Stefanie Purle
Equinox
Band 8 der "Scarlett Taylor"-Reihe
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Inhaltsverzeichnis
Titel Stefanie Purle Equinox Band 8 der "Scarlett Taylor"-Reihe Dieses ebook wurde erstellt bei
Titelei Titelei Band 8 der „Scarlett Taylor“-Reihe Stefanie Purle Equinox ©Stefanie Hunfeld-Vieweg 26871 Aschendorf stefaniepurle@gmail.com Covergrafiken: ©pngtree
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Impressum neobooks
Band 8 der „Scarlett Taylor“-Reihe
Stefanie Purle
Equinox
©Stefanie Hunfeld-Vieweg
26871 Aschendorf
stefaniepurle@gmail.com
Covergrafiken: ©pngtree
Ich stehe bis zu den Knöcheln im Wasser und blicke aufs Meer hinaus. Der Wind weht mein Haar über meine Schulter und kühlt den Schweiß auf meiner Stirn. Die Sonne ist unerbittlich und das jeden Tag. Jeder verdammte Tag auf dieser Insel ist gleich und verfolgt ein identisches Schema, das mir mittlerweile tierisch auf die Nerven geht. Die einzige Wolke, die sich hier jemals vor die Sonne schiebt und die Insel für wenige Minuten in Schatten taucht, wird gleich von einer leichten Brise in Position geschoben. Vorher jedoch wird eine Möwe krächzen, dann prallt eine größere Welle gegen das steinerne Kliff, sodass es spritzt und zischt. Und dann kommt diese kleine Wolke und verdeckt für kurze Zeit die unerbittliche Sonne da oben.
Ich hasse diese Sonne und ich hasse diese Insel! Niemals hätte ich gedacht, dass mir dieser Ort, der früher einmal Chris´ und mein Zufluchtsort war, so auf die Nerven gehen würde! Der weiße Sandstrand, die Kokosnusspalmen, die tropische Flora und Fauna und sogar das Meer haben für mich nichts paradiesisches mehr. Es ist einfach nur noch nervig! Mir klebt Sand an Stellen, an denen niemandem Sand kleben sollte! Ich bin übersäht von Mückenstichen und Bissen von Sandflöhen, mein Darm rebelliert von zu vielen Kokosnüssen und allein der Geruch von gebratenem Fisch verursacht mir mittlerweile Übelkeit, weil es seit gut drei Wochen nichts anderes mehr zu essen gab.
Ich sehne mich nach frisch gebackenem Brot mit Leberwurst, Schokoladenpudding, einem saftigen Cheeseburger und salzigen Pommes. Ganz besonders aber vermisse ich meinen heißgeliebten Vanille-Latte. Was würde ich doch alles für einen Schluck Kaffee geben?!
„Scarlett?“, ruft Evanna, eine der jüngeren Druidinnen, die sich seit einigen Tagen wie meine persönliche Assistentin aufführt. „Die nächste Gruppe wäre dann soweit.“
Seufzend blicke ich gen Himmel und schaue der Wolke dabei zu, wie sie sich vor die Sonne schiebt. „Ich komme sofort“, antworte ich, schließe die Augen und beobachte den grellen Punkt, der unter meinen Lidern zuckt. „Gib mir noch zwei Minuten.“
Ich versuche mich auf das Rauschen der Wellen zu konzentrieren, doch es hat keinen beruhigenden Effekt mehr auf mich. Ich hasse diese Insel und wünsche mir nichts sehnlicher als endlich wieder nach Hause zurückzukehren.
Mir fehlt Chris so sehr. Ständig muss ich den Impuls unterdrücken, zu ihm zurückzukehren. Das einzige, was mich noch hier hält, ist die Tatsache, dass auf der anderen Seite des Wandschrankes noch nicht eine einzige Sekunde vergangen ist. Es ärgert mich so, dass wir im Streit auseinander gegangen sind. Wenn ich endlich fertig bin und mit den Druiden zurückkehren kann, wird Chris noch immer draußen irgendwo im Wald hocken und sauer sein. Und auch wenn ich genug Zeit hatte, um darüber nachzudenken, wieso er plötzlich so wütend wurde, kann ich es immer noch nicht wirklich verstehen. Er kann nicht wirklich gedacht haben, dass es leicht für mich ist, wochenlang von ihm getrennt zu sein! Wir sind immerhin Gefährten! Voneinander getrennt zu sein, kommt einer Folter gleich! Deshalb wollte ich ihm genau das ja auch ersparen und habe diese Insel im Wandschrank vorgeschlagen. Indem ich den Druiden hier meine Kräfte verleihe, waren wir sie in der realen Dimension auf einen Schlag los, und wenn wir demnächst zurückkehren, werden sie ihre Kokons in den Baumkronen rings um unser Haus abreißen und von dannen ziehen. Mir erschien das als einzig akzeptable Lösung, doch nach Chris´ Reaktion zu urteilen, war er anderer Meinung.
Am meisten regt mich auf, dass er uns nicht die Chance gegeben hat, das auszudiskutieren. Er hat sich verwandelt und ist einfach im Wald verschwunden. So hat er sich zuvor noch nie benommen! Ich frage mich wirklich, was in ihn gefahren ist. Hat sein Benehmen etwas mit seiner veränderten Wolfsgestalt zu tun? Ist er deswegen so impulsiv und leicht reizbar? Oder steckt etwa noch mehr dahinter?
Ein Räuspern hinter mir unterbricht meine Gedanken. „Scarlett?“
„Ja, Evanna, ich komme“, stöhne ich und trotte aus dem Wasser heraus.
Die Druidin lächelt mich freundlich an und legt die Handflächen aneinander. Ich habe ihnen allen schon hunderte Male gesagt, dass sie sich nicht immer vor mir verbeugen müssen, doch sie tun es trotzdem. So auch Evanna. Sie senkt den Kopf und präsentiert mir ihre wulstige Sternnarbe auf ihrem Skalp. Die langen geflochtenen Zöpfe ihres schwarzen Haares baumeln von ihrem unteren Nacken herab und ihre Kopfhaut glänzt wie eine polierte, fleischfarbene Bowlingkugel. Ich habe in den letzten Wochen beobachten können, wie die weiblichen Druiden ihren haarlosen Skalp erhalten und sich gegenseitig mit den Fingernägeln die Haare ausreißen, wie Affen, die einander entlausen. Im Nacken jedoch lassen sie die Haare langwachsen und flechten sie zu Zöpfen, in dessen Enden sie dieselben goldenen Perlen stecken, die die männlichen Druiden in ihren Bärten tragen. Ihre Kutten sind identisch mit denen der männlichen, und wenn sie ihre Kapuzen tragen, kann man kaum erkennen, wer von ihnen Mann oder Frau ist.
Evanna führt mich zu dem Zelt, das sie aus dem Baldachin unseres Strandbettes erbaut haben. Rauch steigt aus der Spitze empor, wie aus einem Schornstein, und der herbe Geruch verbrannter Kräuter kitzelt mir bereits von Weitem in der Nase. Neben dem Zelt steht eine Gruppe von Druiden, denen ich meine Kraft schon verliehen habe und sie so ebenfalls zu Druidenhexen gemacht habe. Sie beschwören die Elemente, lassen Steine oder Wassertropfen schweben und experimentieren mit ihrem magischen Schutzwall herum. Am Anfang musste ich noch eingreifen, denn ansonsten hätten die Druiden bereits die ganze Insel abgefackelt. Doch mittlerweile kommen sie besser klar. Die, die zuerst die Kraft erhalten haben, unterrichten die Nachzügler. Doch zur Sicherheit haben wir die Regel aufgestellt, dass sie erst das Element Feuer beschwören dürfen, wenn sie mit Wasser, Erde und Luft genügend Erfahrungen gesammelt haben.
Evanna zieht den Vorhang zum Zelt auf und ich trete ein. Vor lauter Rauch kann ich die Druiden, die im Kreis um die Feuerschale in der Mitte versammelt sind, nicht sehen, doch das schwarze Leuchten ihrer Skalpnarben verrät ihre Anwesenheit.
Ohne etwas zu sagen, setze ich mich auf das Kissen, das meinen angestammten Platz markiert und schließe die Augen. Jedes Mal, wenn ich dieses Ritual vollziehe, liegt eine aufgeregte Anspannung in der Luft, so als wäre sie elektrostatisch aufgeladen. Der schnelle Rhythmus ihrer klopfenden Herzen um mich herum klingt wie eine Ritualtrommel, die den Takt eines uralten Beschwörungsgesangs angibt. Ich lasse meinen Geist von dem stetig wilden Klopfen tragen und mache mich bereit.
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