„Sie zieht sich gerade wieder an!“ erwiderte Simmons. „Wir haben also nicht viel Zeit!“
„Stimmt etwas nicht?“
Der Arzt verzog für einen Augenblick die Mundwinkel. „Ich befürchte, es steht ein Anfall bevor!“ sagte er dann schnell.
„Was?“ Frank war sofort entsetzt. „Aber ich dachte, du könntest nicht…!?“
„Kann ich auch nicht!“ schränkte Simmons sofort ein. „Es ist…ein Gefühl!“
„Ein Gefühl?“
Der Arzt nickte betrübt. „Jedes Mal, bevor Kate einen Anfall hatte, war eine Gewichtsabnahme zu verzeichnen. Nur leicht zwar, aber immerhin. Außerdem fanden alle Anfälle in einer Zeit erhöhter Leberwerte statt!“
„Und?“
„Kates Leberwerte sind erhöht. Und sie hat in den letzten vier Wochen etwa ein Kilo Gewicht verloren!“
„Verdammt!“ Frank sah Jeffrey mit großen Augen an.
„Das sind zwar keine Garantien für einen bevorstehenden Anfall, aber eben Indizien!“ schränkte Conners nochmals ein.
„Und, was sollen wir denn jetzt tun?“ Palmers Blick drückte pure Verzweiflung aus.
Simmons hielt ihm stand, obwohl man sah, wie seine Kieferknochen aufeinander mahlten. „Wir brauchen das Geld, Frank. So schnell, wie möglich!“
Rachael war den ganzen Tag schon nervös – und doch auch voller Vorfreude.
Sie hatte sehr viel überlegt und sich die Sache alles andere als leicht gemacht, doch am Ende hatte sie sich für diese gemeinsame Nacht mit Timothy entschieden.
Weil er sich wirklich geändert und seine Fehler eingesehen hatte. Weil er ein wunderbarer Vater für ihre gemeinsame Tochter war. Weil er sein Studium wieder aufgenommen hatte und somit an ihrer aller Zukunft arbeitete. Und weil ihn all das noch weitaus attraktiver machte, als er es ohnehin schon war, als sie wie zwei Magnete zusammengeknallt waren und irre guten Sex gehabt hatten.
Nein, Rachael war zwar nervös, aber sie war nicht unsicher. Sie hatte die richtige Entscheidung getroffen und freute sich wahnsinnig auf den bevorstehenden Abend und die darauffolgende Nacht.
Ihre Tochter hatte sie am frühen Nachmittag zu ihren Eltern gebracht, wo sie bis Sonntagnachmittag bleiben konnte.
Als sie wieder zuhause war, duschte sie und widmete sich dabei ausgiebig der Körperpflege. Um vier kam eine ihrer Freundinnen, um ihr die Haare und die Nägel zu machen. Das dauerte bis halb sechs und eine Flasche Wein, von der es Rachael aber gelang, nur ein Glas zu trinken und das zweite, noch fast voll, wegzuschütten, nachdem sie wieder allein war.
Dennoch hatte ihr die Gesellschaft ihrer Freundin gut getan. Sie hatten viel gelacht und der Alkohol versetzte sie in eine fröhliche, leichte Stimmung.
Mit einem Summen zog sie ihre Kleider an, die sie extra für heute gekauft hatte. Neue, aufreizend dünne, spitzenbesetzte Unterwäsche, halterlose Strümpfe und ein wadenlanges Abendkleid aus Magenta-farbigem Satin mit Spaghettiträgern. Letztlich schminkte sie sich noch dezent, aber verführerisch.
Als sie sich dann im Spiegel betrachtete, war sie sehr zufrieden und sicher, dass alles den gewünschten Effekt erzielen würde.
Alsdann machte sie sich auf den Weg zum Hotel, wo sie gegen halb sieben eintraf. Nachdem sie ihre mitgebrachten Utensilien – ein cremefarbenes, seidenes Nachthemd und ein Paar gepolsterte Handschellen – verstaut hatte, bestellte sie beim Zimmerservice eine Flasche guten Sekt und ein leichtes Abendessen für zwei Personen für acht Uhr, sowie eine Portion frische Erdbeeren mit Schlagsahne.
Als sie den Hörer aufgelegt hatte, umspielte ein breites Grinsen ihre Lippen. Jetzt konnte Timothy kommen.
Und er war überpünktlich.
Um drei Minuten vor sieben klingelte ihr Telefon erneut und der Portier sagte ihr, dass ein Mister Dixon da wäre.
Rachael bat natürlich sofort darum, ihn in ihr Zimmer zu schicken.
Als Timothy dann klopfte, schlug ihr Herz fast ebenso so laut und ebenso so schnell. Nach einem tiefen Atemzug öffnete sie die Tür – und nur einen Lidschlag später waren alle Dämme schon gebrochen.
Denn als sie Dixon vor sich stehen sah, hätte es sie beinahe umgehauen, denn sie hätte sich niemals träumen lassen, dass dieser wunderschöne, hochattraktive Mann nochmals eine derart gewaltige Schippe obenauf legen konnte, wie er es aber ganz offensichtlich getan hatte.
Vollkommen unerwartet trug er einen feinen, anthrazitfarbenen Anzug, mit weißem Hemd und einem dunkelblauen Schlips. Alles passte wie angegossen und sah unglaublich gut an ihm aus.
Außerdem hatte Timothy seinen Haarschnitt verändert. Er trug ihn jetzt etwas länger, als zuvor - obwohl sich Rachael nicht erinnern konnte, dass er sein Haar hatte wachsen lassen – und ließ einige Strähnen davon in sein Gesicht fallen, was ihm eine verruchte, geheimnisvolle und aufregende Note verlieh. Zusätzlich fiel Rachael auf, das sein dunkelblondes Haar deutlich heller wirkte und sie nahm an, dass er es sich hatte bleichen lassen. Und auch das stand ihm unverschämt gut.
„Hallo Rachael!“ sagte er mit einem sanften Lächeln und einer Stimme wie kaltgepresstes, doppeltnatives Olivenöl.
„Timothy!“ Rachael konnte ihre Freude über seinen Anblick nur schwer zurückhalten. „Komm rein!“
Während Timothy an ihr vorbei ins Zimmer ging, fiel ihr auf, wie gut ihm sein Anzug passte. Er wirkte fast wie maßgeschneidert, umspielte jede Faser auf sanfte, aber sehr klare Weise. Dabei konnte Rachael beinahe nur staunen. Zwar wusste sie, dass Timothy aufgrund seines Studiums eigentlich sehr sportlich war und einen entsprechend durchtrainierten Körper besaß, doch was sie dort unter dem Anzugstoff erkennen konnte, waren weitaus mehr und weitaus härtere Muskeln, als ihr bisher aufgefallen waren. Ihre Verblüffung hielt allerdings nicht lange an, dann spürte sie eine deutliche Hitze in sich aufsteigen, denn Timothys Muskeln wirkten nicht überzogen oder deplatziert, sondern verliehen ihm im Gegenteil einen dominanten, selbstsicheren Eindruck, der sie zunehmend erregte.
Mit leicht weichen Knien schloss Rachael die Tür und wollte sich zurück in den Raum drehen, als sie sichtlich erschrak, als Timothy direkt vor ihr stand und sie mit strahlend weißen Zähnen anlächelte. „Du siehst… absolut …umwerfend aus!“ hauchte er wie ein warmer Sommerwind.
Rachaels Herz schlug noch schneller, die Hitze in ihrem Körper breitete sich aus. Für einen Augenblick fehlte ihr die Luft zum Atmen und sie musste schlucken, denn Timothy verströmte einen wundervollen Duft. Süß und doch markant. Herb und doch leicht.
Aber mehr als alles andere war sie fasziniert und wie hypnotisch angezogen von seinen funkelnden, strahlenden und fast wie magisch lodernden blauen Augen, die sie in dieser Intensität noch nie zuvor an ihm bemerkt hatte und die sie nicht mehr losließen. „Du…!“ Sie musste erneut schlucken. „…auch!“
Timothys Lächeln wurde einen Hauch stärker, als er seine Hände um ihre Hüften legte und sie sanft, aber kraftvoll zu sich zog. Rachaels Hände fuhren über seine muskulösen Oberarme auf seine Schultern, während Timothys rechte Hand ihre linke Wange streichelte.
Und als das geschah, konnte Rachael nicht mehr an sich halten. Ihr Kopf zuckte nach vorn und als sie seine weichen und warmen Lippen spürte und seine süße, begierige Zunge, stöhnte sie wollüstig auf.
Es war der Startschuss für eine wundervolle Nacht voller Begierde, Ekstase und Orgasmen, wie sie sie niemals zuvor heißer und intensiver erlebt hatte.
*
Nachdem sie das Krankenhaus wieder verlassen hatten, war Frank bemüht, sich nichts anmerken zu lassen, was ihm wohl auch gut gelang, denn Kate war fröhlich und aufgekratzt wie immer, wenn sie Dr. Simmons begegnet war und redete fast unablässig von dem gemeinsamen Essen, zu dem sie Jeffrey in der nächsten Woche eingeladen hatte.
Читать дальше