Meine GedankenSplitter sind vielfältig und eine Mischung aus Konkretem und eben aus Splittern, also weniger Konkretem. Alles fließt und verschwimmt und löst sich auf, um sich zu etwas Neuem zu verbinden. Die Gedanken streben herauf, oft unkontrolliert und unkontrollierbar. Sie kommen aus dem Unterbewussten, dem Unbewussten und Bewussten und werden im Außen durch Beobachtungen und Erfahrungen, eben Splitterhaftem inspiriert. Im Wort konkretisieren sich diese geronnenen Gedanken. Sie münden in Impulse, die man annehmen kann oder auch lassen kann. Ich habe eine Meinung und biete sie an. Ob sie aufgenommen wird, liegt in der Verantwortung des geneigten Lesers. So spreche ich mein Leserpublikum manches Mal auch förmlicher an. Und wenn es das Thema gebietet, dann wähle ich die etwas vertrautere Form.
Ich wünsche mir, dass diese GedankenSplitter aufgenommen und umgesetzt werden – für jeden auf seinem Niveau und in seinem Umfang. Ich wünsche mir, dass das Leben als etwas begriffen wird, das Hingabe und Übung verlangt, das nach Leidenschaft, Begeisterung und Beseelung strebt, um dann auch andere zu begeistern und zu beseelen. Und ich wünsche mir die Erkenntnis, dass Leben etwas ganz Natürliches ist und nicht auf eine Elite beschränkt ist und einen Dauerkampf verlangt.
Mögen diese GedankenSplitter Anregung sein, einzutauchen ins Leben … und scheinbar Unverbindbares miteinander zu verbinden.
Dann lässt sich so manche Schönheit des Lebens entdecken.
Berlin-Potsdam, 2014-2016 Andrea Riemer
GedankenSplitter … Aus einem werden viele …
Jahreswechsel – Eine Bilanz der anderen Art
Ins Neue bin ich hinein gesprungen. Das Alte habe ich hinter mir gelassen, sortiert, geordnet, befriedet. Es war aufwendig und nicht immer angenehm. Jedoch - es ist. Über die Mitte bin ich gegangen, habe dabei ausreichend sogenannte Niederlagen und Triumphe eingefahren, bin nach jedem Sturz das eine Mal mehr aufgestanden als alle anderen. Und daher stehe ich, wo ich hier und heute stehe. Und ich gehe meinen Weg voll Freude und Neugierde. Hier und jetzt.
Was ist mein Weg? Das, was mein Herz zum Singen bringt, das ist mein Weg. Der Erfolg - der kommt dann durch diesen leichten Energiefluss automatisch. Es ist gar nicht anders möglich. Auch wenn es viele noch nicht glauben können. Mut und Vertrauen, dass ‚es’ geht, ermöglichen Erfahrung. Tun zeigt, dass ‚es’ geht. Vom Zuschauen erlernt man das Laufen nicht. Es braucht die Tat, die konkrete Umsetzung und die Erfahrung. Das ist meine Erkenntnis. Und jeder macht seine Erfahrung und zieht seine Erkenntnisse daraus. Dazu müssen wir uns nicht vergleichen, denn dieser Vergleich ist unsinnig, weil jeder Weg individuell ist.
Auf meinem Weg halte ich mich sehr gerne auf der Brücke zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren auf. Dann erfahre ich das Leben in seiner ganzen Breite und Tiefe. Nichts ist uninspirierender als Eintönigkeit. Die Welt ist eine Welt der Polyphonie und der Multiversen. Darin liegt ihr Reiz.
Was ist mir wichtig? Wohl am wichtigsten ist mir die Freiheit, meinem Herzen zu folgen. Freiheit bedeutet die Fähigkeit zu wählen und Verpflichtungen gleichzeitig zu beachten. Dann ist Leben Leben in all seiner Dichte.
Leben heißt für dann mich, sich hier und jetzt in ein Abenteuer ohne Gelinggarantie zu begeben, nicht wissen zu wollen, was sich hinter der nächsten Biegung verbirgt und wer mir dort - vielleicht - begegnet. Leben heißt für mich, die Überraschungen und Geschenke, die jeder neue Tag bringt, zu erkennen und auch anzunehmen. Leben heißt für mich, mit den Freuden des Tages und den Sorgen der Nacht gleichermaßen umgehen zu können und daran zu wachsen.
Die ist eine kleine Bilanz der anderen Art. In Vorfreude auf ein Neues.
Wir sind meisterlich im Festhalten dessen, was wir liebgewonnen haben – auch wenn es Leiden und Schmerzen sind. Oft halten wir automatisch und reflexhaft fest.
Besonders wenn es um Veränderung geht, denn dann ist unser Überleben offenbar gefährdet. Das Unterbewusstsein hat ein einziges Instrument, um unser Überleben zu sichern: die Angst. Daher versuchen wir – oft unbewusst- mit aller Kraft, das Alte zusammenzuhalten … weil es ist ja so bequem und gibt so viel Sicherheit. Dabei haben wir uns in dieser beschleunigten Zeit innerhalb einer viel zu kurzen Zeitspanne viel zu viel aufgeladen.
Wir wenden unzählige Stunden im Argumentieren für das Alte auf, sind erfinderisch wie kaum sonst wo, wenn es um unsere gewohnte Vorstellungen geht. Sie sind wie ein paar bequem eingegangene Schuhe. Da gibt es keine Blasen mehr. Die Komfortzone als Bequemlichkeitsort oder als eine neue Form des Gefängnisses?
Und nun sind wir offenbar in einem freien globalen Fall, wo unsere Vorstellungen, eine nach der anderen, über den Haufen geworfen werden. Die Gitterstäbe des Gefängnisses brechen, oft ohne unser Zutun.
Die Welt, wie wir sie kennen, wandelt sich in einer Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen. Und wir sind mitten drinnen – wo sind wir mitten drinnen?
Die Stille, die große Unbekannte, hat sich ihr Dasein bei mir erzwungen. Auch so kann es gehen.
Also, nun sitze ich da, nein ich liege, denn sitzen geht im Moment nicht. Und ich beobachte – unter Schmerzen, denn die Stille hat mir Schmerzen vorausgeschickt und so ihren Raum eingenommen. Ich merke rasch, es gibt keine RaumZeit, die voller ist als Stille. Es ist der scheinbar leere Raum, die ungefüllte Zeit, die für sich und in sich spricht.
Was tue ich nun mit dieser neuen Begleiterin? Da ist sie. Ich kann sie ja nicht hinausschicken. Nun denn - dann lasse ich mich in sie hineinfallen wie in die weichste Baumwolle. Innenhalten, anhalten, stehenbleiben, durchatmen, andere Wege gehen. Nichts tun, nicht sein müssen, keine Hyperaktivität, kein Event, kein Workshop, keine Besprechungen, keine Meetings, die an Beliebigkeit und Inhaltsleere kaum zu überbieten waren. Keine Warterei am Flughafen. Kein Zittern, ob denn die Bahn fahren würde. Einfach nichts – und gleichzeitig so viel. Herzlich willkommen, meine neue Freundin.
Ungewissheit: Herzlich Willkommen Ego
Wissen wir, was auf uns zukommt, wenn wir in der Früh unsere Beine vor unser Bett stellen? Bewegen wir uns in einer scheinbaren Sicherheit, die es gar nicht geben kann? Treffen wir jenen Menschen, den wir über alles lieben, am neuen Tag wieder? Es ist diese Selbstverständlichkeit, die mich innehalten lässt. Es ist diese Selbstvergessenheit, die mich aufrüttelt – wenn wieder einmal ‚etwas’ geschieht.
Wenn es weniger gut läuft, dann stelle ich mir die Frage nach dem Grund meines scheinbaren Unglückes. Ich hatte alles und war doch gleichzeitig unspezifisch unglücklich. Ich konnte keinen Grund benennen, der für mein Unglücksgefühl verantwortlich war.
Wahrscheinlich platzt mein Ego immer wieder herein. Dabei wird mir deutlich, dass ein dauerndes sich mit etwas Beschäftigten auch ein Ausdruck von Unglück und Unglücklich Sein ist.
Was ich jeden Tag lerne, liegt immer direkt vor mir: die Geduld, das Vertrauen, das Aufstehen, wenn ich hinfalle, der Mut. Ob es gut geht – was immer ‚gut’ ist? Ich weiß es nicht, Gottseidank. Diese scheinbare Ungewissheit hält mich wach und bringt mich vom Sein ins Tun und wieder zurück.
Wo ist da nun Ungewissheit?
Ausgeleierter Pullover, abgetragen, irgendwo zwischen Rot und Pink, so steht sie da. Seit Wochen auf meinem Morgenweg sehe ich diese junge Frau. Ihr Alter ist kaum zu schätzen. Immer eine Zigarette in der Hand und hektisch-intensiv daran ziehend. Da steht sie, bei jedem Wetter. Offenbar ist Rauchen zu Hause nicht möglich. Ausgesperrt, ausgegrenzt, an den Rand gestellt, alleine gelassen, verlassen … nach draußen geflüchtet – vor allem vor sich selbst geflüchtet in die eine der großen Süchte.
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