Peter Schottke
Patrick und die blöde Fee
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Inhaltsverzeichnis
Titel Peter Schottke Patrick und die blöde Fee Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1: Sensationensonntag
Kapitel 2: Raumgestaltung
Kapitel 3: Feenflügelfehlflüge
Kapitel 4: Grenzgerangel
Kapitel 5: Zwergstaat
Kapitel 6: Zinnenzauber
Kapitel 7: Gramgemach
Kapitel 8: Marmeladenmahl
Kapitel 9: Grottengebräuche
Kapitel 10: Nachschlag
Kapitel 11: Feindfaust
Kapitel 12: Windwand
Kapitel 13: Propheverzeihungen
Kapitel 14: Schratschrott
Kapitel 15: Balgbeschallung
Kapitel 16: Westwärtsweg
Kapitel 17: Kraterklettern
Kapitel 18: Käfigkrähe
Kapitel 19: Vulkanwucht
Kapitel 20: Drachenmacht
Kapitel 21: Spurensicherung
Kapitel 22: Nestwärme
Kapitel 23: Zugzwang
Kapitel 24: Matschmarsch
Impressum neobooks
Kapitel 1: Sensationensonntag
„Jetzt wird’s spannend!”, sagte Patrick und wie ein Flugkapitän vor dem Start kontrollierte er, ob alles bereit war. Bequemes Kissen im Rücken – okay. Links die XXL-Tüte mit den Kartoffelchips – okay. Rechts die Flasche mit der Cola – okay.
Und in der Mitte, auf seinem rundlichen Bauch: das Allerwichtigste, das Herzstück der Prozedur, die ihn für die folgenden Stunden beschäftigen würde. Sechsundzwanzig winzige Tasten, eine leuchtende Digitalanzeige, sowie, unter einem aufklappbaren Deckel, noch mehr Tasten für raffinierte Funktionen! Alles zusammengefasst in einem länglichen, flachen Kunststoffgerät mit jeder Menge Elektronik drin; so perfekt konstruiert, dass man selbst keinen einzigen Schritt mehr tun musste – einfach wunderbar!
Wie jeden Sonntag lümmelte Patrick im bequemsten Sessel vor dem Fernseher. Er trug sein Lieblingshemd mit der ausgeleierten Brusttasche, das anfangs von einem kräftigen Orange gewesen, heute wegen zahlreicher Waschgänge aber blassgelb war. Die Füße hatte er auf den Couchtisch gelegt, sodass die braunen Hausschuhe mit den ausgefransten Spitzen vor ihm aufragten, ohne jedoch die Sicht zu behindern. Er hatte es sich so richtig gemütlich gemacht, denn ein anstrengender Tag lag vor ihm: Sonntags gab es so viele packende Fernsehprogramme, dass er verflixt aufpassen musste, damit ihm nichts entging. Seine Finger glitten mit traumhafter Sicherheit über die Tastatur der Fernbedienung. Nicht viel anders, so war sich Patrick sicher, handhabte ein Düsenjägerpilot seine Cockpit-Instrumente.
Es ging los auf Kanal 5 mit den Weltraumabenteuern. Die dauerten eine halbe Stunde, aber zwischendurch schaltete Patrick immer mal wieder zu dem Zeichentrick-Western auf Kanal 17. Er wusste, dass auf Kanal 21 eine wichtige Krimiserie lief, aber die hätte er nur gleichzeitig anschauen können, wenn seine Eltern einen zweiten Fernseher aufgestellt hätten. Dieser Gedanke erschien Patrick ausgesprochen vernünftig. Schließlich hatte der Mensch zwei Hände, also war er auch imstande, zwei Fernbedienungen zu halten, und er hatte zwei Augen und konnte folglich zwei Fernsehapparate gleichzeitig betrachten. Patricks Eltern allerdings schienen der Ansicht zu sein, dass ein einziges Fernsehgerät vollkommen genügte und dachten überhaupt nicht daran, noch eines anzuschaffen. Patrick hatte sie schon mehrmals dazu gedrängt, aber Eltern waren wohl einfach zu uneinsichtig für die wirklich wichtigen Dinge. Sie kümmerten sich viel lieber um Arbeitengehen, Haushaltstätigkeiten, Einkaufen, Postsachen und ähnlich langweiliges Zeug.
Jetzt schaltete Patrick auf Kanal 13. Dort waren Seeräuber dabei, einen Schatz zu vergraben. Na ja. Das fand Patrick nicht spannend genug. Aber auf Kanal 4! Da bekam er Roboter gezeigt, die eine ganze Großstadt angriffen! Diese Roboter waren riesig und sie warfen Wolkenkratzer einfach um. Unglaublich, was es alles gibt, dachte Patrick. Mit weit aufgerissenen Augen verfolgte er das Geschehen.
Der Krach, den die Roboter veranstalteten, war herrlich laut. Patricks Mutter erschien in der Tür; auch ihre Augen waren weit aufgerissen. Dafür hielt sie sich die Ohren zu. „Um Himmels willen, Patrick, mach das leiser!”, rief sie, und erst als Patrick unwillig eine Taste auf der Fernbedienung drückte, wagte sie es, die Hände von den Ohren zu nehmen.
„Musst du eigentlich jeden Tag dieses Zeug angucken? Und nimm bitte die Füße vom Tisch.”
Patrick gehorchte seufzend, während er versuchte, sich auf die Roboter zu konzentrieren. Der Ton war ihm jetzt viel zu leise; er konnte gar nicht beurteilen, ob das Zusammenkrachen der Hochhäuser nur schrecklich oder schon katastrophal war.
„Patrick, ich rede mit dir.”
An ihr vorbei schlüpfte Dr. Katz ins Zimmer und schaute sich mit großen Augen um, als sähe er den Raum zum ersten Mal. Dr. Katz war der schwarzweiße Kater, der es Patricks Familie gestattete, ihn bei sich wohnen zu lassen. Seinen Namen trug er aufgrund der brillenförmigen Fellfärbung rund um seine Augen, die ihm ein ausgesprochen gelehrtes Aussehen verlieh. Er ließ sich auf dem Teppich nieder und begann sein Fell zu putzen.
„Patrick!”
Patrick verzog das Gesicht, ohne den Blick vom Bildschirm abzuwenden. Mütter verstanden einfach nicht, dass man bei einem Roboterangriff volle Konzentration brauchte!
„Warum spielst du nicht mal draußen mit den anderen Jungs? Da, hör doch! Ich glaube, sie sind gerade auf dem Fußballplatz an der Ecke!”
Das aufgeregte Geschrei einer Bande von Jungen, die mit Feuereifer einem Ball nachjagten, tönte durch das halb geöffnete Fenster. Es war ein schöner, nicht zu warmer Sommertag, wie geschaffen zum Ballspielen, aber Patrick war anderer Ansicht. Zeitverschwendung, dachte er, wenn es so viele interessante Fernsehprogramme gibt!
„Na?”, ermunterte die Mutter ihn. „Wie wär’s?”
„Ach, Mama, ich hab’ doch keine Zeit!…”
„Aber ich dachte, das sind deine Freunde.”
Patrick schnaubte auf. „Ich brauche keine Freunde. Ich komme schon alleine klar.”
Die Mutter zog sich zurück. Dass sie ein bekümmertes Gesicht hatte, entging Patrick, denn er ließ den Bildschirm nicht aus den Augen. Da! Fast hätte er den richtigen Zeitpunkt zum Umschalten verpasst! Schnell drückte er eine Taste und atmete auf. Ein Glück! Die neueste Folge der Dschungeljungs hatte noch nicht angefangen, im Moment lief noch Werbung für Schokoladenriegel. Diese Riegel sahen wirklich lecker aus und eine nette Stimme erklärte, dass sie gerade für Kinder gesund und fürs Wachstum nötig seien. Dies war doch eine wertvolle Information! Das, so dachte Patrick, sollten auch Erwachsene erfahren, und er nahm sich vor, seine Eltern von diesen Schokoriegeln zu überzeugen. Gut, dass es solche Reklamehinweise gab! Er schob sich eine Handvoll Kartoffelchips in den Mund.
Noch ein Druck auf eine bestimmte Taste und die Technik gehorchte sofort: Patrick warf einen kurzen, fachmännischen Blick auf den Fortgang der Zerstörung, die die Roboter anrichteten, dann schaltete er flink zu den Dschungeljungs. Innerhalb einer Viertelsekunde sprang das Fernsehbild um und die drei Dschungeljungs schwangen sich todesmutig durch das grüne Gewirr der Bäume und Schlingpflanzen.
Patrick streichelte die Fernbedienung. Was, so fragte er sich, sollte er nur ohne dieses kleine Gerät anfangen? Das Leben ist nur lebenswert, wenn man auch eine Fernbedienung hat!
Da! Ein Dinosaurier brach durchs Gesträuch! Patrick war begeistert. Dinosaurier waren immer gut, denn wo Dinosaurier auftauchten, war sofort etwas los. Oho! Der Dinosaurier griff eine wehrlose Expedition an, die auf der Suche nach einer verlassenen Dschungelstadt voller sagenhafter Schätze war. Tolle Sache! Patrick wagte kaum zu atmen, als sich der Dinosaurier riesenhaft vor den winzigen Menschen aufbäumte. Gegen die gigantische Echse wirkten die Menschen wie Zwerge. Oh, oh, das würde keine leichte Aufgabe für die drei Dschungeljungs werden!… Wo blieben sie denn nur? Normalerweise waren sie sofort zur Stelle, wenn jemand im Dschungel Ärger machte … Da waren sie ja! Sie standen oben in einer Baumkrone und beratschlagten, was sie gegen den Dinosaurier unternehmen sollten. Beeilt euch doch!, dachte Patrick, während der Dinosaurier weiter wütete. Dann endlich hatte der stärkste Dschungeljunge einen Entschluss gefasst und sagte zu seinen beiden Dschungeljungenfreunden:
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