Während er sich eine Sofadecke wie ein Handtuch um die Hüften bindet, klopft es erneut, diesmal drängender und noch lauter.
„Wer ist da?“, ruft Chris mit dunkler Stimme, die jeden Störenfried sein Handeln noch einmal überdenken lässt.
„Ich bin´s, Evanna“, hören wir dumpf die piepsige Stimme der Druidin von draußen.
Chris sieht mich an. „Kennst du sie?“
„Ja, ja. Sie ist eine Druidin, sie war mit mir auf der Insel“, antworte ich und richte meine Decke, um meine Nacktheit zu verbergen.
Dann nicke ich Chris zu und er öffnet die Tür einen Spalt.
„Tut mir leid, dass ich so spät noch störe“, entschuldigt sich eine völlig durchnässte Evanna und linst durch den schmalen Türspalt hinein, während hinter ihr der Wald von einem laut krachenden Blitz erhellt wird. „Ich habe bemerkt, dass ein Mann sich Zugang zum Wald verschaffen möchte. Er hat den Wald bereits einmal komplett umrundet, kann euren Zauber aber nicht überwinden.“
Während sie das sagt, beobachte ich wie Chris´ Haltung sich versteift. Er zieht die Tür ein Stück weiter auf und schnuppert in den Wind hinein.
„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Kein Mensch kann momentan den Wald betreten, ihr seid hier in Sicherheit“, antworte ich und mildere meinen leicht gereizten Ton mit einem Lächeln ab.
Doch Evanna schüttelt mit dem Kopf. „Du verstehst nicht, Scarlett. Es ist derselbe Mann, der dich und deine Freundin schon den halben Tag verfolgt!“
„Moment! Was?“ Chris Nackenhaare stellen sich auf und die Muskeln in seinen Schultern spannen sich an.
Mit großen Augen setze ich mich aufrechter hin und winke Evanna hinein. „Carmen und ich wurden verfolgt?“, hake ich ungläubig nach und lasse den Tag in Gedanken Revue passieren. „Aber woher willst du das wissen? Du warst doch gar nicht dabei!“
Chris schließt die Tür und sperrt das Unwetter aus, dann tritt er neben Evanna und mustert sie skeptisch.
Die junge Druidin senkt den Blick. „Doch, ich war immer ganz in der Nähe“, gibt sie ein wenig peinlich berührt zu.
„Warum?“ Chris´ Stimme ist anklagend und lässt Evanna zusammenzucken.
Ohne den Blick zu heben antwortet sie. „Ich fühle mich als eine der ersten Druidenhexen dazu verpflichtet, die Mitternacht zu bewachen.“
Chris bleckt die Zähne und sieht mich fragend an.
„Evanna, ich muss nicht bewacht werden“, sage ich unbehaglich. „Es ist nett, dass du dich für mich verantwortlich fühlst, schätze ich, aber ich komme schon klar!“
Nun blicken die rehbraunen Augen der Druidin mich an und sie schüttelt leicht mit dem Kopf. „Du hast deinen Verfolger nicht bemerkt, oder?“
Unwillkürlich ziehe ich die Stirn kraus. „Wir waren in der Innenstadt und im Stadtpark, da waren hunderte Menschen! Wenn einer davon zufällig denselben Weg hatte wie wir, dann heißt das nicht, dass wir verfolgt wurden.“
„Wie sah er aus? Beschreibe ihn!“, fordert Chris Evanna auf.
Sie weicht einige Zentimeter von ihm zurück und wirkt von seiner massiven Statur eingeschüchtert. „Er… Er ist ungefähr so groß wie ich, schmal und schlank gebaut, hat schwarze Haare.“
„Ebraxas“, grollt Chris und formt die Hände zu Fäusten.
„Nein, ich glaube nicht, dass es Ebraxas ist“, sage ich rasch und fahre mit der Hand über meine Stirn. „Trug er ein weißes Hemd und eine dunkelblaue Anzughose?“
Evanna und Chris sehen mich beide gleichermaßen überrascht an. „Du hast ihn also doch bemerkt?“, will Evanna wissen.
Seufzend sacke ich gegen die Lehne des Sofas. „Das ist Markus, mein Ex! Ich habe ihn in der Stadt getroffen, seiner Schwester gehört der neue Laden im Einkaufszentrum und er war zufällig auch da.“
Chris´ Augen formen sich zu Schlitzen und ich kann sehen, wie seine Pupille sich weitet. „Markus“, wiederholt er seinen Namen, als wolle er ihn kosten, um zu schmecken, womit er es zu tun hat. „
„Wir haben nur kurz im Laden mit ihm gesprochen. Ich wusste nicht, was ich sagen soll, also hat Carmen die meiste Kommunikation übernommen“, erzähle ich und meine Wangen werden bei der Erinnerung an mein seltsames Verhalten rosig. „Aber er hat uns doch nicht verfolgt, Evanna!“
Sie nickt. „Doch. Er ist euch hinterhergefahren und im Park ist er euch zu Fuß gefolgt. Und jetzt umrundet er den Wald und versucht hineinzukommen.“
Ich sehe Chris an, dass er sich kurz vor der Verwandlung befindet. Rasch springe ich auf, drücke die Decke an meinen Körper und berühre Chris am Arm. „Bleib ruhig, bitte“, flüstere ich und sehe zu, wie der Klang meiner Stimme die Haare an seinem Körper wieder abflachen lässt. „Er ist nur ein Mensch, er kann die Barriere nicht übertreten. Bestimmt ist er nur neugierig und haut gleich wieder ab.“
„Neugierig?“, wiederholt Chris fauchend. „Er muss aber ganz schön neugierig sein, wenn er bei diesem Wetter da draußen rumrennt!“
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