Peter Schmidt - Mythos Emotionale Intelligenz

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Emotionale Intelligenz ist seit Daniel Goleman zum geflügelten Begriff geworden. Definierte Goleman noch, dabei handele es sich um «die Fähigkeit, unsere eigenen Gefühle und die anderer zu erkennen, uns selbst zu motivieren und gut mit Emotionen in uns selbst und in unseren Beziehungen umzugehen», so wurde schon bald klar, dass eine so vage Definition weniger nützt als in die Irre führt. Denn was heißt es eigentlich, «gut» mit Emotionen umzugehen?

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Peter Schmidt

Mythos Emotionale Intelligenz

Einführung in die Psychologie des Fühlens und Bewertens

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Inhaltsverzeichnis Titel Peter Schmidt Mythos Emotionale Intelligenz - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Peter Schmidt Mythos Emotionale Intelligenz Einführung in die Psychologie des Fühlens und Bewertens Dieses eBook wurde erstellt bei

ZUM BUCH

ÜBER DEN AUTOR

Teil A

Einleitung

1 Emotionale Desorientiertheit

2 Was uns zu emotionalen Irrläufern werden lässt

3 Wie sich emotionales Irrläufertum zeigt

4 Eine kritische Bestandsaufnahme unserer mentalen Verfassung

5 Typische emotionale Irrläufer

6 Was Werterfahrungen zu Werterfahrungen macht

7 Was Unwerterfahrungen zu Unwerterfahrungen macht

8 Gefühl als Kategorie sui generis

9 Unsere emotionale Grundverfassung

10 Wertgerichtetheit als mentales Hauptprinzip

11 Hedonismus oder objektivistische Wertbegründung?

12 Relativität der Werte

13 Wie Gefühle erlernt und wie sie wieder verlernt werden

14 Emotionale Desorientiertheit und der Sinn des Lebens

Teil B

15 Werturteile als Beweggrund politischer Entscheidungen

16 Das Versagen der Philosophie

17 Probleme der Psychologie mit dem Gefühlsbegriff

18 Die Schieflage der Neurobiologie

19 Moralbegründung und emotionale Desorientiertheit

20 Plädoyer für ein neues Verständnis der Werte

21 Was sollen wir tun? Worauf können wir hoffen?

Zitierte Literatur

Personenregister

Impressum

ZUM BUCH

Emotionale Intelligenz ist seit Daniel Goleman zum geflügelten Begriff geworden. Definierte Goleman noch, dabei handele es sich um „ die Fähigkeit, unsere eigenen Gefühle und die anderer zu erkennen, uns selbst zu motivieren und gut mit Emotionen in uns selbst und in unseren Beziehungen umzugehen “, so wurde schon bald klar, dass eine so vage Definition weniger nützt als in die Irre führt. Denn was heißt es eigentlich, „gut“ mit Emotionen umzugehen?

Dem schönen Schein Emotionaler Intelligenz könnte man angesichts unserer gesellschaftlichen Verhältnisse durchaus die harten Fakten realer emotionaler Desorientiertheit entgegensetzen.

Denn neue Analysen zeigen, dass das autoritäre Verhalten des wertobjektivistischen Despoten, die Vorurteile des Selbstmörders, die Resignation des Verzweifelten, die emotionale Desorientiertheit des Nihilisten ohne falsch verstandene Gefühle kaum denkbar wären.

Aber welche Rolle genau spielen Gefühle in unseren privaten und sozialen Konflikten? Was bewirken emotionale Entscheidungen? Welcher Stellenwert kommt ihnen beispielsweise bei Gewalt und Krieg, Diktatur und Fundamentalismus zu? Man könnte glauben, diese Fragen seien mit dem Siegeszug von Golemans Weltbestseller „Emotionale Intelligenz“ (1995) und dem fast unüberschaubaren Titelangebot seiner Nachfolger längst beantwortet.

Tatsächlich jedoch ist die Situation hinsichtlich des Gefühls- und Emotionsbegriffs völlig kontrovers. Zahlreiche Ansätze versuchen Charakter und Gesetzmäßigkeiten des Fühlens zu bestimmen, ohne dabei Übereinkunft zu erzielen. Der amerikanische Philosoph Robert C. Solomon stellte angesichts der Verschiedenartigkeit der Deutungen ernüchtert fest: „Was ist ein Gefühl? Man sollte vermuten, dass die Wissenschaft darauf längst eine Antwort gefunden hat, aber dem ist nicht so, wie die umfangreiche psychologische Fachliteratur zum Thema zeigt.“

Neurobiologie, Psychologie und Philosophie haben gleichermaßen darin versagt, uns zu erklären, was genau Gefühle sind und in welchem Verhältnis sie zu unseren Werterfahrungen und Sinnvorstellungen stehen. Deshalb leben viele Menschen in einem Zustand permanenter Desorientiertheit. Ihre Motive und Wertvorstellungen sind über weite Strecken Selbsttäuschungen. „Mythos Emotionale Intelligenz“ vollzieht die längst fällige kopernikanische Wende unseres Selbstverständnisses – und liefert die fehlenden Ergänzungen und Korrekturen zum populären Begriff der Emotionalen Intelligenz

gesellschaftlich

psychologisch

philosophisch und wissenschaftstheoretisch

neurophysiologisch

ÜBER DEN AUTOR

Peter Schmidt geboren im westfälischen Gescher Schriftsteller und Philosoph - фото 2

Peter Schmidt, geboren im westfälischen Gescher, Schriftsteller und Philosoph, studierte Literaturwissenschaft und sprachanalytische und phänomenologische Philosophie mit Schwerpunkt psychologische Grundlagentheorie an der Ruhr-Universität Bochum.

Peter Schmidt hat mehrere Bücher zum Thema Stressabbau, Umgang mit belastenden Emotionen und Bewertungen, Burnout und mentale Leistungssteigerung veröffentlicht. Im Zuge seines Studiums und mehreren Tausend Stunden Workshop mit Meditationsexperten, Therapeuten, Psychologen und Übenden entstanden aus bekannten Therapiekonzepten weiter entwickelte Verfahren mit deutlich gesteigerter Wirksamkeit, vor allem aber auch Alltagstauglichkeit. Seine ständig weiter präzisierten Mentaltechniken werden bereits vielfach in der Therapie (u.a. Psychotherapie, Logopädie, Psychiatrie) eingesetzt.

Teil A

Leer ist jenes Philosophen Rede,

durch die keine Leidenschaft

des Menschen geheilt wird

EPIKUR

Die Hauptthese dieser psychologischen, philosophischen und gesellschaftlichen Analyse lautet, dass wir über weite Strecken emotional desorientiert sind und dass aus unserer Desorientiertheit sowohl Selbstentfremdung wie vielfältige gesellschaftlichen Missstände resultieren. Dazu gehören Nihilismus, Kriege, Terrorismus, Ausbeutung und Intoleranz, aber auch psychische Probleme wie Depressionen und Sinnleere.

Einleitung

Warum wir unsere Gefühle nicht verstehen

Es ist schwer zu glauben: aber die meisten Menschen verstehen ihre Gefühle nicht. Man könnte meinen, von Gefühlen müsste man auch nicht mehr verstehen, als wir ohnehin schon wissen. Das wäre richtig, wenn wir immer befriedigend mit unseren Gefühlen umgingen. Leider beweisen unsere großen und kleinen Lebenskatastrophen eher das Gegenteil. Wir haben zwar Gefühle, und glücklicherweise handeln wir auch oft aus dem Bauch heraus vernünftig. Aber dieses Handeln ist überwiegend intuitiv. Wir wissen nicht so recht, was wir eigentlich tun.

Darin gleicht unser Leben einem Autofahrer, der weder Bremspedal noch Kupplung und die Bedeutung der Verkehrszeichen kennt, aber während der Fahrt so lange herumexperimentiert, dass er einigermaßen ungeschoren durchkommt.

In den Wissenschaften ist unsere Ratlosigkeit, was genau es mit unseren Gefühlen auf sich hat, ein offenes Geheimnis. Niemand hat bisher ein Konzept gefunden, mit dem es zu einem ähnlich hohen Maß an Übereinstimmung gekommen wäre wie beispielsweise in der Physik oder bei der medikamentösen Behandlung von Depressionen. Daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass selbst Therapeuten und Ärzte von diesem Defizit betroffen sind. Wobei man sarkastisch anfügen könnte – ein Mangel, der vielen noch gar nicht aufgefallen ist. Denn auch Therapeuten wüssten auf Nachfrage kaum zu erklären, was genau unter den Gefühlen, Emotionen, Stimmungen und Affekten zu verstehen ist, die sie ja schließlich behandeln wollen. Mit ein wenig humanistischer Bildung wird man sich damit herausreden, das sei seit den antiken Philosophen Aristippos und Epikur, Platon und Aristoteles immer noch eine offene Frage. Und vielleicht hinzufügen, dass wir doch eigentlich ganz gut ohne solche Definitionen durchs Leben kämen. Im Folgenden werde ich zeigen, dass dies ein verhängnisvoller und folgenreicher Irrtum ist.

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