schlecht aufgelegt sein wird. Da mußt du ihm sagen,
daß du wohl wüßtest, was ihn bedrücke, und daß es
das Geld sei, das er dem Zauberer schulde, aber nicht
bezahlen könne – denn ich weiß, daß er es nicht hat –.
Aber du kannst es ihm leihen, denn es sind gerade
sechs Scheffel, die du ja hast. Du darfst ihm jedoch
das Geld nur unter der Bedingung leihen, daß er dich
mitnimmt, wenn er zu meinem Vater geht, um zu bezahlen,
und dir erlaubt, als Hofnarr vorauszulaufen.
Kommst du dann zu dem Zauberer, so mußt du allerlei
Narrenstreiche vollführen und schauen, daß du ihm
eine Anzahl Fenster einschlagen kannst, wie überhaupt
alle möglichen und erdenklichen Unglücke dieser
Art anrichten. Darüber wird mein Vater schreck-
lich zornig werden; und weil der König verantworten
muß, was sein Narr thut, so wird er ihn, trotzdem er
seine Schuld bezahlt hat, verurtheilen, entweder drei
Fragen richtig zu beantworten oder das Leben verlieren
zu müssen. Die erste Frage, die mein Vater stellen
wird, wird lauten: »Wo i s t m e i n e T o c h -
t e r ? « Da mußt du vortreten und sagen: »Sie ist auf
des Meeres Grund.« Dann wird er dich fragen, o b
d u s i e e r k e n n e n k a n n s t , und darauf mußt
du »Ja« antworten. Da wird er mit einer Menge Frauenzimmern
hervorkommen und diese an dir vorbeiführen,
damit du dir die aussuchen kannst, welche du
für seine Tochter hältst. Aber du wirst mich auf keinen
Fall erkennen können und deshalb werde ich dich,
wenn ich an dir vorbeigehe, so zupfen, daß du es spüren
kannst, und da mußt du mich augenblicklich pakken
und festhalten. Und damit hast du die erste Frage
gelöst. Seine nächste Frage wird lauten: »Wo i s t
m e i n H e r z ? « Und da mußt du wieder vortreten
und sagen: »Es ist in einem Fisch.« – » K e n n s t
d u d i e s e n F i s c h ? « wird er dann fragen, und
du mußt abermals »Ja« darauf antworten. Da wird er
alle Arten von Fischen herkommen lassen und du
mußt dann unter ihnen den rechten auswählen. Aber
da werde ich schon Obacht geben, daß ich mich an
deiner Seite aufhalten kann, und wenn der rechte
Fisch kommt, werde ich dir einen schwachen Puff
geben und da mußt du ihn schnell ergreifen und dich
beeilen ihn aufzuschneiden. Dann ist es aus mit dem
Zauberer und er wird keine weiteren Fragen mehr stellen.
«
Als der Bursche diesen guten Rath und Bescheid,
was er alles zu thun, wenn er wieder auf festes Land
komme, vernommen hatte, galt es nur noch sich zu erinnern,
was es war, was der Zauberer immer sagte,
wenn er ihn aus einem Menschen in ein Thier verwandelte.
Aber das hatte er vergessen und des Zauberers
Töchterlein wußte es auch nicht. Er ging den ganzen
Tag wie verzweifelt herum und dachte und dachte,
und sann und grübelte; – aber es fiel ihm doch nicht
ein, wie die Formel lautete. Er konnte die ganze Nacht
nicht schlafen und erst gegen die Morgenstunde fiel er
in einen leisen Schlummer und da ging ihm plötzlich
ein Licht auf und es fiel ihm ein, wie der Zauberer zu
sagen pflegte. Er sagte es so schnell als möglich nach
und augenblicklich war er wieder ein Fisch und
huschte ins Meer hinaus. Gleich darauf wurde ihm gerufen
und er schwamm im Nu durchs Meer und hinein
in den Waldbach, an dessen Ufer der Zauberer stand
und dieselben Worte wie sonst sprach und ihn wieder
in einen Menschen verwandelte.
»Nun, wie gefiel es dir als Fisch herumzuschwimmen?
« fragte der Zauberer. »Ja, das hat mir noch am
allerbesten gefallen,« antwortete der Bursche, und das
war gewiß keine Lüge, wie jeder wissen kann. Darauf
zeigte ihm der Zauberer die drei Scheffel Geld, die er
sich im letzten Jahre verdient hatte und die neben den
andern dreien standen, – und alle sechs gehörten jetzt
ihm. »So wirst du mir wohl noch ein Jahr dienen wollen?
« fragte ihn der Zauberer, »und dann bekommst
du dafür sechs Scheffel, macht zusammen zwölf, und
das ist gewiß ein schöner Lohn.« – »Nein,« erwiderte
der Bursche, jetzt habe er genug und danke dem Himmel,
daß diese Zeit um wäre, denn er sehne sich jetzt
auch wo anders zu dienen und andere Leute und andere
Bräuche zu sehen. Aber später wolle er vielleicht
wieder einmal zu ihm zurückkommen. »Ja,« sagte der
Zauberer, »dann wirst du mir jederzeit willkommen
sein.« Der Bursche hatte ihm, wie sie miteinander
ausgemacht hatten, durch drei Jahre treu gedient,
sodaß er nichts dagegen einwenden konnte, daß der
Bursche weiterziehen wollte.
Er bekam jetzt seine sechs Scheffel Geld und machte
sich auf den Weg geradeaus in das Königreich, das
ihm seine Liebste damals genannt hatte. Er vergrub
sein Geld auf einem heimlichen Orte in der Nähe des
königlichen Hofes, und ging dann ins Schloß und bat,
daß man ihn hier in Dienst nehme. Das geschah auch
und er wurde da Stallknecht und mußte die Pferde des
Königs warten und pflegen. So verging eine kurze
Zeit und er richtete ein scharfes Augenmerk darauf,
wie sich der König härmte und niemals ruhig oder
fröhlich gewesen. So kam er eines Tages wieder in
den Stall hinunter und da war niemand anderes zur
Stelle als unser Stallknecht, der jetzt geradeheraus
zum König sagte, daß er mit »Seiner Majestät allergnädigster
Erlaubniß« ihn fragen wollte, warum er
denn immer gar so traurig sei und sich so abhärme.
»Was hilft es darüber zu sprechen,« entgegnete der
König, »du kannst mir ja doch nicht helfen.« – »Ja,
das könne Seine Majestät doch nicht wissen,« sagte
der Knecht darauf, »denn ich weiß es ja doch ganz
genau, was dem König so schwer auf dem Herzen
liegt; und ich weiß sogar Rath, wie das Geld bezahlt
werden kann.« Ja, das war eine andere Sache und der
König ließ sich weiter in ein Gespräch mit diesem
Stallknecht ein, der sagte, daß er ihm die sechs Scheffel
Geld wohl leihen könnte, es aber nur unter der Bedingung
thue, daß er ihn mitnehme und ihn als Hofnarren
gekleidet vorauslaufen lasse, wenn er zu dem
Zauberer reise, um seine Schuld zu bezahlen. Er wolle
zwar einige Tollheiten begehen, für die der König
strenge zur Rechenschaft gezogen würde, aber er
werde schon selbst alles so verantworten, daß dem
Könige nicht das geringste Leid zugefügt werden
könnte. Der König ging mit Freuden auf alles ein,
was sein Stallknecht verlangte; und es war jetzt auch
schon die höchste Zeit, daß sie sich auf die Strümpfe
machten.
Als sie endlich zur Wohnung des Zauberers kamen,
befand sich diese nicht innerhalb des Hügels, sondern
oben auf demselben stand ein großes Schloß, das der
Bursche früher noch nie gesehen hatte – denn der
Zauberer konnte es ja ganz nach seinem Belieben
sichtbar oder unsichtbar machen. Und nach allem,
was der Bursche von des Zauberers Künsten schon
kannte, wunderte er sich auch gar nicht darüber. Als
sie ganz in die Nähe des Schlosses kamen, das aussah,
als wäre es nur aus reinstem Glas, da lief der
Bursche voraus als der Hofnarr des Königs Er sprang
vorwärts und rückwärts und stand bald auf dem Kopf,
bald auf den Beinen und schlug dabei so viele große
Glasscheiben und Glasthüren des Zauberers zusammen,
daß es ganz entsetzlich war, und warf um was er
nur irgend konnte, und richtete eine gefährliche Zerstörung
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