lassen. Nun muss ein Gesetz aber erst in die Menschen hineinwachsen, um lebendig, um wirksam werden zu können. Damit tun wir uns noch sehr schwer. Wir müssen lernen, mit dem Gesetz, das wir uns gegeben haben, gesetzestreu um­zugehen, es nicht zu verzerren oder gar zu missbrauchen. Das ist unser aller vornehmliche Aufgabe, vielleicht die letzte Chance zur Vernunft angesichts einer von Massenvernichtungswaffen beherrschter Welt.

Du bist noch ein relativ neuer Autor unter den „alten“, aber auch schon - nicht zuletzt auf Grund einer Reihe von veröffentlichten literarischen Arbeiten - ein alter unter den „neuen“, denen du, obwohl du über vierzig bist, zugerechnet wirst. Du gehörst zu den Autoren, die in den Siebzigerjahren erstmals an die Öffentlichkeit traten, zu jener Generation, die ohne das unmittelbare Kriegserlebnis aufgewachsen ist und deren Erfahrungsbereich sich auf die Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft in der DDR bezieht und begrenzt. Damit ist das Stichwort gegeben: Generationsproblematik.

Die Begriffe „alter“ und „neuer Autor“ sind mir nicht treffend genug. Die Identitätsfindung im Schriftstellerberuf fällt mir schwer. Als ich mit Schreiben begann, glaubte ich fest an mein Talent. Nach Anfangsschwierigkeiten hatte ich mit meinem literarischen Debüt einen raschen Erfolg. Der große „Durchbruch“ schien nur eine Frage der Zeit zu sein. Heute, nachdem ich mit meinem Verstehen wesentlich tiefer in Kunst und Literatur eingedrungen bin, fällt es mir zunehmend schwerer, an meine „Berufung“ zu glauben. Auch der Schriftsteller wird immer ein Unwissender bleiben, obwohl er tiefer in die Dinge und ihre Zusammenhänge eindringen kann, als mancher andere. Je mehr Türen er aufstößt, umso größer wird der Raum, in dem er sich befindet. Um in dieser Weite zu bestehen, muss er mit Selbstvertrauen diesen schmalen gefahrvollen Pfad, den er selbst erkunden muss, zur Wahrheit gehen, die auch er schließlich nicht finden wird. Mit jedem Buch, das ich geschrieben habe, bin ich unsicherer geworden. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass die Spiele der Kindheit und Jugend vorbei sind, dass ich nicht mehr ans ewige Leben glauben kann und dass ich meine, mit vierzig immer noch nicht das gebracht zu haben, worauf es mir ankommt. Die Umsetzung des „großen Anspruchs“ habe ich immer wieder aufs nächste Buch delegiert und gesagt: „Das wird´s sein.“ Aber als das Buch dann da war, musste ich mir erneut sagen: „Das ist es nicht.“

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